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Hochachtung vor den Leistungen der Banater Schwaben

Oberbürgermeister Ivo Gönner überbrachte die Willkommensgrüße der Patenstadt Ulm und der gesamten Ulmer Bürgerschaft. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

Gleich im Anschluss an die Festkundgebung wurde in der Donauhalle die Pfingstmesse gefeiert. Unter Glockengeläute zogen die Priester, Ministranten und Trachtenträger ein. Zelebriert wurde die heilige Messe von Pfarrer Peter Zillich, bischöflicher Beauftragter für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge in der Diözese Regensburg, Msgr. Andreas Straub, emeritierter Visitator der Donauschwaben und Deutschen aus Südosteuropa, und Pfarrer Walther Sinn, evangelischer Priester in Semlak.

Festkundgebung und Pfingstmesse in der Donauhalle − Höhepunkte des Heimattages 2014. Am Pfingssonntagmorgen strömten tausende Banater Schwaben auf das Ulmer Messegelände. Bei herrlichem Sommerwetter kamen sie aus allen Himmelsrichtungen angereist, viele Kreisverbände hatten Busreisen nach Ulm organisiert. Auch diesmal kamen Besucher aus allen Teilen Deutschlands, aus Österreich, aus dem Banat und sogar aus Übersee. Vor der Halle, wo die Banater Blaskapelle Waldkraiburg unter der Leitung von Stefan Munding ein Platzkonzert gab, wurden die Besucher mit vertrauten heimatlichen Klängen empfangen. Im Foyer der Donauhalle lud die Ausstellung „Das Banat – eine Reise nach Europa“ zu einem Rundgang durch die eigene Geschichte ein und bot Einblicke in eine multiethnische und multikulturelle Region, an deren Gedeihen die Banater Schwaben wesentlichen Anteil hatten. Der Blick der
Besucher richtete sich sodann auf die vielen Bücher- und Informationsstände, die sich im Foyer dicht an dicht aneinanderreihten. Die meisten zog es aber gleich weiter in die Messehallen, an die für die jeweiligen Heimatorte reservierten Tische. Sie hielten Ausschau nach vertrauten Gesichtern und freuten sich über jedes Wieder-sehen mit Landsleuten, Freunden und Bekannten.

Langsam füllte sich auch die Donauhalle, wo die Festkundgebung mit anschließender Pfingstmesse um 10 Uhr begann. Die Bühne, auf der die Original Donauschwäbische Blaskapelle Reutlingen und die Donauschwäbische Singgruppe Landshut Platz genommen hatten, zierte eine Reproduktion des Einwanderungstriptychons von Stefan Jäger und ein Transparent, auf dem das Motto des Heimattages 2014 stand: „Heimat erfahren und bewahren“. Ein Novum: Zum ersten Mal konnte das Geschehen auf der Bühne auch auf einer Großleinwand verfolgt werden.

Zu den Klängen des Prinz-Eugen-Marsches zogen die Fahnenabordnungen der Kreisverbände und Heimatortsgemeinschaften sowie Trachtenträger ein, die vor der Bühne Aufstellung nahmen. Nach dem Absingen der Banater Heimathymne eröffnete Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber die Festkundgebung, zu der er zahlreiche Ehrengäste begrüßte: Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik aus Baden-Württemberg, der Botschaft Rumäniens in Berlin und des Rumänischen Generalkonsulats in München, Bürgermeister von Städten und Gemeinden aus dem Banat, Vertreter des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat und der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm und des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen, des Bundes der Vertriebenen und befreundeter Landsmannschaften. Herzlich willkommen hieß er die katholischen und evangelischen Geistlichen, die Vertreter der Verbände und Organisationen innerhalb der Landsmannschaft der Banater Schwaben sowie die Journalisten und Pressefotografen aus Ulm, Neu-Ulm und aus dem Banat. Bundesvorsitzender Leber dankte allen Mitwirkenden, den Mitarbeitern der Bundesgeschäftsstelle in München sowie den freiwilligen Helfern, die alle in die organisatorische Vorbereitung dieses Heimattages eingebunden und bestrebt waren, den Heimattag 2014 zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen. Gäste und Mitwirkende trügen dazu bei, dass der Heimattag das bleibt, was er immer war: „eine kleine Banater Welt, die wir uns für kurze Zeit schaffen“, so Leber.

Oberbürgermeister Ivo Gönner überbrachte die Willkommensgrüße des Gemeinderates der Stadt Ulm, der Patenstadt der Banater Schwaben, und der Ulmer Bürgerschaft. Das Stadtoberhaupt erinnerte an die vielen traurigen und freudigen Jubiläen des Jahres 2014: 100 Jahre seit Beginn des Ersten Weltkriegs und 75 Jahre seit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, 65 Jahre Grundgesetz und 25 Jahre Mauerfall. Den Banater Schwaben, die ihren Heimattag nun schon zum 20. Mal hier in Ulm abhalten, dankte er, dass sie Ulm seit vier Jahrzenten die Treue halten, dass sie sich in Deutschland integriert haben und Teil einer aktiven demokratischen Gesellschaft sind. Ihr Engagement könne auch anderen als Vorbild dienen, so Gönner.

