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Guter Ort für unser Erbe

David und Leo Zimmermann, hier mit KDZ-Betreuerin Halrun Reinholz, begleiteten ihre Großmutter Theresia Zimmermann zur Übergabe des Nachlasses ihres Opas Emil Zimmermann an das KDZ. Foto: Karin Reinert

Dank Edwin Kleemann (Gablingen/Lenauheim) erhielt das KDZ einen funktionsfähigen Kopierer seitens der Metallbaufirma Nusser aus Schwabmünchen. Foto: KDZ

Immer mehr Schätze im Ulmer Kultur- und Dokumentationszentrum

Die Ulmer Donaubastion wirkt imposant – dicke Mauern, lange Gänge. Der ideale Ort, um etwas zu „bunkern“, sollte man meinen. Zwei Etagen des Hauptflügels nimmt das Donauschwäbische Zentralmuseum ein. Hier werden viele Zeugnisse (auch) unserer Geschichte präsentiert. Im zweiten Stock das Kultur- und Dokumentationszentrum (KDZ) unserer Landsmannschaft. Kein Museum, aber dennoch ein Platz, wo man viele Zeugnisse der Banater Geschichte finden kann. Bücher, die oft nicht mehr lieferbar sind, Unterlagen, Briefe, Dokumente. Vieles ist nicht erschlossen oder erfasst. Aber wichtig ist: Es ist da und wartet darauf, entdeckt und bearbeitet zu werden.

Viele Landsleute haben im Laufe ihres Lebens einiges angesammelt. Möglicherweise sogar im Ausreisegepäck mitgebracht, weil es ihnen wertvoll schien. Bei einem Umzug oder vielleicht sogar nach ihrem Tod stellt sich die Frage: Wohin mit den Sachen? Wollen die Kinder, die Enkel das noch haben? Erfreulicherweise erinnern sich einige im Zweifelsfall an das Kultur- und Dokumentationszentrum.
Erst kürzlich kam Karin Reinert in Begleitung ihrer Mutter Theresia Zimmermann mit einem Kofferraum voller Kisten nach Ulm. Ihr verstorbener Vater Emil Andreas Zimmermann aus Sanktanna hatte zu denen gehört, die sich gerne mit der Banater Geschichte befassten. Die Familie war 1978 aus Rumänien ausgereist und hatte sich in Neutraubling niedergelassen. Emil Zimmermann fand sich schnell in der neuen Umgebung zurecht und gab sein Wissen gern an die Landsleute weiter. 35 Jahre lang leitete er den örtlichen Kreisverband unserer Landsmannschaft. Gerne pflegte er auch Kontakte zu Familienmitgliedern und Landsleuten und hatte großes Interesse an allem, was das Banat und seine Bewohner betraf. Zu seiner großen Freude kam er beruflich an der Universitätsbibliothek Regensburg unter, wo er sein Hobby sozusagen zum Beruf machen und ungeniert Bücher und Dokumente einsehen konnte. Bei seinem Tod im Jahr 2018 hinterließ er eine stattliche Sammlung an Büchern – von der Zwischenkriegszeit bis hin zu den neuesten Erscheinungen –, aber auch an Dokumenten, Kopien oder Exzerpten, die er angefertigt hatte. Seine Tochter Karin hatte es übernommen, den Nachlass zu sichten und zu sortieren. Ein erstes Ergebnis waren die Kisten, die nach Ulm gebracht wurden. Besonders erfreut war Theresia Zimmermann, dass auch ihre beiden Enkel David (15) und Leo (12) Zimmermann mit nach Ulm kamen – aus freien Stücken. Reisen ins Banat und dann der beachtliche Nachlass ihres Opas hatten sie neugierig gemacht und so war es ausgemachte Sache, dass sie nach der Übergabe der Kisten mit Oma und Tante das Donauschwäbische Zentralmuseum besuchten. Karin Reinert, die selbst auch großes Interesse an der Geschichte der Banater Schwaben hat und sich mit ihrem Vater gern darüber austauschte, ist überzeugt, dass der Nachlass von Emil Zimmermann in Ulm gut aufgehoben ist. Einen weiteren Schwung seiner Sachen stellte sie dem KDZ in Aussicht.

