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Die Gemeinschaft trägt uns durch die Zeit

Es war einmal… und kommt bald wieder: die Trachtengruppe des Kreisverbandes Esslingen beim Vinzenzifestumzug in Wendlingen 2019 Foto: Trachtengruppe Esslingen

Festveranstaltung auf dem Marktplatz in Göppingen anlässlich des Trachtenfestes des Landesverbandes Baden-Württemberg am 4. Oktober 2020, an dem auch Mitglieder der Trachtengruppe Esslingen teilnahmen Foto: Herbert Volk

Unsere liebste Beschäftigung: das Tanzen in Tracht. Auftritt beim Vinzenzifest in Wendlingen 2019 Foto: Trachtengruppe Esslingen

Seit 482 Tagen stellt die COVID-19-Pandemie unser Vereinsleben auf den Kopf: Die Auftritte wurden nach und nach abgesagt, persönliche Treffen waren nicht mehr möglich, gemeinsam tanzen sowieso nicht. Insbesondere unsere eigenen Tanzveranstaltungen, unsere Bälle, werden von allen sehr vermisst. Doch wir, die Trachtengruppe des Kreisverbandes Esslingen der Banater Schwaben, machen das Beste aus der aktuellen Situation. Nachfolgend ein kleiner Rückblick mit konkreten Beispielen, wie Vereinsleben auch unter Pandemie-Bedingungen möglich ist.

Immer wieder online: das Freitags-Date

Bereits seit Beginn der Pandemie treffen wir uns in den einzelnen Gruppen regelmäßig online. Meist finden diese Treffen alle zwei Wochen zu unseren gewohnten Probezeiten, also Freitagnachmittag und -abend, über die Meeting-Plattform „Discord“ statt. 

Anfangs tauschte man sich über den neuen Alltag im Lockdown aus und testete viele Online-Spiele, wie „Montagsmaler“ oder „Stadt – Land – Fluss“. Es ging darum, die Gemeinschaft zu erhalten und in Kontakt zu bleiben. So schufen wir einen Raum für den Austausch der Tänzerinnen und Tänzer untereinander und verloren uns in dieser Zeit nicht aus den Augen. 

Mittlerweile sind die Treffen Alltag geworden und noch immer ist die Beteiligung hoch. Die Gespräche und Ideen werden nicht weniger. Egal, ob aktuelle Themen, Anekdoten aus dem Arbeitsleben oder Studium, Infos aus den Verbänden oder lustige Erlebnisse – es findet sich immer etwas zum Erzählen. Dennoch freuen wir uns alle sehr über die persönlichen Treffen und Tanzproben, die nun nach und nach wieder möglich sind.

Tanzprobe online: Das geht?

Wenn uns einer fragen würde: Was macht Euch aus? „Vor allem der Spaß und die Freude am Tanzen“, wäre vermutlich die erste Antwort. Doch genau dies ist seit einiger Zeit stark eingeschränkt. Wir alle vermissen die fliegenden bunten Trachten, die lustigen Choreografien und das Gemeinschaftsgefühl, das entsteht, wenn wir uns alle in einem durch-gefassten Kreis in der Mitte der Bühne treffen. So entstand die Idee einer „Online-Tanzprobe“. Dabei stand zunächst nicht das aktive Tanzen im Mittelpunkt, denn insbesondere Paartänze gestalten sich allein daheim im Wohnzimmer schwierig. 

Die erste Online-Tanzprobe, angeleitet von Ann-Kathrin Kobsa, stand ganz im Zeichen unseres Repertoires. Unter dem Motto „Polka oder Walzer? Wie hieß der Tanz nochmal?“ wurden Videos vergangener Auftritte in Kleingruppen analysiert. Das Besondere dabei: Die Videos zeigten nur zehn Sekunden des Tanzes und das auch noch ohne Ton. Anschließend wurde mit Liedausschnitten gerätselt. Zum Abschluss war die Kreativität jeder Gruppe gefragt. Die Aufgabe lautete, in Gruppen ein 
eigenes Tanz-Medley (gedanklich) zu choreografieren, welches aus mindestens drei Liedern und einem Paartanz besteht. Die Ergebnisse waren Tanz-Medleys unter dem Motto „Brazilian Fire“ oder „Evolution of Dance“. Vielleicht sehen wir die eine oder andere Idee bald live auf der Bühne? 

