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Gedenken an die Russlanddeportation: Vereinnahmt und ausgenutzt

Am Mahnmal gegen Vertreibungen in Waldkraiburg wurde der Opfer der Russlanddeportation gedacht. Fotos: fis

Die Blaskapelle der Banater Schwaben umrahmte die Gedenkfeier musikalisch.

Zum Gedenken an den 69. Jahrestag der Russlanddeportation veranstaltete der Kreisverband Waldkraiburg am 12. Januar eine Feierstunde mit Kranzniederlegung am Mahnmal gegen Vertreibungen auf dem Rathausplatz der Stadt Waldkraiburg. Nachfolgender Bericht ist in den „Waldkaiburger Nachrichten“ erschienen.

Selbst 69 Jahre danach sei es nicht nur ein Akt der Tradition, sondern eine Mahnung und Aufforderung, seine Stimme zu erheben, wenn Menschenrechte in Gefahr sind, so Stadtrat Georg Ledig, Kreisvorsitzender der Banater Schwaben in Waldkraiburg. Vor dem Mahnmal der Vertreibung in der Stadtmitte war er mit seinen Landsleuten, Mitgliedern anderer Vertriebenenverbände wie Siebenbürger Sachsen, Egerländer, Böhmerwäldler und Sudetendeutsche und des Soldaten- und Reservistenverbands mit den Fahnenabordnungen zusammengekommen, um der Deportation der Rumäniendeutschen im Jahr 1945 zu gedenken. Mehrere Kommunalpolitiker, darunter Landrat Georg Huber und die aus dem Banat stammende Stadträtin Charlotte Konrad. sowie der Bundesvorsitzende der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, unterstrichen durch ihre Teilnahme an der Gedenkveranstaltung die Bedeutung des Januar 1945 für die Deutschen in Rumänien.

In seinem Grußwort hob Zweiter Bürgermeister Harald Jungbauer heraus, dass mit dieser Erinnerung an die Opfer der Deportation Unrecht und Gewalt eine deutliche Absage erteilt werde. „Gerade in Waldkraiburg wird das Streben nach Integration und Toleranz verwirklicht und gelebt.“ Daran knüpfte Peter-Dietmar Leber an, als er an die Frauen und Männer erinnerte, die als leicht verfügbare und rechtlose Masse deutscher Volksangehöriger in Rumänien, aber auch in Ungarn und Jugoslawien, zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert wurden. „Familien riss man auseinander und in den Lagern wurde das Leben zum Kampf um das Überleben.“

Allein aus Rumänien ließen dabei von den mehr als 70.000 Zwangsdeportierten fast 15.000 ihr Leben. Erst ab 1995 erfolgte eine intensivere Beschäftigung mit diesem düsteren Kapitel durch dokumentarische Filmbeiträge, wissenschaftliche Veröffentlichungen und Erinnerungen von Zeitzeugen, die zum Beispiel unter den Titeln erschienen „Fünf verlorene Jugendjahre“ oder „Für 71 Tote das Grab geschaufelt“. Jetzt sei es an der Generation der Kinder und Enkel, dass Menschenrechte nie zur Disposition stehen dürfen. „Wir müssen an die Großfamilien jener Zeit erinnern, die wie ein Netz die zurückgebliebenen Kinder und Alten auffingen und in ihrer Obhut behielten.“

Bewegend die anschließenden Worte von Pfarrer Heinrich Brandstetter, dessen Schicksal die ganz Tragweite dieser Deportation deutlich macht: Er verlor seine Eltern und wuchs unter härtesten Bedingungen mit seinen Geschwistern bei den Großeltern auf. Er mahnte, nicht nachtragend zu sein. „Wir müssen jetzt und in Zukunft die Kraft aufbringen, gegen jedes Unrecht aufzustehen.“

Zu den Klängen der Banater Blaskapelle legten Peter- Dietmar Leber und Georg Ledig einen Kranz zum Gedenken an die Toten der Deportation nieder.