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Gliederungen stellen ihre Arbeit und künftige Projekte vor

Zum Auftakt bot der Chor der Donaudeutschen Landsmannschaft Frankenthal (Leitung Katharina Eicher-Müller) Heimatmelodien dar.

Erwin Lehretter, Vorsitzender der HOG Rekasch.

Herbert Volk, Vorsitzender des Kreisverbandes Esslingen.

Verbandstagung in Frankenthal (2) - Die Selbstdarstellung einzelner landsmannschaftlicher Gliederungen gehört zum festen Ablauf der jährlichen Verbandstagung in Frankenthal. Diesmal waren es die Heimatortsgemeinschaft Rekasch und der Kreisverband Esslingen, die sich mittels gelungener PowerPoint-Präsentation vorstellten.

Erwin Lehretter, Vorsitzender der HOG Rekasch, stellte zunächst seinen Heimatort vor, der vor zehn Jahren zur Stadt erhoben wurde und heute rund 8300 Einwohner zählt. Die ethnische und konfessionelle Vielfalt sei schon immer ein Charakteristikum dieser Ortschaft gewesen, betonte der Referent, wobei die Einwanderung der ersten deutschen Siedler im Jahr 1724 erfolgt sei. Trotz Einschränkungen sei es gelungen, auch während der kommunistischen Zeit ein aktives deutsches Gemeinschaftsleben zu gestalten. Um den Erhalt dieser
Gemeinschaft hier in Deutschland bemühe sich die 1985 gegründete Heimatortsgemeinschaft Rekasch, in deren Kartei rund 1300 Personen erfasst seien, so der Redner.

Lehretter ging sodann auf die Aktivitäten der HOG ein; hierzu gehören in erster Linie das alle zwei Jahre zu Pfingsten in Karlsruhe stattfindende Heimattreffen, die jährlich abgehaltenen Jahrgangstreffen, die Musikantentreffen (die Rekascher Musikkapelle wird von Erwin Birnstill geleitet) sowie der „Pinglball“ zur Faschingszeit. Dabei seien die Jahrgangstreffen, zu denen die Jubilare ab 50 Jahre eingeladen werden, die einen runden oder halbrunden Geburtstag feiern, eine einzigartige, so nur von der HOG Rekasch gepflegte Form der gemeinschaftlichen Begegnung. Als Ausdruck von Identität und Tradition habe die HOG ein eigenes Wappen und eine eigene Fahne, erwähnte der Referent.

Zu den von seiner HOG wahrgenommenen Aufgaben zählte Lehretter auch die Dokumentation der Geschichte und der Leistungen der Rekascher deutschen Gemeinschaft in der alten und in der neuen Heimat (Heimatbuch „Erinnerungen an Rekasch“; Familienbuch 1740-2002), die kontinierliche Pflege der Internetpräsenz www.rekasch.de, die im monatlichen Durchschnitt 1000 Zugriffe verzeichnet, sowie der Kontakte zur alten Heimat (Instandhaltung des Friedhofs, Heimatmuseum, Besuche und Gruppenreisen).

Als zukünftige Projekte benannte der HOG-Vorsitzende das Sammeln und Archivieren von Text-, Bild- und Filmmaterial zur Tätigkeit der Rekascher in Deutschland, die 30-Jahr-Feier der HOG Rekasch im Jahr 2015 unter dem Motto „Dreißig Jahre HOG – Dreißig Trachtenpaare“ sowie die Feier zum 100-jährigen Bestehen der neuen Rekascher katholischen Kirche im Jahr 2018.

Eine gut dokumentierte und übersichtlich gestaltete Präsentation des 1985 gegründeten Kreisverbandes Esslingen legte dessen Vorsitzender Herbert Volk vor, der seit 2009 an der Spitze des Vereins steht. Die über einen langen Zeitraum durchgeführten vielfältigen Aktivitäten hätten zwar in den letzten Jahren abgenommen, dennoch könne der Kreisverband bei seinen Veranstaltungen (Faschingsball, Herbst- bzw. Kathreinenball, Weihnachtsfeier) bis zu 200 Gäste begrüßen. Von Vorteil sei die Tatsache, dass diese Veranstaltungen hauptsächlich an einem Ort – in Wendlingen am Neckar – stattfinden. Der Kreisverband könne die daraus resultierenden Synergieeffekte nutzen und sei in die lokale Vereinsstruktur fest eingebunden, so der Referent.

Herbert Volk stellte sodann die seit 1988 bestehende und seit über 20 Jahren von Renate Krispin geleitete Banater Trachtengruppe vor. Sie sei „das Aushängeschild des Kreisverbandes“ und stelle die Banater Schwaben bei einer Vielzahl von Auftritten weit über den landsmannschaftlichen Rahmen hinaus positiv dar. Ein herausragendes Ereignis sei die zusammen mit der Trachtengruppe Singen und den Eisenbahner-Musikanten aus Freiburg im Sommer 2013 unternommene Amerika-Tournee gewesen, die sich auch in der Lokalpresse besonderer Aufmerksamkeit erfreute.

