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Gerolzhöfer besuchen Sanktmartin

Die Abordnung aus Gerolzhofen besuchte während ihres kurzen Trips nach Sanktmartin die örtliche Dorfkirche.

Sanktmartiner vor dem Denkmal zur Erinnerung an die Vertreibung der Deutschen aus Elek. Fotos: Waldemar Lustig

Zwischen dem unterfränkischen Städtchen Gerolzhofen, der ungarischen Kleinstadt Elek bzw. den Nachkommen der aus Elek nach dem Zweiten Weltkrieg vertriebenen Deutschen sowie den in Deutschland lebenden ehemaligen Bewohnern der zu Rumänien gehörenden Gemeinde Sanktmartin im Kreis Arad gibt es heute vielfältige, historisch bedingte Verbindungen, die bis ins Jahr 1724 zurückreichen. Dann nämlich brachte Johann Georg von Harruckern, der für seine Verdienste als Generalproviantmeister in den Kriegszügen von Prinz Eugen mit der Grundherrschaft Gyula belohnt worden war, die ersten deutschen Siedler nach Elek und Sanktmartin. Unter den mehrheitlich aus Franken stammenden Auswanderern waren viele aus Gerolzhofen und Umgebung.

Während die Beziehungen zwischen Gerolzhofen und Elek durch die Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrags im Jahr 1988 beziehungsweise einer Städtepartnerschaftsvereinbarung zehn Jahr später auch eine offizielle Bestätigung fanden, wurden erste Kontakte zwischen der Stadt Gerolzhofen und der Kulturgemeinschaft „Die Sanktmartiner“ erst vor drei Jahren dank der Bemühungen von Bernhard Fackelmann geknüpft. Seither erfuhren diese Verbindungen eine stetige Verfestigung. So feierten die Sanktmartiner im Mai dieses Jahres den 290. Jahrestag der Gründung ihres Heimatortes mit einem groß angelegten Kirchweihfest in Gerolzhofen. Bei dieser Gelegenheit erkundigten sich Bürgermeister und Stadtrat nach der Möglichkeit eines Besuches in Sanktmartin anlässlich des diesjährigen Weltfreundschaftstreffens der Eleker in ihrem ungarischen Heimatort. Zu diesem Treffen, das vom 1. bis 3. August stattfinden sollte, hatte der Bürgermeister von Elek, László Pluhár, auch eine Abordnung der Patenstadt Gerolzhofen eingeladen.

Die Kulturgemeinschaft „Die Sanktmartiner“ griff diesen Vorschlag auf, und so wurde der 1. August als Besuchstermin in Sanktmartin vereinbart. Mit der 54-köpfigen Gerolzhöfer Delegation, der der Erste Bürgermeister Thorsten Wozniak, die stellvertretenden Bürgermeister, Stadträte, Schulleiter, Vereinsvorsitzende angehörten, traf man sich am 31. Juli in Gyula, dem ehemaligen Stammsitz von Baron Johann Georg von Harruckern. Am Morgen des nächsten Tages, bei herrlichem Wetter, begab sich der Bus der Gerolzhöfer in Begleitung der Familien Fackelmann, Lustig und Hubert, die in ihren privaten Pkw vorausfuhren, auf dem Weg zum Grenzübergang Vărşand. Von hier ging es dann über Chişineu-Criş, Schimand, Kurtitsch und Matscha nach Sanktmartin.

Vor der Kirche wurden die Gäste von Brigitte und Waldemar Lustig sowie Monika und Johann Hubert erwartet, die den Weg über Socodor und Otlaka (Grăniceri) gewagt hatten, sowie von Josef Burger und dessen Tochter, die noch vor Ort leben. Nach einem Begrüßungstrunk hieß Bernhard Fackelmann die Gäste aus Gerolzhofen in seinem Heimatort Sanktmartin herzlich willkommen. Anwesend war auch die Rundfunkjournalistin Astrid Weisz von Radio Temeswar, die Interviews führte mit dem Ersten Bürgermeister der Stadt Gerolzhofen und dem Bürgermeister der französischen Stadt Mamers, der Partnerstadt von Gerolzhofen, der ebenfalls an der Reise teilnahm. In der Kirche erläuterte Fackelmann die Geschichte des Gotteshauses und gab Auskünfte zu den Altären, den Wandmalereien und der Orgel. Die Gäste zeigten sich von der Größe der Kirche wie auch von den schönen Malereien und den herrlichen Glasfenstern am Hauptaltar beeindruckt. Das Interesse des Gerolzhöfer Organisten Karl-Heinz Sauer galt selbstverständlich der Orgel. Josef Burger, Organist in Sanktmartin, begleitete ihn auf die Empore, und am Ende des Besuches ließ er ein imposantes Kirchenlied erklingen.

