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Lenauheim würdigte den 220. Geburtstag seines Namensgebers

Vertonungen von Lenau-Gedichten und kirchenmusikalische Werke standen auf dem Programm des gut besuchten Konzerts in der römisch-katholischen Kirche von Lenauheim. Foto: Sebastian Horvath

Nikolaus Lenau, der Dichter, der „dem Ort im Herzen der Banater Heide später Weltruhm“ bringen sollte, so Franz Liebhard, ist im Banat und in seiner Geburtsgemeinde bis heute unvergessen. Vor 220 Jahren, am 13. August 1802, erblickte Nikolaus Franz Niembsch als drittes Kind des Ehepaares Franz und Therese Niembsch im stattlichen Amtsgebäude des Kameralamts zu Csatád das Licht der Welt. Ob damals auf der Banater Heide glühende Sommerhitze herrschte wie am letzten Juli-Sonntag dieses Jahres, als in Lenauheim des berühmtesten Sohnes des Dorfes gedacht wurde? Da war es wohltuend, dass die Feier in der angenehm kühlen römisch-katholischen Ortskirche stattfand, der Kirche, in der der spätere große Dichter das Sakrament der Taufe empfangen hat. 

Die Lenau-Feier wurde von der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim gemeinsam mit dem Bürgermeisteramt der Gemeinde Lenauheim in Zusammenarbeit mit dem Temescher Kreisrat auf Initiative von Dr. Franz Metz ausgerichtet und fand gelegentlich einer Neuauflage der Reihe „Banater Sommerkonzerte“ statt, die der bekannte Organist und Musikwissenschaftler seit Jahren im Banat veranstaltet. Aus gegebenem Anlass stand diesmal auch ein Konzert in der katholischen Kirche zu Lenauheim auf dem Programm der Veranstaltungsreihe. 

Am Sonntag, dem 31. Juli, wohnten über hundert Musikliebhaber und Kulturinteressierte diesem Konzert der besonderen Art bei. Im Auditorium befanden sich auch zahlreiche Ehrengäste: Nikolaus Rennon, Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben, und sein Stellvertreter Dieter Probst, Anita Maurer, Sprecherin der Heimatortsgemeinschaften im Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Erna Paler, Vorsitzende der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, Walter Altmayer, Leiter des Vertretungsbüros der Landsmannschaft und des Hilfswerks in Temeswar, Josef Koch, Ehrenvorsitzender der HOG Hatzfeld, Dietlinde Huhn, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus. Die HOG Lenauheim war durch ihren Vorsitzenden Werner Griebel und Vorstandsmitglied Kevin Back vertreten. Vom Lenau-Lyzeum in Temeswar war die stellvertretende Schulleiterin Mona Mateiu nebst weiteren Lehrerinnen gekommen. Für die deutschsprachigen Medien (Radio Temeswar und „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“) berichtete Astrid Weisz über die Veranstaltung.

Pfarrer Cristinel Bălan, Seelsorger der Pfarrei Lovrin, zu der Lenauheim als Filialgemeinde gehört, hieß die Gäste willkommen, unterstrich mit einigen Worten die Bedeutung des 1778 erbauten Gotteshauses als Taufkirche Lenaus und wies darauf hin, dass das Taufbecken, in dem Lenau am 13. August 1802 getauft wurde, bis heute erhalten ist. 

Der Bürgermeister der Gemeinde Lenauheim Ilie Suciu hob die Wichtigkeit von Nikolaus Lenau für Lenauheim hervor und berichtete über die vielen Besucher aus dem In- und Ausland, die hierherkommen, um das Heimat- und Lenaumuseum im Geburtshaus des Dichters und die katholische Dorfkirche zu besichtigen, das imposante Lenaudenkmal vor dem Rathaus, das in einer schönen, vor einigen Jahren neu gestalteten Anlage steht, und das Grab von Lenaus Schwester Magdalena, die im Kindesalter starb, auf dem Ortsfriedhof aufzusuchen.

Der Vorsitzende der HOG Lenauheim Werner Griebel umriss anschließend kurz das Leben und Wirken des bekanntesten Sohnes der Gemeinde und referierte über sein Schaffen. Er hob auch die Wichtigkeit so einer Veranstaltung unter Teilnahme der hiesigen Bürger und von Gästen aus der Region und dem Ausland hervor. Was hier gelebt werde, sei Völkerverständigung im wahrsten Sinne des Wortes, und das sei bestimmt auch im Sinne Lenaus, so Griebel.

