zur Druckansicht

Ein Fest, das durch seine Einzigartigkeit besticht: das Antonitreffen in Freiburg

Viele Mitwirkende, allen voran der Freiburger Singkreis, sorgten unter der Regie von Anton Bleiziffer für ein abwechslungsreiches und niveauvolles Programm.

In das Nachmittagsprogramm waren die Kinder eingebunden, die voller Begeisterung ihren Part gemeistert haben. Fotos: Josef Budean

Am 18. Januar fand das 33. Antonitreffen der Sanktannaer in Freiburg statt. Obwohl der Ablauf der gleiche war wie in all den Jahren davor, lag doch ein besonderer Zauber in der Luft und die Spannung war zum Greifen nahe, denn es war das letzte Treffen in dieser Form. Deshalb lag es nahe, dass das Team um Anton Bleiziffer alles gab, um den Abschluss rund zu machen. Aus dem gleichen Grund und als wiederkehrender Gast möchte ich meine Eindrücke schildern und die letzten Jahre Revue passieren lassen.

Das Thema des geglückten Treffens war, wie könnte es auch anders sein, „Glück“. Ein Sprichwort aus Russland sagt: „Nicht im Glück liegt die Freude, sondern in der Freude liegt das Glück.“ Wenn ich zurückblicke, so kann ich bezeugen, bei den Treffen stets glückliche und heitere Menschen gesehen zu haben. Die Vermutung liegt nahe, dass es hier eine besondere Gemeinschaft schafft, Glücksgefühle bei den Besuchern zu wecken. Glücks- und Heimatgefühle, ausgelöst durch die regelmäßig gebotene kulturelle Vielfalt, erlebte auch der Ehrenbundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Bernhard Krastl, der hier zu den Dauergästen zählt, immer wieder in Freiburg.

Nicht nur im Januar, sondern generell wurden von Freiburg aus kulturelle Leuchtfeuer ausgesendet. Musik und Theater, Lyrik und Volkskunst, Mundart und Tradition – und das alles an einem Ort – sind Ausdruck von kultureller Vielfalt und ließen in mir die Gewissheit reifen, dass sich hier wohl die Kulturhauptstadt der Sanktannaer befindet. Zu hoch gegriffen, mögen Sie denken. Doch ich möchte meine Behauptung gerne untermauern:

1. In Japan sagt man: „Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt.“ Toni Bleiziffer verbringt sie musikalisch und betätigt sich als musikalischer Brückenbauer. Er hat dafür gesorgt, dass dem Kapellmeister Lambert Steiner ein würdiges Denkmal gesetzt wurde, und ist selbst stolzer Besitzer zahlreicher Auszeichnungen und Ehrungen, wie zum Beispiel die Staufermedaille des Landes Baden- Württemberg (2017), um nur eine zu nennen. Für unzählige Musikstücke zeichnete er verantwortlich für Musik und Text.

2. In vielen Bibliotheken stehen Bücher und Tonträger, die in Freiburg geschrieben, eingespielt und veröffentlicht wurden. „Komm mit auf die Reise. Zurück zu unseren Wurzeln“ ist das neueste Werk, geschrieben und herausgegeben von Familie Muranyi aus Freiburg.

3. Das Antonitreffen geht auf zwei namensgebende Tatsachen zurück: erstens auf die blutigen Ereignisse im Jahre 1899 in Sanktanna, die als „Antonikrieg“ in die Ortschronik eingegangen sind, und zweitens, auf die Russlanddeportation der Sanktannaer am 17. Januar 1945.

4. Beim Antonitreffen ging es immer um Erlebnisse und Ereignisse der Vergangenheit und der Gegenwart, wobei der Blick stets auch in die Zukunft gerichtet war. Die verschiedenen Themen des Antonitreffens waren immer aktuell und passend gewählt. So wurde an Jahrestage gedacht und Jubiläen besungen. Die Deportation unserer Landsleute zur Zwangsarbeit in die ehemalige Sowjetunion, Lenau und Eminescu, die Mondlandung, die Spinnstube, Jahrmarkt und doppelte Heimat sind einige Beispiele, die ich an dieser Stelle besonders hervorheben möchte.

