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Ovidiu Ganţ mit der Prinz-Eugen-Nadel ausgezeichnet

Ovidiu Ganţ nimmt die Prinz-Eugen-Nadel samt Verleihungsurkunde entgegen. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

Abgeordneter Ovidiu Ganţ dankt für die Auszeichnung. Foto: Nikolaus Dornstauder

Laudatio des Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber auf Ovidiu Ganţ anlässlich der Verleihung der Prinz-Eugen-Nadel

Politische Vertreter, Mandatsträger aus den Reihen der Deutschen im Banat sind nicht so oft anzutreffen, Parlamentarier noch seltener. Natürlich gab es sie, vor dem Ersten Weltkrieg im ungarischen Parlament, als das Banat zur ungarischen Reichshälfte der Doppelmonarchie gehörte, zwischen den beiden Weltkriegen im rumänischen Parlament, ich erinnere nur an Kaspar Muth. Auch nach dem Krieg war in Deutschland, in Niedersachsen, ein Banater Schwabe, Hans Schäfer, Abgeordneter und Minister. 

Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) ist seit 1990 immer mit einem eigenen Abgeordneten im rumänischen Parlament vertreten. Er muss bei den jeweiligen Parlamentswahlen einen bestimmten Stimmenanteil erreichen. Sie, lieber Herr Abgeordneter Ganţ, gehören seit 2004 ununterbrochen dem Parlament von Rumänien an, für das Deutsche Forum. Ich stelle es heraus, weil Parteienwechsel und Neugründungen zum Erhalt der Macht zum politischen Alltag gehören. In den mittlerweile 18 Jahren ihres politischen Mandats haben Sie diesem Deutschen Forum eine klare, eine unmissverständliche und eine unverwechselbare Stimme gegeben, die in der rumänischen Parteienlandschaft ihresgleichen sucht. Ihre Stimme ist die Stimme für Rechtstaatlichkeit und Freiheit, ist die Stimme gegen Vetternwirtschaft und Korruption, für die feste Verankerung Rumäniens in den euroatlantischen Strukturen, für beste Beziehungen zur Europäischen Union, zu Deutschland. In erster Linie ist sie aber immer die Stimme der Deutschen in Rumänien, die sie in das Parlament nach Bukarest entsenden. Dabei werden Sie nicht nur von den Deutschen in Rumänien gewählt, sondern auch von Rumänen, von Ungarn oder anderen Minderheiten, die Ihre Arbeit schätzen. Und das sind nicht wenige. 

Ovidiu Ganţ wurde 1966 in der Kleinstadt Detta im Kreis Temesch geboren. Es ist eine Stadt, in der immer schon Deutsche, Rumänen, Ungarn, Serben und Juden lebten. Nach einem erfolgreichen Studium der Mathematik an der Universität Temeswar unterrichtete er an der deutschen Abteilung des Lugoscher Brediceanu-Lyzeum und ab 1992 am Nikolaus Lenau Lyzeum in Temeswar. Von 1998 bis 2001 war er Direktor dieser traditionsreichen Bildungsstätte. 2001 wurde er Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen der rumänischen Regierung, seit 2004 ist er gewählter Abgeordneter für das DFDR im rumänischen Parlament. Vor dem EU-Beitritt Rumäniens gehörte er der rumänischen Beobachterdelegation im Europäischen Parlament an, nach dem Beitritt war er dementsprechend Mitglied des Europäischen Parlaments. Als Abgeordneter gehört er dem Vorstand des DFDR an. 

Die rumänische Presse erklärte Ovidiu Ganţ zum fleißigsten Abgeordneten im rumänischen Parlament – ja, es gibt auch solche Statistiken, nicht nur in Rumänien. Er nimmt sein Mandat ernst, seine Präsenz in der Abgeordnetenkammer, er stellt Anträge und Anfragen, schmiedet Partnerschaften und Allianzen, er gilt als die Stimme der Vernunft. Seit 2021 gehört er dem Präsidium der Abgeordnetenkammer an. 

Ovidiu Ganţ hat es verstanden, die deutsche Minderheit als eine politische Minderheit zu etablieren. Weil eine kleine nationale Minderheit am stärksten ist, wenn sie politische Unterstützung erfährt, hat Herr Ganţ erfolgreich Brücken zu anderen Minderheiten geschlagen: zur jüdischen, zur serbischen, zur bulgarischen, zur armenischen, um nur einige zu nennen. Sie unterstützen sich gegenseitig, um politische Projekte auf den Weg zu bringen. Ein letztes großes Projekt, von dem auch mancher hier im Saal profitiert, war die Entschädigung von Kindern ehemaliger deutscher Zwangsarbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion. Sie erhalten vom rumänischen Staat monatlich eine hohe Entschädigungsleistung für eine Folge des Zweiten Weltkriegs. Die Gesetzesinitiative haben ein serbischer, ein jüdischer und ein deutscher Abgeordneter Rumäniens eingebracht und dafür die Zustimmung aller Abgeordneten im Parlament erhalten. Das muss man sich immer vergegenwärtigen. 