Im ersten Teil des Konzerts waren Vertonungen von Lenau-Gedichten zu hören, so die Kompositionen von Felix Mendelssohn-Bartholdy „An die Entfernte“, Robert Schumann „Lied eines Schmiedes“ und „Meine Rose“, Gheorghe Dima „Die Primel“ („Viorica“), Peter Kleckner „Herbst“ und „Nebel“, Wilfried Michl „Die Drei“, Franz Metz „Einst und jetzt“ sowie das Volkslied „Drei Zigeuner“. Interpretiert wurden die Lieder von Simona Negru (Sopran) und Wilfried Michl (Bariton), am Klavier von Franz Metz begleitet.

Der zweite Teil des Konzerts umfasste kirchenmusikalische Werke von Charles Gounod („Laudate Dominum“), Johann Strauß („Hochzeitspräludium“) und Friedrich Schmoll („Schwäbische Orgelmusik“), aber auch von Banater Komponisten, wie Anton Glasz, Guido Pogatschnigg und Gustav Hazslinsky, von denen vornehmlich Ave-Maria-Vertonungen zu Gehör gebracht wurden. Ausführende waren nebst den genannten Solisten auch die Temeswarer Violinistin Anna Maria Popan. Am Schluss bot Franz Metz einige Improvisationen auf der alten Dorforgel dar, für die es diesmal einen Kalkanten, also Balgtreter brauchte, um das Instrument mit Luft zu versorgen. Metz hob anschließend die Besonderheiten und den Wert der Orgel hervor. 

Die Gemeinde und die HOG Lenauheim bereicherten das Kulturprogramm mit Kurzvorträgen über Nikolaus Lenau und Gedichtvorträgen, die zwischen den musikalischen Darbietungen eingestreut wurden. Jugendliche aus Lenauheim in banatschwäbischer und rumänischer Tracht, was dem Ganzen ein Farbtupfer verlieh, sowie Isolde Griebel trugen Lenau-Gedichte in rumänischer, deutscher und englischer Sprache vor. Für einen lyrischen Höhepunkt sorgte Boris Gaza, Schauspieler am Deutschen Staatstheater Temeswar, der mehrere Gedichte des gewürdigten Dichters rezitierte.

Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Pfarrer Bălan für das besondere musikalische Erlebnis, während der HOG-Vorsitzende anerkennende Worte an alle Mitwirkenden und Kooperationspartner richtete und zum Zeichen des Dankes kleine Gastgeschenke überreichte. Er teilte auch mit, dass der Vorstand der HOG Lenauheim in seiner letzten Sitzung einen Beschluss zur Unterstützung der Orgelreparatur gefasst und eine Spendensammlung gestartet habe. Die gesamte Hörerschaft wurde zum Gang ans Denkmal und zum anschließenden Stehempfang im Kulturhaus eingeladen.

Zum Gedenken an den Dichter hielten die Teilnehmer an seinem Denkmal vor dem Rathaus einige Minuten inne. Währenddessen erklang die Vertonung von Lenaus Gedicht „Einst und jetzt“ in deutscher und rumänischer Sprache. Im Kulturhaus erwartete die Gäste eine reiche Tafel mit Imbiss und Getränken. Neben dem Genießen bot der Stehempfang auch die Möglichkeit zum Erzählen und zum Austausch.

Für Lenauheim war es eine besondere Veranstaltung. Vor allem das eindrucksvolle Konzert wird vielen in Erinnerung bleiben. Emotionaler Höhepunkt war für mich der Moment, als Dr. Metz die Orgel, trotz Defekt, zum Erklingen brachte. Eine Bestätigung mehr, dass alle finanziell zusammengreifen sollten, um das wertvolle Instrument wieder in einen funktionstüchtigen Zustand zu bringen.

Ein herzliches Dankeschön seitens der Veranstalter geht an die Musiker, die Vortragenden, das Kulturhauspersonal sowie an alle, die zum Gelingen dieser einmaligen Veranstaltung beigetragen haben. Die HOG Lenauheim dankt auch der Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm Dr. Swantje Volkmann für die Förderung der Veranstaltung sowie Bürgermeister Suciu und Pfarrer Bălan für die gute Zusammenarbeit. Die Hommage an Nikolaus Lenau aus Anlass seines 220. Geburtstags war Ausdruck der traditionell guten Beziehungen zwischen der HOG Lenauheim und dem Herkunftsort im Banat und ein weiterer Schritt zur Festigung der freundschaftlichen Verbundenheit zwischen den ehemaligen und jetzigen Bewohnern der Gemeinde und deren Freunden von nah und fern.