Alexander und Clemens Bleiziffer machten den musikalischen Gürteltest hier beim Antonifest. Beim letzten Treffen am 18. Januar 2020 erwiesen sie ihrem Vater die Ehre, indem sie ihm für ihre Persönlichkeitsbildung beim und um das Antonitreffen herum in einer authentisch dargebotenen und zu Herzen gehenden Ansprache dankten.

Über die biologische und nachhaltige Gartendüngung in Sanktanna haben wir schon vor Jahren musikalisch von Josef (Sapp) Budean zu später Stunde beim Antonitreffen erfahren. Und Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen und Theater wie Liesbeth Felder, Karl-Heinz Maurer und Hans Jakobi, wie auch bekannte Musiker (Josef Zippel, Michael Kohlem, das Ehepaar Hollich, Helga Salm, Bernhard Brüggen, Zoltan Köteles) gaben uns, wie selbstverständlich, beim Antonitreffen die Ehre. Auch Persönlichkeiten aus der alten Heimat bereicherten immer wieder das Treffen. Wie man als Jünger Petri Fischfang betreiben kann, wurde uns jedes Jahr aufs Neue beispielhaft durch Pfarrer Wolfgang Gaber und Pfarrer Dr. Joachim Koffler als Hausherr vorgeführt. Bei den am Nachmittag stattgefundenen Gottesdiensten wurde immer der Verstorbenen und Russlanddeportierten gedacht.

5. Der Freiburger Singkreis hat es geschafft, über drei Generationen für personellen Nachwuchs zu sorgen. Stellvertretend für alle möchte ich nur einige Großfamilien nennen: Muranyi, Weber, Rentz, Bleiziffer, Weisenburger und Henger. Jede Altersgruppe brachte ihre Erfahrungen und ihre Talente mit ein, ob in der Kindersinggruppe, bei der Bühnenbildgestaltung, der Erstellung der „Tick-Tack“-Broschüre oder bei „Jugend musiziert“. Generell haben beim Antonitreffen Frauen und Männer aus acht Ländern und drei Kontinenten mitgemacht. Wo gab es noch so ähnliche interkulturelle Höhepunkte als in der Kulturhauptstadt der Sanktannaer in Freiburg?

Von Demokrit stammt der Satz: „Das Glücksgefühl wohnt nicht im Besitz und nicht im Gold, das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause“. Und der englische Theologe Charles Haddon Spurgeon hat den Aphorismus geprägt: „Nicht das, was wir haben, macht uns glücklich, sondern wie sehr wir es genießen.“ In Freiburg durften und dürfen wir genießen, auch in den kommenden Jahren, wenn auch in einer anderen Lokalität. Nicht wo du bist, sondern mit wem du dort bist, macht dich glücklich oder unglücklich. Ich freue mich über den Ortswechsel und über jeden, der die Zeichen der Zeit richtig zu deuten weiß. Denn: „Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende“, um nochmals Demokrit zu zitieren.  

Ein Tag nach dem Antonitreffen fand wie schon seit vielen Jahren eine Bildpräsentation von Josef Budean statt. Georgien war das Ziel einer Reisegruppe, der er selbst angehörte. Eindrücke und Emotionen in Bildern festzuhalten, kann keiner so gut wie er. Eloquent und witzig führte er durch den Nachmittag und zeigte uns ein bezauberndes Land, dass durch die Schönheit der Landschaft und durch seine Kultur heraussticht. Selbst Armut und Not versteht Sapp würdevoll in Bildern festzuhalten. Mit Leichtigkeit und ohne die Tatsachen zu verzerren, entführte er uns in eine andere Welt und lehrte uns, Toleranz und Großzügigkeit zu leben. Für diese sehr einfühlsame Begleitung danken wir ihm sehr herzlich. Die eingenommenen Spenden gehen je zur Hälfte an das Projekt „acasă – loving romania“ von Rainer Muranyi und an die „Pflasterstube“ Freiburg – Hilfe für Obdachlose.