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Literarisch-musikalischer Nachmittag in Stuttgart

Der Chor unter der Leitung von Wilhelm Hack bot Vertonungen bekannter Gedichte der deutschen Literatur dar. Foto: KV Stuttgart

Der literarische Nachmittag am 25. Februar stand unter dem Motto „Lyrische Dichtung im Volkston“ und wartete mit einigen Überraschungen auf. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Stuttgart, Wilhelm Hack, gleichzeitig auch Leiter des Chors des Kreisverbandes, hatte einige Vertonungen der bekanntesten Gedichte der deutschen Literatur (Goethe, Heine, Eichendorff, Lenau) mit dem Chor einstudiert.

Nachdem Hack die zahlreich anwesenden Gäste sowie den geladenen Ehrengast Dr. Matthias Plack begrüßt hatte, wurden vorerst die einzelnen Gedichte von Chormitgliedern vorgestellt, wobei auf ihre Entstehungsgeschichte wie auch auf den historischen und persönlichen Hintergrund hingewiesen und gezeigt wurde, wie sich diese vertonten Gedichte, dank ihres Bekanntheitsgrades, vom Kunstlied zum Volkslied entwickelten.   

Hildegard Bartole stellte Goethes „Heideröslein“ vor, während Anna Bartole, die Seniorin des Chors, „Die Loreley“ von Heinrich Heine präsentierte. Auf Lenaus Gedicht „Auf dem Teich, dem regungslosen“ aus dem Zyklus „Schilflieder“ ging Katharina Salamon ein, Helga Schäffer stellte sodann das Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff vor. Kaum hatte der Chor diese Lieder angestimmt, sangen die Gäste im Saal begeistert mit. Doch die schönste Überraschung hatte sich der Chor für das letzte Lied vorbehalten: Wilhelm Hack hatte auf eine bekannte Melodie eines der Gedichte von Matthias Plack aus dessen zuletzt erschienenen Band „Wünsche und Wirklichkeit“ mit dem Chor einstudiert. Das Gedicht „Der einsame Baum“ hatte es dem Chorleiter besonders angetan. Es sei zuvörderst eine Ode an den Baum, stehe aber für den Banater Schwaben, der „aus dem kleinen Dorf im Osten in die westliche Großstadt versetzt wurde“, so Hack. Dessen Gemütszustand überträgt Plack auf den Baum: „zerrissen sein Gelaube, geborsten Ästeholz“, um dann zum Schluss zu fragen, „ob nicht im dichten Haine, / mit vielen seiner Art, / so er dann nicht alleine, / wär sein Schicksal nicht so hart“.

Nach diesem musikalischen Einstand trug Dr. Matthias Plack einige der schönsten Gedichte aus seinem Band „Wünsche und Wirklichkeit“ vor. Weil schon dem Titel der Lyriksammlung ein zutiefst philosophischer Gedanke zugrunde liegt – wie nahe sind Wünsche an der Wirklichkeit oder wie weit entfernt ist die Wirklichkeit von den Wünschen – sprach der Autor in den vorgetragenen Gedichten Wünsche zu den unterschiedlichsten Lebenssituationen an. Viele seiner Gedichte gehen auf politische, wirtschaftliche und soziale Probleme ein, der Grundgedanke aber ist nur einer: seine Banater Landsleute, die verlassene Heimat und das Sich-zurechtfinden in der neuen Heimat. Die moderne, zeitgenössische Kunst und Literatur werden von Matthias Plack ebenso in Frage gestellt wie der Umgang mit der aktuellen politischen Situation. Doch Plack ist nicht nur ein Poet ernster Themen; humorvolle, peinliche oder witzige Erlebnisse, besonders aus seinem Berufsleben als Arzt, werden von ihm in Verse gepackt und pointiert, beispielsweise das immer aktuelle Thema: „Ein jeder rechnet in die eigene Tasche, nur manch einer hat mehrere davon und von unterschiedlicher Größe“, wie er in einem seiner Aphorismen spitzfindig feststellt.

All diese Aspekte hob Wilhelm Hack in seiner Danksagung hervor, darauf hinweisend, „dass unsere jüngere Generation sich der Charakterstärke ihrer Vorfahren bewusst sein sollte, um sich in der doch fremdartigen Gesellschaft zurechtzufinden und zu behaupten“. Dies und noch viel mehr könne man in und zwischen den Zeilen von Matthias Plack lesen, und das nicht nur in seinem Buch „Wünsche und Wirklichkeit“.

Mit regen Gesprächen über den Lyriknachmittag und über Persönliches bei einer gemütlichen Tasse Kaffee mit leckerem Kuchen (von den Chormitgliedern gebacken) ging der Nachmittag viel zu schnell zu Ende. Der Kreisvorsitzende wies deswegen schon auf die nächsten Veranstaltungen hin, wie die Ostereierausstellung im Haus der Heimat oder der Tanz in den Mai.