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In Gemeinschaft gedenken, erinnern und feiern

Zum 150. Kirchweihjubiläum trugen 150 Kinder und Jugendliche die typische Sanktannaer Tracht. Das Erinnerungsfoto mit den Geistlichen entstand im Katharina-Ackermann-Park. Foto: Josef Budean

Beim Festgottesdienst zum Kirchenjubiläum erwies sich die geräumige Mutter-Anna-Kirche für die vielen Gäste aus nah und fern als zu klein. Foto: Josef Budean

Die HOG Sanktanna ehrte den Bürgermeister und Vizebürgermeister der Stadt Sanktanna mit der Jubiläumsmedaille in Silber (von links: Theresia Reiter, Daniel Tomuţa, Cornel Gligor, Katharina Schmidt). Foto: K. Schmidt

HOG Sanktanna: 150. Kirchweihjubiläum mit viel Prominenz und buntem Rahmenprogramm begangen (Teil 2) - Die Zeit drängte, denn es waren nur noch wenige Minuten bis zum Gottesdienst zusammen mit den Kirchweihpaaren in der Mutter-Anna-Kirche. Beim Festgottesdienst anlässlich des 150. Kirchweihjubiläums war die Kirche so gut besucht wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Sanktanna feierte das Kirchenjubiläum und gedachte dem großen Dorfbrand von 1858. Mit Blasmusik und Glockengeläut zog der von der Geistlichkeit angeführte Festzug in die Mutter-Anna-Kirche ein. Es folgten die Trachtenträger, an deren Spitze die beiden Geldherrenpaare Claudius Höniges und Sonya Arendt sowie Harald Groo und Alexandra Groo standen.

Um den Altar versammelten sich zahlreiche Geistliche: Monsignore Johann Dirschl, Generalvikar der
Diözese Temeswar, Monsignore Andreas Straub EGR (Bayreuth), Domkapitular Andreas Reinholz, Pfarrer in Maria Radna, Pfarrer László Barják (Sanktanna), Pfarrer Josef Hell (Trockau), Dekan Karl Zirmer (Ginsheim-Gustavsburg), Domkapitular Dr. Josef Zerndl (Bayreuth), Pfarrer Adam Possmayer (Marktbreit), Pfarrer Martin Jäger (Steierdorf). Kantorin Marianne Hellstern und der Kirchenchor begleiteten den Festgottesdienst musikalisch.

Die Predigt in Deutsch hielt Monsignore Andreas Straub – eine Predigt mit Tiefgang und klaren Worten, wie man sie von dem mittlerweile 82-Jährigen gewohnt ist. Im Rückblick betrachtet hinterließen Menschen Spuren, auch geistige Spuren; Erlebnisse und Erinnerungen prägten sich in ihre Herzen ein. „Wer in Erinnerungen lebt, ist nie allein“, so seine Worte. Bilder aus der Heimat könne jeder abrufen und mit anderen teilen. Monsignore Straub zitierte Martin Bubers Worte: „Wirkliches Leben ist Begegnung“. Es gelte nicht nur hallo und tschüss zu sagen, sondern geben und nehmen, zusammenhalten und teilen, wie uns dies Generationen vor uns vorgelebt hätten und wie im Heimatbrief und in der Festschrift zum Jubiläum dokumentiert. „Teilen lohnt sich. Wer sein Ego pflegt, landet in einer Sackgasse“, sagte Straub und zitierte den französischen Schriftsteller Georges Bernanos: „Seine Freude in der Freude des anderen finden können – das ist das Geheimnis des Glücks.“

Domkapitular Andreas Reinholz predigte anschließend in rumänischer Sprache. Die Begegnungen dieser Tage mit alten Freunden aus Kindheit und Jugend hätten viele Erinnerungen an glückliche Momente, Erinnerungen an die Heimat aufleben lassen. Man könne auf das Geschaffene stolz sein, dennoch stelle sich die Frage, ob es eine Zukunft für die Deutschen in Sanktanna gebe, gab Pfarrer Reinholz zu bedenken.

