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Die prägende und verbindende Kraft der Erinnerung

Die Jugendtrachtengruppe Frankenthal führte zur Freude der Besucher des Marienfelder Treffens drei Tänze vor. Fotos: A. Lang

Anerkennung für langjähriges ehrenamtliches Wirken: HOG-Vorsitzender Walter Keller (Mitte) zeichnete Christoph Kron und Hans Phillip mit der Verdienstmedaille der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Silber, Robert Kahles mit der Ehrenurkunde und Willi Krisch mit dem Ehrenbrief der Landsmannschaft aus (von links).

Die Landsleute aus Marienfeld kamen am Pfingstsonntag in gewohnter Manier ins Donauschwabenhaus nach Frankenthal, um dem 23. Marienfelder Heimattreffen beizuwohnen. Dabei waren auch Freunde und Bekannte, die in den Jahren zuvor sich hier gut aufgehoben fühlten. Das alle zwei Jahre stattfindende Wiedersehensfest ist längst zur Tradition geworden. An Pfingsten machen sich viele auf den Weg, ob aus der näheren Umgebung oder auch von fern, um in Frankenthal, wie in einer großen Familie, ein paar erlebnisreiche und vergnügliche Stunden miteinander zu verbringen. Es ist immer noch das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das die Landsleute zum Heimattreffen kommen lässt, es sind die vertrauten Menschen, das gemeinsam Erlebte, die gleichen Erinnerungen, die prägen und verbinden.

Neben dem geplanten Programm sollte man genug Zeit finden, sich auszutauschen über Vergangenes und Gegenwärtiges. Gesprächsthemen finden sich bei so einem Treffen zur Genüge. Der Vorstand hatte auch diesmal rechtzeitig mit den Planungen und Vorbereitungen begonnen, da man den Besuchern das Gefühl vermitteln wollte, das jeder Einzelne erwartet wird und willkommen ist. Es ist schon schwer genug, die Landsleute jedes Mal zu motivieren, unter Umständen auch lange Wegstrecken auf sich zu nehmen. Obwohl die Teilnehmerzahl leicht zurückgegangen ist, tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch. Woran es eigentlich hakt, ist die Teilnahme der Jugend, die anscheinend nicht für derlei Veranstaltungen zu motivieren ist.

Die ersten Gäste sind schon kurz nach Saalöffnung eingetroffen. Sie fanden einen in sommerlichen Farben dekorierten Saal vor, in dem die Marienfelder Fahne ihren angestammten Platz einnahm. Die Wände waren mit Faltfolien versehen, die mit Bildern aus dem früheren Marienfeld bestückt waren. Interessierte konnten sich welche als Erinnerung mitnehmen. Am Eingang war neben der Kasse ein Büchertisch mit Literatur, Karten und CDs aufgebaut. Neu im Angebot war eine von Willi Krisch erstellte CD mit Aufnahmen von Kirchweihfesten in Marienfeld aus der Zeit 1946-1987. Die hierfür eingegangenen Spenden stellte Krisch großzügig der Heimatortsgemeinschaft für die Instandhaltung des Heimatfriedhofs zur Verfügung. Die sonst gespendeten kleinen Summen werden dem bisher gesammelten Betrag für die Renovierung des Kirchendaches zugeführt.

Die Besucher wurden am Eingang von Mitgliedern des Vorstands begrüßt, wobei sich die ersten angeregten Gespräche ergaben. Die Zeit bis Mittag verging recht schnell, der Saal füllte sich und somit konnte das Essen pünktlich serviert werden. Das Küchenteam hat für die Mittags- und Abendverpflegung wieder nur Worte des Lobes geerntet.

Gut gestärkt konnten die Gäste die restliche Zeit zum Plaudern nutzen, bis am frühen Nachmittag eine Bilderschau gezeigt wurde. Die Aufnahmen stammten von Ramona Lauermann, die Präsentation wurde von Helmuth Schäfer erstellt und vorgeführt. Die Besucher waren vollauf begeistert, es wurde angeregt diskutiert, zumal jeder auf den Fotos was für sich entdecken konnte.

Diesmal war auf den Gottesdienst verzichtet worden, weil sich die jüngeren Mitglieder im Vorstand für die Bildpräsentation ausgesprochen hatten. Viele der älteren Landsleute haben den Wegfall der heiligen Messe bedauert und das Läuten der Heimatglocken, die feierliche Gestaltung durch Pfarrer Markus Krastl wie auch die musikalische Umrahmung durch den Frankenthaler Singkreis vermisst.

Die Kuchentheke war auch diesmal bestückt mit leckerem Gebäck, größtenteils Eigenproduktion der Vorstandsmitglieder sowie einige Kuchenspenden. Die selbstgebackenen Torten und Kuchen fanden wie immer reißenden Absatz.

Im weiteren Verlauf hatten die Gäste die Möglichkeit, die Darbietung der Frankenthaler Jugendtrachtengruppe zu bestaunen. Die Gruppe präsentierte drei Tänze, die von Melanie Volk und Verena Schäfer einstudiert und auch vorgestellt wurden. Die Vorführung kam so gut an, dass die Zuschauer eine Zugabe forderten, die dann auch geboten wurde. Als Dank für den Auftritt gab es einen Betrag für die Gruppenkasse und etwas zum Naschen.

