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Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin

Mit dem Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung eröffnete im Sommer 2021 ein neuer Kulturstandort in der Mitte Berlins. © IdGL Tübingen

Im zweiten Obergeschoss geht es vertiefend um Flucht und Vertreibung von rund 12,5 Millionen Deutschen. Unter den über 700 Exponaten zu diesem Thema ist auch ein Fluchtwagen zu sehen. © IdGL Tübingen

Entlassungsschein des Billeders Peter Klein aus dem sowjetischen Zwangsarbeitslager Jenakijewo im April 1947 © SFVV

Ein Gespräch über die Entstehungsgeschichte, Aufgaben und die Dauerausstellung des Dokumentationszentrums mit Dr. habil. Mathias Beer

Vor einem guten halben Jahr ist in Berlin das „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ eröffnet worden (wir berichteten). Dr. habil. Mathias Beer, Geschäftsführer und stellvertretender Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, ist Mitglied des wissenschaftlichen Beraterkreises des Dokumentationszentrums. Die „Banater Post“ sprach mit dem Historiker über die Entstehungsgeschichte, die Aufgaben und die Dauerausstellung des Dokumentationszentrums sowie Banater Bezüge in der Ausstellung.

An dem Eröffnungsfestakt in Berlin haben Sie als Vertreter des wissenschaftlichen Beraterkreises des Dokumentationszentrums teilgenommen, dem Sie seit 2017 angehören. Was waren Ihre Eindrücke?

Pandemiebedingt und den damit verbundenen Auflagen konnte die Eröffnung des Dokumentationszentrums am 21. Juni 2021 nur in kleinem Rahmen in Präsenz stattfinden, abgesehen von der Möglichkeit, sich online zuschalten zu können. Die Bedeutung des Ereignisses wurde damit aber keineswegs geschmälert. Im Gegenteil, die Ansprache von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beim Festakt und die Anwesenheit weiterer hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter der Regierung sowie des Bundestags und des Bundesrats unterstreichen den besonderen Stellenwert, den die Bundesrepublik dem Dokumentationszentrum beimisst. Mit dem Dokumentationszentrum hat ein zentrales Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte – Umsiedlung, Flucht und Vertreibung von rund 12,5 Millionen Reichsbürgerinnen und -bürgern sowie von Angehörigen deutscher Minderheiten aus Ost- und Südosteuropa während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – einen ebenso würdigen wie notwendigen Ort der Erinnerung, Musealisierung, Forschung und Auseinandersetzung mit Zwangsmigrationen in Geschichte und Gegenwart im Herzen Berlins gefunden.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit auch Umsiedlung, Flucht und Vertreibung liegen mehr als 75 Jahre zurück. Weshalb wurde das Dokumentationszentrum erst 2021 eröffnet?

Seit der Gründung der Bundesrepublik hat es im Rahmen des Kalten Krieges sowohl im In- als auch im Ausland politisch hoch aufgeladene und kontroverse Auseinandersetzungen zu Umsiedlung, Flucht und Vertreibung der Deutschen gegeben. Anders als oft behauptet wird, war das Thema nie ein Tabu in der deutschen Gesellschaft, wie ein Blick in die Protokolle des Bundestags, in die Presse, Literatur, die einschlägigen wissenschaftlichen Publikationen, Radio, Fernsehen und die Museen zeigt. Wie sollte das Thema auch ausgespart bleiben bei einem Anteil von über 20 Prozent der Flüchtlinge und Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik und der lautstarken Interessenvertretungen der Neubürger, dem Bund der Vertriebenen (BdV) und den Landsmannschaften? Damit einher ging die Suche nach einem angemessenen Ort für Flucht und Vertreibung im öffentlichen und kulturellen Gedächtnis der Deutschen. Sie durchzieht die gesamte Geschichte der Bundesrepublik wie ein roter Faden und war von der Frage bestimmt: Wie erzählt und wie erinnert man an eine Katastrophe, die Umsiedlung, Flucht und Vertreibung waren, im Schatten einer noch größeren Katastrophe, dem von Deutschen geplanten und vollzogenen Mord an den europäischen Juden und anderen Minderheiten während der nationalsozialistischen Herrschaft? Politischen Konsens darüber erzielten die im Bundestag vertretenen Parteien erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 im wiedervereinigten Deutschland und auch auf Druck des BdV. Im Koalitionsvertrag vom November 2005 einigten sich CDU, CSU und SPD darauf, in Berlin „ein sichtbares Zeichen“ zu setzen, um „an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten.“ 

Wieso mussten dennoch nochmals 16 Jahre vergehen, bis das „sichtbare Zeichen“ in Gestalt des Dokumentationszentrums umgesetzt wurde?

