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An die Kulturlandschaft Banat erinnert

Verständnis für Brauchtum und Tradition kann bei der jungen Generation nur geweckt werden, wenn die Veranstalter sie rechtzeitig in das Programm mit einbindet. Beim Antonitreffen in Freiburg machte dies sichtlich Spaß. Foto: Josef Budean

Motor des Antonitreffens ist der Freibugrer Singkreis unter der Leitung von Anton Bleiziffer. Foto: Rainer Muranyi

Zum 31. Mal fand am 20. Januar 2018 das Antonitreffen in Freiburg statt. Das Motto des Tages war "Flora und Fauna". Nicht nur das Bühnenbild und die Saaldekoration widerspiegelten das Thema sondern auch musikalisch drehte sich alles um Blumen, Bäume, Wälder und Felder, Tiere und Vögel. Es ist DAS Thema der Banater Schwaben, da doch viele von uns einen wichtigen Teil ihres Lebens auf dem Lande, in der Banater Heide verbracht haben. Der Nachmittag startete mit der Begrüßung der Gäste und Ehrengäste. Zugegen waren der Ehrenbundesvorsitzende der Landsmannschaft Bernhard Krastl, die Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften Jahrmarkt, Helene Eichinger, und Deutschbentschek, Willi Kuhn, sowie Peter Bieber, Vorsitzender des Kreisverbandes Freiburg.

In seiner Begrüßung ging Anton Bleiziffer auf die Zeiten der Selbstversorgung und der Unabhängigkeit vom Lebensmittelmarkt im Banat ein und leitete gekonnt zum traditionellen Namenstagslied über, welches instrumental von einem Sextett begleitet und generationenübergreifend zum ersten Mal in dieser Konstellation zu hören war. Nach Kaffee und selbstgemachten Kuchen animierte die Kindergruppe durch viele bekannte Lieder aus Kindertagen nicht nur zum Lauschen, sondern auch zum Mitsingen. Letztes Jahr auf Initiative von Anton Bleiziffer und Theresia Rentz wieder neu ins Programm aufgenommen, leisten die Kinder einen enormen Beitrag zur Nachhaltigkeit dieser Veranstaltung. Die Integration von Kindern und Jugendlichen zeigt einen der Leitgedanken des Freiburger Singkreises. Der gemeinsame Gottesdienst am frühen Abend fand wie üblich in der St. Petrus-Canisius-Kirche mit Dompfarrer Wolfgang Gaber statt. Sehr herzlich begrüßte er alle Teilnehmer am Gottesdienst und hob den besonderen Anlass deutlich hervor. "Jeder Tag ist ein Geschenk" betonte Dompfarrer Gaber in seiner Predigt. Die Gnade Gottes, ein neues Jahr geschenkt zu bekommen, sei allein schon Grund, dankbar zu sein. Nach einem gemeinsamen Abendessen überbrachte Katharina Hell in ihrer Funktion als Kulturreferentin der HOG Sanktanna  den Gruß des Vorsitzenden der HOG, Johann Kerner. Sie bedankte sich im Namen der ganzen Vorstandschaft beim Freiburger Antoni-Team für die "Pflege von Liedgut, die Weitergabe an jüngere Generationen und die Schaffung von Begegnung und Austausch". "Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen", sagte bereits Konfuzius. Daran knüpfte Katharina Hell an und stellte die Frage, wie viele Apfel-, Zwetschgen- und Nussbäume, von Banater Schwaben gepflanzt, wohl heute noch in der alten Heimat stehen? Hoffentlich viele. Das Leben im Einklang mit der Natur zwingt den Menschen zu umsichtiger Wachsamkeit, Fleiß und Sparsamkeit - alles Banater Tugenden. Obwohl unsere Vorgängergeneration die Worte "Nachhaltigkeit", "Umweltbewusstsein" und "Bio" noch nicht kannte, lebten und handelten sie danach. Doch "Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu". Wie wichtig dieses Zitat von Hans Christian Andersen ist, zeigt uns die Geschichte der Banater Schwaben. Bereits mit dem ersten musikalischen Beitrag des Freiburger Singkreises unter der Leitung von Anton Bleiziffer wurde ein eindrucksvoller Melodienreigen eröffnet.

