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"Mach dich klein!" Weihnachtsgruß des Vertriebenenbischofs Dr. Reinhard Hauke

Der Eingang zur Geburtskirche in Bethlehem

Wer die Geburtskirche in Bethlehem betreten möchte, muss durch eine enge Tür. Es heißt, dass die Tür zur Geburtskirche in Bethlehem vermauert und nur eine kleine Pforte belassen wurde, um den Feinden – wer immer es auch sein mag - den Eintritt in die Kirche auf hohem Ross zu verwehren. Das kann die Wahrheit sein oder auch nicht. Für mich ist die enge Tür ein bedeutsames Zeichen, denn es sagt mir: Wer dem Geheimnis der Geburt des Gottessohnes begegnen möchte, muss sich klein machen. Du kannst dem menschgewordenen Gottessohn nicht mit Stolz und Hochmut begegnen, denn er, der Gott war und ist, hat die menschliche Natur angenommen, um ganz bei uns Menschen zu sein (vgl. Phil 2, 6-11).

Die Größe Gottes besteht darin, dass er keine Angst davor, sich klein zu machen. Diese Entscheidung hat sogar das Missverstanden werden, Leid und Tod zur Konsequenz. Wir können nicht sagen, dass diese Konsequenz von Gott nicht einkalkuliert wurde. Sie wurde von ihm in Liebe angenommen und Jesus Christus ahnte und wusste, was passiert, wenn er sich als Verkünder des Gottesreiches wie die Propheten vor ihm für das Recht Gottes einsetzt: Er wird das Schicksal der Propheten erleiden.

Schon an der engen Pforte in die Geburtskirche wird daran erinnert, dass derjenige, der Jesus nachfolgen will, in die Fußstapfen des Messias tritt und deshalb auch mit den Konsequenzen rechnen muss. Nicht nur die Christen in den arabischen Ländern sind wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus an Leib und Leben bedroht. Jeder, der das Gebot der Liebe zu Gott und dem Nächsten verkündet, muss mit Unverständnis rechnen. Zwar sind die Verfassungen vieler Länder noch vom Maßstab der 10 Gebote geprägt, aber die Akzeptanz dieses Maßstabs scheint zu schwinden.

Wenn wir Weihnachten feiern, dann kommt oftmals eine heimelige Stimmung auf und das wünschen wir uns auch so. Sie gehört zu unserer Tradition. Wir haben auch allen Grund, die Botschaft der Menschwerdung des Gottessohnes mit Freude und Dankbarkeit zu begehen, aber wir sollen dabei nicht vergessen, welche Liebe Gottes dahinter steht, die selbst das Kreuz nicht gescheut hat. Für mich ist dieses Wissen ein Grund noch tieferer Freude und Dankbarkeit, denn ich bin Gott auf der Spur, der meine Liebe grenzenlos übertrifft.

+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Diözesanadministrator

Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge