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Zwischen Tradition und Moderne

Kinder und Jugendliche aus allen Trachtengruppen führten gemeinsam einen Tanz auf das von Stefanie Timmler choreographierte Lied „Madre Tierra“ vor. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

Melanie Müller hatte Regie geführt und moderierte auch das Kulturprogramm.

Die Tanzgruppen Spaichingen, Reutlingen und Singen begeisterten mit ihrer Tanzdarbietung zum Thema „Zuhause ist da, wo das Herz ist“. Bilder von allen mitwirkenden Tanzgruppen finden Sie in der Ausgabe Nr. 13/2018 der Banater Post auf Seite 12 und 13.

Das Kulturprogramm der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen (DBJT) beim Heimattag 2018 in Ulm stand unter dem Motto „Zwischen Tradition und Moderne – Tänze der Tanz- und Trachtengruppen“. Doch nicht nur die Tänze konnten unter diesem Leitmotiv zusammengefasst werden. Vieles ist eine lieb gewonnene Tradition geworden, so auch das Kulturprogramm der DBJT.
Wieder einmal haben zahlreiche Tanzgruppen der Kreisverbände der Banater Schwaben den Weg zum großen Schwabentreffen nach Ulm gefunden. Mit Begeisterung und viel Elan nahmen sie auch in diesem Jahr am Kulturprogramm teil. Und doch war es anders.

Zunächst begrüßte der Bundesvorsitzende der DBJT die Zuschauer und Gäste und bedanke sich bei allen für ihr Kommen. Doch Moment mal… irgendwas war anders, mag der ein oder andere gedacht haben. Richtig. Auf der Bühne stand Patrick Polling und stellte sich kurz bei allen in der Halle vor. Polling, selbst aktives Mitglied in der Tanzgruppe Spaichingen, wurde im Februar des laufenden Jahres zum neuen Bundesvorsitzenden der DBJT gewählt und folgt damit Harald Schlapansky nach, der dieses Amt viele Jahre innehatte. Polling möchte gemeinsam mit dem DBJT-Vorstand auch weiterhin das Brauchtum der Banater Schwaben bewahren und freut sich ganz besonders, dass diese Traditionen auch im Banat selbst weiter gepflegt werden.

Für ein Mitglied einer Tanz- und Trachtengruppe ist das Tanzen das wohl Wichtigste. Sie alle kennen und lieben die traditionellen Banater Volkstänze. „Wenn dabei auch noch die banatschwäbischen Trachten getragen werden, ist es nicht nur für die Zuschauer eine große Freude und ein Augenschmaus. Die Gruppen sind mit viel Leidenschaft und Spaß bei der Pflege unseres Brauchtums dabei. Ob jung oder junggeblieben, jede Altersgruppe leistet ihren ganz eigenen Beitrag zum Erhalt unseres Kulturguts“, fasste Melanie Müller, die durch das Programm führte, kurz zusammen.

Doch ist das Tragen der Tracht und das Vorführen der Volkstänze längst nicht mehr alles innerhalb der Banater Tanz- und Trachtengruppen. Bedingt durch die gesellschaftlichen Einflüsse, den Wandel der Zeit und die Digitalisierung entsteht oft das Bedürfnis, mehr als „nur“ eine Tanzgruppe der Banater Schwaben zu sein. Deshalb war Melanie Müller, die für die Organisation des Kulturprogramms verantwortlich war, eins besonders wichtig: „Durch das Einlernen und Vorführen moderner Tänze soll allen gezeigt werden, wie sich jede Gruppe weiterentwickelt und welche anderen Tanzarten es heutzutage noch alles gibt. In diesem Jahr möchten sich unsere Tanzgruppen von ihrer besten Seite zeigen und werden ihr tänzerisches Können in drei verschiedenen ‚Kategorien‘ vorführen.“

Den ersten Programmblock, der ganz den modernen Tänzen gewidmet war und deshalb schlicht „Modern“ hieß, wurde von der Jugendgruppe aus Esslingen eröffnet. Sie zeigte ein Cowboy-Medley. Dabei wurde hier auch ganz stilgerecht auf die Kleidung geachtet. In Jeans, T-Shirt, Karohemd und Lederhose heizten die Jugendlichen dem Publikum ein. Der obligatorische Cow-boyhut durfte dabei auch nicht fehlen. Im Anschluss zeigte die Tanzgruppe Nürnberg eine moderne Interpretation des Liedes „I'm so excited“, wobei vor allem der kokette Hüftschwung der Jungs und die akrobatischen Hebefiguren hervorzuheben sind. Das erste Finale und somit den Abschluss des modernen Teils bestritten Kinder und Jugendliche aller Trachtengruppen gemeinsam. Sie führten einen Tanz auf das Lied „Madre Tierra“ vor, den sie beim vergangenen Brauchtumsseminar in Unterhub gelernt und geprobt hatten. Choreografiert wurde er von Stefanie Timmler aus der Tanzgruppe Singen.

Bevor es mit dem zweiten Programmpunkt weiterging, sangen Stefan Ruttner und Korbinian Dölger „Heimat an der Donau“. Begleitet wurden sie von den Weinbergmusikanten unter der Leitung von Hans Wetzler, die auch die Tanzgruppen musikalisch unterstützten.

