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48 Kinder und Jugendliche legten die Tracht an

Angeführt wurde der Festzug vom ersten Geldherrenpaar Karina Palcu-Socaciu und Lukas Raab. Foto: Josef Ackermann

Im nächsten Jahr stellen Yasmina Höniges und Timo Raab (Mitte) das erste Geldherrenpaar, Sonja Höniges und Ralf Raab (rechts) das zweite. Foto: Katharina Emeneth

Nach dem Gottesdienst in der Mutter-Anna-Kirche stellten sich die 24 Kirchweihpaare mit Pfarrer László Bakó, Ehrengästen und Lehrkräften dem Fotografen. Foto: Josef Ackermann

Nach zweijähriger Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie erklang wieder Blasmusik in den Straßen Sanktannas und fröhliche Kirchweih-Rufe luden zum Kirchweihfest am 31. Juli ein.

Bereits am Samstagmorgen um 9 Uhr trafen sich die Jugend und fleißige Helfer, um den Kirchweihbaum im Katharina-Ackermann-Park zu schmücken. Das Kirchweihfest begann am Nachmittag um 17 Uhr mit dem Einladungsrundgang der Kirchweihjugend. Begleitet von den Rekascher Musikanten marschierten die Burschen von der Herz-Jesu-Kirche in Altsanktanna durch den Ort, um alle Bürgerinnen und Bürger Sanktannas zum Kirchweihfest einzuladen. Einen großen Empfang gab es für die Kirchweihjugend im Rathaus, wo traditionell auch der Bürgermeister und die gesamte politische Gemeinde offiziell zum Fest eingeladen werden. Bürgermeister Daniel Tomuţa unterstützt seit jeher diese deutsche Tradition und tanzt sogar bei den obligatorischen drei Tänzen mit der ersten Vortänzerin. 

Auf Einladung von Daniel Tomuţa nahm Theresia Reiter für die HOG Sanktanna an einer Unterredung mit den Bürgermeistern teil. Hier wurden die aktuelle und künftige Entwicklung Sanktannas erläutert und überlegt, wie die deutschen Traditionen weiter unterstützt und erhalten werden können. 

Getrübt wurde dieses Kirchweihwochenende von dem überraschenden Ableben des Ortspfarrers Ioan Ciurar, wohnhaft in Pankota. Nach Rücksprache mit den Verantwortlichen der Diözese Temeswar konnte das Kirchweihfest wie geplant mit Pfarrer László Bakó aus Temeswar durchgeführt werden.

So fand auch wieder das traditionelle Gulaschessen am Samstagabend statt, dieses Mal im Hof des neuen Kindergartens (ehemaliges Pionierhaus neben dem Seniorenheim). Als dann Regenwolken aufzogen und das gesamte Geschehen in die Innenräume verlegt werden musste, hielt die heitere Stimmung an, es wurde bis spät in die Nacht getanzt.

Nach den heißen Tagen war der Sonntagmorgen etwas kühl, aber angenehm für die Trachtenträger. Festlich gekleidet sammelten sich die Kirchweihtänzer beim „ersten Geldherren“. Von dort setzte sich der Kirchweihzug in Bewegung, um die „erste Geldfrau“ abzuholen und anschließend in die Kirche zu marschieren. Berührend war der „stille“ Einzug der 24 Kirchweihpaare in die Mutter-Anna-Kirche. Nur die Glocken läuteten im Gedenken an den verstorbenen Priester.
Angeführt wurde der Festzug vom ersten Geldherrenpaar Karina Palcu-Socaciu mit Lukas Raab, gefolgt vom zweiten Geldherrenpaar Sara Kwaschnitzki mit Alexander Sărăcuţ. Pfarrer László Bakó, bischöflicher Sekretär, zelebrierte den Festgottesdienst mehrsprachig (deutsch, rumänisch, ungarisch) und ging in seiner Predigt auf den Stellenwert des Glaubens in der heutigen Zeit ein. Für die musikalische Umrahmung sorgte Marianne Hellstern mit dem Chor und Orgelbegleitung. Das Schlusslied „Großer Gott, wir loben dich“ wurde von der Blasmusikkapelle begleitet. Dieser besondere Moment erinnerte wieder an alte Zeiten und so manche Träne rann die Wange herunter. 

Nach dem festlichen Hochamt versammelten sich alle im Kirchenhof, wo frische Sanktannaer Kipfel und Getränke serviert wurden. Viele hatten sich zum anschließenden Festessen in der von Familie Mackert betriebenen Pizzeria angemeldet. Auch die Vertreter der HOG Sanktanna fanden sich mit den Organisatoren auf Einladung des Bürgermeisters dort ein. Die Lehrerinnen der deutschen Schule in Sanktanna berichteten über die seit Februar laufenden Vorbereitungen für das Kirchweihfest. Die Trachten für die Mädchen und für die Burschen mussten hergerichtet werden, wobei es zu beachten gilt, dass die besondere weiß-schwarze Sanktannaer Tracht sehr anspruchsvoll in der Pflege und der Hutschmuck sehr filigran in der Ausführung ist. Die Jugendlichen lernten marschieren, den Einzug in die Kirche und auf den Platz um den Kirchweihbaum, Polka und Walzer tanzen und auch lizitieren. Auch der buntgeschmückte Kirchweihstrauß wurde von den Kindergärtnerinnen in vielen Arbeitsstunden vorbereitet. 

Am späten Nachmittag marschierten die Kirchweihpaare im Katharina-Ackermann-Park auf. Dieses Jahr gab es eine Neuerung: Als Kirchweihbaum diente ein Baum aus dem Park, der mit Blumengirlanden geschmückt war und an dem Hut und Seidentuch sowie ein kleines Kreuz angebracht waren. Auf dem danebenstehenden Weinfass trugen die „Geldherren“ die beiden Kirchweihsprüche vor. Auf diesem Fass stehend wurden anschließend Seidentuch, Hut und der Kirchweihstrauß versteigert beziehungsweise „verlezitiert“. Die Blasmusik war wieder im Pavillon untergebracht, spielte viele vertraute Stücke und oft kurze Weisen, wenn es hieß: „Musich!“ oder „Ausplosa!“. Wie früher wurden die Gewinner nach jeder Versteigerung dreimal „hochgeworfen“, während die Blasmusik „Hoch soll er leben“ spielte. Am späten Abend wurde der Kirchweihstrauß versteigert, bei 720 Lei war Schluss. Im nächsten Jahr stellen Yasmina Höniges mit Timo Raab das erste Kirchweihpaar und Sonja Höniges mit Ralf Raab das zweite.

Spät am Abend begann der Kirchweihball. Die Jugendlichen marschierten im Festsaal der SMT am Stefan Hell-Lyzeum auf. Dieses Jahr hatten sie eine schöne Marsch-Choreografie vorbereitet und überraschten damit alle anwesenden Gäste. Die ungarische Musikband „Tornado“ sorgte für gute Stimmung, ausgelassen wurde bis in die späten Morgenstunden gefeiert und getanzt.

Am darauffolgenden Montag, den 1. August, erhielten die Vertreter der HOG Sanktanna und die aus Deutschland angereisten Sanktannaer vom Bürgermeister persönlich und vom Projektleiter eine Führung durch das in der ehemaligen Bürgerschule (im sogenannten Urbarialhaus) im Entstehen begriffene Museum. Dieses soll im Frühjahr 2023 eröffnet werden. Der Umbau und die Sanierung sind bereits so gut wie abgeschlossen. Alle Räume wurden besichtigt und deren künftige Bestimmung wurde ausführlich erläutert. Unter anderem soll ein Raum an unsere Vorfahren erinnern, in dem auch die von ausgewanderten Sanktannaern bisher abgegebenen Gegenstände ausgestellt werden.

Am 2. August fand die traditionelle deutsche Wallfahrt nach Maria Radna statt. Gemeinsam mit vielen Banater Schwaben, jedoch weniger als in früheren Jahren, erlebten wir den feierlichen Gottesdienst, von Pfarrer Paul Kollar, Domkapitular Andreas Reinholz und weiteren Priestern zelebriert wurde.

Dankbar blicken wir zurück auf dieses Kirchweihfest in Sanktanna. Wir freuen uns sehr, dass so viele Kinder und Jugendliche an diesem Fest teilgenommen haben. Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden und deren Eltern. Unser Dank gilt auch Pfarrer Bakó, Bürgermeister Tomuţa und dem gesamten Organisationsteam, allen voran Dr. Ana Höniges, Melitta Palcu-Socaciu und Hermine Reinholz sowie allen fleißigen Helferinnen und Helfern, die nicht alle namentlich genannt werden können. Wir bitten, dieses traditionelle Kirchweihfest, das in seiner Art nur noch in Sanktanna so gefeiert wird, weiterzuführen. Bedanken wollen wir uns auch beim Kulturwerk Banater Schwaben, beim Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und bei der HOG Sanktanna für die Förderung und finanzielle Unterstützung des Kirchweihfestes.