Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Entscheidende Weichen im Verband gesetzt

Jakob Laub im Gespräch mit dem damaligen Ministerpräsidenten unseres Patenlandes Baden-Württemberg, Günther Oettinger. Foto: Archiv BP

Jakob Laub, Ehrenbundesvorsitzender unserer Landsmannschaft, wird neunzig. „Ich habe es nie verstehen können, dass Landsleute nach Deutschland gekommen sind und nach zwei Jahren glaubten, nicht mehr in ihrer Mundart miteinander reden zu können“, sagt Jakob Laub. Es ist einer der Sätze, die viel über ihn verraten. Über ihn, der bereits 1943 seine Heimat verlassen hatte und nach 70 Jahren im Gespräch immer wieder gerne in seine Bogaroscher Heimatmundart verfällt. Seine Heimat hatte er verlassen, aber nicht vergessen, seiner Banater schwäbischen Gemeinschaft ist er nach wie vor verhaftet..

In der Reihe der Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben wartet er nicht nur mit der längsten Amtszeit auf, sondern es war auch die Zeit der letzten großen Umbrüche innerhalb unserer Gemeinschaft: der Endzeit der kommunistischen Diktatur in Rumänien, der Exodus unserer Landsleute, das Bemühen, für die Verbliebenen im Banat neue Strukturen im sozialen und kulturellen Leben zu schaffen und gleichzeitig in Deutschland die Integration der ausgesiedelten Landsleute zu fördern. Gegensätzliche Zielrichtungen auf den ersten Blick, aber sie zeigen die ganze Breite unserer Entwicklung als Banater schwäbische Gemeinschaft auf.

Für die Landsmannschaft der Banater Schwaben war es wichtig, in dieser Situation einen Mann an ihrer Spitze zu haben, der aufgrund seines bisherigen Lebensweges und seines gesellschaftlichen Engagements in der Lage war, diese Entwicklung nicht nur richtig einzuschätzen, sondern auch im Interesse der Betroffenen mit zu beeinflussen. Ihm war bewusst, dass es hierfür tragfähiger Strukturen bedürfe, die er nach und nach aufbauen konnte; seine offene und einnehmende, einfache menschliche Art hat ihm dabei geholfen.

Jakob Laub wurde 1924 in Bogarosch geboren, nach Schulbesuch in Temeswar (Banatia) und Schässburg legte er 1943 in Kronstadt sein Abitur ab. Kriegsdienst in der deutschen Armee, Verwundung, Gefangenschaft stehen am Anfang seines Lebenslaufs in Deutschland. Er wird in die damalige sowjetische Besatzungszone entlassen, absolviert in Magdeburg ein pädagogisches Studium und wird Lehrer. In Alvensleben in Sachsen-Anhalt gründet er mit seiner Frau Irmtraut eine Familie. Den sich enger ziehenden Fesseln der roten Diktatur entzieht sich das Ehepaar mit dem Sohn durch die Flucht 1957 in den Westen. In Waibstadt in der Kurpfalz findet die Familie ihr Zuhause, an der Grund- und Hauptschule Waibstadt wird Jakob Laub Lehrer, als Rektor wird er knapp 30 Jahre später verabschiedet. Auf dem Schulgelände ließ er Akazienbäume pflanzen. Sie sollten ihn immer an seine Banater Heimat erinnern.

Ähnliche Lebenswege weisen zahlreiche Banater Schwaben auf. Bei Jakob Laub kommt aber ein großes gesellschaftliches Engagement hinzu. Er wirkt über Jahrzehnte im Landesvorstand Baden-Württemberg und im Bundesvorstand unserer Landsmannschaft, dabei von 1979 bis 2008 als Landesvorsitzender und von 1986 bis 2002 als Bundesvorsitzender. Seine Einsatzbereitschaft, sein Verantwortungsbewusstsein wie auch seine ausgeprägte Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen und im Verband integrierend zu arbeiten brachten ihm großen Rückhalt im Verband und in der Gemeinschaft. Es war die Zeit, als durch den massiven Zuzug der Aussiedler die Zahl der Mitglieder der Landsmannschaft von Jahr zu Jahr größer wurde, die Probleme aber nicht minder. Schwerpunktmäßig konzentrierte sich die Verbandsarbeit damals auf die Familienzusammenführung, auf Probleme im Zusammenhang mit der Eingliederungsgesetzgebung und auf die Kulturarbeit. Mit Ausdauer und unerschütterlichem Optimismus ging er ans Werk, knüpfte Kontakte zu allen wichtigen staatlichen Stellen und scheute keine Mühe, wenn es hieß, die Interessen seiner Landsleute zu verteidigen. Er stand stets in der ersten Reihe, ging mit gutem Beispiel voran und verstand es, die Weggefährten für die gemeinsame Sache zu begeistern. Sobald er von einer Idee überzeugt war, versuchte Jakob Laub, alles in Bewegung zu setzen, um diese auch zu verwirklichen. Auch den Spitzengremien des Bundes der Vertriebenen im Land und Bund gehörte er an, davon zwölf Jahre lang dem Präsidium des Bundesverbandes der Vertriebenen.

Im Rückblick auf eine solche Lebensleistung drängt sich die Frage auf, was bleibt und was vergeht. Die Schaffung von Strukturen zur Erforschung und Dokumentation unserer Geschichte und Kultur, für die sich Jakob Laub immer eingesetzt hat, zählt sicher zu ersterem. Sie fanden ihren Ausdruck in zwei Einrichtungen, deren Bedeutung und Tragweite ihres Wirkens so manchen unserer Landsleute noch nicht richtig bewusst ist: dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen und dem Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm. Sie fanden ihren Ausdruck in drei Patenschaften, die heute sicher nicht mehr anzubahnen wären: der Patenschaft der Stadt Ulm und der Patenschaft des Landes Baden-Württemberg über die Landsmannschaft der Banater Schwaben sowie der Stadt Göppingen über die Banater Schwaben in Baden-Württemberg. Sie fanden ihren Ausdruck aber auch in der Einrichtung vorbildlicher Sozialstationen und Altenheime für unsere Landsleute im Banat, für deren Errichtung und Betrieb neben der Bereitstellung der Mittel durch die Bundesrepublik Deutschland die geeigneten Frauen und Männer hier und im Banat da sein mussten. Auch diese Strukturen haben sich als tragfähig erwiesen, sie tragen bis heute.

Für sein großes gesellschaftliches Engagement hat Jakob Laub viele Ehrungen erhalten. Er erhielt sie in Deutschland: 1986 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1990 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg in Gold, 1994 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse, und in Rumänien: 2004 den Nationalen Verdienstorden, 2009 die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatgemeinde Bogarosch im Banat. Über die letzte Ehrung vor fünf Jahren hatte er sich sehr gefreut. Ein Kreis hatte sich damit geschlossen.

In den letzten Jahren ist es um Jakob Laub ruhiger geworden. Nach dem Tod seiner Frau, die ihm stets eine große Stütze war, hatte er sich zurückgezogen. Am Gemeinschaftsleben seiner Landsleute nimmt er trotzdem großen innerlichen Anteil. In den Telefonaten mit ihnen bedient er sich am liebsten unserer Mundart.

Am 15. Juni feiert Jakob Laub seinen 90. Geburtstag. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben, der Verband, den er in den entscheidenden Jahren unserer Gemeinschaft gelenkt und geprägt hat, gratuliert ihm herzlich und wünscht ihm weitere schöne Lebensjahre. Das schönste Geschenk für ihn würde sein, wenn wir die besten und wertvollsten Seiten unserer Gemeinschaft weiterhin pflegen.