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Vom Freund zum Feind zum Aussiedler

Der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern Harald Schlapansky

Katharina Mayer aus Bammental mit ihrem Sohn Robin, einem der jüngsten Teilnehmer an dem Online-Jugendseminar. Foto: privat

Wie ging es weiter mit den Banater Schwaben? Nach Teil 1 und Teil 2 des Geschichtsseminars des Landesverbandes Bayern warteten alle gespannt auf den dritten und letzten Teil der Geschichte. Auch diesmal konnte das Seminar leider nur online stattfinden, dennoch hatten sich rund 40 Jugendliche und Junggebliebene, oft die ganze Familie, vor den Bildschirmen zusammengefunden, um zunächst den Vortrag zu verfolgen und nach einer Fragerunde am Quiz teilzunehmen.

Der zweite Teil hatte mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 geendet. Wir hatten erfahren, wie sehr die Ungarn das Banat bis zu diesem Zeitpunkt geprägt haben. So sehr, dass sogar der Verlust der schwäbischen Identität drohte, die Schwaben sollten „Ungarn“ werden. Doch der Erste Weltkrieg änderte alles und danach gehörte das Banat zu zwei Dritteln plötzlich zu einem ganz anderen Land, zu Rumänien. Eine große Umstellung für die Schwaben, die in der Regel nicht rumänisch konnten. Sie waren plötzlich auch zusammen mit anderen deutschen Gruppen zu „Rumäniendeutschen“ geworden. Das war zunächst ein Vorteil, es fanden wieder Kulturveranstaltungen und große Brauchtumsfeste statt, der Kontakt zu Deutschland brachte viele neue Impulse. Leider kam dadurch auch der Nationalsozialismus in die Reihen der Banater Schwaben. 

Als Rumänien im Zweiten Weltkrieg die Seiten wechselte, waren alle Deutschen über Nacht plötzlich vom Freund zum Feind geworden. Die neue kommunistische Herrschaft in Rumänien brachte ihnen nach dem Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ einen langen Leidensweg, daneben aber mit der Zeit auch erstaunlich positive Entwicklungen bei der Bewahrung ihrer Sprache, ihrer Bräuche und ihrer Identität. In der Ära Ceauşescu wurde die Peitsche immer öfter geschwungen, deshalb wollten alle nur noch weg aus Rumänien. Als Ceauşescu fiel, saß die große Mehrheit der noch im Banat Verbliebenen auf gepackten Koffern. Heute gibt es nur noch wenige Banater Schwaben und ihre Nachkommen im Banat, mehr in Deutschland und teils auch in anderen Ländern, sie sind weit verstreut. Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. 

Die drei Fragen unserer Kinder, von denen die Vortragsreihe ausging, sind damit erst einmal beantwortet: Wieso seid ihr eigentlich Deutsche, wenn ihr in Rumänien geboren seid? Und was habt ihr mit Österreich zu tun? Und mit Ungarn? 

Das wechselvolle Schicksal der Banater Schwaben führte auch diesmal wieder zu lebhaften Fragen im Chat, die von der Referentin Halrun Reinholz vom Kultur- und Dokumentationszentrum der Landsmannschaft in Ulm beantwortet und ergänzt wurden. Andrea Kielburg hatte wieder für die kompetente Präsentation der Quiz-Fragen zum Thema gesorgt. Diesmal waren sie wohl etwas kniffliger als bei den ersten beiden Malen, denn kein Teilnehmer erreichte die Höchstpunktzahl von 20. Mit 19 Punkten wurden Dominik und Herta Schuld von der Tanzgruppe Augsburg Erste. Der zweite Preis konnte wegen Punkte-Gleichstand (18 Punkte) gleich dreimal vergeben werden: an das Team Schwabenkinder (KV Rastatt), an Christian Mayer von der Tanzgruppe München und an Patrick Polling, Vorsitzender der DBJT. Der dritte Preis ging an die treue Seminarteilnehmerin Katharina Mayer aus Bammental mit ihrem Sohn Robin, einem unserer jüngsten Mitwirkenden.

Wie bei den ersten Teilen wurde der Vortrag auch diesmal im Vorfeld der Veranstaltung aufgenommen. Er ist deshalb auf YouTube unter dem Link https://youtu.be/6cYAOWrRS6w abrufbar. Wer schon vergessen hat, was im ersten und zweiten Teil mit den Banater Schwaben passiert ist, kann die beiden Videos dort auch abrufen: Teil 1: Wie kommen die Schwaben ins Banat? unter https://www.youtube.com/watch?v=950eHN0wEL8, Teil 2: Wie lebten die Schwaben im Banat? unter https://www.youtube.com/watch?v=VwLuLjP__xk

Die drei Teile des Vortrags und die jeweils dazugehörigen Quiz-Fragen liegen auch als PDF-Dateien vor und können beim Landesverband Bayern beziehungsweise bei Ramona Sobotta (E-Mail ramona.sobotta@gmx.de) zum Nachlesen angefordert werden.