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Mit Banater Tänzen und Blasmusik auf Amerika-Tournee

Die Banater Schwaben waren Gäste des großen Landestreffens der Donauschwaben in Detroit.

Die 46-köpfige Banater Reisegruppe vor dem Deutsch-Amerikanischen Kulturzentrum der Donauschwaben in Cleveland. Einsenderin der Fotos: Lore Lay

Die Blasmusikklänge der Eisenbahner Musikanten aus Freiburg bezauberten das Publikum überall (hier in Detroit).

Es war schon ein ganz besonderer Anblick, als sich am Morgen des 16. August eine muntere Gruppe von 46 Personen am Frankfurter Flughafen traf. Zwei Banater Volkstanzgruppen aus Singen (Leitung: Hilde und Horst Redl) und Esslingen/Wendlingen (Leitung: Renate Krispin) machten sich zusammen mit den Eisenbahner Musikanten aus Freiburg (Leitung: Josef Zippel) auf ins „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.

Nach einem angenehmen Flug landete die Gruppe froh gelaunt in Philadelphia, wo sie nach langer Wartezeit am Flughafen und einer für amerikanische Verhältnisse „kurzen“ Anfahrt zum Club der Donauschwaben-Vereinigung von den Gastgebern herzlich empfangen und bestens versorgt wurde. Es war der Beginn einer unglaublich interessanten und bereichernden Reise für alle. Überall bemühten sich die Gastgeber, nur das Beste zu präsentieren und ihre Gäste durch Stadtrundfahrten und Besichtigungen mit dem heutigen Amerika bekannt zu machen. In Philadelphia beispielsweise wurde unter anderem die „Independence Hall“ besucht, wo man sich in die Zeit George Washingtons zurückversetzt fühlte.

Im Vordergrund der Reise standen nicht nur die beinahe täglichen, von den  Eisenbahner Musikanten musikalisch begleiteten Auftritte der Tanzgruppen, die zum allabendlichen Highlight wurden. Ziemlich schnell wurde sichtbar, dass die jungen Leute viele Freundschaften in den Gastfamilien geschlossen haben, die es nun zu pflegen gilt. Die rund  3800 Kilometer lange und auch anstrengende Reise im Bus führte nach Kitchener/Kanada, Cleveland, Milwaukee, Chicago, St. Louis, Cincinnati und Detroit. Selbstverständlich stand auch ein Besuch der beeindruckenden Niagarafälle auf dem Reiseplan – eine willkommene Abwechslung während der langen Busfahrt.

Die Besichtigungen in den einzelnen Städten mussten manchmal in atemberaubender Geschwindigkeit durchgezogen werden, zumal es sehr viel Neues zu sehen und zu entdecken gab und die Zeit oft knapp war. Gleichzeitig mussten am Abend alle wieder fit sein für den nächsten Auftritt. Die mühevollen Proben in den Wochen vor der Abreise haben sich gelohnt; das Publikum war allerorts begeistert. Am Ende der Darbietungen gab es immer wieder stehenden Applaus eines hoch zufriedenen und dankbaren Publikums. Die strahlenden Gesichter der Tanzpaare ließen am Ende nichts von der Anstrengung des etwa zweieinhalbstündigen Programms erkennen. Die Eisenbahner Musikanten und die Gastsängerin Helga Salm überzeugten überall mit ihrer schwungvollen Blasmusik und ihrem Gesang. Der anhaltende Applaus eines begeisterten Publikums war ihr Lohn und trieb sie immer wieder zu Höchstleistungen an. Die Zugaben der stets bestens gelaunten Musikanten waren sowieso obligatorisch und immer willkommen.

Eines der Reiseziele war Cleveland, wo die Banater Gruppe bei einer Stadtrundfahrt auch an den Eriesee gelangte. Unter strahlend blauem Himmel und bei herrlich warmen Temperaturen gab es einen Abstecher in die „Hall of Fame“, wo man die Zeit der „Rolling Stones“ und ihre musikalische Hochphase hautnah erleben konnte. Der nächste Aufenthalt in Milwaukee war ebenfalls in vieler Hinsicht erlebnisreich. Nicht nur wegen der besonders freundlichen Aufnahme, sondern auch, weil die Stadt am Michigansee ein ganz besonderes Flair hat; eine beeindruckende, aufregende Stadt, eine Mischung aus alten und neuen Gebäuden und dazu noch das Harley-Davidson-Museum, das es vor allem dem männlichen Teil der Gruppe besonders angetan hatte. Direkt am See steht das großartige, filigrane Milwaukee Art Museum, das die Augen aller Fotografen leuchten lässt. Das muss man gesehen und fotografiert haben! Im Milwaukee Schwabenhof erlebten die Gäste am Abend einen temperamentvollen Auftritt der örtlichen Tanzgruppen, denen sich ein gemeinsames, fröhliches Miteinander aller Mitwirkenden auf der Tanzfläche anschloss.

