Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Singen: Traditionspflege als Bekenntnis und Auftrag

Der volkstümliche Teil des Kulturnachmittags wurde von 32 Trachtenpaaren der Tanzgruppen Singen und Reutlingen sowie der Jugendtanzgruppe Spaichingen bestritten. Fotos: Eventfotografie Bodensee

In eleganter Robe legten die Gastgeber aus Singen drei klassische Tänze aufs Parkett.

Die Tanzgruppen aus Singen und Reutlingen nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Welt von „1001 Nacht“.

Tradition heißt nicht die Asche bewahren, sondern die Flamme weiterreichen. Gemäß dieses weit verbreiteten Zitats wollte der Kreisverband Konstanz/Singen nach mehreren erfolgreichen Veranstaltungen – Rosenball, Winterball und Volkstanzfestival mit Feier des 30-jährigen Jubiläums des Kreisverbandes – auch in das Jahr 2020 mit einem rauschenden Fest starten. Somit lud der Vorstand am 18. Januar zu einem Kulturnachmittag unter dem Motto „1001 Nacht“ mit anschließendem Sternenball nach Schlatt unter Krähen ein.

Bereits im Vorfeld hatte die Tanzgruppe des Kreisverbandes Singen gemeinsam mit der Jugendtanzgruppe aus Spaichingen und der Tanzgruppe aus Reutlingen ein vielfältiges Programm einstudiert. Am Vorabend der Veranstaltungen trafen sich dann der Vorstand und die Tanzgruppe, um der Halle ein stimmungsvolles Ambiente zu verpassen. Indes waren auch in der Küche fleißige Helfer zu Gange, galt es doch die Gäste mit traditionellen Gerichten aus Zenos Sternenküche zu verwöhnen. Fast schon in den Morgenstunden war es dann vollbracht: Die Halle war hergerichtet, über 500 Krautwickel und 150 Portionen Bratwurst warteten darauf, von den Gästen probiert zu werden.

Die Halle öffnete um 15 Uhr und füllte sich schnell. Zunächst lud ein reichhaltiges Kuchenbuffet zum gemütlichen Beisammensitzen ein. Gespendet worden waren die Kuchen und Torten von Vorstand und Tanzgruppe.

Das abwechslungsreiche Programm begann mit dem traditionellen Brauchtumsteil. Begleitet von dem ortsansässigen Musikverein Schlatt unter Krähen unter der Leitung von Michael Bohnenstengel erfolgte der Einmarsch von 32 Trachtenpaaren in banatschwäbischer Kirchweihtracht. Vor ausverkaufter Halle begrüßte Kreisvorsitzender Horst Redl die Banater Landsleute von nah und fern sowie die einheimischen Gäste aus Schlatt. Ein besonderer Willkommensgruß galt den Ehrengästen. Seitens der Stadt Singen hatten sich Gemeinderätin Angelika Berner-Assfalg in Vertretung des Oberbürgermeisters Bernd Häusler sowie Markus Moßbrugger, Ortsvorsteher von Schlatt unter Krähen, eingefunden. Der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben war durch den Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber, der Landesvorstand Baden-Württemberg durch die stellvertretende Vorsitzende Christine Neu und der Vorstand der DBJT durch den Vorsitzenden Patrick Polling vertreten. Ferner wurden Stefan Ihas, Präsident des Weltdachverbands der Donauschwaben, und der bekannte Tanzlehrer Hansi Müller aus dem Banat mit einigen Tänzerinnen und Tänzern begrüßt.

Es folgten die Grußworte der Ehrengäste. Angelika Berner-Assfalg überbrachte herzliche Grüße von Oberbürgermeister Häusler. Sie finde es schön, dass die Tradition gepflegt werde und vor allem junge Leute aktiv seien und freue sich auf das vielfältige Programm, sagte die Gemeinderätin. Ortsvorsteher Moßbrugger bedankte sie für die Einladung, der er gerne gefolgt sei, aber auch für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Kreisverband Konstanz/Singen der Banater Schwaben und dem Ortsteil Schlatt unter Krähen und nannte als Beispiel dafür den Auftritt der Tanzgruppe beim Schlatter Dorffest.

Als nächste übernahm Stefanie Timmler das Wort, die charmant durch das Programm führte. Sie bat zunächst den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft für sein Grußwort auf die Bühne. Peter-Dietmar Leber nahm Bezug auf das Einladungsschreiben, aus dem er den Satz zitierte: „Tradition und Brauchtum sind nicht nur unsere Wurzeln, sondern stehen auch für Gemeinschaft und Zusammenhalt.“ Er lobte insbesondere die Offenheit des Kreisverbandes Konstanz/Singen, der es immer wieder schaffe, Jugendliche ohne Banater Hintergrund für die Geschichte und das Brauchtum der
Banater Schwaben zu begeistern und in die Vereinsarbeit einzubinden. In seinem Grußwort verglich der DBJT-Vorsitzende Patrick Polling das neue Jahr mit einem Buch mit 366 Seiten, die es mit schönen Ereignissen zu füllen gelte. Hier in Singen erfahre das Jahr mit dem Sternenball einen glanzvollen Auftakt, so Polling, der zudem die Tanzgruppe für ihr langjähriges Wirken lobte.

