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Die Freiheit kam aus Temeswar

Seit kurzem liegt der Dokumentationsband  der 55. Kulturtagung des Landesverbandes Baden-Württemberg vor, die im November 2019 im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen stattfand. Gewidmet war die von Halrun Reinholz konzipierte und moderierte Tagung dem Thema „Die Wende 1989 in Rumänien und ihre Auswirkungen auf die Banater Schwaben“. In dem reich illustrierten Tagungsband werden nach dem Vorwort der Herausgeberin Halrun Reinholz und der Begrüßungsansprache des Landesvorsitzenden Josef Prunkl zur Eröffnung der Tagung die Beiträge der Referenten abgedruckt. Mit aufgenommen wurde ein zusätzlicher Beitrag von Felix Matei mit dem Titel „30 Jahre Volksaufstand in Temeswar. Betrachtungen aus der Ferne“. Darüber hatte Matei im Kultur- und Dokumentationszentrum unserer Landsmannschaft in Ulm referiert. Abgerundet wird die 165-seitige Publikation durch die in der „Banater Post“ erschienenen Berichte über die Tagung und das traditionelle Abendkonzert sowie die Kurzbiografien der Autoren. Layout und Satz wurden von Prof. Dr. Franz Quint realisiert.

Das nachfolgend abgedruckte Vorwort geht zusammenfassend auf die inhaltlichen Schwerpunkte der Tagung ein, die ihre Entsprechung in dem vorliegenden Tagungsband finden.

Vor genau 30 Jahren wurde das Ceauşescu-Regime in Rumänien gestürzt, das den Menschen jahrzehntelang ihre Freiheit und zuletzt auch immer mehr die elementaren Lebensgrundlagen entzogen hat. Auch die Banater Schwaben waren davon betroffen und der Fall des Eisernen Vorhangs stellte auch sie vor neue Herausforderungen. Der Funke des Volksaufstands, der schließlich zum Sturz des Diktators führte, wurde in Temeswar entfacht und so waren auch etliche Banater Schwaben aktiv oder als Zeitzeugen dabei. Atemlos beobachteten die in Deutschland lebenden Landsleute das Geschehen, reagierten auch prompt und dann anhaltend mit Hilfslieferungen, Spendensammlungen und Strukturhilfen. Die Wende in Rumänien führte auch zu einer Wende in der Geschichte der Banater Schwaben, die nun vor der reellen Entscheidung standen, ob sie im Banat bleiben oder mit ihren vielfach schon gepackten Koffern auswandern sollten. Wie auch immer sich die Einzelnen entschieden haben, die Folgen für die Gemeinschaft waren einschneidend.
Die 55. Kulturtagung nahm den Jahrestag der Wende zum Anlass, die Geschehnisse und ihre Folgen aus der Distanz von 30 Jahren zu beleuchten. Alle Referenten waren in irgendeiner Weise Zeitzeugen des Geschehens und der weiteren Entwicklungen und beleuchteten diese aus unterschiedlichen Perspektiven.

Zunächst stellte Hans Vastag die „Revolution“ in Rumänien in den europäischen Kontext. Uwe Detemple warf einen Blick auf das Revolutionsjahr 1989 und die Stimmung in Rumänien, die schließlich zum Umsturz führte. Hans Vastag schilderte die Situation der Banater Schwaben in Rumänien in den ersten Jahre nach der Wende und deren Dilemma „Bleiben oder gehen“. Manfred Engelmann, damals Kulturreferent der Landmannschaft und Vorsitzender des Arbeitskreises „BanatJa“, berichtete über die vielschichtigen und nachhaltigen Hilfsmaßnahmen, die für die Landsleute in Rumänien sofort und in den ersten Jahren danach erfolgt sind. Aus der Perspektive des unmittelbaren Zeitzeugen schilderte Marius Koity, damals junger NBZ-Redakteur, die Ereignisse der Wende im Banat. Aus Temeswar reiste der ADZ-Redakteur Werner Kremm an, um über die Entwicklung im Banat seit der Wende 1989 zu berichten. Dietlinde Huhn aus Großsanktnikolaus erläuterte die Wandlungen im Leben der deutschen Gemeinschaft am Beispiel ihres Heimatortes. Schließlich ging Luzian Geier, damals selbst noch NBZ-Redakteur in Temeswar, den teilweise schon verwischten Spuren und Erinnerungen aus der Distanz von 30 Jahren nach.

Wie immer bei der Kulturtagung erfreuten und Franz Metz (selbst am Klavier) und seine Musikerkollegen Nina Laubenthal (Sopran) und Wilfried Michl (Tenor) mit einem abendlichen Konzert im Haus der Donauschwaben. Angesichts des Lehár-Jubiläumsjahres war es Franz Lehár und seiner Zeit gewidmet, doch selbstverständlich waren wie immer auch mit dem Banat verbundene Komponisten dabei.
Im vorliegenden Band können Sie alle Beiträge nachlesen und die Stimmung der Zeitenwende nachvollziehen.  

Der Band kann zum Preis von 15 Euro (einschließlich Versand) bei der Geschäftsstelle des Landesverbandes Baden-Württemberg in Stuttgart unter Tel. 0711 / 625127 oder per E-Mail an LMBanaterSchwaben-BW@t-online.de bestellt werden.