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Zum Stadtfest in die alte Heimat

Die aus Deutschland angereisten ehemaligen Semikloscher gedachten bei einer Feierstunde auf dem Friedhof der Deutschgemeinde ihrer Toten. Foto: HOG Großsanktnikolaus

Am ersten Wochenende im September feiern die Semikloscher ihr Stadtfest. Da steht das Heidestädtchen von Freitag bis Sonntag Kopf. In der Fußgängerzone sind Verkaufsstände aufgebaut, an denen Essen und Getränke, aber auch Geschenkartikel und Holzschnitzereien angeboten werden. Auf der Freilichtbühne hinter dem Kastell finden jeden Abend Konzerte und Folkloredarbietungen statt, mal was für Ältere, mal was für die junge Generation.

Genau zu dieser Zeit hat die HOG Großsanktnikolaus eine Reise in die alte Heimat organisiert. Aus der Partnerstadt Burgkirchen an der Alz fuhr ein Bus in das Städtchen an der Aranka. Mit dabei waren einige Stadträte, Mitglieder des Altenvereins Großsanktnikolaus, eine Blasmusikkapelle sowie Semikloscher Landsleute. Hans Schüssler,  in Burgkirchen beheimatet, war die treibende Kraft, er kümmerte sich um die Reise und die Verpflegung der Musikanten. Zu den Busreisenden gesellten sich in Großsanktnikolaus viele Landsleute, die mit dem eigenen Auto angereist waren. Die Gruppe aus Burgkirchen wurde bei ihrer Ankunft im Rathaus vom Bürgermeister und seinem Team offiziell begrüßt und zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen.

Am Freitag wurde zunächst vor dem Rathaus die Büste von Atanasie Lipovan (1874-1947) enthüllt. Der Komponist und Sänger leitete viele Jahre den Chor „Doina“ in seinem Heimatort Großsanktnikolaus. Die Büste ist ein Werk von Aurel Gheorghe Ardelean, der auch die Statue von Alexander Graf Nako vor der katholischen Kirche geschaffen hat. Anschließend fand in der katholischen Kirche eine von Pfarrer Johann Ghinari in deutscher Sprache zelebrierte Festmesse statt. Die große Kirche war gut gefüllt. Die Musiker der Hohenwarter Blaskapelle hatten ganz vorne Platz genommen. Obwohl Kapellmeister, Pfarrer und Kantor nur wenig Zeit hatten, die Liederfolge abzusprechen, klappte alles wunderbar. Es war eine erhebende Messe, an deren Ende der Vorsitzende der HOG Großsanktnikolaus, Erwin Gallmann, das Wort ergriff.

Nach dem Dank an die Mitwirkenden sagte er unter anderem: „Auch wenn man sich in der neuen Heimat gut eingelebt hat und sich wohlfühlt, ist es doch etwas ganz Besonderes, wenn man wieder in dieser Kirche bei einem Gottesdienst dabei sein kann.“ Es sei ein angenehmes Gefühl, in altbekannte Gesichter zu schauen und Altvertrautes wieder zu erleben. Gallmann zeigte sich erfreut über die zügige Durchführung der Außensanierung der Kirche, die auf Initiative der HOG erfolgt ist, und dankte allen, die dies ermöglicht haben: Diözesanbischof Martin Roos, Bürgermeister Dănuţ Groza und dem Gemeinderat, Pfarrer Ghinari, der vor Ort die Realisierung des Projekts überwacht hat, und allen Bewohnern für die geleisteten Spenden. Er erwähnte auch, dass die Spenden der ausgereisten Landsleute bloß einen kleinen Teil der Gesamtsumme ausgemacht, aber trotzdem zum guten Gelingen der Sanierung beigetragen hätten. Anschließend bedankte sich auch Bürgermeister Groza bei allen, insbesondere bei den ausgereisten Semikloschern, die mit ihren Spenden zur Erhaltung der Kirche und des Friedhofs ihren Geburtsort in Ehren halten. Der Messe wohnten auch viele Stadträte und Mitarbeiter des Rathauses bei.