Den tänzerischen Auftakt machte die Jugendtanzgruppe aus Spaichingen. Die 2007 gegründete Gruppe besteht aus rund 30 Jugendlichen und wird von Brigitte Polling und Christine Wollanka geleitet. Sie eröffnete die Tanzdarbietung mit der Polka „Vogelwiese“ und dem Walzer „Rosen der Liebe“. Das Publikum unterstützte die Tänzerinnen und Tänzer mit kräftigem Applaus. Anschließend überbrachte die stellvertretende Landesvorsitzende Christine Neu die Grüße des gesamten Vorstandes und betonte die gute Zusammenarbeit und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Banater Tanzgruppen, aber auch die Kooperation der Tanzgruppe Singen mit dem hiesigen Musikverein.

Tänzerisch ging es weiter mit dem Auftritt der Gäste aus Reutlingen. Geleitet wird die Tanzgruppe von Melinda Petla, Sabine Kirsch und Karsten Loch. Stefanie Timmler bedankte sich bei der Gruppe für ihr Mitwirken am Programm und vor allem für die langjährige Freundschaft. Die Reutlinger Tanzgruppe zeigte die „Wawi-Polka“ und „Das Geschenk“.

Als nächstes machte sich die gastgebende Tanzgruppe Singen bereit für ihren Auftritt. Sie präsentierte die neu choreographierte „Bodenseepolka“ und die „Resi-Polka“. Zuvor ging noch ein großes Dankeschön an Hildegard Bauer, die sich seit vielen Jahren und mit viel Leidenschaft um das Herrichten der Trachten kümmert. Zum Abschluss des Brauchtumteils durften natürlich die Gemeinschaftstänze nicht fehlen. Getanzt wurden von allen drei Gruppen „Für lustige Leut“, ein Gemeinschaftstanz aus dem Banat, choreographiert von Hansi Müller, und die Polka „Veilchenblaue Augen“, ein Gemeinschaftstanz aus Deutschland, der seinen Ursprung in Singen hat.

Nach dem volkstümlichen Teil ging die Reise für das Publikum weiter zu den Sternen. Dabei staunten die Zuschauer nicht schlecht, als sich die Singener Gruppe in großer Robe vorstellte. Vor allem die Frauen imponierten in ihren rot-schwarzen Kleidern. Nicht nur die Garderobe wechselte, sondern auch die Rhythmen. Das Publikum gab sich dem Geschehen hin und genoss in vollen Zügen die tänzerische Darbietung, die einen Wiener Walzer, einen Tango und einen Quickstep umfasste.

Doch damit nicht genug: Das Publikum wurde nun gebeten, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, in ein Land zu reisen, in dem der Basar wegen seiner verschiedenartigen Gewürzen schon kilometerweit zu riechen ist, die Händler Schmuck und fliegende Teppiche verkaufen, ein bunter und glitzernder Palast von einem Sultan bewohnt wird und eine Lampe Wünsche erfüllt. Angekommen war man im Morgenland, in der Welt von „1001 Nacht“. Die Tanzgruppen Reutlingen und Singen begeisterten die Zuschauer mit ihren in orientalischen Kostümen und zu orientalischen Klängen vorgeführten Tänzen.

Die Tanzgruppe aus Spaichingen rundete das Programm mit einem gelungenen bayrischen Medley ab und brachte viel Schwung auf die Tanzfläche.

Die Stimmung hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt erreicht, und somit kam es gerade gelegen, dass die „Primtaler“ unter der Leitung von Manfred Ehmann bis nach Mitternacht für ein ausgiebiges Fest sorgten.

So eine Veranstaltung lässt sich nur als Team meistern. Somit bedanken wir uns auf diesem Wege bei den Tanzgruppen Spaichingen und Reutlingen für die Mitgestaltung des Programms, beim Musikverein Schlatt unter Krähen für die musikalische Umrahmung und die Begleitung der Tanzdarbieitungen sowie bei unseren Freunden, die uns mit Notenmaterial versorgt haben. Dazu zählen der Freundeskreis Donauschwäbischer Blasmusik, die Original Donauschwäbische Blaskapelle Reutlingen, die Weinbergmusikanten und das Original Banater Echo. Ferner bedanken wir uns bei den „Primtalern“ für die gute Stimmung. Zum Gelingen der Veranstaltung wesentlich beigetragen haben auch die zahlreichen Helferinnen und Helfer, die für die Bewirtung der Gäste sorgten, sowie das Organisationsteam, das viel Zeit und Engagement in die Planung und Vorbereitung des Kulturnachmittags mit anschließendem Sternenball investiert hat. Ein herzliches Dankeschön geht auch an unsere Sponsoren, die Sparkasse Singen, die Fahrschule Messmer und Autohilfe Hegau. Ferner bedanken wir uns bei Eventfotografie Bodensee und den Banater Knipsern Reutlingen für die vielen tollen Fotos.