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Im Banat werden Erinnerungen wach

Die Teilnehmer der von der HOG Gertianosch organisierten Busreise ins Banat Foto: HOG Gertianosch

Als 29-köpfige Reisegruppe starteten wir am Donnerstag, dem 2. September, Richtung alte Heimat. Mit dabei waren Gertianoscher Landsleute aus Deutschland und Österreich sowie deren Freunde. Diese schon traditionelle Reise wird alle zwei Jahre von der Heimatortsgemeinschaft Gertianosch mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Anton Tiberius Halmos organisiert. Corona-bedingt sind diesmal drei Jahre seit der letzten Reise verstrichen. An den vereinbarten Haltestellen stiegen immer wieder Reisende zu, zuerst in München, dann in Ansfelden und St. Pölten in Österreich. In Ansfelden begrüßte unser Landsmann Josef Potye, stellvertretender Vorsitzender der HOG Gertianosch, alle Reisenden, und er hatte wie immer einen guten Tropfen dabei. Die Fahrt verging in geselliger Runde wie im Flug. Am Abend erreichten wir Temeswar. Das Hotel Central, in dem wir uns bei jeder Reise in die alte Heimat bestens aufgehoben fühlen, bot uns Quartier für die nächsten fünf Nächte.

Der erste Tag in Temeswar stand jedem bis zum frühen Abend zur freien Verfügung. Die Zeit wurde für Besichtigungen und Besorgungen genutzt. Um 17 Uhr erwartete uns im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus ein volkstümliches Programm bei Blasmusik und Tanz, natürlich unter Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen. Organisiert wurde diese Veranstaltung umsichtig und mit viel Liebe von der Geschäftsführerin des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar Dagmar Şiclovan in Zusammenarbeit mit dem Vorstand der HOG Gertianosch. Die Veranstaltung erfreute sich einer finanziellen Förderung durch das Kulturwerk Banater Schwaben e.V., dem auf diesem Wege herzlich gedankt sei.

Gestaltet wurde das Programm vom Jugendtrachtenverein „Banater Rosmarein“ und der Tanzgruppe „Banater Kranz“, beide aus Temeswar, den Tanzgruppen verschiedenen Alters des Deutschen Forums aus Detta sowie der Kapelle „Banater Musikanten“ aus Temeswar. Durch den Abend führte souverän und gekonnt die Vorsitzende des Temeswarer Deutschen Forums Edith Singer. Die flotten Tänze, die stimmungsvolle Musik und natürlich die schmucken banatschwäbischen Trachten lösten bei den Zuschauern helle Begeisterung aus. Den mitgereisten Kindern und Enkelkindern bot das Programm Gelegenheit, Banater Brauchtum näher kennenzulernen. Zum Schluss forderten die Tänzerinnen und Tänzer auch uns, die Zuschauer, zum Tanz auf. Bei der schönen Blasmusik musste man die meisten nicht zweimal bitten. Es war ein sehr gelungener Abend, den wir zusammen mit unseren Gastgebern bei Kuchen und Getränken ausklingen ließen.

Am Samstagmorgen ging es mit dem Bus in unseren Heimatort Gertianosch. Der heiligen Messe in unserer Heimatkirche bei Orgelklang und bekannten Liedern, wohnten auch Bewohner bei, die heute noch im Ort leben. Sie waren von Magdalena Wambach, Mitglied des Deutschen Forums Gertianosch, informiert und eingeladen worden. Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Daniel Pozsonyi zelebriert, der als Pfarrer von Hatzfeld die Pfarrei Gertianosch mitbetreut. Nach der Messe erklang vor der Kirche das Lied „Nach meiner Heimat zieht’s mich wieder“ mit Akkordeonbegleitung durch Horst Reiter. Alle Landsleute sangen gerührt mit.

Danach ging es in Prozession zum Friedhof, wo an der Gedenkstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges Pfarrer Pozsonyi in ergreifenden Worten der Gefallenen beider Weltkriege, der Opfer von Flucht und Deportation sowie aller Toten unserer Gemeinschaft gedachte. Seitens der HOG Gertianosch legten Anton Tiberius Halmos und Josef Potye zum Gedenken an alle Verstorbenen einen Kranz nieder. Mit dem Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“ endete die Feier. Wir gedachten auch des kürzlich verstorbenen Karl Fodor, der sich stets vorbildlich um die Kirche gekümmert hat. Danach besuchten die Landsleute die Gräber ihrer Angehörigen.

Zum Mittagessen lud uns der neue Gertianoscher Bürgermeister Marcel Popa ein. Wir führten bei dieser Gelegenheit gute Gespräche mit dem Bürgermeister, der über seine Vorhaben informierte und dem wir unsere Anliegen vorbrachten. Das Drei-Gänge-Menü schmeckte hervorragend. Dieser Tag in unserem Heimatort wird allen unvergesslich bleiben.

Am Sonntag, dem 5. September, fuhren wir nach Maria Radna. In der Wallfahrtskirche, die nach der Renovierung in neuem Glanz erstrahlt, wohnten wir der dreisprachigen heiligen Messe bei. Domherr Andreas Reinholz, Pfarrer des Wallfahrtsortes, begrüßte uns und wechselte einige Sätze mit uns, so wie er es immer tut, wenn wir in Maria Radna sind. Zum Essen ging es dann ins wunderschön gelegene Restaurant „Safari“, kurz vor Glogowatz. Gut gestärkt fuhren wir über Arad zurück nach Temeswar. Gefahren wurden wir wie immer vom Busunternehmen Feil aus Augsburg, diesmal vom Chef Helmut Feil höchstpersönlich.

Die paar Tage in der alten Heimat vergehen immer schnell. Nun war es schon Montag und der letzte Tag unseres Banat-Aufenthaltes brach an. Dieser Tag führte uns nach Bad Busiasch zu einer Weinprobe im Weinberg. Wir probierten die köstlichen Weine, zu denen eine Käseplatte serviert wurde, anschließend genossen wir noch ein warmes Mittagsmenü. Zurück in Temeswar, konnten Interessierte noch das Revolutionsmuseum besuchen. Ein Höhepunkt dieses Tages war das Zusammentreffen unserer Reisegruppe mit dem Temeswarer deutschen Bürgermeister Dominic Fritz. Obwohl die Zeit knapp bemessen war, freuten wir uns, den seit zehn Monaten amtierenden Bürgermeister kennenzulernen. Er versprach, dass wir in Verbindung bleiben, und nahm sich auch noch Zeit für ein gemeinsames Foto.

Die aufregenden, schönen Tage klangen abends bei gemütlichem Beisammensein und Musik im Hotel Central aus. Für die musikalische Unterhaltung sorgte Horst Reiter mit seinem Akkordeon, der diesmal Verstärkung von dem aus Hatzfeld stammenden Landsmann Walter Berberich mit seiner Gitarre bekam. Die beiden Männer sorgten für richtige Stimmung in diesen geselligen Runden. Und dabei zeigte auch der HOG-Vorsitzende sein Können auf dem Akkordeon.

Am Dienstagmorgen traten wir die Heimreise an, mit unzähligen schönen Erinnerungen an das Erlebte im Gepäck. In Ungarn legten wir eine Rast ein, um uns in der Paprika-Csárda mit einem köstlichen Essen zu stärken und noch Kleinigkeiten einzukaufen. Bevor sich unsere Wege trennten, versprachen sich die begeisterten Mitreisenden, bei der nächsten Fahrt in zwei Jahren wieder dabei zu sein. Ein besonderer Dank geht an unseren Vorsitzenden Anton Tiberius Halmos und an Josef Potye, der die Reise von Österreich aus mitorganisiert hat. Wir haben uns alle sehr wohlgefühlt und reisen auch in Zukunft wieder gerne mit. Und wir waren alle froh und zufrieden, dass wir trotz Corona die Reise unternehmen konnten.