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Banater Trachten prägen das Bild in der Ulmer Innenstadt

Der Jugendtrachtenverein „Banater Rosmarein“ aus Temeswar, auch dieses Jahr wieder zu Gast in Ulm, bot in der Fußgängerzone einen bunten Reigen von Volkstänzen aus dem Banat. Foto: Walter Tonţa

Ihre Tanzdarbietungen wurden mit großem Interesse verfolgt und mit viel Applaus belohnt. Fotos: Walter Tonța

Volkstanzvorführungen in der Fußgängerzone / Empfang einer Abordnung der Banater Schwaben im Rathaus

Der Auftritt der Banater Trachtengruppen am Samstagvormittag in der Ulmer Fußgängerzone bildet traditionell den Auftakt zum großen Pfingsttreffen der Banater Schwaben. Diesmal kam den Trachtengruppen aus Nürnberg und Reutlingen sowie dem Jugendtrachtenverein „Banater Rosmarein“ aus Temeswar die Aufgabe zu, Trachten und Volkstänze der Banater Schwaben öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.

Die Banater Trachtengruppe Nürnberg besteht seit 1980, die Kindertanzgruppe wurde 1993 gegründet. So trat die von Melanie Kling und Johann Burger geleitete Trachtengruppe, deren Tanzleiterin Sandra Hirsch ist,  in altersgemischter Formation an und zeigte damit, dass die Brauchtumspflege ein generationenübergreifendes Anliegen ist. Obwohl erst vor fünf Jahren gegründet, kann die Banater Trachtengruppe Reutlingen unter der Leitung von Christine Neu – für den tänzerischen Part ist Manfred Klotzbier zuständig – auf ein erfolgreiches Wirken verweisen. Der Jugendtrachtenverein „Banater Rosmarein“ aus Temeswar ist Dauergast bei den Banater Heimattagen und stellt jedes Mal sein Können auch in der Ulmer Fußgängerzone unter Beweis. Der 1992  gegründete Verein ist aus dem kulturellen Leben in der alten Heimat nicht mehr wegzudenken und tritt regelmäßig auch im Ausland auf. Die Gruppe wird seit über zwei Jahrzehnten von Edith Singer geleitet.

Das hochsommerliche Wetter sorgte einerseits für eine sehr belebte Fußgängerzone, verlangte aber andererseits den Trachtenträgern viel ab. Nichtsdestotrotz schlugen sie sich wacker und absolvierten ihre Tanzvorführungen ganz professionell, mit einer gehörigen Portion Leidenschaft und auch mit viel Stolz. Die von Blasmusik begleiteten Volkstanzvorführungen am Neuen Brunnen lockten nicht nur überraschend viele Banater Landsleute an, sondern auch zahlreiche Ulmer Bürger. Ob auf Einkaufstour durch die Läden der Innenstadt oder auf dem Wochenmarkt vor dem Ulmer Münster, ob beim Aufsuchen eines Straßencafés oder beim Flanieren durch die Fußgängerzone, hielten zahlreiche Ulmer inne und verfolgten interessiert die Darbietungen der Trachtentanzgruppen und lauschten  den Klängen der Blasmusik. Für ihre schönen Trachten und ihr tänzerisches Können ernteten die Gruppen aus Nürnberg, Reutlingen und Temeswar viel Beifall. Besonders imposant gestaltete sich ihr schwungvoller gemeinsamer Auftritt zum Schluss. Die DBJT-Gemeinschaftstänze „Kathiländler“, „Veilchenblaue Augen“ und „Mein Banater Land“ hinterließen bei den Zuschauern einen bleibenden Eindruck. Deren Begeisterung galt auch der stimmungsvollen Musik, dargeboten von den „Weinbergmusikanten“ unter der Leitung von Johann Wetzler und der kleinen Kapelle der Rosmareiner. Der Auftritt der Trachtengruppen in der Ulmer Fußgängerzone gestaltete sich zu einem glanzvollen Banater Volkstanzfest.

Viele neugierige Blicke zog auch der stattliche Trachtenumzug auf dem Weg zum Rathaus an, wohin Oberbürgermeister Ivo Gönner zum Empfang eingeladen hatte. Das Stadtoberhaupt begrüßte die Abordnung der Banater Schwaben – Mitglieder des Bundesvorstandes, Ehrengäste aus dem Banat und Trachtenpaare – und hieß alle Gäste des Heimattages von nah und fern herzlich willkommen. Dem Empfang wohnten auch die Stadträtinnen Helga Malischewski (Freie Wähler) und Birgit Schäfer-Oelmayer (Bündnis 90/Die Grünen) sowie der stellvertretende BdV-Landesvorsitzende von Baden-Württemberg, Joachim Wendt, bei.

Die seit nunmehr vier Jahrzehnten in Ulm stattfindenden Pfingsttreffen der Banater Schwaben seien ein Ausdruck der Verbundenheit mit der Donaustadt Ulm, in der ihre Geschichte begonnen hat, so Gönner. Mit der seit 1998 bestehenden Patenschaft über die Landsmannschaft der Banater Schwaben zeige die Stadt Ulm ihrerseits ihre tiefe Verbundenheit mit den Banater Schwaben sowie mit der langjährigen Tradition, die die Auswanderer bereits im 18. Jahrhundert begründet haben. Den Heimattagen in Ulm wünschte Gönner ein gutes Gelingen.

In seiner Erwiderung rief Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber den ersten Banater Heimattag in Ulm zu Pfingsten 1974 in Erinnerung. In seinem Grußwort habe der damalige Oberbürgermeister Dr. Hans Lorenser den Wunsch geäußert, die Banater Schwaben mögen doch ihren Heimattag jedes Mal in Ulm abhalten. „Wir haben diesem Wunsch entsprochen, und wenn man die letzten vierzig Jahre Revue passieren lässt, kann man feststellen: Wir sind sehr gut damit gefahren“, sagte Leber. Was alles seither entstanden ist, sei beeindruckend: zwanzig Banater Heimattreffen in Ulm, die Patenschaft der Stadt über die Landsmannschaft der Banater Schwaben, das Donauschwäbische Zentralmuseum sowie das Banater Kultur- und Dokumentationszentrum, dessen Arbeit von der Stadt gefördert wird. Ein Blick in die Zukunft stimme zuversichtlich, so Leber. Die junge Generation betrachte ihre Banater Herkunft als Teil ihrer Identität, sie pflege das heimatliche Brauchtum und übernehme eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Heimattage. Angesichts dieser erfreulichen Entwicklung werde es gewiss noch viele weitere Banater Heimattage in Ulm geben.

Nachdem die Trachtengruppen auch auf dem Rathausplatz einige Tänze vorführten, formierte sich der Festzug erneut und marschierte in Begleitung des Ulmer Oberbürgermeisters der Donau entlang zum Auswandererdenkmal.