Mit der Einigung im Koalitionsvertrag von 2005 war zwar eine grundsätzliche Entscheidung gefallen. Sie praktisch umzusetzen, bedurfte aber noch einer Reihe von Schritten, zunächst einer gesetzlichen Grundlage. Diese schaffte das Parlament trotz der nach wie vor bestehenden unterschiedlichen parteipolitischen Positionen mit einem am 30. Dezember 2008 in Kraft getretenen Gesetz. Damit wurde die unselbständige Stiftung „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ unter dem Dach des Deutschen Historischen Museums ins Leben gerufen.

Welche Aufgaben hat der Gesetzgeber der Stiftung zugewiesen?

Im Gesetz heißt es, „Zweck der unselbständigen Stiftung ist es, im Geiste der Versöhnung die Erinnerung und das Gedenken an Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert im historischen Kontext des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik und ihren Folgen wachzuhalten“. Das soll in Form einer Dauerausstellung zu Flucht und Vertreibung, durch Wechselausstellungen, die Vermittlung von Forschungsergebnissen, das Sammeln und wissenschaftliche Auswerten von Unterlagen, insbesondere von Zeitzeugenberichten, sowie durch Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Museen und Forschungseinrichtungen geschehen.

Wie sieht die Struktur der Stiftung aus?

Die Stiftung hat zwei wichtige Gremien. Das maßgebliche Gremium ist der aus 21 Mitgliedern bestehende Stiftungsrat. Ihm gehören vier Mitglieder des Deutschen Bundestags, Vertreter von drei Ministerien (Auswärtiges Amt, Innenministerium und Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien – BKM), sechs Mitglieder des BdV, je zwei Mitglieder der Evangelischen Kirche, der Katholischen Kirche und des Zentralrats der Juden in Deutschland an. Mitglieder kraft Amtes sind die Präsidentin bzw. der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum sowie des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der vom Bundestag für fünf Jahre gewählte Stiftungsrat bestimmt die Grundzüge der Stiftung, entscheidet über die Verwendung der Mittel, kontrolliert die Tätigkeit der Direktorin oder des Direktors, entscheidet über deren Einstellung und Entlassung und über die Berufung der Mitglieder des wissenschaftlichen Beraterkreises.

Und welches ist das zweite Gremium?

Das andere Gremium ist der auf fünf Jahre berufene wissenschaftliche Beraterkreis. Er besteht aus bis zu 15 in der Thematik ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie beraten den Stiftungsrat und die Direktorin bzw. den Direktor in fachlichen Fragen.

Das Gesetz schaffte den rechtlichen Rahmen und legte die Aufgaben der Stiftung fest. Wie wurden diese konkret umgesetzt?

Zunächst gab es eine monatelange politisch motivierte Auseinandersetzung über die Besetzung des Stiftungsrats, insbesondere über die Rolle des BdV im Gremium. Nachdem der Stiftungsrat arbeitsfähig war, ist Professor Manfred Kittel zum Gründungsdirektor berufen, erstes Personal eingestellt sowie der international besetzte wissenschaftliche Beraterkreis berufen worden. Die Stiftung konnte damit ihre weiterhin von Auseinandersetzungen geprägte Arbeit aufnehmen. Im Mittelpunkt standen dabei drei große Aufgaben.

Erstens, ein Gebäude für die Dauerausstellung, den Sammlungs- und Dokumentationsbereich sowie für das Personal der Stiftung zu finden. Der Bund stellte dafür das Deutschlandhaus in Berlin zur Verfügung, an der Ecke Stresemann- und Anhalterstraße. Das Gebäude entstand zwischen 1925 und 1931, wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und zwischen 1959 und 1961 in veränderter Form wiederaufgebaut. Aus dem vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ausgeschriebenen Wettbewerb zur Sanierung, zum Umbau und zur Erweiterung des denkmalgeschützten Gebäudes ging 2011 der Entwurf des Büros Marte.Marte Architekten ZT GmbH aus Feldkirch, Österreich als Sieger hervor. Im Juni 2013 legte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel den Grundstein für das Dokumentationszentrum. Im Herbst 2016 wurde Richtfest gefeiert und 2020 das Gebäude an die Stiftung zur Nutzung übergeben. Es verfügt im Erdgeschoss über einen Raum für Wechselausstellungen sowie einen Raum der Stille und im ersten und zweiten Obergeschoss über eine Fläche von rund 1700 Quadratmetern, die für die Dauerausstellung und den Sammlungs- sowie Dokumentationsbereich zur Verfügung stehen.

