Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten

Ehrengäste des Chortreffens mit Mitgliedern des Bundesvorstands (von links): Werner Gilde, Stadtrat Juri Heiser, Kreisrätin Annemarie Probst, Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber, Christine Neu, Moderatorin Dr. Hella Gerber, Franz Schlechter

Dank an die Chorleiter und Solistinnen (von links) Erich Meixner, Wilhelm Hack, Werner Zippel, Sonja Salman, Melitta Giel, Irmgard Holzinger-Fröhr und Heidrun Till seitens des Bundesvorstandes und der Moderatorin des Konzertnachmittags, Dr. Hella Gerber (rechts) Fotos: Nikolaus Dornstauder

Singgruppe singAndres unter der Leitung von Heidrun Till

Für Banater Chöre und Singgruppen ist der Oktoberanfang schon seit Jahren ein Fixpunkt im Terminkalender. Dann findet nämlich alljährlich in der Stadthalle Gersthofen das von der Landsmannschaft der Banater Schwaben veranstaltete Bundestreffen der Banater Chöre und Singgruppen statt. Das Chortreffen blickt auf eine mittlerweile zwei Jahrzehnte lange Tradition zurück und widerspiegelt Entwicklungen, Trends und Veränderungen in der Banater Chorlandschaft. Die Zahl der mitwirkenden Singgemeinschaften ist zwar zurückgegangen, weil einige ihre Tätigkeit eingestellt haben und andere wiederum aufgrund des Alters ihrer Mitglieder die Reise nach Gersthofen nicht mehr antreten können, und dennoch haben diese Chortreffen ihre Berechtigung. Es gilt die Tradition des Banater Chorgesangs weiter zu pflegen und dadurch Sorge zu tragen, dass ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes unserer Gemeinschaft lebendig bleibt. Darüber hinaus sind die Bundestreffen der Banater Chöre – aus der Perspektive des Veranstalters – eine Form der Anerkennung für Chorleiter, Sängerinnen und Sänger sowie ihres Beitrags zum kulturellen Wirken unserer Landsmannschaft.

Zum 21. Bundestreffen der Banater Chöre und Singgruppen, das am 7. Oktober stattfand, begrüßte Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber die mitwirkenden Chöre mit den Worten: „Sie sind wieder von weither angereist, Sie haben das ganze Jahr über geprobt, Sie sind bei zahlreichen landsmannschaftlichen und anderen Veranstaltungen aufgetreten und haben unseren Landsleuten, unseren Mitbürgern Freude bereitet.“ Leber hob die erstmalige Teilnahme der noch jungen Singgruppe „singAndres“ besonders hervor; die Andreser hätten gezeigt, was möglich ist, wenn Wille, Mut und Zuversicht da sind.

Der Bundesvorsitzende hieß die beiden Ehrengäste – den Augsburger CSU-Stadtrat und BdV-Kreisvorsitzenden Juri Heiser sowie die Kreisrätin und Bezirkstagskandidatin Annemarie Probst (Bündnis 90/Die Grünen) – herzlich willkommen und begrüßte Christine Neu, Werner Gilde und Franz Schlechter seitens des Bundesvorstandes, die Vertreter der Landesvorstände aus Bayern und Baden-Württemberg sowie die anwesenden Vorsitzenden von Kreisverbänden und Heimatortsgemeinschaften. Sein Dank galt der Augsburger Kreisvorsitzenden Dr. Hella Gerber, die wieder die Moderation des Konzertnachmittags übernommen hatte, der Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm für die Förderung der Veranstaltung, den Mitarbeitern der Bundesgeschäftsstelle und den Helfern aus den Reihen der HOG Glogowatz für die organisatorischen Vorbereitungen.

„Die Pflege der kulturellen Identität ist ein wichtiger Auftrag nicht nur heute, sondern auch für die Zukunft“, sagte Stadtrat Juri Heiser in seinem Grußwort. Dieser Auftrag sei mit großen Herausforderungen verbunden, zumal es nicht leicht sei, Kinder und Jugendliche für die Pflege der kulturellen Traditionen der Gemeinschaft zu begeistern. Heiser lobte die Arbeit des Kreisverbandes Augsburg, dem es gelungen sei, eine Kinder- und Jugendgruppe aufzubauen und so überliefertes Brauchtum und Werte an die heranwachsenden Generationen weiterzugeben. Es sei ein Genuss, die Trachtenpracht zu sehen und festzustellen, dass sich die Kinder und Jugendlichen mit Leib und Seele dem Volkstanz hingeben, so Heiser. Als BdV-Kreisvorsitzender dankte er für die gute Zusammenarbeit mit dem Kreisverband der Banater Schwaben, der sich immer wieder auch bei Veranstaltungen des Bundes der Vertriebenen einbringe.

Den Konzertnachmittag eröffnete in diesem Jahr der Chor der Banater Schwaben aus Karlsruhe unter der Leitung von Sonja Salman. Der Chor, der dieses Jahr sein 35-jähriges Jubiläum feiert, gehöre nach wie vor zu den mitgliederstärksten Banater Chören, so die Moderatorin, die außerdem das breit gefächerte Repertoire des Chores herausstellte. Dank seiner Vielseitigkeit sei es dem Chor möglich, bei den verschiedensten Anlässen aufzutreten und dabei das Publikum immer zu erfreuen.

