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In der Fuggerstadt auf Banater Fußspuren

Die Mitglieder des Augsburger Kreisvorstandes freuten sich über die Teilnahme zahlreicher Ehrengäste aus der Bundes- und Kommunalpolitik, zu denen der Bundestagsabgeordnete Dr. Volker Ullrich (erste Reihe) und Bürgermeister Dr. Stefan Kiefer (zweite Reihe, Mitte) zählten

Dr. Franz Metz, Franz Tröster, Nina Laubenthal, Karl Wilhelm Agatsy und Wilfried Michl (von links) waren die Protagonisten des Konzertabends in der Basilika St. Ulrich und Afra. Fotos: Nikolaus Dornstauder

Der Landtagsabgeordnete Johannes Hintersberger, Staatssekretär a.D., im Gespräch mit der Kreisvorsitzenden Dr. Hella Gerber und der Schriftstellerin Kristiane Kondrat (von rechts).

Schon die Einladung zum ersten Kulturtag der Banater Schwaben aus Augsburg zeigte deutlich, dass es hier um Verbindungslinien geht: Der bekannte Kupferstich, der die Übernahme Temeswars durch die „Kaiserlichen“ im Jahr 1716 zeigt, stammt aus Augsburg. Gottfried Rogg war einer der vielen Kupferstecher, die damals hier wirkten und die, ebenso wie die Silberschmiede, zu der Zeit weit über Augsburg hinaus das Weltgeschehen begleiteten.

Der Kreisverband Augsburg der Landsmannschaft der Banater Schwaben wählte für seinen Kulturtag das Motto „Fußspuren aus dem Banat“, um die Verwobenheit des Banats mit der „weiten Welt“ ins Blickfeld zu rücken. Darauf bezog sich auch der Augsburger Bürgermeister und Sozialreferent Dr. Stefan Kiefer, der als Vertreter des Oberbürgermeisters darauf hinwies, wie wichtig und vielfältig der Beitrag der Banater Schwaben für das Alltagsleben in Augsburg ist. Als Einzelpersonen sind sie Teil der Stadtgesellschaft und als Gruppe eine der vielen Farben im städtischen Mosaik. Zu seiner Überraschung, bekannte er, habe er soeben einen Amtsleiter aus seinem Zuständigkeitsbereich unter den Besuchern im Foyer erkannt – Dieter Uitz, der das Wohnungs- und Stiftungsamt leitet. Auch andere treue Freunde und Weggefährten aus der Augsburger Politik konnte die Kreisverbandsvorsitzende Dr. Hella Gerber in ihrer Begrüßungsrede willkommen heißen, darunter den Bundestagsabgeordneten Dr. Volker Ullrich, den Landtagsabgeordneten Johannes Hintersberger, Staatssekretär a.D., die Stadträte Andreas Jäckel und Ingrid Fink, den Stadtrat und Augsburger BdV-Kreisvorsitzenden Juri Heiser, die Kreisrätin Annemarie Probst – sie und viele andere waren der Einladung der Banater Schwaben gerne gefolgt und zahlreiche Zuschauer (nicht nur aus Augsburg) füllten den großen Veranstaltungssaal des Tagungshauses St. Ulrich.

Angelockt wurde das Publikum von einem vielversprechenden und abwechslungsreichen Programm. Bereits im Foyer erwartete die Teilnehmer die Ausstellung „Temeswar 1716 – Die Anfänge einer europäischen Stadt“, die in deutscher Fassung erstmals beim Heimattag der Banater Schwaben 2018 in Ulm gezeigt worden war. Die dazugehörige Broschüre fand reißenden Absatz. Die Wanderausstellung wird, wie Halrun Reinholz bei deren Vorstellung versprach, in den nächsten Jahren noch öfter zu sehen sein, mit Sicherheit auch für einen längeren Zeitraum in Augsburg.

Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen las die aus Reschitza stammende, mehrfach preisgekrönte Dichterin Kristiane Kondrat zunächst unveröffentlichte Gedichte, danach eine Geschichte aus ihrem Satireband „Anastasius und andere Staatsbürger“ vor. Die Fußspuren aus dem Banat kamen auch in den beiden folgenden Vorträgen zum Ausdruck: Halrun Reinholz verfolgte den Lebenslauf des 1892 in Temeswar geborenen Franz Illy, der nach dem Ersten Weltkrieg in Triest ein Kaffee-Imperium aufbaute und als Erfinder der Espresso-Maschine gilt. Luzian Geier folgte den Spuren von Banatern, die als Soldaten im Ersten Weltkrieg gekämpft haben und nicht selten dabei ihr Leben verloren, anhand von Einzelschicksalen, die er recherchiert hatte. Das dicht gedrängte Programm der Tagung ließ kaum Details zu, sodass wir uns auf einen ausführlicheren Vortrag über die „Großväter im Großen Krieg“ im Herbst freuen können.

Nach einem gemeinsamen Abendessen im Haus St. Ulrich folgte der musikalische Höhepunkt des Kulturtags: Franz Metz lud zum Orgelkonzert in die Basilika St. Ulrich und Afra, ehemalige Benediktinerabtei, mit einer Orgel, an der bereits Mozart musiziert hat. Der Organist und Musikwissenschaftler Metz nahm die Herausforderung dieser großen Fußstapfen der Mozartstadt Augsburg mit Bravour. Er hatte ein buntes, anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das wie immer auch Werke Banater Komponisten enthielt. Sein Orgelspiel begleiteten die Musikerkollegen Franz Tröster (Trompete), Karl Wilhelm Agatsy (Viola) sowie die Sänger Nina Laubenthal (Sopran) und Wilfried Michl (Bariton). Die hervorragende Akustik der Kirche bescherte den zahlreichen Konzertbesuchern ein außergewöhnliches Klangerlebnis. Mit Sicherheit war das nicht der letzte Kulturtag in Augsburg, Ideen für das nächste Jahr gibt es bereits.