Nach der Messe versammelten sich die Menschen auf dem neugestalteten Vorplatz der Kirche. Landsmann Hans Haas hielt eine kurze Rede, in der er die Bedeutung von Alexander Graf Nako für Großsanktnikolaus hervorhob. Ihm sei es zu verdanken, dass die Kirche in dieser Größe und an dieser Stelle stehe. Zu seinem Gedenken legte der HOG-Vorstand einen Kranz an der Statue nieder. Durch die Klänge der Blaskapelle wurde das Beisammensein vor der Kirche angenehm gestaltet.

Am Sonntag, dem 8. September, trafen sich vormittags die Vorstandsmitglieder der HOG auf dem „herrischen“ Friedhof. An der Kapelle wurde ein Kranz zum Gedenken an alle Verstorbenen niedergelegt, die hier ihre ewige Ruhe gefunden haben, Ein weiterer Kranz wurde von Dieter Jeck, Vorsitzender des Kreisverbandes Kempten-Landsberg und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, an den Gräbern der Soldaten des Zweiten Weltkrieges niedergelegt. Am Nachmittag hatte Dietlinde Huhn, die Vorsitzende des Deutschen Forums, zu Kaffee und Kuchen ins Forum eingeladen. In festlichem Rahmen begrüßte sie gut über einhundert Landsleute. Die Jugendtanzgruppe in Semikloscher Tracht führte einige Tänze vor. Es wurde viel erzählt, gesungen und – da die Hohenwarter Blaskapelle aufspielte – auch getanzt. Es war ein angenehmes, gut organisiertes Treffen, jedoch verging die Zeit viel zu schnell.

Anschließend stand ein Besuch des Friedhofs in der Deutschgemeinde an. Pfarrer Ghinari gestaltete das Totengedenken und der Vorstand der HOG legte zu Ehren der Verstorbenen einen Kranz nieder. Erwin Gallmann erinnerte an die Opfer, die jede Generation erbracht habe. Den meisten gehe es gut in der neuen Heimat. Dafür mussten aber die Gemeinschaft, der früher ganz selbstverständliche Zusammenhalt geopfert werden. Er erwähnte, dass jede Generation versuche, ihren Nachkommen den Weg zu einem besseren Leben zu ebnen. „Deswegen hoffe ich, dass diejenigen, die sich vor Jahren für uns geopfert haben, auch verstehen könnten, warum wir diesen Schritt getan haben“, sagte Gallmann. Während die Kapelle „Großer Gott, wir loben dich“ spielte, wurde an den Gräbern der Semikloscher Pfarrer Hans Fidelis Deschu und Jakob Linden gebetet und ein Kranz niedergelegt. Danach wurden die Gräber der Gefallenen besucht, wo Landsmann Dieter Jeck zu dem Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ einen Kranz niederlegte. Der Friedhof vermittelte einen recht guten Gesamteindruck, die Hauptwege waren sauber und die Soldatengräber gepflegt. Dass dem so ist, ist auch den Bemühungen des Deutschen Forums zu verdanken. Ein Problem stellen die ungepflegten Gräber dar, deren Zahl immer mehr zunimmt. Es sind die Gräber von Landsleuten, die sich selber nicht mehr darum kümmern können oder wollen und die auch niemanden vor Ort mit der Pflege beauftragt haben. Dafür muss in naher Zukunft eine Lösung gefunden werden.

Am Abend eröffnete die Hohenwarter Blaskapelle die Festveranstaltung auf der Freilichtbühne. Sie wurde von der altbekannten Schlagersängerin Corina Chiriac abgelöst. Der Höhepunkt des Abends war das Feuerwerk, das vom Flachdach des Hotels Timişoara gezündet wurde. Am Montagvormittag wurden die Busreisenden gebührend verabschiedet.

Vier schöne Tage neigten sich dem Ende zu. Sie bleiben allen bestimmt in bester Erinnerung. Der Vorstand der HOG Großsanktnikolaus bedankt sich bei Dietlinde Huhn, Bürgermeister Groza, Pfarrer Ghinari sowie bei Hans Schüssler und der Hohenwarter Blaskapelle für ihren zum Gelingen des Festes geleisteten Beitrag.