Der Karlsruher Chor präsentierte diesmal drei Titel aus Opern und Operetten. Mit dem Walzer „Hereinspaziert!“ aus der Operette „Der Schätzmeister“ des österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer begrüßten die Sängerinnen und Sänger das Publikum und forderten es auf: „Lassen sie ganz ungeniert, / heut’ mal den Alltag, Alltag sein / und tauchen mit uns ins Vergnügen ein.“ Mit dem berühmtesten aller Verdi-Chöre, dem „Gefangenenchor“ aus der Oper „Nabucco“, setzte der Chor sein Programm fort, um dann die Zuhörer in die Welt des Wiener Walzers zu entführen. Mit „Wiener Walzerklänge“ aus der Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauss beendete der Chor seinen Auftritt. Am Flügel wurde der Chor von der Dirigentin und Pianistin Sonja Salman begleitet. Als Solisten traten auf: Irmgard Holzinger-Fröhr, Melitta Giel, Isolde Reitz, Eva Wasmer, Ortwin Meinhardt und Dietmar Giel. Etwas fürs Auge boten die von Dagmar Österreicher choreografierten tänzerischen Einlagen der Jugendtanzgruppe „Banater Schwabenkinder“.

Ein weiterer Chor, der in diesem Jahr ein Jubiläum feierte und zu diesem Anlass eine Festschrift herausbrachte, ist der Darowaer Kirchenchor aus Spaichingen. Von dem Kirchenmusiker Martin Metz vor zwanzig Jahren gegründet, steht der vierzigköpfige Chor seit Jahren unter der Leitung von Erich Meixner. Bis heute ist der Chor seinem Gründungszweck verpflichtet, das kirchliche Liedgut zu pflegen, wobei sein Repertoire selbstverständlich auch weltliche Chorliteratur umfasst. Diese „Doppelgleisigkeit“ widerspiegelte sich denn auch in der Darbietung des Chors auf der Bühne der Gersthofener Stadthalle.

 „Wir schenken euch ein Lied“ stellte der Darowaer Kirchenchor dem Publikum gleich am Anfang in Aussicht. Es ist der einprägsame Refrain des Liedes „Zauber der Musik“ aus der Feder des Komponisten Manfred Bühler, das mit den Versen beginnt: „Ein Lied ist wie ein Traum, / ein Zweig am Lebensbaum, / ein kleiner Augenblick: die Seele der Musik.“ Es blieb natürlich nicht bei diesem einen Lied, denn auf dieses folgte ein religiöses Lied aus dem frühen 19. Jahrhundert: „Auf dich, o Herr, vertrauet meine Seele“ von Bernhard Klein. Gut zweihundert Jahre älter ist das Lied „Kommt, ihr G’spielen“ (Satz: Melchior Franck), das die Sängerinnen und Sänger als nächstes zu Gehör brachten. „Auf, ihr Brüder, / singt hoch und nieder, / den Sommer zu gewinnen“, heißt es darin – eine Aufforderung, den Sommer einzuholen. Erfreulicherweise beendete der Chor seinen Auftritt mit einem Werk eines Banater Komponisten: „Mein Liebchen“ (Musik: Heinz Wenrich; Text: Hans Mokka).

Seinen sechsten Auftritt bei einem Bundeschortreffen absolvierte der Banater Seniorenchor Augsburg, der den nächsten Programmpunkt gestaltete. Der 1985 ins Leben gerufene und seit 1996 von Werner Zippel geleitete Chor ist der beste Beweis dafür, dass das Singen auch im Alter Spaß und Freude bereitet. Das Durchschnittsalter der Chormitglieder liegt nämlich bei rund 79 Jahren. „Viele Veranstaltungen des Kreisverbandes Augsburg sind ohne den Chor nicht denkbar“, sagte die Moderatorin. Für seine diesjährige Teilnahme hatte der Chor drei Volkslieder und ein Heimatlied vorbereitet.

„Un zum Hans hat gsaat es Gretle“ hieß der erste Titel, ein bekanntes Banater Volkslied, dessen Inhalt von Andrea Kielburg und Dominik Schuld von der Jugendtanzgruppe Augsburg pantomimisch dargestellt wurde. Erarbeitet wurde die Pantomime von Edith Achim. Auch bei dem zweiten dargebotenen Titel handelte es sich um Liebeslied: „Stehn zwei Stern am hohen Himmel“. Es beruht auf dem im 19. Jahrhundert in vielen Text- und Melodievarianten kursierenden Lied „Ach, was soll mein Schätzchen denken“. Als nächstes sang der Chor das Volkslied „Auf der Lüneburger Heide“, allerdings mit einer zusätzlichen Strophe von Edith Achim, die den Bezug zum Banat herstellt. Ganz im Sinne der Erinnerung an die alte Heimat stand der Titel „Das Banat war meine Heimat“, für den Werner Zippel den Text auf eine Melodie von Antonín Orság geschrieben hat. Damit sollte eigentlich der Auftritt des Augsburger Seniorenchors enden. Da aber an diesem Tag Werner Zippel zum letzten Mal den Dirigentenstab führte, ließ es sich der Chor nicht nehmen, seinem Leiter zu danken und ihn mit dem Lied „Weißt du noch?“ zu verabschieden.