Welches waren die beiden anderen großen Aufgaben, die es zu meistern galt?

Zweitens erarbeitete das Team der Stiftung, unterstützt durch den wissenschaftlichen Beraterkreis, eine Konzeption für die Dauerausstellung sowie den Sammlungs- und Dokumentationsbereich. Dabei galt es, eine überzeugende Antwort auf die Frage zu finden, wie stellt man Umsiedlung, Flucht, Vertreibung von 12,5 Millionen Deutschen und 4,5 Millionen Aussiedlern/Spätaussiedlern im historischen Kontext, insbesondere des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik und ihren Folgen aus. Ein erstes, umstrittenes Konzept lag 2012 vor. Die Kritiker bemängelten vor allem den einseitigen, auf der Umsiedlung, Flucht und Vertreibung der Deutschen liegenden Fokus. Hinzu kamen in der Folgezeit Konflikte zwischen dem Direktor der Stiftung und dem wissenschaftlichen Beraterkreis. Sie endeten in der Abberufung des Gründungsdirektors und dem Rücktritt des wissenschaftlichen Beraterkreises. 2016 bestellte die BKM die Historikerin Dr. Gudula Bavendamm zur Direktorin der Stiftung. Der damit verbundene Neuanfang schlug sich auch in der wesentlich vom 2017 neu berufenen wissenschaftlichen Beraterkreis weiterentwickelten Konzeption nieder, die der Stiftungsrat im gleichen Jahr einstimmig genehmigte.

Drittens galt es, den Sammlungs- und Dokumentationsauftrag umzusetzen. Als neu gegründete Einrichtung verfügte die Stiftung zunächst über keinen Objektbestand. Diesen baute das überschaubare Team der Stiftung nach und nach ebenso auf wie es Zeitzeugenberichte sammelte, Interviews durchführte und auswertete.

Würden Sie die Konzeption der Dauerausstellung in Stichworten umreißen und darlegen, wie sie umgesetzt wurde?

Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil, der das erste Obergeschoss einnimmt, thematisiert Ursachen, Umsetzung und Folgen von Zwangsmigrationen weltweit.  Damit werden Flucht und Vertreibung der Deutschen in den historischen Kontext der Entstehung der modernen Nationalstaaten im 19. Jahrhundert eingebettet, die dem Ziel ethnischer Homogenität verpflichtet waren. 

Ob in Europa, Asien, Afrika oder Südamerika waren Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten die Folge. Diese erfolgten insbesondere in Kriegszeiten, durch Grenzveränderungen oder durch Ausweisung und Vertreibung, sei es in den Balkankriegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im Ersten, im Zweiten Weltkrieg oder in den Kriegen auf dem Balkan in den 1990er Jahren, um nur einige Beispiele zu nennen. Säubern, Deportieren und Vertreiben konnten, wie der Mord an den Juden während des Nationalsozialismus zeigt, genozidale Formen annehmen. Sie machten und machen nach wie vor Millionen von Menschen zu Flüchtlingen, Vertriebenen sowie Heimatlosen, Lager zu einer alltäglichen Lebensform auch der Gegenwart und stellen die Betroffenen vor die Herausforderung, in der Fremde, in der sie in der Regel nicht willkommen sind, einen Neuanfang zu wagen. Dabei begleitet sie die Erinnerung an die traumatischen Erfahrungen. Für die betroffenen Staaten sind die Ergebnisse von Zwangsmigrationen wiederum der Ausgangspunkt von erbitterten Kontroversen und Konflikten.

Die Ausstellung geht also deduktiv vor, vom Allgemeinen zum Besonderen, der Flucht und Vertreibung der Deutschen? 

Genau, einem solchen Ansatz folgt die Ausstellung, wenn im zweiten Obergeschoss der Schwerpunkt der Dauerausstellung auf der Flucht und Vertreibung der Deutschen und den damit verbundenen Folgen für Nachkriegsdeutschland liegt. Vor dem Hintergrund der NS-Eroberungs-, Besatzungs- und Vernichtungspolitik, die im Holocaust, dem Mord an den europäischen Juden gipfelte, werden Vertreibung, Deportation und Flucht in der Tschechoslowakei, in Polen, der Sowjetunion und Südosteuropa dargestellt. Sie bildeten eine wesentliche Voraussetzung für die Alliierten und eine Reihe von Staaten Ostmitteleuropas, Pläne für die Ausweisung und Umsiedlung der deutschen Bevölkerung nach Kriegsende zu entwerfen. Diese Planungen wurden mit den mehrere hunderttausende Opfer fordernden wilden Vertreibung aus Polen und der Tschechoslowakei sowie mit der auf der Konferenz von Potsdam im August 1945 beschlossenen Umsiedlung der deutschen Bevölkerung aus den an Polen gefallenen Ostgebieten des Deutschen Reiches, aus der Tschechoslowakei und Ungarn umgesetzt. Zusammen mit den von den NS-Behörden Heim-ins-Reich geholten deutschen Minderheiten sowie den im letzten Kriegshalbjahr vor der Front Evakuierten und Geflohenen bildeten sie die rund 12,5 Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen, die Nachkriegsdeutschland aufzunehmen hatte. Die Eingliederung der Flüchtlinge, Vertriebenen sowie Aussiedler und Spätaussiedler erfolgte im Rahmen eines konfliktbeladenen und hürdenreichen Prozesses. Deutschland, ob Bundesrepublik oder DDR, war den Neubürgern sehr lange eine fremde Heimat.