Der zweite Programmteil galt dem „Volkstümlichen Dirndl“. Dieser beruhte überwiegend auf aktueller Schlagermusik, wobei der bayerische Einfluss durch Oktoberfest und Dirndlmode nicht von der Hand zu weisen war. „Und natürlich lässt sich auch auf volkstümliche Schlagertitel Polka tanzen. Lassen Sie sich überraschen, was unsere Tanz- und Trachtengruppen vorbereitet haben“, sagte Melanie Müller bevor sie die Bühne freigab für den gemeinsamen Auftritt der Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“ und der Tanzgruppe des Kreisverbandes Augsburg, die auf das bekannte Lied „I sing a Liad für di“ ihr tänzerisches Können zeigten. Danach folgte die Tanzgruppe Crailsheim mit ihrer flotten Choreografie zum Hit „Donnawedda“. Mit hohem Tempo ging es weiter mit der Jugend- und Erwachsenengruppe aus Karlsruhe und ihrer Interpretation des „Zillertaler Hochzeitsmarsches“. Mit dem Medley „Zuhause ist da, wo das Herz ist“ zeigten die drei Tanzgruppen Spaichingen, Reutlingen und Singen, dass Zeppeln und Schieber nicht nur auf Blasmusik wunderbar zu tanzen sind. Ein kleiner Höhepunkt war dabei, dass vier Jungs ihre Tanzpartnerinnen kurz mal durch die Luft wirbelten und damit viel Applaus ernteten. Den Abschuss des zweiten Programmpunkts machte die Tanzgruppe München und dem Lied „Heidi“, wobei sich Rhythmen und Tanzschritte aus Südamerika mit volkstümlichen Klängen auf beeindruckende Weise mischten und für gute Laune sorgten.

Mit dem dritten und letzten Programmblock schloss sich der Kreis – von modern über Dirndl hin zur
banatschwäbischen Tracht. „Das Tragen der banatschwäbischen Trachten ist für unsere Tanz- und Trachtengruppen das wohl Wichtigste und macht uns alle stolz. Deswegen darf der nachfolgende ‚Tracht‘-Teil auf gar keinen Fall fehlen. Sie erwarten nun Polkas, Walzer und Ländler mit ihren typischen Figurenfolgen, vorgetragen von unseren Tanz- und Trachtengruppen in den prächtigen und farbenfrohen banatschwäbischen Trachten“, verkündete Melanie Müller nicht ohne Stolz. Den Anfang machte die Tanzgruppe Frankenthal mit der Polka „Bei den Donauschwaben“, im Anschluss zeigte die Tanzgruppe Leimen den „Banater Unschuldswalzer“.

Zu einer schönen Tradition ist die Teilnahme der Gastgruppen aus dem Banat geworden. Unter der Leitung von Hansi Müller zeigten die Gruppen „Banater Rosmarein“ aus Temeswar, „Billeder Heiderose“, „Hatzfelder Pipatsche“ und die „Warjascher Spatzen“ einige Tänze aus ihrem Repertoire. Sie waren bereits einige Tage vorher angereist und zu Gast bei der Tanzgruppe Spaichingen. Begleitet wurden die Tänzerinnen und Tänzer aus dem Banat von der Kapelle „Banater Musikanten“ aus Temeswar. Im direkten Anschluss zeigte dann die Tanzgruppe aus Ingolstadt den traditionellen „Bändertanz“, bevor die beiden Tanzgruppen „Banater Schwabenkinder“ und Augsburg die flotte „Uschi-Polka“ vorführten und die Jugendgruppe Esslingen die Polka „Fröhliche Jugend“ tanzte.

„Es ist schön zu sehen, wie viele Mitglieder immer wieder den Weg nach Ulm finden und solch ein Programm erst möglich machen“, sagte Melanie Müller abschließend und bedankte sich bei allen teilnehmenden Gruppen, die viel Zeit in das Einlernen der Tänze investiert hatten und somit zum Gelingen des diesjährigen Kulturprogramms beigetragen haben. Ihr Dank galt auch der Landsmannschaft der Banater Schwaben, die die DBJT immer unterstützt und die Heimattage in Ulm überhaupt ermöglicht. Ebenso richtete sie ein herzliches Dankeschön an alle Helfer hinter und auf der Bühne, an die Unterstützer der Tanz- und Trachtengruppen, einfach an alle, die die Landsmannschaft, die DBJT, die Heimattage und das Kulturprogramm unterstützen. Abschließend galt Melanie Müllers Dank den Zuschauern: „Danke, dass Sie alle den Weg hierher gefunden haben. Ohne Sie würde unsere Arbeit gar keinen Sinn machen. Ich freue mich auf viele weitere Jahre.“

Im Anschluss marschierten die 300 Trachtenträger der Jugend- und Trachtengruppen gemeinsam in die Hallen ein und tanzten zusammen die Gemeinschaftstänze der DBJT. Ob jung oder junggeblieben, eins haben alle gemein: die Liebe und Leidenschaft zum Tanzen.