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Als Gemeinschaft wieder zusammengefunden - Heimattag der Banater Schwaben 2022 in Ulm

Die Tanzvorführungen der Trachtenpaare auf dem Albert-Einstein-Platz begeisterten die vielen Zuschauer. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

Oberbürgermeister Gunter Czisch, Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber, der Abgeordnete Ovidiu Ganţ und Generalkonsul Dr. Radu Florea (von rechts) legten am Auswandererdenkmal Kränze nieder. Foto: Nikolaus Dornstauder

Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch hieß die Banater Schwaben in ihrer Patenstadt herzlich willkommen. Foto: Nikolaus Dornstauder

„Anders, festlich, emotional, motivierend, etwas ganz Besonderes – das waren die Schlagwörter der Banater Landsleute, die ihre Eindrücke vom Pfingsttreffen der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Ulm am Wochenende (4. und 5. Juni, Anm. d. Red.) beschrieben. Das Programm wurde tatsächlich knapper als in den vorpandemischen Auflagen gehalten, die Zahl der geladenen Gäste und Teilnehmer war kleiner. Es sollte ein Lebenszeichen sein und ein Aufbruch zu neuem, lebendig gestaltetem Verbandsleben – und das war der Heimattag 2022 in Ulm allemal“, so das treffende Fazit der aus Temeswar angereisten Rundfunkredakteurin und Journalistin Astrid Weisz, die in der deutschen Sendung von Radio Temeswar und in der „Allgemeinen Deutschen Zeitung“ von Rumänien über den Heimattag berichtete.

Es war in der Tat ein gelungener Neustart. Vier Jahre nach dem letzten Heimattag in Ulm und zwei Jahre nach dem digitalen Heimattag kamen in der Stadt Ulm, die seit 1998 die Patenschaft über die Landsmannschaft der Banater Schwaben innehat, wieder Banater Schwaben aus allen Teilen Deutschlands, aus Rumänien, den USA und Schweden zusammen. Zwar gab es noch kein Treffen in den Messehallen, dafür aber zahlreiche öffentliche Veranstaltungen und eine nachgeholte Festversammlung der Vorstände der Gliederungen und Vereine der Landsmannschaft der Banater Schwaben zum 70. Gründungsjubiläums unseres Verbandes.

Zum 23. Mal war Ulm Gastgeber des Heimattages der Banater Schwaben, der seit 1974 in der Donaustadt stattfindet. Diesmal war es ein Heimattag mitten in Ulm – ein Novum, geschuldet den besonderen Umständen, unter denen dieses Fest der Gemeinschaft organisiert wurde. An den beiden Tagen waren der Albert-Einstein-Platz, die Hirschstraße, das Rathaus und der Rathausplatz, das Donauufer mit dem Auswandererdenkmal, die Donaubastion mit dem Donauschwäbischen Zentralmuseum und dem Banater Kultur- und Dokumentationszentrum, das Stadthaus am Münsterplatz und die Kirche St. Michael zu den Wengen Schauplätze, an denen sich Gäste und Besucher trafen und Gemeinschaft erlebten, an denen sich diese Gemeinschaft mit dem, was sie ausmacht – ihren Trachten, ihren Tänzen und ihrer Musik – öffentlichkeitswirksam präsentierte. Die meisten dieser Örtlichkeiten haben einen historischen Bezug zu uns Banater Schwaben, wie der vor kurzem von der Landsmannschaft der Banater Schwaben herausgegebenen, von Halrun Reinholz gestalteten Broschüre „Die Banater Schwaben in Ulm. Eine Spurensuche“ zu entnehmen ist.