Zum Abschluss des Festgottesdienstes folgten der Spruch des ersten Geldherren Claudius Höniges sowie die Segnung des Kirchweihstraußes. Auch im Kirchweihspruch wurden der Zusammenhalt und das Gottvertrauen in allen Lebenslagen herausgestellt mit den allbekannten Worten: „Mag die Welt so sehr sich auch ändern, doch Glaube, Vätersitte und Heimatlieb nie!“

Nach dem obligatorischen „Puwâ, was hemmâ heunt? – Kirweih“ zog der Festzug mit Marschmusik in den Katharina-Ackermann-Park, wo die Kirchweihpaare drei Tänze vorführten. Vor dem Mittagessen fand nach der Ansprache der HOG-Vorsitzenden Katharina Schmidt eine Ehrung statt: Bürgermeister Daniel Tomuţa und Vizebürgermeister Cornel Gligor wurden mit der Jubiläumsmedaille der HOG Sanktanna in Silber ausgezeichnet. Wie Schmidt ausführte, hätten die beiden Kommunalpolitiker einen guten Weg gefunden, die Stadt Sanktanna weiterzuentwickeln, zu verschönern und, ganz wichtig, die deutschen Traditionen weiterzuführen und die Deutschen vor Ort zu unterstützen. „Wir danken beiden sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit mit der HOG Sanktanna und wünschen weiterhin viel Erfolg. Mögen sie dieses hohe Engagement und die herzliche Gastfreundschaft bewahren“, wünschte die HOG-Vorsitzende.

Das Fest setzte sich am Nachmittag traditionsgemäß mit Aufmarsch der Kirchweihpaare, Tanz um den Kirchweihbaum und Versteigerung von Strauß, Hut und Tuch fort. Der geschmückte Kirchweihhut ging an Andreas Groo, der kleine Rosmarinstrauß an Patrick Groo. Der große Strauß wurde für Patrick Groo und Sarah Waschnitzky ersteigert, die somit im nächsten Jahr das erste Geldherrenpaar stellen werden. Den verlosten Hut gewann Anna-Lena Schauer (Karlsruhe) und das Tuch ging an Josef Ackermann (Bruchsal). Das Kirchweihfest endete am Abend mit dem Kirchweihball im Schulhof des Stefan-Hell-Lyzeums.

Traditionsgemäß fand am Montagabend der „Nachball“ für die Trachtenträger auch wieder am gleichen Ort statt. Alle Gäste waren dazu eingeladen und hielten bis tief in die Nacht durch. An beiden Abenden spielte die Sanktanner Blaskapelle. Für ihren unermüdlichen Einsatz gab es allgemein viel Lob und Dank.

Sanktanna feiert dieses Jahr nicht nur 150 Jahre Mutter-Anna-Kirche, sondern gleichzeitig mehrere Ereignisse in seiner 276 Jahre alten Geschichte seit der Einwanderung deutscher Siedler: 270 Jahre Kirchengemeinde, 160 Jahre Dorfbrand und 130 Jahre Dreifaltigkeitsdenkmal. So wurde in diesen Tagen nicht nur freudiger Ereignisse, sondern auch trister Momente in der Geschichte des Ortes gedacht. Zudem feiert Sanktanna wie ganz Rumänien 100 Jahre seit der Großen Vereinigung von 1918. In der Festschrift zum 150. Kirchenjubiläum ging Bürgermeister Tomuţa in seinem Rückblick auf das gute Zusammenleben über Jahrhunderte zwischen Deutschen und Rumänen in Sanktanna auch darauf ein mit den Worten: „Das rumänische Volk hatte den Mut, einen deutschen König anzunehmen und wurde nicht enttäuscht. Der Zufall will es, dass wir 100 Jahre nach der Großen Vereinigung ein Staatsoberhaupt deutscher Herkunft haben, Tatsache, welche die gemeinsame Geschichte und die Einheit dieses Volkes bestätigt.“ Er hoffe, dass jene, die sich dafür eingesetzt haben, von der heutigen Generation nicht enttäuscht würden.

Auch Medienvertreter waren zu dem Großereignis anwesend, das in mehreren in Rumänien und Deutschland erschienenen Berichten seine Widerspiegelung fand. Neben den Berichten in der Presse sind zahlreiche Aufnahmen entstanden, die über das Internet verbreitet wurden und auch Nichtanwesenden Auszüge zum Miterleben, zum Erinnern lieferten.

Die Heimatortsgemeinschaft Sankt-anna bedankt sich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz, bei allen, die zum erfolgreichen Verlauf des Festes beigetragen haben. Dass der Sinn für Gemeinschaft und die Verbundenheit zu Sanktanna in den Herzen weiterhin lebendig ist, haben die vielen Musikanten, die große Priesterschar und der Kirchenchor, die Helferinnen und Helfer beim Gulaschessen und am Kirchweihtage, die Vorstandschaft der HOG sowie alle Mitwirkenden bewiesen. Auch hunderte von Landsleuten haben eine lange Reise auf sich genommen und damit ihre Treue zur alten Heimat bekundet.

Weiterführung von Tradition und Brauchtum, auch in sich wandelnden Zeiten, soll in der alten und neuen Heimat unsere Sanktannaer Geschichte lebendig erhalten und diese den zukünftigen Generationen nahebringen.