Als sehr aufschlussreich erwies sich das aus der Auswertung der Mitgliederdaten resultierende, grafisch aufbereitete Zahlenmaterial in bezug auf die Herkunftsorte der 220 Mitglieder des Kreisverbandes, die Mitgliederentwicklung und die Altersstruktur. Daraus war ersichtlich, dass der Kreisverband Esslingen aufgrund der 77 Herkunftsorte seiner Mitglieder eine heterogene Struktur aufweist, dass die größten Zuwächse in den Jahren 1988-1992 verzeichnet wurden und  die Mitgliederzahl sich in den letzten zehn Jahren nur geringfügig reduzierte. Ausgehend von der derzeitigen
Altersstruktur der Mitglieder, wovon 48 Prozent älter als 70 Jahre sind, zeigte der Kreisvorsitzende auf, dass in zehn Jahren fast zwei Drittel der Mitglieder dieser Altersklasse zuzurechnen seien. Es gelte deshalb gemeinsam aktiv zu werden, damit die Mitgliedschaft in den Familien von Generation zu Generation erhalten bleibe.

Herbert Volk wies in seiner Präsentation auch auf die Bedeutung der neuen Informations- und Kommunikationsplattformen wie Homepage und Facebook hin. Letzteres habe sich vor allem bei den Jugendlichen bewährt und sei für die Kontaktpflege zu anderen Gruppen im In- und Ausland hilfreich.

Aus der Analyse des Ist-Zustandes leitete der Referent die Herausforderungen ab, die sich für die künftige Arbeit der Landsmannschaft und ihrer Gliederungen ergeben. Herbert Volk mahnte an, die Stafettenübergabe in den Gliederungen rechtzeitig und langfristig zu planen und die Arbeit der Vorstände durch Einbindung aller, die zur Mitwirkung bereit sind, auf eine breitere Basis zu stellen. Unter Nutzung der neuen Kommunikationsmöglichkeiten (E-Mail, Homepage, Facebook, YouTube) müsse die Öffentlichtkeitsarbeit verstärkt und die Zielgruppe auch auf Personen ausgeweitet werden, die keine Banater Wurzeln haben. Wichtig sei zudem, die Veranstaltungen attraktiver zu gestalten und mit anderen Kreisverbänden und Vereinen zusammenzuarbeiten.

Herbert Volk regte an, über eine Modernisierung der Verbandsstrukturen nachzudenken und schlug vor, die Landsmannschaft in „Verband der Banater Schwaben“ umzubenennen, die Mitgliedschaft auf eine neue Basis zu stellen (Aufhebung der Bindung der Mitgliedschaft an den Bezug der „Banater Post“, Umstieg von der Familien- auf persönliche Mitgliedschaft, Einführung der Regelung, wonach alle Mitglieder der DBJT, ohne Altersbeschränkung, Mitglied der Landsmannschaft sind, verstärkte Öffnung für Mitbürger ohne Banater Wurzeln) und die Schwerpunktthemen der Landsmannschaft den Bedürfnissen der jungen und mittleren Generation anzupassen. Es gelte, weniger die Vergangenheit zu bewahren als vielmehr die Zukunft zu gestalten, so Volk.

Im Verlauf der Tagung wurde den Gliederungen die Möglichkeit geboten, über herausragende Veranstaltungen zu berichten, künftige Projekte vorzustellen und Vorschläge zur Verbesserung der Verbandsarbeit zu unterbreiten. Beispielsweise stellte Wilhelm Kuhn (HOG Deutschbentschek) die zweite Ausgabe des „Banater Struwwelpeters“ mit Übertragungen in die Ortsmundarten von Bakowa, Billed, Deutschbentschek und Engelsbrunn vor, während Pauline Huschitt über das Vorhaben der HOG Tschanad berichtete, einen Ahnengedenkstein im Heimatort zu errichten. Erich Furak (KV Crailsheim) wies auf die große Resonanz des im vergangenen Jahr aufgestellten Weltrekords im Polkatanzen hin. Die große Teilnehmerzahl habe gezeigt, dass durch Mobilisierung und Zusammenhalt viel erreicht werden kann. Der Kreisvorsitzende aus Crailsheim unterstrich die Notwendigkeit, die Jugend in die Vereinsarbeit einzubinden und ihr Verantwortung zu übertragen.  Mit der Wahl eines Jugendvorstandes habe sein Kreisverband einen richtungweisenden Schritt unternommen, so Furak. Peter Krier (KV Schweinfurt) regte an, eine Gesamterhebung  in bezug auf die Kriegsteilnahme und die Russlanddeportation unserer Landsleute in die Wege zu leiten und eine dokumentarisch fundierte Geschichte der Banater Schwaben in Angriff zu nehmen. Von Pauline Huschitt kam der Vorschlag, einen Flyer unseres Verbandes zu erstellen, die Broschüre „Die Banater Schwaben“ neu aufzulegen und auch ins Rumänische zu übersetzen.

Der Ehrenvorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben, Peter Krier, informierte über die vom Hilfswerk geleisteten Hilfen für bedürftige Landsleute im Banat. 930 Personen erhielten Einzelhilfen, zudem bekamen rund 600 ehemalige Russlandverschleppte eine Unterstützung. In den Heimen und Sozialstationen sowie im Rahmen des Dienstes „Essen auf Rädern“ werden täglich 440 Menschen beköstigt. Über das groß angelegte Sanierungsprojekt der Wallfahrtskirche und des ehemaligen Klosters Maria Radna und den aktuellen Stand der Arbeiten berichtete Josef Lutz (HOG Sanktanna).

Die diesjährige Verbandstagung sei thematisch vielschichtig und lehrreich gewesen und in einer aufgeschlossenen und konstruktiven Atmosphäre verlaufen, so das Fazit aller Teilnehmer.