Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

„Kultur gibt Halt in einer unsicheren Zeit“

Zum Gedenken an unsere Ahnen legte die Landsmannschaft der Banater Schwaben am 30. Mai einen Kranz am Auswanderungsdenkmal am Ulmer Donauufer nieder. Foto: Franz Junginger

Der Heimattag der Banater Deutschen, der jedes Jahr abwechselnd in Ulm und Temeswar veranstaltet wird, hat am vergangenen Pfingstsonntag digital stattgefunden. Die großangelegte Veranstaltung, die die Landsmannschaft der Banater Schwaben zusammen mit Partnern aus Ulm und Rumänien in der Ulmer Fußgängerzone und in der Donauhalle der Messe Ulm hätte veranstalten wollen, wurde vor etwa zwei Monaten abgesagt, dafür aber bot die Landsmannschaft ein vielfältiges digitales Programm auf „Youtube“ an, das sich Banater Schwaben aus aller Welt live anschauen konnten. Das Programm umfasste, neben den eigens dafür vorbereiteten Grußworten, jede Menge Aufnahmen und Fotos von den verstrichenen Auflagen der Heimattage der Banater Deutschen. In diesem Jahr feiert die Landsmannschaft der Banater Schwaben auch ihr 70-jähriges Jubiläum.

In seiner Rede erwähnte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Peter-Dietmar Leber die große Herausforderung der Corona-Pandemie, die alle Banater Schwaben betroffen hat. „Kennzeichen unseres Wirkens sind Begegnungen in der Gemeinschaft, Begegnungen im christlichen Glauben, Kultur und Brauchtum, Musik und Tanz. Ich glaube, dass es so manchen von uns in diesen Wochen bewusst geworden ist, wie wichtig diese Begegnungen und sozialen Kontakte, wie wichtig eine soziale Gemeinschaft ist“, hob er hervor. Deswegen war es der Landsmannschaft wichtig, den Heimattag ins Internet zu verlagern und somit ein digitales Zeichen zu setzen, aber auch auf den nächsten Heimattag in Ulm, der 2022 stattfinden wird, einzustimmen.

Knapp 3000 Aufrufe erlebte das Programm, das die Landsmannschaft am Sonntag live auf „Youtube“ ausstrahlte, viele Grüße seitens der Banater Schwaben von nah und fern wurden übermittelt.

Zu den Gästen des digitalen Heimattags gehörten der Oberbürgermeister der Patenstadt Ulm, Gunter Czisch, der rumänische Präsidialberater Sergiu Nistor, der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Bernd Fabritius, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene Sylvia Stierstorfer, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFDB) Johann Fernbach und die Vertreter der römisch-katholischen Diözese Temeswar, Bischof Josef Csaba Pál und Generalvikar Johann Dirschl.

„Kultur gibt Halt in einer unsicheren Zeit, die Verbundenheit mit der eigenen Geschichte spendet Kraft, auch wenn sie dieses Jahr nicht vor Ort gefeiert wird, so ist sie da, in jedem und in jeder von Ihnen“, sagte der Oberbürgermeister Gunter Czisch.

„Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Ihnen mitzuteilen, dass der Präsident von Rumänien der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland die Medaille zum hundertjährigen Jubiläum der Einheit Rumäniens verliehen hat. Die Entscheidung der Nationalversammlung der Banater Schwaben vom 10. August 1919 in Temeswar zur Vereinigung des Banates mit Rumänien war ein Ereignis von besonderer historischer Bedeutung, das damit gewürdigt wird“, informierte Präsidialberater Sergiu Nistor.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationalen Minderheiten Bernd Fabritius, Siebenbürger Sachse, wäre gewiss bei der Veranstaltung in Ulm dabei gewesen, hätte die Corona-Krise den Banater Schwaben nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Jetzt geht es darum, Zusammenhalt zu ermöglichen, ohne gerade ältere Menschen von uns, aber auch die jüngeren einem unnötigen Ansteckungsrisiko auszusetzen. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie all das, was Sie in Ihrem Herzen aus Ihrem wunderschönen Banat nach Deutschland mitgebracht haben, in Ihrem Alltag leben, aber auch gerade an Heimattagen untereinander erleben und auch nach außen tragen“, sagte Fabritius, der dabei auch den generationenübergreifenden Zusammenhalt erwähnte – in der Corona-Pandemie besonders wichtig.