Danach begrüßt der HOG-Vorsitzende Walter Keller die geladenen Gäste und die Landsleute. Es folgte eine Schweigeminute für die Toten der Gemeinschaft, wonach der Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal Martin Hebich ein Grußwort an die Teilnehmer richtete. Er unterstrich zum einen die familiäre Atmosphäre bei diesen Treffen und zum anderen das sehr gute Miteinander zwischen Banater Schwaben und Stadt. Für ihn als Sohn einer Vertriebenenfamilie aus dem ehemaligen deutschen Osten sei es selbstverständlich, dass bei solchen Veranstaltungen die Herzlichkeit großgeschrieben werde, sagte Hebich. Als weitere Ehrengäste waren Hans Schmaltz, Vorsitzender des Stadtkreisverbandes Frankenthal, und Eduard Prunkl, stellvertretender Vorsitzender der HOG Bogarosch zugegen.

Es folgte der Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden, der schwerpunktmäßig auf die Instandhaltung des Friedhofs einging. Nachdem Familie Becker wegen eines Pflegefalls in der Familie die Arbeiten nicht mehr weiterführen wollte, sei Familie Szabó mit der Säuberung der Hauptwege dauerhaft beauftragt worden, teilte Keller mit. Die HOG habe Zoltán Szabó einen neuen Motorrasenmäher zur Verfügung gestellt und bei der Vergütung tiefer in die Tasche greifen müssen. Der HOG-Vorsitzende appellierte nochmals ausdrücklich an die Spendenbereitschaft der Landsleute, um auch in Zukunft die Friedhofspflege meistern zu können.

Als nächstes nahm Walter Keller einige Ehrungen vor. Für ihre langjährige verdienstvolle Arbeit im Vorstand überreichte er Christoph Kron und Hans Phillip die Verdienstmedaille in Silber der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Robert Kahles erhielt eine Dankesurkunde für seine Tätigkeit als Vorstandsmitglied.

Einer besonderen Würdigung erfreute sich unser Landsmann Willi Krisch, der einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag zur Dokumentation der Marienfelder Ortsgeschichte geleistet hat. Dafür hat er über Jahrzehnte viel Zeit und Arbeit investiert, seine Veröffentlichungen zeugen von großer Forscherleidenschaft und fundiertem Wissen. Im Jahr 2007 brachte Krisch die von ihm erweiterte und ergänzte „Monographie der Orts-Gemeinde Nagy-Teremia“ von Johann Hunyar (erschienen 1902) sowie die Dokumentation „Schriftstellerisch Tätige in Marienfeld“ heraus. Das 2008 erschienene zweibändige Werk „Ortsfamilienbuch der römisch-katholischen Pfarrgemeinde Marienfeld im Banat 1769-1991“, womit er seiner Heimatgemeinde und deren Bewohner ein schriftliches Denkmal gesetzt hat, ist mit 1780 Seiten nicht nur Krischs umfangreichste, sondern auch gewichtigste Veröffentlichung. Sozusagen als Nebenprodukt seiner genealogischen Forschungen legte er 2011 die Arbeit „Demographische Betrachtungen der Geburtsjahrgangskohorten sowie der Geburtenbilanzen in der Banater Gemeinde Marienfeld“ vor. Hinzu kommt die bereits erwähnte CD, eine Chronik in Bildern der Marienfelder Kirchweih über mehrere Jahrzehnte, mit Musikstücken und Anleitung zu Tanzschritten. Es ist, wie Krisch sie selber bezeichnet, eine sogenannte „Mitmach-CD“. Die Heimatortsgemeinschaft Marienfeld ist Willi Krisch zu tiefstem Dank verpflichtet. Für sein beispielhaftes Wirken im Dienste der Gemeinschaft überreichte ihm Walter Keller den Ehrenbrief der Landsmannschaft der Banater Schwaben.

Es ist Tradition, die ältesten Teilnehmer des Treffens zu ehren. In diesem Jahr waren es die 90-jährige Ilona Müller sowie der 85 Jahre alte Oskar Götz. Für sie wie auch für die Ehrengäste und die Frankenthaler Trachtengruppe gab es edle Brände aus dem Hause Keller und Pralinen.

Für den Abend hatten sich die Veranstalter ein besonderes Schmankerl bereitgehalten, und zwar Musik vom Feinsten, dargeboten von der allseits bekannten Band „Die Palomas“. Die Musiker gingen auf Wünsche der Tanzfreudigen ein und sorgten für ausgezeichnete Stimmung. Besonderen Anklang fanden die Einlagen mit rumänischer Volksmusik zu später Stunde. Gefeiert wurde bis weit nach Mitternacht.

Auf diesem Wege ergeht ein Dank an alle, die vor und hinter den Kulissen bei der Vorbereitung und Durchführung des Heimattreffens mitgearbeitet haben, ebenso an die Ehrengäste, die Trachtengruppe, die Musikformation, das Bewirtungsteam und nicht zuletzt an unsere Marienfelder Landsleute, ohne die es kein Treffen gäbe. Darauf anspielend meinte Landsmann Peter Kahles: „Der General hat sei Sach gut gemach, awer ohne die Armee, ohne uns, is er nix.“ Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. In der Hoffnung, dass der Tag guten Anklang gefunden hat, freuen wir uns auf ein nächstes Mal.