Was haben strömender Regen, Polizei, Einbahnstraße, Göppingen und das Landestrachtenfest der Banater Schwaben 2019 miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nicht sonderlich viel, oder etwa doch? Alles war vorbereitet. Göppingen, die Patenstadt der Banater Schwaben in Baden-Württemberg, war am 25. Mai Gastgeber und Schauplatz des 52. Landestrachtenfestes der Banater Schwaben mit Großem Schwabenball. Gleichzeitig wurde das 24. Volkstanzfestival der Banater Trachtengruppen ausgetragen.
Ja, es hätte so schön sein können. Die Musikinstrumente gestimmt, die Trachten angelegt, die Polizei vor Ort, kurz, alle waren bereit zum Abmarsch. Wären da nicht diese dunklen Wolken, der plötzlich aufkommende Wind und der drohende Regen. Die Entscheidung, ob der große Trachtenumzug durch die Göppinger Innenstadt zum Rathaus stattfinden oder besser abgesagt werden sollte, war nicht einfach. Und dennoch musste sie getroffen werden. Der Unmut unter den Anwesenden stieg und als der Umzug schließlich aufgrund der unsicheren Wetterlage abgesagt wurde, waren nicht alle damit einverstanden. Man könne doch Regenschirme aufspannen und wegen so ein bisschen Regen könne man doch nicht alles absagen, hörte man die ein oder andere Stimme protestieren. Und dennoch: Die Entscheidung stand fest.
Trachtenumzug fällt ins Wasser
Der Umzug war abgesagt, lediglich eine kleine Delegation würde sich ins Rathaus zum Empfang des Oberbürgermeisters begeben. Doch wie sollten die Trachtenpaare unbeschadet ins Rathaus kommen? Ein Bus musste her und die Delegation direkt vors Rathaus fahren. Wie gut, dass es einen Plan B gab. Der Busfahrer der Trachtentanzgruppe Karlsruhe hatte sich im Vorfeld dazu bereit erklärt, die Delegation, sollte es Regen geben, von der Stadthalle zum Rathaus zu fahren. Dass dies ein kleines Abenteuer werden würde, hatte er sich wohl nicht gedacht. Übrigens, dass die Entscheidung, den Umzug abzusagen, die einzig richtige war, sollte sich schneller bestätigen als gedacht. Der Bus stand noch nicht zur Abfahrt bereit, da fielen schon die ersten dicken Regentropfen und beim Einsteigen war Eile geboten, um nicht nass zu werden.
Nach kurzer Rücksprache mit den Polizeibeamten sollte nun der Bus bis zum Rathaus eskortiert werden. So fuhr die Polizeistreife vorneweg, der Bus hinterher. Polizisten auf Motorrädern sperrten Kreisverkehre und Straßen, damit der Bus ohne Probleme auf dem schnellsten Weg zum Rathaus fahren konnte. Doch plötzlich ging ein Raunen durch den Bus. Weshalb? Ja, wie oft fährt man denn schon entgegen der Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße und das geführt von der Polizei höchstpersönlich? Die verwunderten Gesichter der Passanten am Straßenrand trugen zudem dazu bei, dass sich die Businsassen wie Prominente fühlten – und in gewisser Weise waren sie das ja auch.
Empfang im Göppinger Rathaus
Oberbürgermeister Guido Till, Schirmherr des 52. Landestrachtenfestes, empfing sodann die Delegation der Banater Schwaben im schmucken Göppinger Rathaus und begrüßte alle herzlich. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass er für vieles verantwortlich sei, für das schlechte Wetter könne er jedoch wirklich nichts. Er bedauere sehr, dass der traditionelle Umzug durch die Stadt und die Tanzvorführungen auf dem Marktplatz dadurch buchstäblich ins Wasser fallen müssten, freue sich jedoch umso mehr auf das Programm in der trockenen Stadthalle. In seiner Begrüßung betonte Till die tiefe Verbundenheit der Stadt Göppingen mit den Banater Schwaben. Aus eigener Erfahrung wisse er selbst, was es bedeute, seine Heimat zu verlassen und in der Fremde neu zu beginnen. Doch gerade dieses Wissen, woher man komme und welche Traditionen und Bräuche man mitbringe, sei wichtig, um zu wissen, wo man stehe.
In seinem Grußwort bedankte sich der Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Banater Schwaben Josef Prunkl sodann bei Oberbürgermeister Till für den Empfang und betonte, wie stolz die Banater Schwaben auf die Patenschaft mit der Stadt Göppingen seien. Das Landestrachtenfest mit dem Großen Schwabenball sei die größte und erfolgreichste Veranstaltung der Banater Schwaben in Baden-Württemberg. Es sei schon immer ein Fest lebendiger und gelebter Tradition gewesen. Der Vorsitzende dankte dem Oberbürgermeister und der Stadt für die erfahrene Unterstützung. Diese sehe er als Anerkennung und Bejahung der Arbeit, bei der die Banater Schwaben Brauchtumspflege mit brückenschlagender Absicht nach innen wie auch nach außen anstreben. Gleichzeitig wünschte sich der Vorsitzende, dass diese gute Zusammenarbeit noch viele Jahre bestehen möge.
Ein Fest mit vielen Ehrengästen
Mit dem Bus, der Regen wurde zwischenzeitlich stärker, ging es zurück zur Stadthalle. Hier versammelten sich Ehrengäste und Trachtenträger auf den Treppen zum gemeinsamen Gruppenfoto, bevor sie pünktlich um 19 Uhr in den Saal marschierten. Zur Eröffnung des Landestrachtenfestes begrüßte Landesvorsitzender Josef Prunkl die Ehrengäste: den stellvertretenden Ministerpräsidenten, Innenminister und Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler Thomas Strobl, die Landtagsabgeordnete Nicole Razavi, den Göppinger Oberbürgermeister Guido Till, den Leiter der Hauptverwaltung der Stadt Göppingen Willi Schwaak sowie Vertreter des Gemeinderates. Begrüßt wurde die Kulturreferentin für den Donauraum Dr. Swantje Volkmann und der Präsident des Weltdachverbands der Donauschwaben Stefan Ihas. Herzlichen willkommen geheißen wurden die stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Christine Neu sowie Bundesvorstandsmitglied Werner Gilde. Begrüßt wurden die stellvertretenden Vorsitzenden des Landesvorstandes Ingrid Röhrich, Richard Jäger und Herbert Volk. Aus der DBJT, der Jugendorganisation der Landsmannschaft, wurde der Vorsitzende Patrick Polling sowie sein Führungsteam begrüßt. Ebenso wurden der stellvertretende Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen und Landesvorsitzende der djo – Deutsche Jugend in Europa Hartmut Liebscher, Vertreter befreundeter Verbände und Landsmannschaften sowie die anwesenden Kreis- und HOG-Vorsitzenden willkommen geheißen. Ein besonderer Gruß galt der ehemaligen Brauchtumsbeauftragten des Landesverbandes Theresia Teichert, die viele Jahre als treibende Kraft für die Organisation des Landestrachtenfestes sowie des Volkstanzfestivals verantwortlich war.