„Neben Baden-Württemberg ist Bayern das Land, in dem mit Abstand die meisten Banater Schwaben in Deutschland leben. (…) Die Technik macht es möglich, dass sie zwar nicht zusammen, aber doch nicht alleine sind und das ist alles wichtiger denn je. (…) Näher als zuvor spüren wir, was wirklich zählt, und das ist Ihre Gemeinschaft, das Miteinander der Banater Schwaben“, betonte Sylvia Stierstorfer, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, die auch einige schweren Episoden in der Geschichte der Banater Schwaben aufzählte.

Auch der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach bereitete ein Grußwort für den digitalen Heimattag vor. „Die Coronavirus-Pandemie ist für uns, unsere Familie und für die große Familie der Banater Schwaben ein tiefer Einschnitt. In unserer Geschichte hat es aber immer wieder tiefe Einschnitte gegeben. Die Banater Schwaben haben die Herausforderungen gemeistert. Ich bin überzeugt, wir werden auch diese Zeit überstehen“, sagte Johann Fernbach zuversichtlich. Im kommenden Jahr soll der Heimattag der Banater Deutschen wieder in Temeswar über die Bühne gehen.

Die Festrede des Ministers der Justiz und für Europa des Landes Baden-Württemberg, Guido Wolf, die dieser beim Heimattag 2018 gehalten hatte, wurde innerhalb des Programms gesendet. „Ihr Schicksal von Vertreibung, Flucht und Entrechtung darf sich in Europa niemals wiederholen. Das muss eine Botschaft solcher Tage sein“, hatte damals der Minister gesagt. Wolf erwähnte dabei auch die Patenschaft des Landes Baden-Württemberg über die Landsmannschaft der Banater Schwaben, die seit dem 20. Mai 1998 besteht.

Es folgten ein Wortgottesdienst und die Grußworte des Temeswarer römisch-katholischen Bischofs Josef Csaba-Pál und des Generalvikars Johann Dirschl. Bischof Josef sprach über die Bedeutung und das Wirken des Heiligen Geistes und erzählte dabei ein persönliches Kindheitserlebnis. „Als wir als Kinder spielten, hatten wir einmal die Augen zugebunden. So sollten wir laufen und einander fangen. Dabei bin ich an einen Pferdewagen gestoßen, weil ich eben nichts sehen konnte. In diesen Tagen habe ich gedacht: So sind auch wir ohne den Heiligen Geist. Wir haben ja Augen, aber wir gehen in der Welt als Blinde umher. Wir laufen nach links und nach rechts, nach den verschiedenen Meinungen der Menschen, um es dem einen oder dem anderen recht zu machen, aber erst, wenn uns der Heilige Geist leitet, dann haben wir eine Richtung, dann hat das Leben einen Sinn“, sagte der Bischof, der die Verbindung der Menschen weltweit hervorhob, die durch die Krise der Coronavirus-Pandemie noch mehr gestärkt wurde.

Zum digitalen Heimattag 2020 sendete auch der Verband Deutscher Banater Jugend und Trachtengruppen (DBJT) ein fast zweieinhalbstündiges informatives und lustiges Programm samt einem Quiz auf „Youtube“, das Lukas Krispin, der stellvertretende Vorsitzende des DBJT, live aus seiner Wohnung moderierte.   

 

(Anmerkung der Redaktion: Auf das digitale Angebot der DBJT kommen wir in unserer nächsten Ausgabe zurück.)

Wer das Live-Programm verpasst hat, kann die Beiträge on demand bei Youtube und Facebook sehen: