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Ulmbacher Friedhof leuchtet im Kerzenschein

Der Ulmbacher Friedhof in der Nacht vor Allerheiligen 2020 Foto: Gabriel Gabry

Kranzniederlegung am Ulmbacher Kriegerdenkmal durch Bürgermeister Gabriel Răzvan Drăgan Foto: Gemeindeverwaltung

Sie ist ein schwieriges Unterfangen, die Friedhofspflege in unserer alten Heimat. Nach teilweise „unruhigen“ Zeiten hatte sich im Juni 2007, anlässslich unserer Busreise in die alte Heimat, Elena Liciu der Friedhofspflege angenommen. Mit einigen kleinen Ausnahmen hat sie in all den Jahren mit ihrer Arbeit stets für ein gepflegtes Erscheinungsbild unseres Friedhofes gesorgt. Zum 31. Dezember 2019 musste sie jedoch zu unserem Bedauern ihre Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen einstellen. Für all die Jahre gewissenhafter Arbeit sei ihr an dieser Stelle herzlich gedankt.

Bezüglich der Nachfolge strebte der HOG-Vorstand als Erstes eine dauerhafte Lösung unter Einbeziehung der Gemeindeleitung und der örtlichen Glaubensgemeinschaften an. Es war eine konfessionsübergreifende Friedhofspflege angedacht, zu der wir dann unseren festen Beitrag leisten wollten. Mitte 2020 mussten wir jedoch das Scheitern dieses Projekts zur Kenntnis nehmen und uns nach einem privaten Friedhofspfleger umsehen. In der Zwischenzeit waren im Zuge der strengen rumänischen Seuchenschutzmaßnahmen zeitweise sogar jegliche Arbeiten auf dem Friedhof verboten.

Nach einigen vergeblichen Versuchen fanden wir endlich durch die freundliche Vermittlung von Hadina Sawan einen zuverlässigen Friedhofspfleger in der Person des Giulweßers Vasile Cădărean. Dieser machte sich auch gleich an die Arbeit und unterzog den Friedhof einer „Grundsäuberung“. Inzwischen hat er das große Areal bereits zum zweiten Mal gemäht und damit eine würdige Kulisse für eine Aktion geschaffen, mit der uns der im September wiedergewählte Ulmbacher Bürgermeister Dipl.-Ing. Gabriel Răzvan Drăgan bereits zum dritten Male beehrte. Trotz Corona-Pandemie hat er an Allerheiligen unsere Toten in der alten Heimat nicht vergessen. Herzlichen Dank für die berührende Geste, für das beeindruckende Lichtermeer an den beiden Tagen, an denen wir seit Generationen aller Heiligen unserer Kirche und aller Seelen gedenken – den Seelen unserer lieben Verstorbenen. Unter Mithilfe dreier Freiwilliger aus dem Ort wurden 440 brennende Kerzen auf dem katholischen Friedhof verteilt. Bürgermeister Drăgan hat am Kriegerdenkmal eine große Kerze entzündet und einen Kranz niedergelegt „für alle in Ulmbach Geborenen, für alle, die hier gewohnt haben und nicht mehr unter uns weilen“. Das Kriegerdenkmal steht symbolisch für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, für all jene verstorbenen Ulmbacher, die durch Krieg und Deportation ihre letzte Ruhestätte in der Fremde fanden.

Die Aktion lässt auf eine weiterhin gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und den Bürgern unserer ehemaligen Heimatgemeinde hoffen.

Für viele unserer Landsleute hat der Ulmbacher Friedhof und damit die Friedhofspflege einen hohen Stellenwert, einen festen Platz tief in der Seele, ist er doch die letzte Ruhestätte unserer Ahnen, unserer Eltern und Großeltern, unserer Geschwister oder gar Kinder.

In der Zeit vor der Aussiedlung träumte man von Deutschland, unserem „eigentlichen“ Heimatland, das Geborgenheit, den Fortbestand unseres Deutschseins, Freiheit und Wohlstand versprach. Nach vielen Schikanen und Rückschlägen endlich am Sehnsuchtsort angekommen, baute man sich seine Existenz wieder auf – größtenteils mit beachtlichem Erfolg – und ist zufrieden. Wenn da die Seele nicht wäre… Diese ließ nämlich im Stillen die alte Heimat zum neuen Sehnsuchtsort werden, der zwar unserer neuen Heimat nicht den Rang abläuft, sich aber tief in unserem Inneren eingenistet hat. Und dieses Plätzchen wollen wir ihm gönnen, sei es durch persönliche Erinnerung oder durch das Aufrechterhalten unserer Gemeinschaft, welche die Pflege unseres Heimatfriedhofs mit Hilfe der vielen Spenden unserer Landsleute erst möglich macht. Herzlichen Dank.

Zusätzliche Fotos zu dieser beeindruckenden Aktion an Allerheiligen 2020 finden Interessierte in der Bildergalerie unserer Homepage unter ulmbach.de.

P.S.: Das diesjährige Heimatblatt Ulmbach-Neupetsch verspätet sich leider und wird wahrscheinlich in der Adventszeit erscheinen. Die Ulmbacher Weihnachtsfeier in Nürnberg mussten wir wegen der Corona-Pandemie absagen.