Viele Überraschungen

Das Programm bot durch die abwechslungsreichen Beiträge viele Überraschungen. Viele Volkslieder und Lieder mit bekannten Melodien konnten auch vom Publikum mitgesungen werden. Einige Melodien stammen aus der Feder von Anton Bleiziffer, dem Initiator des Antonitreffens. Die Rose stand im Vordergrund des Liedrepertoires, aber nicht nur sie. Lisbeth Felder und Karl-Heinz Maurer konnten durch die lyrischen Texte und Geschichten die Spannung halten und geschickt überleiten. Mit Sologesang glänzten Bernhard Brüggen und Josef Rentz. Ihre Freude am Gesang war ganz deutlich zu spüren. Auch Josef Zippel sang sich mehrfach mit seiner unverwechselbaren Stimme in die Herzen der Zuhörer. Pfarrer Dr. Joachim Koffler mit der Gitarre - ein fester Bestandteil des Abendprogramms - brachte Heiterkeit und Leichtigkeit mit seinem Gesang und den selbst gedichteten Liedtexten. Christine Muranyi sprach in Sanktannaer Mundart über die Sanktannaer Flora. Sie weckte verstaubte Bilder in unseren Köpfen und zauberte uns durch viele längst vergessene Begriffe ein Lächeln ins Gesicht. Josef Budean brachte mit seinem eigens dafür geschriebenen Liedtext das Thema auf humoristische Art und Weise näher. Erinnerungen durch Lieder wach zu halten und der Nostalgie einen Hauch von Realität einzuflößen, macht ihm in der musikalischen Mundartdichtung so schnell keiner nach. Alexander und Clemens Bleiziffer - mittlerweile auch schon feste Größen im Abendprogramm - wurden mit Spannung erwartet. Sie hatten ihren Beitrag dem Thema angepasst und begeisterten wieder alle durch ihr selbst komponiertes Lied, das mit einer Botschaft glänzte: Eine Ankündigung und Erinnerung an das anstehende Kirchweihfest 2018 in Sanktanna zum 150. Kirchenpatronat, bei dem sich viele zu einem Wiedersehen und Miteinander-Feiern einfinden sollten. Mit dieser Art von Einladung hatte wohl niemand gerechnet. Umso tosender war der Applaus hinterher. Die 150. Kirchweih in Sanktanna wurde auch im Grußwort von Katharina Hell angesprochen. Als aktives Mitglied im Vorstand des Fördervereins "Mutter-Anna-Kirche Sanktanna" berichtete sie über den erfolgreichen Abschluss der Dachsanierung dieser Kirche. Dazu wurde in den vergangenen zwei Jahren immer wieder zu Spenden aufgerufen und viele halfen mit, dieses Projekt erfolgreich durchzuführen.

Für einen guten Zweck

Bei ihnen allen bedankte sie sich im Namen des Vorstandes: "In Gottes Hand haben wir die Gründung des Fördervereins gelegt. Unter seinem Segen und mit der Hilfe und Unterstützung vieler wollen wir wirken. Nehmen füllt die Hände, Geben füllt das Herz."gab sie zu bedenken.

 Erinnerungen aus Kindheit und Jugend, Heimatgefühle der besonderen Art aus einer anderen Sicht zeigte der Freiburger Singkreis auf und schaffte es, bei den Zuhörern über Tage noch nachzuklingen. Im zweiten Teil des Abends konnte zu den Klängen von Josef Zippel und Michael Kohlem bis weit nach Mitternacht getanzt werden. So manch einer befand sich auch hier im Land der Erinnerungen. Ein ganz besonderer Dank geht an alle Aktiven sowie Helfer und Unterstützer, die auch im Hintergrund tätig mitgewirkt und dieses Treffen möglich gemacht haben. Traditionsgemäß fand am Sonntag nach dem Antonitreffen der Diavortrag von Josef Budean statt. Zahlreiche Besucher sind auch zu diesem Termin erschienen. Er berichtete über seine letzte Reise ans Schwarze Meer und ins Donaudelta und fesselte das Publikum nicht nur durch traumhafte Bilder und Impressionen sondern auch durch seine lockere Art und Vortragsweise mit unterhaltsamen Geschichten zu einzelnen Episoden.

Es wurde wieder für einen wohltätigen Zweck gespendet. Zur Hälfte ging das eingenommene Geld an die Pflasterstube Freiburg, eine Beratungsstelle, Tagesstätte und Ambulanz für Wohnungslose. Die zweite Hälfte kommt dem Projekt "Schule nach der Schule" in Sanktanna für Nachmittagsunterricht in der deutschen Schule und einem Mittagessen für 24 Kinder zugute. Weniger privilegierte Kinder, aber auch Waisenkinder, sollen dadurch  eine warme Mittagsmahlzeit erhalten und gut betreut werden.