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Kindheit im Banat in 22 Zeichnungen: HOG Traunau bringt zweites Malbuch heraus

Malbücher für Kinder mit Motiven aus der Heimat ihrer Eltern und Großeltern sind – bezogen auf landsmannschaftliche Publikationen – eine Ausnahme. Den Anfang machte die Heimatortsgemeinschaft Jahrmarkt, die im Jahr 2001 das Malbuch „Mei Oma kummt aus Johrmark“ (Konzeption: Franz Junginger, Zeichnungen: Joseph Ed. Krämer) herausbrachte. Es folgte ein Malbuch mit Motiven von Anna Mehler, herausgegeben von den „Banater Schwabenkindern“ bzw. dem Kreisverband Rastatt. 2019 erschien ein „Traunauer Malbuch“ nach einer Idee und mit Illustrationen von Helmuth Petendra. Die DBJT, die Jugendorganisation der Landsmannschaft, gab zwei Jahre später ein weiteres Malbuch heraus, mit Zeichnungen von Jessica Franzen, Michelle Neidenbach und Francesca Heniger. Und vor kurzem wartete die Heimatortsgemeinschaft Traunau mit einem zweiten Malbuch auf, nachdem das erste bereits vergriffen war.

Bezogen sich die Motive des ersten „Traunauer Malbuchs“ auf Gebäude und Gegebenheiten aus Traunau, hat das nun erschienene Buch die „Kindheit im Banat“ zum Thema. Illustriert wurde es wieder von dem Heimatmaler Helmuth Petendra. Die 22 Bildtafeln werden ergänzt durch einen jeweils kurzen, erklärenden Text, der in kindgerechter Art verfasst ist. Die Texte steuerte Waltraud Binschedler bei. Die Gestaltung des Malbuchs übernahm der HOG-Vorsitzende Eckhardt Petendra.

Helmuth Petendra zeige in dem Malbuch, „wie Kinder sich früher in Traunau beschäftigt haben, womit sie gespielt haben, wie sie ihre freie Zeit verbracht haben“, heißt es im Vorwort. Seine Kindheit in dem Banater Dorf, mit der er viele schöne Erinnerungen verbinde, sei in eine Zeit gefallen, „als es noch keinen Farbfernseher und keinen Computer gab“ und den Kindern nur wenige Spielsachen zur Verfügung standen. Deshalb seien „der Phantasie und der Kreativität der Kinder keine Grenzen gesetzt“ gewesen. „Lasst euch überraschen von der Vielfalt der Ideen, die Kinder vor vielen Jahrzehnten entwickelten, und seht selbst, wieviel Freude sie beim Spielen hatten“, lautet die Aufforderung an die Kinder, die das Malbuch zur Hand nehmen.

Auf der Hälfte der Bildtafeln werden beliebte Kinderspiele und sonstige Freizeitbeschäftigungen zeichnerisch dargestellt: „Balle spiele“, „Phoppe spiele“, „Verschteckle un Abplatsche“, „Schisslhopse“ (ein Hüpfspiel, hierzulande unter der Bezeichnung „Himmel und Hölle“ bekannt), „De rodi Fux geht rum, schau dich net um“ (das spannende Kreisspiel gehört bis heute zu den Spiele-Klassikern), „Mit’m Reef laafe“ (ein Lauf- und Geschicklichkeitsspiel, bei dem ein alter Metallreif mit einem Stock geführt wird), „Plisko spiele uff dr Hutwed“ (der „Plisko“, ein etwa 15 Zentimeter langes Holzstück, wird mit einem Schlagstock in die Luft geschleudert, wobei der Mitspieler versucht, den „Plisko“ aufzufangen), „Schliede faahre am Kiehbuckl“, Abkühlung am „Krotteloch“, einem Weiher am Dorfrand, an heißen Sommertagen usw. 

Weitere Bildtafeln machen mit religiösem und weltlichem Brauchtum im Jahreslauf vertraut, in das die Kinder eingebunden waren: das Neujahrswünschen, die Segnung der Häuser durch den Pfarrer in Begleitung seiner Messdiener am Dreikönigstag, das Ratschen an den Kartagen und das „Aaje insammle“ durch die „Rätschebuwe“ am Karsamstagmorgen, die „Kirwei“ – ein Fest, bei dem sich die Kinder Naschereien und allen möglichen Kirmeskram kaufen durften, die Vorführung des Krippenspiels durch die „Chrischtkindle“ Haus für Haus an Heiligabend usw.

Von den Aufgaben, die Kinder in der Familie übernehmen konnten, werden das „Gäns hemtreiwe“, das „Kamelle roppe“ und „De Schnitter Esse traan“ dargestellt.

Die 22 Strichzeichnungen vermitteln den Kindern ein Bild von der Kindheit ihrer Großeltern im Banat. Die Erläuterungen zu jedem Bild helfen ihnen, die Zeichnungen zu verstehen, die farbigen Vorlagen dienen ihnen zur Orientierung beim Ausmalen. Dennoch können die Kinder auf weiterführende Erklärungen angewiesen sein, zumal ihnen die Motive nicht vertraut sind. Und da sind die Erwachsenen gefragt. Die Kinder werden auf alle Fälle viel Freude beim Ausmalen der einzelnen Bildtafeln haben.

So ähnlich wie Helmuth Petendra haben auch viele andere Landsleute ihre Kindheitsjahre im Banat erlebt. Deshalb kann das Malbuch jedem empfohlen werden, der seinen Enkelkindern etwas über das Banat vermitteln will.     

Traunauer Malbuch. Kindheit im Banat. Hrsg.: Heimatortsgemeinschaft Traunau. Idee und Illustration: Helmuth Petendra. Texte: Waltraud Binschedler. Gestaltung: Eckhardt Petendra. o.O., o.J. [2022]. 56 Seiten. Das Malbuch kann zum Preis von 5 Euro zuzüglich 2 Euro Versand bei Eckhardt Petendra (E-Mail hog@traunau-banat.de, Tel. 07153 / 30336) bestellt werden.