Banater Trachten, Tänze und Blasmusik in den Sedelhöfen

Traditionell nimmt der Heimattag seinen Anfang am Samstagvormittag in der Ulmer Fußgängerzone mit Tanzvorführungen von Banater Trachtengruppen. Diesmal fanden die Auftritte jedoch nicht wie üblich am Neuen Brunnen statt, sondern auf dem Albert-Einstein-Platz in den Sedelhöfen, die das neue Eingangstor vom Hauptbahnhof in die hochfrequentierte Fußgängerzone bilden. Also Ulms beste Adresse. Dass nicht wie bisher gewohnt zwei Trachtengruppen aus Deutschland und eine aus dem Banat aufgetreten sind, stellte ein weiteres Novum dar. Diesmal stellten verschiedene Trachtengruppen aus dem süddeutschen Raum die Tänzerinnen und Tänzer. Gekommen waren sie aus den Kreisverbänden Augsburg, Esslingen, Ingolstadt, Karlsruhe, München, Nürnberg, Singen, Spaichingen und Würzburg. Insgesamt waren es über 60 Trachtenpaare, die, vom Banater Kultur- und Dokumentationszentrum in der Schillerstraße kommend, unter Blasmusikklängen auf den Albert-Einstein-Platz einzogen. Die schönen farbenfrohen und sorgfältig hergerichteten Trachten aus den unterschiedlichsten Ortschaften des Banats ließen die Herzen der zahlreich versammelten Landsleute höherschlagen. 

Die Begeisterung steigerte sich noch mehr, als die vorwiegend jugendlichen Trachtenpaare die Gemeinschaftstänze „Veilchenblaue Augen“, Donauschwaben-Walzer, Kathi-Ländler und „Mein Banater Land“ vorführten. Begleitet wurden sie von der „Original Donauschwäbischen Blaskapelle Reutlingen“ unter der Leitung von Johann Frühwald und den Weinbergmusikanten aus Metzingen, dirigiert von Johann Wetzler. Die Tänzerinnen und Tänzer wie auch die beiden Blaskapellen ernteten viel Beifall, sowohl von den angereisten Banater Schwaben als auch von den Ulmern und Touristen, die bei herrlichem Sonnenwetter am Samstag in der Innenstadt unterwegs waren. Für alle – Zuschauer wie Trachtenpaare – war der Auftritt ein besonderes Erlebnis, zumal es nach zwei Jahren Pandemie das erste Mal war, dass dieses Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit wieder auflebte und sowohl die einen als auch die anderen optimistisch in die Zukunft blicken ließen.

Oberbürgermeister empfängt die „Patenkinder“ im Rathaus

Um die Mittagszeit formierte sich ein stattlicher Trachtenzug, der sich mit Marschmusik Richtung Rathaus in Bewegung setzte. In der belebten Fußgängerzone zogen die Trachtenpaare viele neugierige Blicke auf sich. Einige am Rande des Trachtenzuges wollten wissen, woher man komme oder was gefeiert werde, andere zückten ihre Handys und machten Fotos. Solche Szenen spielten sich nicht nur in der Hirschstraße ab, sie wiederholten sich auf der gesamten Route bis zum historischen Rathaus der Stadt. 

Dort empfing „der Patenonkel“, Oberbürgermeister Gunter Czisch, eine Abordnung der Festgemeinde – auch dies ein fester Bestandteil des Heimattages. Im Rathaus eingefunden hatten sich auch die bereits angereisten Ehrengäste: der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament Ovidiu Gant, der Generalkonsul von Rumänien in Stuttgart Dr. Radu Florea, der Bürgermeister der Gemeinde Lenauheim Ilie Suciu, die Präsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen Dr. Maria Werthan sowie die Vertreter des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat.

„Sie haben heute die Stadt erfreut mit Ihrem Umzug, Ihren Trachten und Blaskapellen. Es ist schön, es tut gut, auch im Herzen gut, wenn die Stadt erfüllt ist von Tradition und Zukunft, wenn sie erfüllt ist von diesem gemeinsamen Band, das uns seit vielen, vielen Jahren verbindet“, sagte Czisch und hieß die Banater Schwaben in ihrer Patenstadt herzlich willkommen, auch im Namen des Gemeinderats und der gesamten Bürgerschaft. Er freue sich, dass so viele gekommen seien, was zeige, dass die Banater Schwaben „mindestens genauso engagiert wie vor zwei Jahren“ seien. 

Czisch wies auf das international ausgerichtete Donaufest in Ulm und Neu-Ulm Anfang Juli hin. Vor dem Hintergrund, dass in der Ukraine, einem Donauland, Krieg herrsche, sei es nötig, „Haltung einzunehmen und dafür zu kämpfen, dass unser gemeinsames Europa in Frieden und Freiheit, Demokratie und Rechtstaatlichkeit gedeiht“. Die Geschichte der Donauländer, der Menschen entlang dieses Flusses, auch die der Banater Schwaben sei „eine Geschichte von Krieg und Frieden, von Flucht und Vertreibung“, die uns ermahne, Frieden und Freiheit nicht als Selbstverständlichkeit hinzunehmen und sich dafür einzusetzen. Dies müsse „unser gemeinsames Anliegen“ sein, so der Oberbürgermeister.

