Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Neue Formen des Miteinanders geschaffen

Bei der Enthüllung des Schildes mit der Aufschrift „Donauring“ (von links): Viktoria Burghardt, Ulmer Kreisvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber, Oberbürgermeister Gunter Czisch, BdV-Kreisvorsitzender Roman Pfeifle

Es war im Jahre 1994, als der damalige Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Jakob Laub beim damaligen Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner wegen Räumen für die Banater Schwaben in Ulm vorsprach. „Wir organisieren jedes zweite Jahr mit dem Heimattag eine Großveranstaltung und haben hier nicht einmal eine Stelle, um einen Nagel abzulegen. Wir benötigen eine Anlaufstelle für die Sammlung und Auswertung von beweglichen Kulturgütern und wir wollen dies am besten innerhalb einer festen Beziehung zur Stadt Ulm und zum Land Baden-Württemberg gestalten, wir wollen etwas Eigenes“, waren seine Worte, ich hatte an dem Termin teilgenommen. Zugegeben, die Vorstellungen waren zu diesem Zeitpunkt noch etwas vage umschrieben, aber OB Gönner hatte gleich verstanden, worum es im Prinzip ging und Unterstützung signalisiert. Was folgte, ist bekannt: die Einrichtung eines Kultur- und Dokumentationszentrums (KDZ) der Landsmannschaft der Banater Schwaben in den Räumen der Donaubastion in Ulm, Schillerstraße 1, im zweiten Stockwerk; die Übernahme der Patenschaft über die Landsmannschaft der Banater Schwaben durch die Stadt Ulm; die Übernahme der Patenschaft über die Landsmannschaft der Banater Schwaben durch das Land Baden-Württemberg.

An dieses Gespräch musste ich denken, als knapp 25 Jahre später der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen hatte und ich sprach das natürlich an. Denn nun war die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland an den OB herangetreten. Sie verzeichnete in den letzten 25 Jahren einen starken Zulauf, die Deutschen aus Russland sind im BdV Ulm aktiv, sie bringen sich in das gesellschaftliche Leben der Stadt ein, organisieren Kulturtage und sie sind auf der Suche nach etwas „Eigenem“. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie zeigt Parallelen auf, so auch in diesem Fall. Die Deutschen aus Russland sind spät nach Deutschland gekommen. Zu diesem Zeitpunkt war die Integration der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge bereits Thema rückblickender Untersuchungen, war die Beschäftigung mit deren kulturellen Erbe bereits größtenteils in tragfähige Institutionen mit entsprechender staatlicher Förderung gegossen. Die Aussiedler befanden sich in einem Zwischenstadium. Die Integration des Einzelnen stand im Mittelpunkt, übergreifende, die Gemeinschaft betreffende Projekte fanden nicht immer die Unterstützung, die sie verdient hätten, sie waren auf das Wirken weniger Idealisten beschränkt.

Oberbürgermeister Gunter Czisch kennt unsere Geschichte und er kennt auch die der Deutschen aus Russland. Ulm hat viele Zuwanderer aus allen Regionen der Erde. Die Stadt versteht sich als eine internationale Stadt und die Deutschen aus Russland suchen das Gespräch, wollen sich in der Gesellschaft einbringen, was nicht für alle Gruppen gilt. So ist auch bald eine gemeinsame Grundlage gefunden worden, um dem Bund der Vertriebenen und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland eine neue Heimstatt zu gewähren. Sie besteht in der gemeinsamen Nutzung des Vortragsraumes im KDZ, in der Suche nach einer neuen Ulmer Gemeinschaft, in der Vertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler zusammenrücken. Für das Projekt stark gemacht hat sich die Leiterin des Internationalen Büros der Stadt Ulm Elisabeth Schmeer, die gezielt Gemeinsamkeiten der jeweiligen Gruppen hervorgekehrt hat. Im einvernehmlichen Miteinander des BdV-Vorsitzenden Ulm Roman Pfeifle, der Kreisvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Viktoria Burghardt und der Betreuerin des KDZ Halrun Reinholz wurden die Weichen neu gestellt.

Am 20. September, nur wenige Tage nach einer Besuchsreise des Oberbürgermeisters mit Delegation im Banat, konnte OB Gunter Czisch mit den jeweiligen Verbandsvertretern das neue Hinweisschild auf den nun „Donauring“ genannten Vortragsraum im KDZ enthüllen. Vertreter aller Fraktionen im Ulmer Gemeinderat waren zugegen, Mitarbeiter der Stadt, Henrike Hampe vom Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Donauschwaben Hans Supritz, die Kreisvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen Claudia Benkö mit Vorstandsmitgliedern in Tracht, Russlanddeutsche und Banater Schwaben.

OB Czisch wies auf die Notwendigkeit eines Miteinanders innerhalb der Ulmer Bürgerschaft hin und zeigte sich tief beeindruckt von dem im Banat Gesehenen und Erlebten, der herzlichen Gastfreundschaft und dem guten Miteinander zwischen Ausgewanderten und Verbliebenen. Für die Banater Schwaben verwies Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber auf Parallelen zu den Deutschen aus Russland, auf das Erleben von Unterdrückung und Heimatverlust sowie die Chancen, die in einem Neubeginn liegen. BdV-Vorsitzender Roman Pfeifle zeigte sich dankbar für die ausgestreckte Hand der Banater Schwaben und der Stadt Ulm.

Was an diesem Abend in Ulm jedoch fehlte, war ein Grußwort eines Ulmer Kreisvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Das lag jedoch nicht am fehlenden Willen der Veranstalter, sondern, auch wenn schwer vorstellbar, schlicht daran, dass es den Mitgliedern in Ulm in zwei Jahren nicht gelungen ist, einen Vorstand zu konstituieren. So war dieser Umstand auch Thema von Gesprächen des stellvertretenden Landesvorsitzenden Baden-Württemberg unserer Landsmannschaft Herbert Volk mit anwesenden Mitgliedern des Kreisverbandes Ulm und der KDZ-Betreuerin. Ein Neuanfang, wieder mal, wäre sinnvoll, ein „Donauring“ ohne einen organisierten Kreisverband der Banater Schwaben, ohne das Mitwirken der anderen Landsmannschaften der Donauregion schlicht unvorstellbar.