Höhepunkt der Kundgebung war die Festansprache des Präsidenten des Landtags von Baden-Württemberg, Guido Wolf. Der CDU-Politiker pflegt seit Jahren einen sehr guten Kontakt zu unseren Landsleuten im Landkreis Tuttlingen, dessen Landrat er von 2003 bis 2011 war, er kennt die
Geschichte und das Schicksal der Banater Schwaben und bringt ihrer Lebensleistung großen Respekt entgegen. Die Wertschätzung für die Leistungen der Banater Schwaben in der angestammten Heimat, für ihr Festhalten an der eigenen Identität und für ihre vorbildliche gesellschaftliche Integration in Deutschland durchzieht wie ein roter Faden die Ansprache von Landtagspräsident Wolf. „All das Schreckliche, das Sie (...) im 20. Jahrhundert erleiden mussten, all das Unrecht, das Ihnen angetan wurde – nichts und niemand konnte Ihnen Ihre Seele als Banater Schwaben rauben. Ihr Festhalten an der eigenen Identität und das Engagement, mit dem Sie Ihren kulturellen Schatz pflegen, waren und sind deswegen eine enorme menschliche und eine enorme politische Leistung. Ich habe großen Respekt vor dieser Lebensleistung und möchte Ihnen heute auch namens der Landespolitik von Herzen dafür danken“, sagte Guido Wolf. Die Leidensgeschichte der Banater Schwaben sei „eine kategorische Aufforderung, konsequent ein Europa zu schaffen, in dem die Völker und Volksgruppen ohne Furcht vor-einander harmonisch leben können und in dem das Recht auf Heimat als Menschenrecht uneingeschränkt akzeptiert ist“.

Rumänien zolle den Banater Schwaben Anerkennung und sei ihnen zu Dankbarkeit verpflichtet, so Dr. Lazăr Comănescu, der Botschafter dieses Landes in der Bundesrepublik Deutschland, in seinem Grußwort, das der Erste Sekretär der Botschaft, unser Temeswarer Landsmann Michael Fernbach überbrachte. Die Banater Schwaben hätten in ihren Siedlungsgebieten eine Kulturlandschaft geschaffen und zum wirtschaftlichen Aufschwung dieser Region beigetragen. Dass das Banat bis heute eine der am besten entwickelten Regionen Rumäniens ist, sei auch ihnen zu verdanken. Die Hochachtung für die Deutschen in der rumänischen Bevölkerung sei sehr groß, und dies stelle eine gute Basis für eine enge Zusammenarbeit auch in der Zukunft dar, betonte der Botschafter. Für das soziale und kulturelle Engagement der Banater Schwaben in der alten Heimat fand der rumänische Diplomat lobende Worte.

Im weiteren Verlauf der Festkundgebung ehrte die Landsmannschaft der Banater Schwaben verdienstvolle Persönlichkeiten in Anerkennung ihres Wirkens zum Wohle unserer Gemeinschaft. Sie verlieh ihre höchste Auszeichnung, die Prinz-Eugen-Nadel, Dr. Heinz Günther Hüsch, langjähriger Verhandlungsführer der Bundesrepublik Deutschland in Sachen Ausreise der Deutschen aus Rumänien. Damit würdigte die Landsmannschaft den unschätzbaren Dienst, den Dr. Hüsch den Banater Schwaben geleistet hat. Durch seinen Einsatz verhalf er 226.000 Deutschen aus Rumänien zur Ausreise und zu einem Leben in Freiheit in einem demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Mit der Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille ausgezeichnet wurden Dr. Karl Singer, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, und Helmut Weinschrott, Direktor der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung im Banat. Die Ehrung erfolgte in Würdigung ihres unermüdlichen Einsatzes für die deutsche Gemeinschaft im Banat. Über diese Ehrungen wird gesondert berichtet.

Zum Schluss der Festkundgebung, die mit dem Deutschlandlied endete, zeigte Bundesvorsitzender Leber auf, welche Botschaft von diesem Heimattag 2014 ausgehe. Die Banater Schwaben hätten gezeigt, dass sie sich mit ihrer Geschichte versöhnt und den Banater Teil ihrer Geschichte in ihre Biografie eingebaut haben, dass sie hoffnungsvoll in die Zukunft schauen und gemeinsam mit der heranwachsenden Jugend die Gemeinschaft weiterhin pflegen und diese Treffen auch in Zukunft feiern werden.

Gleich im Anschluss an die Festkundgebung wurde in der Donauhalle die Pfingstmesse gefeiert. Unter Glockengeläute zogen die Priester, Ministranten und Trachtenträger ein. Zelebriert wurde die heilige Messe von Pfarrer Peter Zillich, bischöflicher Beauftragter für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge in der Diözese Regensburg, Msgr. Andreas Straub, emeritierter Visitator der Donauschwaben und Deutschen aus Südosteuropa, und Pfarrer Walther Sinn, evangelischer Priester in Semlak. Den Ministrantendienst versahen Philipp und Benedikt Leber. Die Donauschwäbische Blaskapelle Reutlingen unter der Leitung von Johann Frühwald und die Donauschwäbische Singgruppe Landshut unter der Leitung von Reinhard Scherer begleiteten die Messe musikalisch. Das zu Beginn der Messe von Pfarrer Walther Sinn verlesene Grußwort veröffentlichen wir in Auszügen in der nächsten Ausgabe unserer Zeitung.

Die Treue zu den Kirchen in der alten Heimat ist für unsere Gemeinschaft nach wie vor bestimmend. Um dies unter Beweis zu stellen, traten die Vertreter der einzelnen Heimatortsgemeinschaften mit dem Bild ihrer Heimatkirche vor den Altar. Die Bilder wurden von Msgr. Andreas Straub gesegnet. Dies war nur einer von vielen emotionalen Momenten dieser Pfingstmesse.