Auch in diesen schwierigen Zeiten sei es wichtig, gemeinsam zu feiern und diese „Tage der Freude, der Begegnung und der Freundschaft“ zu genießen. Czisch schloss mit den Worten: „Wir freuen uns, dass wir als Pate Sie hier wieder begrüßen können, dass wir Gastgeber sein dürfen und dass wir dieses Band zwischen uns weiterknüpfen können.“

Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber verlieh seiner Freude Ausdruck, „nach vier Jahren heute wieder hier sein zu dürfen“. Zwar sei man in der Zwischenzeit öfters in Ulm gewesen, im Museum, im Kulturzentrum, im Donauring, und habe hier Lesungen, Gedenkveranstaltungen und Sitzungen abgehalten, aber es habe doch etwas gefehlt: „die Blasmusik, die Trachtenpaare, der Festzug, dieser Empfang und, ganz entscheidend, das große Treffen in den Messehallen“. Letzteres könne in diesem Jahr leider noch nicht stattfinden, „weil die Entscheidung hierfür schon im Februar getroffen werden musste, damals Corona allerorten blühte, und uns das gesundheitliche Risiko für die vielen älteren Leute als auch das finanzielle Risiko für den Verband schlichtweg zu hoch erschienen ist“. 

Dieser Heimattag sei „ein erster Schritt in die richtige Richtung, um auch als Gemeinschaft wieder zusammenzufinden“, so Leber, der mit Blick auf die Zukunft auf ein weiteres Jubiläum verwies, auf das man hinarbeiten werde: Im Jahr 2024, also beim nächsten Heimattag, seien es genau 50 Jahre her, dass der erste Heimattag in Ulm stattgefunden habe.

DBJT-Vorsitzender hält Gedenkrede am Auswandererdenkmal

Vom Rathaus verlagerte sich der Schauplatz ans Auswandererdenkmal am Donauufer. Mit Blasmusikbegleitung gelangte der Festzug über einen Durchgang unter dem Metzgerturm, der sich über der Stadtmauer erhebt, ans Ufer der Donau, dem Schicksalsstrom der Donauschwaben. Nach ihnen ist auch der Uferabschnitt benannt, an dem das Auswandererdenkmal steht. Hier findet alle zwei Jahre anlässlich des Heimattages eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung statt.

Die Trachtenpaare, Ehrengäste, die Mitglieder des Bundesvorstandes sowie die Festgemeinde wurden vom Oberbürgermeister der Stadt Ulm Gunter Czisch begrüßt. Das Auswandererdenkmal sei in einer Zeit, in der in einem Donauland Krieg herrsche und ein Volk für Frieden und Freiheit in Europa kämpfe, auch Mahnmal: „eine Ermahnung, dass es unsere Aufgabe ist, selbst einen Beitrag zu leisten für Frieden, Freiheit, Rechtstaatlichkeit und Menschlichkeit in Europa“, sagte das Stadtoberhaupt. Die Donau sei immer ein Fluss gewesen, an dessen Ufern sich Kriegs- und Friedenszeiten abwechselten, auf dem Menschen und Güter transportiert wurden, auf dem die Vorfahren der hier Versammelten Richtung Banat ausgewandert sind. Deshalb „verbindet sich die Geschichte der Banater Schwaben mit unserer Geschichte und der Geschichte Europas“. Die Stadt Ulm und die Banater Schwaben verbinde nicht nur eine 300-jährige Geschichte, „sondern auch die gemeinsame Haltung, für Frieden, Freiheit, Demokratie und Rechtstaatlichkeit in Europa einzutreten“. Gerade heute sei es wichtig Haltung einzunehmen, zumal Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine uns vor Augen geführt habe, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit sei.

Die Gedenkansprache hielt der Vorsitzende der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen (DBJT) Patrick Polling. Die Ansprache wird in vollem Wortlaut in dieser Ausgabe veröffentlicht. Anschließend wurden seitens der Landsmannschaft und erstmals auch seitens des rumänischen Generalkonsuls in Stuttgart Radu Florea Kränze am Auswandererdenkmal niedergelegt. Die ergreifende Gedenkfeier wurde von Bläsern der beiden mitwirkenden Kapellen musikalisch umrahmt.