Wie werden diese komplexen Ereignisse und Prozesse in der Ausstellung präsentiert?

Anhand von Dokumenten, Karten, Objekten, Plakaten, Begleittexten und Hörstationen werden den Besucherinnen und Besuchern an ausgewählten Beispielen, die alle Herkunftsgebiete umfassen, die Hintergründe, die Durchführung und die Folgen von Flucht und Vertreibung nahegebracht und erklärt. Hinzu kommen persönliche Erfahrungen von Flüchtlingen und Vertriebenen, die ein wesentliches Element der Dauerausstellung bilden – ein Teddybär, der bei der Flucht mitgenommen wurde, die Geschichte eines Fluchtwagens aus der Batschka, ein Mantel, der vor dem Erfrierungstod rettete, ein Brief, der einer auseinandergerissenen Familie half, wieder zusammenzufinden, oder die Reste einer Heimatstube, in der sich Vertriebene auf der Suche nach Heimat in der Fremde im Nachkriegsdeutschland trafen, usw.  

Finden sich in der Dauerausstellung auch Bezüge zu den Banater Schwaben?

Bezüge zu Rumänien, zu seinen deutschen Minderheiten und damit auch zu den Banater Schwaben finden sich in der Ausstellung in zweifacher Form. Zum einen ist die Entwicklung im Banat während des Zweiten Weltkriegs ein Thema, wenn im zweiten Obergeschoss die ideologischen Voraussetzungen für Vertreibung, Deportation und Flucht präsentiert werden oder wenn die Evakuierung der Bevölkerung aus einigen Dörfern des Banats nach dem Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 dargestellt wird. Zum anderen wird ein zentrales Kapitel der Geschichte der Banater Schwaben am Beispiel der Erfahrungen von Peter Klein aus Billed veranschaulicht. Wie tausende seiner Landsleute wurde er im Januar 1945 zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Im April 1947 endete seine Deportation mit der Entlassung im ukrainischen Jenakijewo, wie der in der Ausstellung gezeigte Entlassungsschein verdeutlicht. Peter Klein wurde in die Sowjetische Besatzungszone nach Brandenburg entlassen. Weil er aber nach Hause zurückkehren wollte, stellte er einen Antrag auf Rückkehr nach Rumänien, dem, wie der präsentierte Flüchtlingsausweis zeigt, stattgegeben wurde. In seinem Heimatort heiratete Peter Klein 1953 seine Frau Katharina, die er im Arbeitslager in der Sowjetunion kennengelernt hatte. In der Ausstellung ist das Hochzeitsfoto ausgestellt.

Abschließend die Frage: Wo liegt die Aktualität dieser Dauerausstellung?

Die Dauerausstellung fügt der Gedenkstättenkonzeption des Bundes ein wichtiges, bis letztes Jahr fehlendes Puzzlestück hinzu. Damit haben Flucht und Vertreibung – ein zentrales Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte – als Ergebnis einer langen Auseinandersetzung ihren Platz im deutschen kulturellen Gedächtnis gefunden. Darüber hinaus bietet das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung mit seinen Sammlungen und dem freien Eintritt eine Grundlage, um sich in der Gegenwart und Zukunft mit Flucht und Vertreibung auseinandersetzen zu können. Schließlich weist das Dokumentationszentrum mit der Einbettung von Flucht und Vertreibung der Deutschen in die internationale Geschichte der Zwangsmigrationen auf die leider nach wie vor gegebene Aktualität von Umsiedlung, Flucht, Vertreibung und Deportation weltweit hin. In diesem Sinn ist das Dokumentationszentrum der Ort, an dem mit historischem Sachverstand und anhand von Biografien von Betroffenen Geschichte aufgearbeitet und die mit Flucht und Vertreibung verbundene dunkle Seite der Nationalstaaten hinterfragt wird.