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„Viele starben schon beim Transport“ - Gedenkfeier in Traunreut

Bei der Gedenkfeier am Heimatkreuz in Traunreut: Peter Mallinger (links), Vorsitzender des Kreisverbandes der Banater Schwaben, und Richard Schneider, Vorsitzender der Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen, legten einen Kranz für die Opfer der Deportation nieder. Fotos: Fritz Artes

Mitglieder des Landesvorstandes Bayern und des Kreisvorstandes Traunreut der Landsmannschaft der Banater Schwaben mit den Fahnenabordnungen der Kreisverbände Augsburg und München

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Verband der Siebenbürger Sachsen erinnerten am Samstag bei einer Gedenkfeier am Heimatkreuz an die Deportation der Deutschen aus Südosteuropa und vor allem aus Rumänien in die Sowjetunion vor 75 Jahren. Mit dem jährlichen Gedenktag soll unter anderem bewusst gemacht werden, dass es nicht selbstverständlich ist, in Frieden und Freiheit zu leben.

Harald Schlapansky, der Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V., erinnerte in seinem Grußwort anlässlich der Gedenkfeier daran, wie damals rund 70000 Deutsche aus Rumänien und noch mehr aus den übrigen osteuropäischen Ländern verschleppt wurden. Frauen im Alter zwischen 17 und 30 Jahren, Männer zwischen 16 und 45 Jahren wurden systematisch nach Listen aus den Dörfern abgeholt und weggebracht, oft mehrere Mitglieder aus einer Familie. Man gab ihnen eine halbe Stunde Zeit, das Notwendigste einzupacken, und verfrachtete sie dann in Züge. In Viehwaggons zusammengepfercht waren sie bei eisiger Kälte, ohne Toiletten und mit nur wenig Nahrung bis zu zwanzig Tage unterwegs.
„Viele wurden damals schon beim Transport krank oder starben“, erzählte der Landesvorsitzende der
Banater Schwaben. In Lagern, vor allem im Donezbecken, aber auch im Ural wurden sie zu sogenannten Reparationsarbeiten als Wiedergutmachung für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden gezwungen. Fünf Jahre lang mussten die Verschleppten unter härtesten Bedingungen und für nur ein bisschen Brot jeden Tag hart arbeiten, viele überlebten es nicht.

„Frieden und Freiheit sind nicht selbstverständlich“

Nach der Freilassung geschwächt und ohne Papiere, schafften es manche nur unter lebensgefährlichen Bedingungen, wieder in die Heimat zurückzukehren, einige blieben auch für immer in Deutschland. „Es gibt heute nur noch wenige Zeitzeugen von damals“, betonte Harald Schlapansky, „wir sollten aber unsere Kinder immer wieder daran erinnern. Es ist wichtig für die junge Generation und für die Zukunft. Ihnen soll bewusst sein, dass es nicht selbstverständlich ist, in Frieden und Freiheit zu leben. Man muss was dafür tun.“

Bürgermeister Klaus Ritter erklärte in seinem Grußwort: „75 Jahre Deportation aus der geliebten Heimat und Familie in die Zwangsarbeit ist ein Gewaltakt, der mit nichts verglichen werden kann. Das Bewusstsein an solche schrecklichen Tatsachen muss in Gedenkfeiern in Erinnerung gebracht werden, um diese niemals wieder geschehen zu lassen.“

Das Heimatkreuz sei vor fünf Jahren bewusst an diesen erhobenen Ort im Waldfriedhof versetzt worden. Hier sei ein Raum gebildet worden, „um unserer Geschichte, unserem Ursprung, bestehend aus Vertriebenen und Landsmannschaften, gerecht zu werden, ihnen Platz zu schaffen und um auch in Ruhe und Zufriedenheit an eine glücklichere Zukunft zu denken“.

Die Gedenkfeier wurde gestaltet von Pastoralreferentin Dr. Melanie Lüking und umrahmt von der Stadtkapelle Trostberg. Im Anschluss trafen sich die Beteiligten im Heimathaus und sahen dort einen Film über „Das Schicksal der zivilen deutschen Zwangsarbeiter“, in dem auch Zeitzeugen zu Wort kamen und eindrücklich ihre Erlebnisse schilderten.    

Im Schicksal gemeinschaftlich vereint

Zur Gedenkveranstaltung am 11. Januar 2020 trafen sich Banater Schwaben, Banater Berglanddeutsche und Siebenbürger Sachsen am Heimatkreuz im Waldfriedhof Traunreut. Vom Schicksal der Deportation zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion im Januar 1945 waren alle drei rumäniendeutschen Volksgruppen betroffen, nur wenige Familien blieben davon verschont. Daher war es dem Landesverband Bayern der Landsmannschaft der Banater Schwaben ein Bedürfnis, gemeinsam mit dem örtlichen Kreisverband der Banater Schwaben, der örtlichen Kreisgruppe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und dem Heimatverband der Banater Berglanddeutschen in Traunreut an die Deportation vor 75 Jahren zu erinnern und der vielen Opfer zu gedenken. Unter den Teilnehmern befanden sich viele Kinder ehemaliger Russlandverschleppter, aber auch fünf ehemalige Deportierte, davon zwei Banater Berglanddeutsche, zwei Siebenbürger Sachsen und ein Banater Schwabe.

Ein herzlicher Dank geht an Peter Mallinger, Kreisvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben Traunreut, der zusammen mit seinem Team vor Ort alles organisiert hatte, an die Fahnenabordnungen der Banater Schwaben aus Augsburg und München sowie der Siebenbürger Sachsen Traunreut, an die mitwirkenden Kreisverbände vor Ort sowie an die anwesenden Mitglieder des Landesvorstandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Bayern. 

Harald Schlapansky