zur Druckansicht

Fastnacht bringt Lebensfreude in den Alltag

Auftritt im Nürnberger Franken Center: die Junioren-Garde der Karnevalsgesellschaft „Noris Banatoris“ präsentiert ihren Marschtanz. Fotos: Ronnie Kradi

Die Jugend-Show begeisterte das Publikum.

Unter dem Stichwort „Fasching in Nürnberg“ ist auf dem Internetportal der Stadt Nürnberg zu lesen: „Nein, eine Karnevalshochburg wie Köln, Mainz und Düsseldorf ist Nürnberg nicht. Die Nürnberger bezeichnen sich selbst gern als ‚Faschingsmuffel‘ und gehen dem fröhlich-lauten Trubel meist lieber aus dem Weg. Und doch: Wer nach Karneval – oder besser: Fasching – sucht, wird auch in Nürnberg fündig. 16 Karnevalsgesellschaften sind im ‚Festausschuss Nürnberger Fastnacht‘ organisiert. Die beiden ältesten Vereine sind über 100 Jahre alt und haben eine lange Tradition. Der Festausschuss organisiert gemeinsame Veranstaltungen wie den Nürnberger Fastnachtsumzug und stellt zusammen mit der Stadt Nürnberg jedes Jahr das Nürnberger Prinzenpaar.“

Einer dieser 16 Faschingsvereine ist die Karnevalsgesellschaft „Noris Banatoris“. Sie zählt zwar zu den jüngeren Gründungen, ist aber immerhin schon 28 Jahre alt. Durch ihr vielseitiges Wirken ist sie im fränkischen Fasching zu einem Begriff geworden. Viele tragen dazu bei, dass zu jeder Faschingssession ein ansprechendes Programm aus Marsch- und Showtänzen präsentiert werden kann, das sich an alle Altersgruppen richtet. Es sind zum einen die in den verschiedenen Formationen (Tanzmariechen, Jugendgarde, Junioren, Aktiven-Garde, Showballett) mitwirkenden Kinder und Jugendlichen sowie deren Trainer und Betreuer, zum anderen der Elferrat und die Vorstandschaft und nicht zuletzt das Technikteam. Auskunft darüber gibt das jeweilige Jahresheft des Vereins.

In der Faschingssession 2019/2020 hatte die „Noris Banatoris“ wieder einen vollen Terminkalender. Zu den eigenen Veranstaltungen (Prunksitzung, Kinderfasching, Rosenmontagsball usw.) gesellten sich Auftritte in Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen und bei befreundeten Vereinen sowie die Teilnahme am Nürnberger Faschingsumzug.

Als Auftakt der neuen Faschingssession gilt die traditionelle Schlachtschüsselfahrt nach Neuhof an der Zenn. Im „Zenntaler Hof“ kamen die Aktiven am 16. November 2019 in den Genuss von Schweinespezialitäten und präsentierten zum ersten Mal in ihren neuen Kostümen die einstudierten Tänze. Für gute Musik sorgte Hans Ortmann.

Gleich am ersten Samstagabend des Jahres 2020 fand der Ordensball der „Noris Banatoris“ im TSV Falkenheim Nürnberg mit musikalischer Begleitung durch die Band „Klang-voll“ statt. Bei dieser Gelegenheit erhielten alle Aktiven den Jahresorden, auf dem der Umzug mit dem Wünscher-Wagen, ein Faschingsbrauch aus der Banater Gemeinde Liebling dargestellt ist. Die Orden wurden von Präsident Paul Schnell und Pagin Melitta Geissler überreicht. Danach bekamen die Aktiven Orden für 5-, 10-, 15-, 20- oder 25-jähriges Mitwirken. Für besondere Leistungen gab es den silbernen beziehungsweise goldenen Muggerich.

