Das diesjährige Heimattreffen der HOG Sanktmartin war ein Jubiläum, denn die ehemaligen „Samatimer“ kommen seit 20 Jahren in der Stadthalle Gersthofen zusammen. Die Vorstandschaft hatte bewusst das Wochenende vor Pfingsten gewählt, um auch Familien, die in den Pfingstferien verreisen wollten, die Teilnahme zu ermöglichen. Wieder einmal waren viele gut gelaunte Besucher nach Gersthofen gekommen.
Das Heimattreffen begann traditionell mit einem Gottesdienst in der Kirche Sankt Jakobus. Für den erkrankten Heimatpfarrer Adam Possmayer aus Arad/Sanktmartin war Pfarrer Johann Palfi aus Tschakowa eingesprungen. Die Donauschwäbische Singgruppe aus Landshut unter der Leitung von Reinhard Scherer umrahmte auch bei diesem Heimattreffen mit wunderschönen Liedern die Messe. Im Anschluss wurden im Friedhof zwei Kränze zum Gedenken an die verstorbenen Landsleute niedergelegt.
In der Stadthalle begannen die Feierlichkeiten mit dem Einzug einer Fahnenabordnung und der Trachtenpaare. Junge Trachtenpaare aus dem Kreisverband München zeigten Tänze mit anspruchsvollen Choreographien, bei denen auch der Humor nicht zu kurz kam. Musikalisch begleitet wurden sie von den Original Banater Dorfmusikanten unter der Leitung von Helmut Baumgärtner.
Der HOG-Vorsitzende Bernhard Fackelmann konnte mehrere Ehrengäste begrüßen: Sylvia Stierstorfer, Landtagsabgeordnete und Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Michael Wörle, Bürgermeister der Stadt Gersthofen, sowie aus dem Banat Tiţian Doru Pantea, Kulturbeauftragter der Gemeinde Matscha, zu der Sanktmartin gehört. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben war durch den Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber vertreten. Mit der Banater Hymne und dem Deutschlandlied begann das Programm, das einen Bericht des HOG-Vorsitzenden und Grußworte der Ehrengäste umfasste.
In seinem Rückblick hob Bernhard Fackelmann die feierliche Einweihung des Denkmals in Sanktmartin sowie eines Kreuzes auf dem Friedhof im vergangenen Jahr hervor. Dabei sei die HOG vor vier Jahren am Scheideweg gestanden, so der Vorsitzende. Es war fraglich, ob das Heimattreffen in großem Rahmen finanziell weiter tragbar sei. Fackelmann versuchte einen neuen Weg: Die Vorstandschaft verschickte ein Jahresheft und legte eine Spendenquittung bei – mit sensationellem Erfolg: „Nach ein paar Tagen waren schon über 10000 Euro Spenden eingegangen! Da wussten wir: Wir sind auf dem richtigen Weg.“ In den vergangenen vier Jahren sind rund 60000 Euro an Spenden eingegangen. „Wir werden schon von anderen Heimatortsgemeinschaften gefragt, wie wir das machen, so viele Spenden zu sammeln“, so Fackelmann weiter. Seine Antwort: „Es braucht Vertrauen und Arbeit.“ Dieses Vertrauen sprachen ihm die Mitglieder der Heimatortsgemeinschaft auch wieder aus: In der Vorstandswahl, die am Rande des Heimattreffens stattfand, wurde er als Vorsitzender mit nur vier Enthaltungen wiedergewählt. Sein Stellvertreter ist Waldemar Lustig, das Amt des Kassierers hat Anton Mahler inne. Schriftführer ist Franz Mülleck. Johann Hubert, Nikolaus Sandtner und Bernhard Mülleck fungieren als Beisitzer im Vorstand. Kassenprüfer ist Dieter Gitzing, und um die stets aktuelle und mit vielen Bildern gefüllte Homepage wird sich auch weiterhin Martin Söllner kümmern.
Für die kommenden Jahre hat die Vorstandschaft einiges vor: Da 1722 die ersten Siedler in Sanktmartin eintrafen, kann 2022 die 300-Jahr-Feier begangen werden. Zudem hat die Leitung der HOG sich vorgenommen, im alten Kloster ein Museum/Dokumentationszentrum einzurichten. Am 26. Oktober 2019 findet zum zweiten Mal in Tamm bei Bietigheim der Samatimer Owad statt. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr ein Sanktmartiner Silvesterball organisiert, und zwar in Kirchheim/Teck. Näheres über beide Veranstaltungen wird rechtzeitig bekanntgegeben. Das Wichtigste seien aber die „Samatimer“ selbst, die zu den Veranstaltungen kämen, so der Vorsitzende. „Ohne Euch geht gar nichts!“
Die Aussiedlerbeauftragte Sylvia Stierstorfer zeigte sich begeistert, „wie Sie das hier organisiert haben“. Sie empfinde es als sehr bewegend, „wie Sie gemeinsam Ihre Traditionen pflegen und an kommende Generationen weitergeben.“ Sylvia Stierstorfer kündigte an, in diesem Jahr auch Gast bei den Heimattagen der Banater Deutschen in Temeswar zu sein.
Bürgermeister Michael Wörle freute sich, dass die Sanktmartiner schon so lange in der Gersthofener Stadthalle feiern. Er sah die Pflege von Traditionen als gemeinsames Anliegen der HOG und der Stadt. So findet heuer in Gersthofen die Weltmeisterschaft im Schuhplattln statt.
„Wir können viel bewegen, wenn wir wollen“, sagte der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber in seinem Grußwort. „Und die Sanktmartiner wollen!“ Viele seien Hunderte von Kilometern gefahren, um am Heimattreffen teilzunehmen. Er rief die Mitglieder der HOG auf, ihr Wissen und ihre Traditionen auch an künftige Generationen weiterzugeben. „Wenn das jemand schaffen kann, dann Sie!“
Der Kulturbeauftragte der Gemeinde Matscha Tiţian Doru Pantea richtete Grüße des Bürgermeisters aus. Er betonte die guten Beziehungen zwischen der HOG und der Gemeinde Matscha und lobte die Veranstaltung vom Juli vergangenen Jahres. Zudem sicherte er der HOG die Unterstützung der Gemeinde für die 300-Jahr-Feier im Jahre 2022 sowie bei der Errichtung eines Dokumentationszentrums in Sanktmartin zu.
Bevor die Band „P4“ die abendliche musikalische Unterhaltung übernahm, wurden noch mehrere Mitglieder für ihr besonderes Engagement in der Heimatortsgemeinschaft mit einer Ehrennadel und einer Urkunde ausgezeichnet: Michael und Magdalena Gessner, Anna Harass, Georg Fackelmann und Anton Mahler.