In einer der darauffolgenden Online-Tanzproben wagten wir es dann doch, aktiv zu tanzen. Im Laufe der letzten Jahre wurden immer wieder neue Flashmobs in unseren Gruppen etabliert. Also Tänze, bei denen alle Tänzerinnen und Tänzer dieselben Bewegungen zur gleichen Zeit ausführen. Diese eigneten sich sehr gut für die Online-Tanzproben. So konnte nach einer kurzen Auffrischung jeder für sich daheim und doch gemeinsam vor dem Bildschirm die Flashmobs tanzen. 

Projekt der Kindergruppe: „Meine Tanzgruppe“ 

Als in der Kindergruppe ein regelmäßiges Online-Treffen nicht mehr so regelmäßig möglich war, bekamen die Mädels von ihrer Tanzleiterin Anna Lehmann eine Aufgabe gestellt, die sie in Kleingruppen erledigen sollten. Die Aufgabe bestand darin, eine Präsentation über die Banater Schwaben und die Tanzgruppe zu erstellen. Die Mädels sollten sich vorstellen, dass sie ihr Hobby in der Schule vorstellen und neue Mitglieder gewinnen wollen. In regelmäßigen Abständen wurden Zwischenergebnisse an die Gruppenleiterin geschickt, damit diese den Überblick behalten konnte. So wusste sie gleichzeitig, in welche Richtungen die Präsentationen gehen und konnte auch Feedback geben.

Es sind dabei sehr schöne und auch ganz verschiedene Präsentationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten entstanden. Wir freuen uns jetzt schon darauf, diese auch bei kommenden Veranstaltungen präsentieren zu können.

Digitale Kompetenzen stärken: Plakate und Flyer

Um in der Flyer-Landschaft, in Sozialen Medien oder der Zeitung hervorzustechen, muss geschickt mit digitalen Werkzeugen umgegangen werden. Dabei gibt es neben professionellen, kostenpflichtigen Werkzeugen, wie Photoshop oder Indesign von Adobe, auch Programme, die jeder bereits auf dem Computer hat oder die kostenlos heruntergeladen werden können. Ein umfangreiches kostenloses Programm für die Bildverarbeitung ist „Gimp“. Zudem bietet PowerPoint weitaus mehr Möglichkeiten als eine Präsentation im 16:9-Format zu gestalten. Da jeder von uns ein bisschen in den eigenen vier Wänden gefangen war, ergab sich eine ideale Möglichkeit, diese digitalen Werkzeuge unseren Tanzgruppenmitgliedern näherzubringen. 

In mehreren Online-Sitzungen konnten die Jugendlichen der Gruppe 2 zusammen Plakate und Flyer gestalten sowie die dazu benötigten Bilder perfektionieren. Bei beiden Programmen galt es zuerst, sich mit den Grundfunktionen vertraut zu machen, anschließend folgten kleine Fingerübungen. Wie passe ich das Dokumentenformat an? Wie kann ich Text einfügen und diesen formatieren? Danach konnte sich jeder in sein eigenes kleines Projekt vertiefen und seiner Kreativität freien Lauf lassen. In der Feedbackrunde war oft die Aussage zu hören: „Wow, ich wusste gar nicht, dass ich sowas mit PowerPoint machen kann“.

Es sind weitere Online-Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten denkbar: Gestaltung von Grußkarten, Briefköpfen und noch vieles mehr. 

Projekt „Teamoutfits“: Ergebnisse schon bald

Ende 2020 kam in der Gruppe der Wunsch nach neuen Tanzgruppen-Teamoutfits auf. Diesem Wunsch folgten schon Anfang 2021 Taten und schon bald werden auch erste Ergebnisse zu sehen sein. Neben neu gestalteten Hoodies sollen auch 
T-Shirts, Funktionsshirts und Trainingsjacken unsere Mitglieder schmücken. Sicher werden hierzu auch bald Bilder auf unseren Social-Media-Kanälen geteilt werden. Also bleibt gespannt!

