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Viele kleinere Veranstaltungen statt Stadtfest in Hatzfeld

Die Trachtengruppe „Hatzfelder Pipatsche“ sowie die aus Billed, Nitzkydorf und Warjasch angereisten Trachtenpaare bildeten einen stattlichen Kirchweihzug. Fotos: Josef Koch/HOG Hatzfeld

Unter den Ehrengästen des Hatzfelder Kirchweihfestes befanden sich auch (von links) der Billeder Forumsvorsitzende Adam Csonti mit Gattin Roswitha, der Abgeordnete Ovidiu Ganţ und die Vorsitzende der HOG Nitzkydorf Dr. Hella Gerber mit Ehemann Franz.

Die mit Mitteln der Heimatortsgemeinschaft renovierte Priestergruft auf dem Hatzfelder Friedhof (Bild links) wurde am 31. Juli im Rahmen einer Feierstunde nach einer kurzen Ansprache des HOG-Ehrenvorsitzenden Josef Koch von dem Hatzfelder Pfarrer Daniel Pozsonyi neu gesegnet.

Dieser Sommer hatte für unsere Landsleute, die gerne mal wieder die alte Heimat besuchen wollten, schon was Besonderes an sich. Da waren einmal die allgemeinen Ängste vor Corona, dann die Unsicherheiten bei der Ein-, Aus- und Durchreise durch Österreich, Ungarn und Rumänien, nicht zuletzt das Fehlen konkreter Ankündigungen von Seiten der Stadtverwaltung, ob und in welcher Form die traditionellen „Hatzfelder Tage“, einschließlich des Begegnungsnachmittags beim Deutschen Forum, stattfinden werden. Hinzu kam dann auch noch die große Hitze. All diesen Unsicherheiten und Hindernissen zum Trotz machten sich dennoch mehrere Landsleute auf den Weg „nach Hause“, wie es immer wieder zu hören war. Und da es diesmal, wie von der Stadt aus Sicherheitsgründen gewollt, keine größeren öffentlichen Veranstaltungen gab, wurden die Markttage, mittwochs und samstags, zu Treffpunkten unserer in der alten Heimat weilenden Landsleute. Immer wieder fanden sich kleinere Gruppen zusammen, die sich ganz viel zu erzählen hatten, zumal man sich lange nicht mehr gesehen hatte.

Da in diesem Sommer, wie schon im letzten Jahr, das traditionelle Hatzfelder Stadtfest, die sogenannten „Hatzfelder Tage“, die seit 1998 begangen werden, offiziell abgesagt waren, fanden von Ende Juli bis Mitte August stets nur kleinere kulturelle Veranstaltungen statt, die aber auf großes Interesse stießen. Und wie in all den Jahren davor war die Heimatortsgemeinschaft Hatzfeld auch diesmal wieder aktiv dabei. Sie brachte sich mit eigenen Programmpunkten ein oder beteiligte sich an anderen in Zusammenarbeit mit verschiedenen städtischen Institutionen. 

Neusegnung der renovierten Priestergruft

Eigener Hauptprogrammpunkt war die Neusegnung der Hatzfelder Priestergruft, die mit finanziellen Mitteln der HOG umfassend saniert und restauriert wurde. In dieser Gruft sind acht in Hatzfeld als Seelsoirger wirkende Priester bestattet: Karl Josef Brettereich († 1780), Peter Loeth († 1827), Wenzeslaus Fischer († 1832), Josef Siebermayer († 1866), Jakob Nuszbaum († 1896), Emmerich Csicsáky († 1935), Josef Engelhardt († 1945) und Ladislaus Galganyák († 1983), außerdem Peter Wener († 1964), der als Pfarrer in Ostern wirkte. Die Feier, die eigentlich schon 2020 stattfinden sollte, fand nun in diesem Jahr am Samstag, dem 31. Juli, statt. Eröffnet wurde die Feierlichkeit, an der trotz großer Hitze neben den doch zahlreich erschienenen Landsleuten auch der Hatzfelder Vizebürgermeister Gábor Kaba teilnahm, vom HOG-Ehrenvorsitzenden Josef Koch. In einer kurzen Rede bedankte er sich bei den Anwesenden für ihr Kommen und gab einen historischen Rückblick auf die Geschichte des Hatzfelder Friedhofs und der Priestergruft, wonach er den Hatzfelder Pfarrer Daniel Pozsonyi und Pfarrer Robert Dürbach, der ebenfalls in der alten Heimat weilte, einlud, die Priestergruft neu zu segnen. Nachdem Pfarrer Robert Dürbach kurz an seine Ministrantenzeit in Hatzfeld erinnerte, segnete der neue Hatzfelder Pfarrer Pozsonyi – er ist seit dem 1. Juni im Amt – das restaurierte und schön hergerichtete Priestergrab. Für alle Anwesenden war dies ein besonders emotionaler Moment.