Am nächsten Tag fuhr die Gruppe nach Lake Villa bei Chicago, wo sie bei strahlendem Sonnenschein bereits erwartet wurde. Unter freiem Himmel wurde hier zunächst ein Gottesdienst abgehalten, den die Eisenbahner musikalisch begleiteten. Und wieder präsentierten die Tanzgruppen aus Esslingen/Wendlingen und Singen einem dankbaren Publikum ihr Programm, immer live begleitet von der Blaskapelle aus Freiburg. Der darauf folgende Tag war nicht nur eine Herausforderung für die Sinne, auch konditionell wurde den Gästen einiges abverlangt. Auf dem Programm stand nämlich die Millionenstadt Chicago mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten. Darunter der Willis Tower mit einer Gesamthöhe von 527 Metern. Ziel war das Skydeck im 103. Stock, wo sich ganz Mutige auf den an der Fassade angehängten Glasbalkon wagten. Der anschließende Fußmarsch durch die von Hochhäusern geprägte Stadt vermittelte einen tiefen Einblick von dieser Weltstadt. Die Stadtrundfahrt im offenen Doppeldeckerbus und der kurze Stopp am Michigansee war für alle ein besonderes Erlebnis. Beim Besuch im Haus der Donauschwaben stellten wir verwundert fest, dass es hier eigens eingerichtete kleine Klassenzimmer gab, wovon eines auch den Namen „Freiburg“ trug. Wir erfuhren, dass in diesen Klassenzimmern Deutschunterricht für die Kleinen erteilt wird. Und wir fanden es gut, dass die deutsche Sprache dank solcher Bemühungen weiterlebt.

Und weiter ging es Richtung Süden nach St. Louis. Bereits aus der Ferne konnte man den 192 Meter hohen begehbaren Torbogen „Gateway Arch“ erkennen, der sich majestätisch neben dem Mississippi über die Stadt erhebt. Selbstverständlich wurde auch dieser Bogen erklimmt. Eiförmige Gondeln, die sich innerhalb des Bogens an Ketten aneinanderreihen, sind die enge Behausung für Besucher, die hochgezogen werden wollen. Staunende Augenblicke hoch über der Stadt lassen dieses Erlebnis unvergesslich werden. Froh gelaunt erlebte die Gruppe einen herrlichen Tag und absolvierte am Abend gekonnt ihren Auftritt im Deutschen Club in St. Louis.

Wieder hieß es Abschied nehmen, denn rund 550 Kilometer bis zum nächsten Auftrittsort Cincinnati standen bevor. Auch hier erlebten die Gäste aus Deutschland – wie überall – ein sehr dankbares Publikum und freundliche Gastgeber, die sich liebevoll um die Gruppe kümmerten. Nachdenklich stimmten mich hier die dankbaren Worte einer älteren Dame, die sich mit tränenerstickter Stimme und nass glänzenden Augen für die wunderbare Blasmusik, die Lieder und Tänze aus der alten Heimat bedankte.

Das Ende der Reise näherte sich. Detroit, wo die Tournee ihren Abschluss finden sollte, war greifbar nahe. Es sollte noch einmal ein Höhepunkt werden, denn die drei teilnehmenden Gruppen waren Gäste des Landestreffens der Donauschwaben. Der Carpathia Club feierte sein hundertjähriges Bestehen. Die Eisenbahner Musikanten hatten die besondere Ehre, zum Aufmarsch aller Trachtenpaare zu spielen. Schätzungsweise 1500 Menschen bevölkerten den Platz; unter diesen auch die Banater Tanzgruppen, die auch hier wieder ein prächtiges  Bild abgaben. In jeder Stadt erlebten die Gäste großartige Momente der Freundschaft, die meist in tränenreichem Abschied endeten, so auch in Detroit.

Eines ist sicher: Es war eine aufregende Zeit in Amerika, mit gelungenen Auftritten und der Gewissheit, dass die geschlossenen Freundschaften mit dem Rückflug nicht enden. Man verabschiedete sich in der festen Absicht, sich wieder zu treffen, ob in Deutschland oder in Amerika. Dass diese Tournee überhaupt wahr werden konnte, ist Theresia Teichert zu verdanken, die sich mit unendlicher Geduld dafür eingesetzt hat. Bei ihr liefen alle Informationen zusammen, sie hat sie meisterlich gebündelt und punktgenau an alle weitergegeben. Dafür gebührt ihr herzlicher Dank.

Zuhause angekommen, konnten die Eisenbahner Musikanten mit ihrer Gastsängerin Helga beim Jahreskonzert am 26. Oktober in Freiburg ihr Können wieder unter Beweis stellen. Mit herrlichen Melodien erfreuten sie die Zuhörer in einem zweistündigen Konzert, das wieder von Anton Bleiziffer gekonnt moderiert wurde. Ein vollbesetztes Haus war ein dankbarer Beweis der Freunde der Blasmusik, die sehr gerne zu den Konzerten der Eisenbahner kommen und deren Musik in vollen Zügen genießen.

Als krönenden Abschluss des Jahres 2013 traten die Eisenbahner Musikanten am 30. November noch einmal im Musikantenstadl bei Andy Borg im Freiburger Konzerthaus auf.