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Der Trend liegt in der Mitte

Krisenzeiten sind Kanzlerzeiten, lautet eine alte Politikerweisheit. Sie wurde bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag bestätigt, auch wenn offen blieb, ob Krisenzeiten nicht beständiges Merkmal unserer offenen Informationsgesellschaft geworden sind. Angela Merkel erzielte ein überragendes Wahlergebnis, welches selbst die Wahlforscher so nicht berechnet hatten. Immer wieder unterschätzt, hat sie gezeigt, dass die Kunst des Machbaren ein Wert für sich sein kann, der eher vom Wähler goutiert wird, als die großen Entwürfe für Gesellschaft und Staat.

Die SPD als zweite große deutsche Volkspartei konnte nach dem misslungenen Wahlkampfauftakt ihres Spitzenkandidaten nicht mehr in die Gänge kommen. Auch wenn er zu vielen Themen die richtigen Fragen gestellt hatte, die Antworten auf die drängenden Fragen der Zeit sollten nach Meinung der Mehrheit der Wähler doch eher von der Union kommen. Ob und inwieweit dies möglich sein wird, werden die Verhandlungen der nächsten Wochen zeigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird es sicher nicht einfach gemacht, eine Regierung zu bilden, nachdem ihr bisheriger Koalitionspartner FDP vorerst im politischen Nirwana verschwunden ist. Bei ihr überzeugte weder das Programm noch das Personal. Gerupft stehen auch die Grünen da. Vor einigen Jahren von vielen meinungsbildenden Medien noch als zukünftige Volkspartei hoch gelobt, mussten sie erleben, wie schnell der stets gerne oberlehrerhaft erhobene Zeigefinger auf die Grünen selbst zeigte. Dabei waren die in die Öffentlichkeit gerückten Irrungen und Wirrungen aus der Gründerzeit der Partei für manche potentielle Wähler Grund genug, sich von diesem Angebot abzuwenden. Eines „Veggiedays“ – sie hätten ja an den fleischlosen Freitag erinnern können – hatte es dabei gar nicht mehr bedurft. Ob nun eine neue Generation von Grünen-Politikern mit längst von den Parteien der Mitte übernommenen Themen auch Stimmen einfahren wird, bleibt abzuwarten.

Ein Wort noch zu den Kandidaten, die im Vertriebenen- und Aussiedlerbereich wirken. Sie haben alle sehr gute Ergebnisse eingefahren und sorgen damit dafür, dass die politischen Themen dieser Gruppe in der Politik und in der Mitte der Gesellschaft bleiben. Das ist wichtig, wird aber oft verkannt, nicht zuletzt von den Betroffenen selbst. Dabei ist und bleibt politisches Engagement notwendig, auch für uns Banater Schwaben.