Jedes Wochenende folgte ein Kinderfasching, der in eigener Regie durchgeführt wurde. Die Veranstaltungen fanden in der Pension Palmengarten sowie in den Hallen der Sportvereine SG Nürnberg-Fürth, TSV Johannis Nürnberg und TSV Sack Fürth. Hinzu kamen noch Auftritte im Altenpflegeheim Lerchenbühl, im August-Meier-Heim, im Haus der Heimat, im Senioren- und Pflegezentrum St. Elisabeth, im Seniorenheim Phönix sowie beim TSV Burgfarnbach in Fürth. Die Kinderfaschingsnachmittage erfreuen sich großer Beliebtheit. Durch das Programm führten die Jugendlichen Isabell Hebp und Fabian Quinkert mit ihrem Team. Die Kinder machten bei den verschiedenen Spieleangeboten (Sackhüpfen, Eierlaufen, Negerkussessen, Wurstschnappen) und bei der Polonaise begeistert mit. In das Geschehen wurden auch die Eltern mit eingebunden, was zur Belustigung der Anwesenden beitrug. Besonders beim Sackhüpfen und beim Eierlaufen auf den Knien kam so manches Elternteil in Bedrängnis. Die Disk-Jockeys Günther Hebp, Siegfried Frombach und Markus Zeiler animierten die Kinder zum Mitmachen und Mitsingen. Bei der Tombola winkten viele Preise, die das Publikum zum Kauf von Losen bewegten. Zum Ende jeder Veranstaltung regnete es Kamellen auf die Tanzfläche, die von den Kindern in einem unbeschreiblichen Durcheinander aufgesammelt wurden.

Die Prunksitzung ist der absolute Höhepunkt der Faschingssession. Sie findet jeweils am letzten Samstag im Januar statt. Die Veranstaltung wird um 19.11 Uhr mit elf Gongschlägen und dem Einzug aller Aktiven eröffnet. Im Publikum waren viele Ehrengäste und Vertreter befreundeter fränkischer Karnevalsgesellschaften zu sehen. Der Elferrat hatte seine Plätze auf der Bühne eingenommen, Präsident Paul Schnell begrüßte als Ehrengäste den SPD-Oberbürgermeisterkandidaten Thorsten Brehm, die CSU-Stadträte Helmine Buchsbaum, Rita Heinemann und Werner Henning, die Direktorin des Deutsch-Rumänischen Kulturzentrums Ionela van Rees-Zota, die befreundeten Abordnungen sowie den Ehrenvorsitzenden der Karnevalsgesellschaft „Noris Banatoris“ Wolfgang Dürr.

Geschlagene fünf Stunden dauerte die Prunksitzung, erst um 0.30 Uhr erklang der Schlussakkord. Ein Parademarsch zum Einzug der Teilnehmergruppen folgte auf den anderen. Einem etablierten Ritual folgend, machten die Aktivsten unter den Aktiven der „Noris Banatoris“ den Anfang: die Jugendgruppen. Ihre Darbietungen, jede in ihrer Art besonders, waren dem fränkischen Faschingstreiben eigen. Vom Publikum in dieser Form erwartet, kamen die Vorführungen sehr gut an. Wie fest die erste Banater Karnevalsgesellschaft im Fastnachtsgeschehen des Nürnberger Raums verankert ist, zeigten die Besuche der befreundeten Karnevalsgesellschaften, die reihum eintrafen und mit ihren Darbietungen die Auftritte der „Noris Banatoris“ bei den Veranstaltungen ihrer Vereine erwiderten. Das Publikum ließ sich immer wieder zu Beifallsstürmen hinreißen. Mit dem Auftritt der beliebten Aktiven-Garde und des Showballetts endete das Festprogramm auf der Bühne, wonach sich das bunte Faschingstreiben mit einer allgemeinen Polonaise für weitere Stunden in den Saal verlagerte. Bei so viel Ausdauer und mitreißendem Schwung fragte sich mancher aus den Reihen des Stammpublikums, wie es „Noris Banatoris“ jedes Jahr schafft, die Darbietungen der vorjährigen Session zu übertreffen. Und darin liegt viel Anerkennung.

Am letzten Faschingssonntag (23. Februar) fand der große Umzug in Nürnberg statt. Mit dabei war wieder die Karnevalsgesellschaft „Noris Banatoris“. Auf dem geschmücktem Faschingswagen, hinter dem Hänsel und Gretel auf einem sich drehenden Rad tanzten, waren alle Gruppen gut vertreten. Und Bonbons zum Werfen in die Zuschauermassen am Straßenrand hatten sie auch genug dabei. Es herrschte fröhliche Stimmung sowohl auf dem Wagen als auch unter den Zuschauern.  

Beim Rosenmontagsball brachten alle Gruppen das einstudierte Programm zum letzten Mal in dieser Session zur Aufführung. Und die vielen Tanzlustigen kamen auch noch auf ihre Kosten. Für die Senioren des Vereins kam noch am Dienstagabend der Kehraus in der Wirtschaft. So nahm die fünfte Jahreszeit mit der ihr eigenen Ausgelassenheit ihr Ende. „Wenn keine Narren auf der Welt wären, was wäre dann die Welt?“, fragte sich schon Goethe. Eine Antwort darauf gibt schon seit fast drei Jahrzehnten die Karnevalsgesellschaft „Noris Banatoris“.