Zwei Tage später, am 2. August, fand in Maria-Radna die traditionelle Deutsche Wallfahrt statt, an der auch eine kleinere Gruppe Hatzfelder Landsleute mit Pfarrer Robert Dürbach teilnahm. Nach dem Pontifikalamt in der Basilika gestaltete Pfarrer Dürbach die Kreuzwegandacht an den Kreuzwegstationen auf dem Hügel hinter der Wallfahrtskirche, an der zahlreiche Gläubige teilnahmen.

Im Laufe der nächsten Tage fanden in Hatzfeld mehrere kleinere kulturelle Veranstaltungen statt, die zur Überraschung der Organisatoren alle gut besucht waren. Erwähnenswert sind eine Bilder- und Postkartenausstellung im Stefan-Jäger-Museum, ein überaus gelungenes Konzert in der katholischen Kirche, gestaltet von den aus Hatzfeld stammenden Geschwistern Aida und Tiberius Marc, die Kompositionen von Hatzfelder und Banater Komponisten, unter anderem von Emmerich Bartzer und Josef Linster vortrugen, ein Leichtmusikkonzert für Jugendliche und eine musikalisch umrahmte Skulpturen-Ausstellung von Adrian Bălan, Maria Bălan und Vlad Şerban zum Thema „Politische Gefangene in kommunistischen Gefängnissen“. Vor Beginn dieser Veranstaltung überreichte Josef Koch dem Hatzfelder Pressemuseum neue Publikationen über Hatzfeld wie auch mehrere wertvolle ältere Drucksachen, die mit großem Dank entgegengenommen wurden. So seitens der HOG das neu erschienene siebenbändige Familienbuch Hatzfeld und das vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen herausgegebene Buch „Hatzfeld – Ordnungen im Wandel“, seitens einer Privatperson zwei aktuelle Ausgaben des „Heuberger Boten“, mit Berichten zu Hatzfelder Themen, einen Werkskatalog der einstigen Hatzfelder Trink-Fabrik wie auch mehrere rumänische Zeitschriften aus den 1930-er Jahren. All diese Schenkungen waren ausgelegt und konnten vom Publikum angeschaut und begutachtet werden.

Kirchweihfest mit vielen Trachtenpaaren

Ein echter Höhepunkt dieser Sommertage war natürlich das Kirchweihfest, das am 7. August, einem Samstag, groß gefeiert wurde. Daran teilgenommen haben neben der Trachtengruppe „Hatzfelder Pipatsche“ auch Trachtenpaare aus Billed, Nitzkydorf und Warjasch. Am Abend davor wurde von den Hatzfelder „Kerweih-Buwe“ „de Kerweihbaam mit Kron, Tuch und Hut“ vor der Kirche aufgestellt. Und schon da waren recht viele Neugierige dabei und haben mitgefeiert. Das eigentliche Kirchweihfest tags darauf begann zu den Klängen der Blasmusikkapelle mit einem verkürzten Rundgang der Kirchweihpaare und den obligatorischen Einladungen, bevor sie pünktlich in die Kirche einmarschierten.

Die Kirchweihmesse, der neben den vielen Trachtenpaaren auch zahlreiche Gläubige beiwohnten, wurde diesmal von drei Priestern zelebriert, dem Hatzfelder Pfarrer Daniel Pozsonyi, Pfarrer Miklós Cibian und Pfarrer Ioan Cădărean, letzterer als Hauptzelebrant. Nach der heiligen Messe präsentierten die Kirchweihpaare vor der Kirche mehrere Volkstänze mit Blasmusikbegleitung, wonach Kirchweihstrauß, Hut und Tuch „verlezitiert“ wurden. Die anwesenden Ehrengäste, darunter Ovidiu Ganţ, Abgeordneter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Adam Csonti, Vorsitzender des Deutschen Forums Billed, mit Gattin Roswitha und Dr. Hella Gerber, Vorsitzende der HOG Nitzkydorf, mit Ehemann Franz, zeigten sich sehr angetan vom Kirchweihfest und lobten alle Beteiligten.

Ausgeklungen ist das Fest am Abend in der Nähe des Thermalstrandes, in und vor dem Restaurant „Insula“. Bei guter Unterhaltungsmusik wurde bis in die Morgenstunden getanzt und gefeiert. Erwähnenswert ist hier der Beitrag des Hatzfelder Deutschen Forums unter der Leitung von Erwin Zappe sowie jener des Leiters der Trachtengruppen Hansi Müller.

Trotz dieser abwechslungsreichen Veranstaltungen haben unsere Landsleute, sowohl jene, die noch in der alten Heimat leben, als auch jene, die zu Besuch weilten, zwei besondere Momente vermisst: zum einen der traditionelle Begegnungsnachmittag beim Deutschen Forum und zum anderen das Beisammensitzen im Hof der Kirche nach der Sonntagsmesse. Aber, wie schon eingangs erwähnt, war es nun mal ein besonderes, von der Corona-Krise geprägtes Jahr. Die Veranstaltungen haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit der HOG Hatzfeld sowohl mit dem Rathaus wie auch mit der römisch-katholischen Pfarrei und nicht zuletzt mit dem Deutschen Ortsforum gewollt ist und auch gut funktioniert.