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Benedikt XVI. empfing Banater Schwaben

Papst Benedikt XVI. empfing in seiner Privatbibliothek den Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber und Pfarrer Peter Zillich. Fotos: Heribert Mohr

„Euer Besuch war mir eine wahrlich österliche Freude“, sagte der emeritierte Papst Benedikt XVI. bevor er seine Gäste verabschiedete. Es war Karsamstag, der 19. April, im Kloster Mater Ecclesiae, in den berühmten Vatikanischen Gärten des Kirchenstaates gelegen, und unter den Gästen, die mit einem sanften Händedruck verabschiedet wurden, befanden sich auch zwei Banater Schwaben: Pfarrer Peter Zillich, bischöflicher Beauftragter für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge in der Diözese Regensburg, und Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber.

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Zurückzuführen war dieser Empfang im Vatikan letztlich auf die
urschwäbische Haltung unseres Landsmannes Peter Zillich. Als Kardinal
Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde, suchte der in Regensburg
lebende Peter Zillich am nächsten Tag das Regensburger Haus des neuen Papstes und fand es in einem Zustand, der nicht seinen im Banat geprägten Vorstellungen von Haus und Garten entsprach. In Direktor Heribert Mohr, dem damaligen Leiter der Europa-Berufsschule Weiden, fand er einen Unterstützer und Förderer seiner Pläne, nicht nur Garten und Haus auf Vordermann zu bringen, sondern durch diese Arbeit weitere nützliche und völkerverbindende Projekte zu entwickeln. Schüler und Lehrer, Firmen als Sponsoren, Partnerschulen in Osteuropa, alle fanden in dieser Initiative zusammen. Ein Ergebnis war die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hauses. Die Erlöse aus der Stromerzeugung kommen bedürftigen Berufsschülern zugute. Die guten Nachrichten drangen bis Rom.

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Genau am neunten Jahrestag der Wahl von Papst Benedikt standen die Besucher aus Deutschland, Lehrer aus Weiden und Freising, eine Lehrerin aus Ungarn und die zwei Banater Schwaben, an der Pforte der Schweizer Garde im Vatikan und warteten darauf, von einem Hauptmann zum Kloster gefahren zu werden, in dem Benedikt jetzt beherbergt ist. Hier begrüßte sie der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, der diesen Besuch möglich gemacht hatte, und geleitete die Besucher in die Privatbibliothek von Benedikt XVI., wo sie das ehemalige
Kirchenoberhaupt im weißen Talar empfing.

Die Begrüßung war herzlich. Wir überbrachten die Grüße der Banater Schwaben, die heute in Deutschland und über den ganzen Erdball verstreut leben. Interessiert fragte der Heilige Vater nach unserem Geburtsort im Banat, nach der Situation unserer Gemeinschaft. Wir erinnerten an seine Zeit als Erzbischof von München und Freising, als er mit Banater Schwaben in Berührung gekommen war, und dem Banater Bürgermeister seines Geburtsortes Marktl am Inn, Anton Karl, aus Sanktmartin stammend, bei der Unterstützung seiner Banater Heimatkirche behilflich war, aber wir sprachen auch über die Wallfahrtskirche Maria Radna, über das Wirken innerhalb unserer Gemeinschaft.

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„Ja, Sie kenne ich ja schon“, begrüßte deshalb Benedikt sehr erfreut Pfarrer Peter Zillich. In dessen Rucksack befanden sich neben einem Buchgeschenk auch Berichte über die Wallfahrtskirche Maria Radna, das große Restaurierungsprojekt, welches vom Papst mit großem Interesse aufgenommen wurde. Als Peter Zillich seine CD mit Marienliedern überreichte und erwähnte, dass es ganz einfach vorgetragene Lieder seien, sagte Benedikt nur: „Das Einfache ist ja das Schöne“. Schlicht, aber äußerst präzise war seine Sprache während der ganzen Unterhaltung, die er souverän führte. Seine innere und äußere Haltung, seine Ausstrahlung, durch sein zurückhaltendes Wesen unterstrichen, zogen seine Gesprächspartner sofort in ihren Bann.

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Heribert Mohr ist ein Oberpfälzer, wie man ihn sich vorstellt. Was er für richtig hält, das sagt er, und was er sagt, das macht er. An seiner nunmehr ehemaligen Schule in Weiden hat das Fach Religion den gleichen Stellenwert wie Deutsch oder Mathematik. Er war und ist der Meinung, dass junge Menschen, die eine Schule verlassen, nicht nur fachlich gut ausgebildet, sondern auch mit Werten und Normen einer christlich geprägten Gesellschaft versehen werden müssen. Alle Abgänger seiner Schule fanden einen Arbeitsplatz. Er hat wie sein Lehrerkollege Hans Heinrich Kruzifixe dabei, welche die Schüler hergestellt haben. Heribert Mohr tut nicht nur Gutes, sondern er spricht auch darüber. Das Schulpastoral in Weiden wurde vom damaligen Kurienkardinal Ratzinger als Neuevangelisierung eingestuft und unterstützt.  

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Als Benedikt in dem Buchgeschenk der Landsmannschaft „Städte und Dörfer“ blättert, spricht er wieder unsere Geschichte an: die theresianische Ansiedlung, die Entwicklung im 20. Jahrhundert, die Aussiedlung. Hatte er eingangs gesagt „Ja gibt es die Banater Schwaben denn noch?“, so war ich froh nunmehr antworten zu können: „Ja, Heiliger Vater, es gibt sie noch und es gibt sie überall auf der Welt!“

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Nach vierzig Minuten erfolgt die Verabschiedung der Besuchergruppe. Jeder von uns erhielt einen gesegneten Rosenkranz mit dem Wappen des Papstes und ein signiertes Bild von seiner Deutschlandreise. Wir bedanken uns für den Empfang und sind froh, dass er Freude bereitete. Ein letzter Händedruck, ein gütiger Blick, der uns hinterher folgt, als Erzbischof Gänswein mit uns den Raum verlässt und wir bald im Klosterhof stehen. Herzlichkeit auch hier. Als das Tor sich schließt, stehen wir wieder in den Gärten des Vatikans und entscheiden uns für den Fußweg, der hinter dem Petersdom an Wachen und Mauern vorbei zum Ausgang führt. Ein letzter Gruß der Schweizer Garde und wir befinden uns wieder inmitten Tausender Gläubiger aus der ganzen Welt, die zu Ostern nach Rom gekommen sind. Gedanklich sind wir jedoch noch jenseits der Mauern, bei dem ersten Papst aus Deutschland nach fast 500 Jahren, der den Mut hatte, sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederzulegen, und der auch uns Banater Schwaben im Laufe seines Lebens und Wirkens immer mit großer Sympathie begegnet ist.