Lichtblicke: Präsenz zeigen unter Einhaltung der Regeln

Noch nie zuvor haben wir die Tracht für so eine lange Zeit nicht getragen. In den vorherigen Jahren war innerhalb der Volkstanzsaison jedes zweite Wochenende ein Auftritt angesagt. Darum war die Veranstaltung des Landesverbandes Baden-Württemberg in Göppingen auf dem Marktplatz, draußen an der frischen Luft, Anfang Oktober 2020 ein Lichtblick für diese bedrückende Zeit. 

Einem kleinen Teil unserer Gruppe war es möglich, gemeinsam mit anderen DBJTlern die Gemeinschaftstänze zu entstauben und für einen kurzen Moment mit Abstand und Maske das Banater Brauchtum hochleben zu lassen. Der Tag war abwechslungsreich gestaltet mit Umzug, Brauchtum, Mundart, Blasmusik und Tänzen. Nach unserem Faschingsball war dies der einzige öffentliche Auftritt im vergangenen Jahr. Rückblickend auch hierfür ein Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren.

Wir sind nicht allein: Vernetzung und Austausch

In diesen schwierigen Zeiten fand man nicht nur zu sich selbst, sondern durch digitale Meetingräume auch zu einem engeren Austausch mit anderen Gruppenleitern. Bei digitalen Treffen der DJO-Gruppenleiter tauschte man sich zur aktuellen Lage in den Gruppen und zu möglichen Öffnungsstrategien im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten aus. 

Auch auf regionaler und kommunaler Ebene gab es Bewegung in unserer Gruppe. Als Mitglied des KJR-Kreisjugendrings Esslingen e.V. wirkten wir aktiv an der Planung zukünftiger Jugendarbeit mit. Johannes Krispin, Delegierter unserer Trachtengruppe im Kreisjugendring, brachte sich in der „AG Jugendbeteiligung“ ein. Diese beschäftigt sich mit neuen Beteiligungsmethoden und Fortbildungen der Jugendverbände, mit dem Ziel, Jugendliche noch aktiver in den Gruppen beteiligen zu können.

Auf kommunaler Ebene brachte die Pandemie die Vereine der Stadt Wendlingen am Neckar noch näher zusammen. Man zeigte sich solidarisch mit den betroffenen Vereinen und hielt ungebrochen an der starken Unterstützung der kommunalen Vereinsarbeit fest. 

Das Jahr brachte auch in der DBJT – Deutsche Banater Jugend- und Trachtengruppen – Veränderungen im Rahmen der Vorstandswahlen. Wir freuen uns, auch dieses Mal mit Lukas Krispin wieder einen der stellvertretenden Vorsitzenden zu stellen, der gemeinsam mit den weiteren Vorstandsmitgliedern die Zukunft der DBJT mitgestalten wird. Gratulation!

Gemeinschaft einmal anders erleben: DBJT digital

Neben unseren gruppeninternen digitalen Terminen und Angeboten konnten wir auch die vielfältigen Workshops und Veranstaltungen der DBJT besuchen. Diese boten eine gute Abwechslung, um auch wieder DBJTler zu treffen. Während der Pandemiezeit nahmen wir an den digitalen Heimattagen, den DBJT-Seminaren und DBJT-Spieleabenden teil. Vor allem die Aufmachung des digitalen Heimattags kam sehr gut bei unseren Mitgliedern an, weil wir gemeinsam mit den anderen Gruppen ein Quiz bestreiten konnten. Schön war vor allem, dass sich bei den unterschiedlichen Angeboten DBJTler aus verschiedenen Gruppen austauschen konnten, so wie wir es von den Seminaren kennen und schätzen.

Obwohl wir es uns zu Beginn nicht vorstellen konnten, ist mit Kreativität und Herzblut vieles möglich – wenn auch nicht in gewohnter Weise. Die Gemeinschaft macht stark und trägt uns durch die Zeit. Wir freuen uns sehr, dass die Tanzproben langsam wieder möglich sind und der eine oder andere Auftritt dieses Jahr doch noch stattfinden kann. Mit neuen Ideen und viel Motivation starten wir in das zweite Halbjahr 2021.