Auf dem Weg zum Friedhof wurde der allgegenwärtige Verfall des Dorfkerns sichtbar. Das einst blühende deutsche Dorf lebt nur noch in der Erinnerung seiner ehemaligen Bewohner weiter. Und daraus schöpfte auch Bernhard Fackelmann, als er den Besuchern vom Leben und Schaffen der Sanktmartiner erzählte. Nicht nur die Größe und Gepflegtheit des Friedhofs hinterließ bei den Gerolzhöfern Eindruck, sondern vor allem die deutschen Namen auf den Grabsteinen, wovon viele auch in Gerolzhofen vorkommen.

Nach zwei Stunden war der Besuch in Sanktmartin beendet, danach fuhren die Gäste zum Mittagessen nach Kurtitsch. Man kehrte in die Gaststätte ein, die im ehemaligen Kartoffelkeller der LPG eingerichtet wurde. Die Gerolzhöfer hatten sich rumänische Spezialitäten gewünscht und waren von den schmackhaften Speisen – serviert wurden „Ciorbă de perişoare“, „Sarmale cu mămăliguţă“ sowie Käse- und Apfelkuchen – sehr angetan. Auch das Temeswarer Bier und der Wein aus der Region mundeten hervorragend. Nach dem Essen bedankten sich der Erste Bürgermeister der Stadt Gerolzhofen, Thorsten Wozniak, sowie Siegfried Brendel und Günter Engert vom Partnerschaftskomitee Elek-Gerolzhofen bei den Sanktmartinern. Als Dank für ihre Bemühungen um die Organisation dieses Besuches überreichten sie Bernhard Fackelmann ein Ölgemälde der Kirche von Gerolzhofen sowie je ein Geschenk den Familien Lustig und Hubert. „Wir sind Freunde geworden“, sagte der Bürgermeister zum Schluss und äußerte den Wunsch, die Beziehungen auch weiterhin zu pflegen und auszubauen. Dann verabschiedete man sich, und die Gerolzhöfer fuhren nach Elek, wo sie von den Offiziellen an der Stadtgrenze erwartet wurden und dann feierlich auf Pferdewagen in die Gemeinde Einzug hielten.

Am 2. August folgten die Sankt-martiner der Einladung zum Freundschaftstreffen nach Elek. Sie nahmen diesmal den Grenzübergang Otlaka, der an diesem Tag eröffnet wurde. Die Route über die erweiterte Asphaltstraße von Sanktmartin nach Otlaka macht es möglich, Elek in
einer Viertelstunde zu erreichen. Der neue Grenzübergang ist aber nur an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.

Das Fest begann mit einer in deutscher Sprache zelebrierten Messe in der katholischen Kirche von Elek. Neben Gerolzhöfer Trachten waren auch Eleker Trachten aus Laudenbach anwesend. Nach dem Gottesdienst fand eine Feier am Denkmal zur Erinnerung an die Vertreibung der Deutschen aus Elek statt, das gegenüber der Kirche steht. Hier sprachen die Bürgermeister László Pluhár (Elek), Thorsten Wozniak (Gerolzhofen) und Petru Claudiu Bătrânuţ (Otlaka), ein Vertreter der Stadt Sanktanna sowie Joschi Ament vom Kulturkreis der Eleker in Deutschland und Siegfried Brendel vom Partnerschaftskomitee Elek-Gerolzhofen. Anschließend besuchten die Sanktmartiner noch den Friedhof in Elek. Auch hier künden die Namen auf den Grabsteinen von den Gemeinsamkeiten zwischen Elek und Sanktmartin. Darauf gilt es in Zukunft ebenso zu bauen wie auf die inzwischen engen Beziehungen zur Stadt Gerolzhofen.

Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Die Kulturgemeinschaft „Die Sanktmartiner“ organisiert nächstes Jahr vom 11. bis 16. August eine Wallfahrt nach Lourdes. Die Reise erfolgt mit dem Bus, die Kosten belaufen sich auf etwa 400 Euro und beinhalten die Busfahrt, Übernachtungen und Vollpension. Pfarrer
Peter Zillich wird die Pilgergruppe begleiten. Interessenten können Einzelheiten zu dieser Wallfahrt auf der Homepage www.diesamatimer.de oder bei Bernhard Fackelmann (Tel. 089 / 8631127, Mobil 0151 / 23010279) erfahren.