Nach der Pause betrat die Singgruppe singAndres unter der Leitung von Heidrun Till die Bühne. Wie es zu dieser Neugründung kam, erläuterte die Moderatorin Dr. Hella Gerber. Vor zwei Jahren hatten sich einige Andreser zusammengetan und für ein Treffen der Jahrgänge 1958-1968 ein paar Lieder und Gedichte vorbereitet. Dabei kam der Wunsch nach mehr auf. Nach einem Probenwochenende, bei dem fünf Lieder einstudiert wurden, trat die Singgruppe im September 2017 beim Andreser Treffen in Freiburg auf. „Der Applaus, die vielen positiven Rückmeldungen des Publikums und der enorme Spaß, den wir beim gemeinsamen Probenwochenende und beim Auftritt hatten, haben uns darin bestärkt, weiterzumachen“, zitierte die Moderatorin die Chorleiterin Heidrun Till.

Bei ihrem ersten Auftritt im Rahmen des Chortreffens präsentierte die Andreser Singgruppe vier Titel. Bei dem ersten, „Gut, wieder hier zu sein“, handelte es sich um einen Song des Liedermachers Hannes Wader, den der gefeierte Künstler wiederholte Male zusammen mit Konstantin Wecker oder im Trio mit Reinhard Mey gesungen hat. Danach erfreuten die Sängerinnen und Sänger das Publikum mit dem alten Volkslied „Die Gedanken sind frei“, dessen Botschaft zeitlos ist. Sie hatten auch eine Strophe aus Konstantin Weckers umgetexteten Version übernommen. „Schwowisch“ ging es dann weiter im Programm, zumal der dritte Titel, „Was is de Schwob?“ eine Übertragung ins „Schwowische“ eines Liedes aus Friedrich Wilhelm Maders Sammlung „Lieder aus dem Schwabenland“ darstellt. Mit dem Lied „Die Geige beginnet“ (Text und Melodie: Willi Geisler) beendete singAndres seine bemerkenswerte Darbietung.

Ein Bundestreffen der Banater Chöre ohne einen Auftritt der Sopranistinnen Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Fröhr ist kaum vorstellbar. Die beiden Sängerinnen, die auch im Chor der Banater Schwaben Karlsruhe mitwirken, sind einem breiten Banater Publikum bekannt, das sie immer wieder mit ihren Stimmen und Liedern zu begeistern verstehen. Am Klavier von Sonja Salman begleitet, sangen sie diesmal das „Briefduett“ aus der Mozart-Oper „Die Hochzeit des Figaro“ sowie „Eine kleine Frühlingsweise“ nach Antonin Dvořáks berühmter Humoreske für Gesang und Klavier.

Den Schlussteil des Konzertnachmittags bestritt der Banater Chor Stuttgart. Vor 32 Jahren gegründet, hat er bei zahllosen landsmannschaftlichen Veranstaltungen musikalisch-kulturelle Akzente gesetzt und zur Bewahrung der Tradition des Banater Chorgesangs wesentlich beigetragen. Seit Anfang 2017 wird der Chor von Wilhelm Hack geleitet, der auch dem Stuttgarter Kreisverband vorsteht. Die diesjährige Teilnahme am Bundestreffen der Banater Chöre war seine achtzehnte.

Sein Programm eröffnete der Stuttgarter Chor mit dem volkstümlichen Lied „Blaue Berge, grüne Täler“. Die Sehnsucht nach der Heimat veranlasste wohl Wilhelm Hack einen eigenen Text dazu zu schreiben. Als populäres Volkslied gesungen und von vielen Komponisten vertont, ist das „Heidenröslein“ eines der bekanntesten Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe. In der von Heinrich Werner 1827 realisierten Vertonung und dem von Pascal Martiné stammenden Chorsatz brachten es die Sängerinnen und Sänger zu Gehör, um anschließend den durch die Kastelruther Spatzen bekannt gemachten Titel „Spiel mir ein Lied aus der Heimat“ zu interpretieren – allerdings mit einem vom Chorleiter leicht veränderten und dem Schicksal der Banater Schwaben angepassten Text. Mit einer Parodie auf das Volkslied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“, das die wichtigsten Ereignisse aus der Geschichte der Banater Schwaben in wenigen Zeilen zusammenfast (Text: Wilhelm Hack) beschloss der Chor seinen Auftritt.

Damit endete das 21. Banater Chortreffen in Gersthofen, das wieder einmal in eindrücklicher Weise bestätigt hat: Musik ist die einzige Sprache, die jeder Mensch versteht, die berührt und sich über alle Grenzen hinwegsetzt.