Der Abgeordnete Ovidiu Ganţ schätzt nicht nur eine klare Aussage, sondern auch eine entschiedene Haltung. Bei Verleumdungsversuchen, auch gegenüber der deutschen Minderheit, nimmt er sofort Stellung, nutzt sämtliche rechtlichen Möglichkeiten, um solche Vertreter in die Schranken zu weisen. An einer solchen Haltung richten sich auch seine Landsleute auf, die in Rumänien, aber auch die in Deutschland, denn nach wie vor haben diese Gruppen gemeinsame Interessen, gemeinsame Projekte und Hoffnungen und das ist gut so. 

Lieber Herr Abgeordneter Ganţ, in Anbetracht Ihrer großen Verdienste um die Banater Schwaben hat der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben einstimmig beschlossen, Sie mit der höchsten Auszeichnung unseres Verbandes, der Prinz-Eugen-Nadel, auszuzeichnen. Herzlichen Glückwunsch! 

Dankesrede des Abgeordneten Ovidiu Ganţ

Es ist mir eine besondere Ehre und Freude, heute hier in Ulm die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland in Empfang zu nehmen. An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an die Landsmannschaft der Banater Schwaben und ihren Vorstand richten. Ich bin gerührt, danke sehr für die Laudatio und nehme diese Auszeichnung auch im Namen meiner Mitarbeiter und Kollegen im Deutschen Forum an.

Es ist wichtig, Ämter zu bekleiden, aber noch wichtiger ist es, sie effizient im Sinne der Gemeinschaft auszuüben. Dies wäre ohne die Unterstützung meiner Mitarbeiter und Kollegen nicht möglich. Das Gleiche gilt für zwei besondere Freunde: den jüdischen Abgeordneten Silviu Vexler und den ehemaligen serbischen Abgeordneten Slavoliub Adnagi, die eine entscheidende Rolle spielten bei der Annahme durch das rumänische Parlament der wichtigen Gesetze bezüglich Wiedergutmachung für Kinder ehemaliger Russland- und Bărăgandeportierter. Diese haben wir gemeinsam erarbeitet und eingereicht.

Die Verleihung der Prinz-Eugen-Nadel deute ich auch als Ausdruck der sehr guten Zusammenarbeit zwischen der Landsmannschaft und dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien. Es ist meine Überzeugung, dass wir zusammen sehr gute Ergebnisse sowohl für unsere schwäbische Gemeinschaft wie auch im Sinne der Förderung der Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien weiterhin erzielen werden. Mehr als das: Sowohl in Rumänien wie auch grenzüberschreitend funktioniert die Partnerschaft mit anderen deutschen Gemeinschaften hervorragend. Ein sehr gutes Beispiel sind die Siebenbürger Sachsen. In diesem Sinne gilt ein ganz großer Dank unserem Landesvorsitzenden Dr. Paul-Jürgen Porr und Dr. Bernd Fabritius. Es ist aus meiner Sicht eine großartige Idee gewesen, Bernd Fabritius und mich in dieser gemeinsamen Zeremonie zu ehren. Es hat symbolischen Wert und gibt mir die Möglichkeit, öffentlich Bernd Fabritius für seine Unterstützung als Bundesbeauftragter herzlich zu danken. 

In all diesen 21 Jahren meines politischen Engagements in Bukarest für die deutsche Minderheit hätten wir bei Weitem nicht so vieles erreichen können ohne die Unterstützung des Bundes, vor allem der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, des Landes Baden-Württemberg und der anderen Bundesländer, die uns unterstützt haben, der Stadt Ulm und den anderen Städten und Kommunen, wo unsere Landsleute heute leben. Dafür herzlichen Dank!

Diese hohe Ehrung, die ich heute erhalte, möchte ich meiner Familie widmen: meiner Mutter und Großmutter mit ihren Geschwistern, die alles getan haben, damit meine Schwester und ich unsere schwäbische Identität nicht verlieren, meinem rumänischen Vater, der das unterstützt hat, wie auch meiner Frau und meinen Kindern, die meine langen Abwesenheiten von zuhause akzeptiert haben, so dass ich meine Pflicht erfüllen konnte. 

Ihnen allen möchte ich für Ihre Anwesenheit herzlich danken und alles Gute und viel Gesundheit für die Zukunft wünschen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.