Besucheransturm auf das Donauschwäbische Zentralmuseum

Unweit vom Auswandererdenkmal liegt das Donauschwäbische Zentralmuseum, das erst Ende April nach zweieinhalbjähriger Umbau- und Modernisierungsphase seine Türen wieder für die Besucher geöffnet hat. Für die Besucher des Heimattages bot die Museumsleitung an den beiden Tagen kostenlosen Eintritt und Führungen durch die neue Ausstellung „Donau. Flussgeschichten“ sowie die neu konzipierte Dauerausstellung „Donauschwaben. Aufbruch und Begegnung“ an. Zahlreiche Besucher nutzten diese Gelegenheit und fanden sich zahlreich im Museum im Reduit der Oberen Donaubastion ein. So viele Banater Schwaben wurden im Donauschwäbischen Zentralmuseum an einem Tag noch nie gezählt. 

Bei einem Empfang erläuterte Museumsdirektor Christian Glass die Notwendigkeit, die Ausstellungskonzeption zu überarbeiten und weiterzuentwickeln, um einerseits den seit der Eröffnung des Museums im Jahr 2000 veränderten Bedingungen (neue wissenschaftliche Erkenntnisse, das zunehmende Schwinden der Erlebnisgeneration bei den Donauschwaben) Rechnung zu tragen und andererseits neue Zielgruppen zu erreichen. So sei die Donauschwaben-Ausstellung, die Herzstück des Museums bleibe, im Rahmen des Umbaus grundlegend modernisiert und aktualisiert und zusätzlich eine neue, interaktive und erlebnisorientierte Ausstellung zur Kulturgeschichte der Donau und des Donauraums geschaffen worden. Die Kosten des Umbaus in Höhe von 1,65 Millionen Euro seien zu gleichen Teilen vom Bund, dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Ulm getragen worden, so Glass. Die Stadt Ulm habe zudem nochmal knapp eine Million Euro in bauliche Modernisierungsmaßnahmen und technische Ausstattung investiert.

Bei den anschließenden Führungen – statt der geplanten zwei Führungen gab es nun drei – konnten die Besucher einen ersten Eindruck von den beiden Ausstellungen gewinnen. Einige versicherten, wiederzukommen, um diesen Eindruck zu vertiefen. Denn um den aufgefrischten Donauschwaben-Rundgang und die 22 Flussgeschichten, die im neuen Donau-Rundgang erzählt werden, intensiv zu erkunden, muss man ausreichend Zeit mitbringen.

Festakt „70 Jahre Landsmannschaft der Banater Schwaben“ 

Im Mittelpunkt des Heimattags stand die Festversammlung „70 Jahre Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.“ am Abend im Stadthaus am Münsterplatz, zu der sich nebst Ehrengästen die Vorstände der landsmannschaftlichen Gliederungen und Vereine einfanden. Das 70-jährige Bestehen der Landsmannschaft der Banater Schwaben, die im Mai 1950 mit dem Zweck gegründet worden war, die Eingliederung zu fördern, den Heimatgedanken und das Kulturgut der Banater Schwaben zu pflegen und für Völkerverständigung zu werben, wurde mit zweijähriger Verzögerung nachgefeiert. 

Zu dem Festakt konnte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Peter-Dietmar Leber zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Neben den beiden Patenonkeln, dem Oberbürgermeister der Stadt Ulm Gunter Czisch und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister des Landes Baden-Württemberg Thomas Strobl, hieß er die Vertreter dreier Parlamente herzlich willkommen: den Bundestagsabgeordneten Marcel Emmerich von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, den Abgeordneten des Landtags von Baden-Württemberg Michael Joukov, ebenfalls von den Grünen, und Ovidiu Ganţ, Mitglied des Parlaments von Rumänien. Seitens des diplomatischen Korps begrüßte er den Stellvertreter der Botschafterin Rumäniens in Berlin Michael Fernbach und den Generalkonsul von Rumänien in Stuttgart Dr. Radu Florea. 