In den letzten Monaten sind in Ulm noch weitere Sendungen eingegangen, die Lücken im Bestand unserer Bibliothek schließen halfen: Nikolaus Balzer sandte einige wertvolle Bücherpakete. Gudrun Friesenhahn brachte Unterlagen ihres verstorbenen Vaters Walter Friesenhahn, der sich intensiv mit Familien- und Heimatforschung befasst hatte. Paula Knopf, hoch betagte ehemalige Grundschullehrerin und Verfasserin von Lese- und Sprachbüchern, sandte einige Exemplare dieser Lehrwerke nach Ulm. Von Ingrid Kirch, die im Temeswarer Schulbuchverlag beschäftigt war, kam ebenfalls ein Schwung an Lehrbüchern in deutscher Sprache aus dieser Zeit. Gerade solche Publikationen (auch Zeitungen und Zeitschriften), die zwischen 1948 und 1990 in Rumänien erschienen sind, können heute kaum noch besorgt werden. Bei der (bisher noch sehr spärlichen) Aufarbeitung der jüngsten Geschichte der Banater Deutschen sind sie jedoch unerlässliche Dokumente. Wir legen deshalb großen Wert darauf, im KDZ möglichst viel davon zu sammeln. Für jede Sendung und Lieferung, die uns erreicht, sind wir sehr dankbar. Es würde uns sehr freuen, wenn noch weitere folgen.

Auch wenn im Kultur- und Dokumentationszentrum (noch) nicht alles gut erfasst ist, steht die Bibliothek Interessenten selbstverständlich zur Verfügung. Besonders die Familienbücher sind ein begehrtes Ziel von Landsleuten, die auf den Spuren ihrer Herkunft wandeln. Franz Junginger gibt den Hobby-Forschern ehrenamtlich Hilfestellung. Auch Edwin Kleemann aus Gablingen, ursprünglich aus Lenauheim, besuchte schon öfter die Bibliothek des KDZ für die Belange seiner Familienforschung. Dabei fiel ihm auf, dass der Kopierer vor Ort schon sehr in die Jahre gekommen war. Als er auch noch erfuhr, dass es dafür keinen Toner mehr auf dem Markt gab, zögerte er nicht lange. Seine beiden Chefs Stephan und Wilhelm Nusser von der Schwabmünchner Metallbaufirma Nusser waren gerade dabei, einen noch funktionierenden Kopierer auszumustern. Auf Anfrage erklärten sie sich sofort bereit, diesen an das KDZ zu spenden und Edwin Kleemann brachte ihn umgehend vorbei. Auch hier bedanken wir uns ganz herzlich für die wertvolle Spende, die hoffentlich noch vielen Familienforschern zugutekommt.

Auch wenn „unsere“ junge Generation vielleicht im Moment kein Interesse an der Geschichte ihrer Vorfahren zeigt, kann sich das fallweise doch ändern. Der beste Beweis sind Anfragen junger Amerikaner, die auf den Spuren ihres „Backgrounds“ bei der Landsmannschaft anklopfen. Es wäre schade, wenn irgendwann nichts mehr da wäre, wo man noch stöbern und suchen kann. Im Ulmer KDZ ist man für solche Fälle gewappnet.   

Das Kultur- und Dokumentationszentrum in der Oberen Donaubastion, Schillerstraße 1, in Ulm, ist nicht regelmäßig besetzt und nur nach telefonischer Anmeldung zugänglich. Kontakt am besten über die Mobilnummer 0176 / 30346730 oder über E-Mail kulturzentrum@banater-schwaben.de. Für Anliegen zur Familienforschung bitte mit Franz Junginger, E-Mail franz.junginger@gmail.com, einen Termin vereinbaren.