Der Bund der Vertriebenen war bei dem Festakt hochrangig vertreten: durch dessen Präsidenten Dr. Bernd Fabritius, den stellvertretenden Präsidenten und Vorsitzenden des Landesverbandes Bayern Christian Knauer und der Präsidentin des Frauenverbandes im BdV Dr. Maria Werthan. Ihnen wie auch dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben Hans Supritz galt ein weiterer Willkommensgruß, ebenso dem Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm (DZM) Christian Glass, der Kulturreferentin für den Donauraum am DZM Dr. Swantje Volkmann und dem Geschäftsführer des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen und Festredner Dr. Mathias Beer mit Gattin. 

Aus dem Banat begrüßte der Bundesvorsitzende den Bürgermeister der Gemeinde Lenauheim Ilie Suciu mit Gattin, Dietlinde Huhn aus Großsanktnikolaus als Vertreterin des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, den Leiter des Archivs der katholischen Diözese Temeswar Dr. Claudiu Călin und die Journalistin Astrid Weisz. Ein herzliches Willkommen richtete er auch an die Ulmer Stadträtin Eva-Maria Glathe-Braun, die Gemeinde-, Kreis- und Bezirksrätin Annemarie Probst, den Ehrenbundesvorsitzenden Bernhard Krastl mit Gattin, den Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes Bayern Peter Krier sowie an die Vertreter des Hilfswerks der Banater Schwaben mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Dieter Probst, des Gerhardsforums Banater Schwaben mit der Vorsitzenden Anni Fay und des Kulturwerks Banater Schwaben (Bayern) mit dem Vorsitzenden Bernhard Fackelmann und dem Kulturreferenten Kevin Back.

„Wir leben in schwierigen Zeiten, heute haben wir aber auch einen Grund zu feiern: 70 Jahre Landsmannschaft sind unter dem Strich eine Erfolgsgeschichte. Das soll man feiern“, sagte Leber zum Schluss seiner Begrüßungsansprache. Aber weil es eine Erfolgsgeschichte ist, müsse sie fortgeschrieben werden. „Dazu sind Sie alle herzlich eingeladen. Schreiben Sie mit, arbeiten Sie mit!“, lautete sein Appell.

Im ersten Teil der Festversammlung wurden der Landsmannschaft der Banater Schwaben Grußbotschaften zu ihrem 70-jährigen Jubiläum übermittelt. Oberbürgermeister Gunter Czisch überbrachte den Gruß der Patenstadt Ulm, des Gemeinderates und der gesamten Bürgerschaft. Der Stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl gratulierte seitens des Patenlandes Baden-Württemberg zum 70-jährigen Bestehen der Landsmannschaft und würdigte in seiner Ansprache den Beitrag des Verbandes zur Integration der Banater Schwaben in Deutschland, zur Sicherung ihres kulturellen Erbes und seinen Einsatz für ein friedliches Zusammenleben in Europa. 

Die Grüße Rumäniens übermittelte Michael Fernbach, Stellvertreter der Botschafterin Rumäniens in Berlin, während Astrid Weisz eine Grußbotschaft des Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat Dr. Johann Fernbach verlas. Ein Grußwort hatte auch die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene Sylvia Stierstorfer gesendet. Die Grußworte sowie die Ansprache des Innenministers Thomas Strobl werden in dieser Ausgabe veröffentlicht.

Der Festvortrag des Tübinger Historikers Dr. habil. Mathias Beer leitete zum zweiten Teil des Festprogramms über. Er trug den Titel „Landsmannschaft. Auf der Suche nach Zugehörigkeit“. Die allgemeine Bedeutung von Landsmannschaft als „enge vereinigung, genossenschaft von landsleuten“ – so die Definition im „Deutschen Wörterbuch“ der Brüder Grimm – zugrunde legend, setzte Dr. Beer die Genossenschaft von Landsleuten in den breiten historischen Rahmen der Geschichte der Banater Schwaben und nahm dabei fünf wesentliche historische Umbrüche in den Blick: Ansiedlung, Gruppenbildung, Minderheitendasein in Rumänien, Krieg, Flucht und Deportation sowie Kettenmigration. Er lud die Zuhörer ein, ihm in fünf chronologischen Schritten durch die banatschwäbische Geschichte zu folgen – auf der Suche des Landsmanns und der Landsmännin nach Landsmannschaft, nach Zugehörigkeit.

Das Fazit des Festredners am Ende seiner wissenschaftlich fundierten Ausführungen: „Die Suche nach Zugehörigkeit, nach dem Landsmann und der Landsmännin, zieht sich wie ein roter Faden durch die von Umbrüchen und Migrationen geprägte banat-schwäbische Geschichte. Vor diesem Hintergrund ist die „Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.“ als Interessenvertretung lediglich die jüngste Erscheinungsform, die der Suche nach Zugehörigkeit über Grenzen hinweg nach 1950 einen organisatorischen Rahmen verliehen hat. Er fußt auf und lebt von dem Bedürfnis der Landsleute nach Genossenschaft – also Landsmannschaft in ihrer grundsätzlichen Bedeutung.“

Den Festvortrag von Dr. habil. Mathias Beer können Sie in dieser und der nächsten Ausgabe nachlesen.

Der dritte Teil des Festaktes war Ehrungen vorbehalten. Der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben hatte einstimmig beschlossen, den Abgeordneten des Demokratischen Forums der Deutschen im rumänischen Parlament Ovidiu Ganţ sowie den Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und Präsidenten des Bundes der Vertriebenen Dr. Bernd Fabritius in Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste um die Gemeinschaft der Banater Schwaben mit der Prinz-Eugen-Nadel, der höchsten Auszeichnung des Verbandes, zu ehren. Die Auszeichnung samt Verleihungsurkunde wurde Ovidiu Ganţ und Dr. Bernd Fabritius im feierlichen Rahmen der Festversammlung überreicht. Die Laudationes hielt der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber. Sie werden zusammen mit den Dankesreden der beiden Geehrten in dieser Ausgabe abgedruckt.

Der Festakt wurde vom Lehár-Ensemble München unter der Leitung von Dr. Franz Metz mit Vertonungen von Lenau-Gedichten musikalisch umrahmt.  Zu Gehör brachten die Mitglieder des Ensembles (Nina Laubenthal, Sopran; Wilfried Michl, Bariton; Wilfried Michl jun., Tenor; Hermina Szabó, Violine; Franz Metz, Klavier) die Lieder „Frühlingslied“ und „An die Entfernte“, beide von Felix Mendelssohn Bartholdy vertont, „Auf dem Teich, dem regungslosen“ (aus „Schilflieder) in der Vertonung von Carl Evers, „Die Primel / Viorica“, vertont von Gheorghe Dima, und „Drei Zigeuner“ (Volkslied). Die hochkarätigen Darbietungen, die vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurden, verliehen der Festversammlung einen würdevollen Rahmen.

Zum Abschluss des Festaktes, der vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales über das Kulturwerk Banater Schwaben e.V. Bayern gefördert wurde, gab das Lehár-Ensemble ein Konzert mit Werken von Franz Léhar (1870-1948), das unter dem Motto „Das Lied von Temeswar“ stand. Das Programm umfasste bekannte Arien aus Operetten des großen Komponisten, der als Hauptvertreter der sogenannten Silbernen Ära der Wiener Operette gilt: „Das Lied von Temeswar“ aus der Operette „Wo die Lerche singt“, das Vilja-Lied, das Auftrittslied des Danilo und „Lippen schweigen“ aus der Operette „Die lustige Witwe“, das Wolgalied und „Kosende Wellen“ aus der Operette „Der Zarewitsch“, „Hör ich Cymbalklänge“ aus der Operette „Zigeunerliebe“ und „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Land des Lächelns“. Zusätzlich interpretierte Hermina Szabó auf der Violine Vittorio Montis „Csárdás“. 

Die gelungene Programmauswahl, die meisterhafte Interpretation der Werke, die unverwechselbare Klangfarbe der Singstimmen, die als Solo und im Duett zur Geltung kamen, wie auch die Qualität der Klavier- und Violinbegleitung begeisterten das Auditorium, das die künstlerischen Darbietungen mit kräftigem und andauerndem Beifall belohnte. Das Konzert war der krönende Abschluss eines ereignisreichen Tages, der – wie auch der zweite Veranstaltungstag, über den wir in der nächsten Ausgabe berichten werden – dem Motto des diesjährigen Heimattages „Begegnung | Geschichte | Kultur“ durchaus gerecht wurde.