Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

„Kippel“ backen, Polka tanzen und dazu zwei Fernsehstars

Gertrude und Josef Hügel wiesen die Jugendlichen in die Kunst des „Salzkippel“- Backens ein. Dabei war Selbermachen angesagt.

Das von der DBJT auf dem Wieshof Unterhub veranstaltete Herbst-Brauchtumsseminar für Jugendliche zählte 65 Teilnehmer. Fotos: Nikolaus Dornstauder

Die Jugendlichen hatten auch diesmal viel Spaß beim Festigen der Walzer- und Polka-Grundschritte und beim Einüben neuer Tänze.

Beim Brauchtumsseminar der DBJT (Deutsche Banater Jugend und Trachtengruppen) für Jugendliche in Unterhub am ersten Novemberwochenende wurde so einiges geboten. So lernten die 65 Jugendlichen nicht nur neue Tanzschritte, sondern sie wurden auch in die Kunst des „Salzkippel“-Backens eingewiesen. Sie stärkten sich mit typisch banatschwäbischen Spezialitäten und rockten zu den Klängen zweier Fernsehstars, die für viele keine Unbekannten waren.

Das Programm war wie immer vielfältig, ob tanzwütig oder nicht, es war für jeden etwas dabei. Der Freitagabend begann mit einem eindrucksvollen Film über die DBJT-Radtour durchs Banat – geschnitten und präsentiert von Anna Lehmann und Lukas Krispin. Zehn DBJT-Mitglieder hatten sich im August 2017 auf eine Entdeckungsreise durchs Banat begeben – immer mit dabei  eine kleine Kamera, um die vielen unvergesslichen Erlebnisse festzuhalten. Begleitet wurden die Jugendlichen von drei „Versorgungspersonen“ im Kleinbus, die Proviant und Werkzeug für alle Fälle dabei hatten. Während ihrer achttägigen Tour legten die tapferen Radler rund 300 Kilometer zurück, überwanden Berge, durchquerten Täler und steuerten Ortschaften an, in denen ihre Eltern und Großeltern geboren wurden oder gelebt haben. Sie besuchten Altenheime, tanzten auf Marktplätzen, nahmen an einer heiligen Messe in Maria Radna teil und genossen die Gastfreundschaft der Menschen im Banat in vollen Zügen. Sprachprobleme wurden übrigens einfach „weggetanzt“.

Der Weckruf am nächsten Morgen kam, wie immer, wieder viel zu früh. Doch gestärkt vom guten und reichhaltigen Frühstück, versammelten sich dann alle pünktlich um 9 Uhr in den Seminarräumen, um mit den Kursen zu beginnen.

Bei Stefan Ruttner sollte es für die Jugendlichen nochmal an die Basis gehen. Da dieser aber mit Grippe krank im Bett lag, übernahm Stephanie Timmler kurzfristig den Walzer- und Polka-Grundkurs. Musikalisch begleitet wurde sie dabei von Korbinian Dölger am Akkordeon. Die interessierten Tänzerinnen und Tänzer sollten vor allem den richtigen Schwung beim „Zeppeln“ lernen. Korbinian Dölger war sehr zufrieden mit den Teilnehmern, auf zwei Anfänger war er besonders stolz: „Ja, wir haben es geschafft zwei jungen Männern, die davor noch nie etwas damit zu tun hatten, die Grundschritte so zu erklären, dass sie aus dem Kurs gingen und Walzer und Polka tanzen konnten – und das innerhalb von zwei Stunden.“ Nachdem die Grundschritte gefestigt waren, wurde die Donauschwäbische Tanzfolge – hier werden Walzer und Polka im Wechsel getanzt – eingeübt. So ganz nebenbei wurde dabei die Tanzhaltung verbessert und die eine oder andere Feinheit beim Tanzen erlernt.

Melanie Müller und Patrick Polling waren für den Kurs „Rhythmisches Tanzen“ zuständig und heizten den Teilnehmern mächtig ein. „Es ist ein sehr flotter, anstrengender, aber auch toller Tanz, der viel Spaß macht“, erklärten Brigitte und Manuel. „Allerdings ist er nicht unbedingt geeignet, um ihn in der Festtagstracht zu tanzen“, fügte Melanie Müller lachend hinzu. Der Tanz, den sie und Patrick mit den Jugendlichen einübten, ist eine Choreografie der Donauschwäbischen Tanzgruppe aus Cleveland. Die beiden hatten ihn bei einer Veranstaltung erstmals gesehen und waren so begeistert, dass sie Margot, die Leiterin der Tanzgruppe, kurzerhand um die Choreografie  baten.

Einen Raum weiter tropfte der Schweiß bei den Jugendlichen im Kurs von Ann-Kathrin Kobsa und Elisa Schöffler, die zwei neue Tänze im Gepäck hatten. Sie präsentierten Gemeinschaftstänze der Tanzgruppen aus dem Banat. Die Idee dazu entstand während der Radtour im Sommer. Weshalb sollten die Tanzgruppen in Deutschland nicht auch die Gemeinschaftstänze der Tanzgruppen aus dem Banat lernen? Schließlich tanzen diese auch alle DBJT-Tänze. Gesagt getan. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen erklärten und zeigten Elisa und Ann-Kathrin die Drehungen und Figurenfolgen bis auch das letzte Paar die „Liebesgedanken“ und „Lustige Leut“ fehlerfrei tanzen konnte. Keine leichte Aufgabe, denn während für Franziska „die Tänze relativ leicht zu erlernen waren, weil viele Elemente aus vorherigen Tänzen schon bekannt waren“, empfand Corinna „die vielen Drehungen am Ende des einen Tanzes ganz schön kompliziert und schwierig“. Für Manuel waren die Tänze „ein bisschen zu schnell, aber dennoch sehr spaßig“.

Einen Riesenspaß hatten die Jugendlichen auch bei einem Kurs, der erstmals angeboten wurde. „Jeder Schwob kennt Salzkippel. Ob Hochzeit, Sundach oder Feiertoch, die g’häre einfach dezu“, erklärt Josef Hügel. Deshalb wiesen Josef und seine Frau Gertrude die Jugendlichen in die Kunst des Salzkipfel-Backens ein. „Mit solch einem Ansturm hätte ich niemals gerechnet. Die waren alle mit solch einer Begeisterung dabei, das war überwältigend“, erzählte Gertrude begeistert. Zunächst erklärte sie das Rezept, dann wurde geknetet, ausgewalgt und portioniert. Und das erforderte ein gutes Auge, denn die Einteilung der Teiglinge erfolgte nicht etwa mit Hilfe einer Waage, sondern nach Augenmaß. Das Geheimnis, dass alle Kipfel gleich aussehen, ist – nach Gertrudes Aussage – der stete Druck beim Ausrollen des Teigs und das gleichmäßige Schneiden der Stücke. Apropos Geheimnis, Josef verriet den Teilnehmern die Zutaten eines besonders zarten Kipfelteigs: „Meine Mutter hat immer noch einen Löffel Schmand dazugemischt und alles mit viel Liebe geknetet.“

Erstmals angeboten wurde auch ein Presseseminar. Denn wer kennt es nicht das Problem des Berichteschreibens? Jede Veranstaltung sollte in irgendeiner Art und Weise dokumentiert und veröffentlicht werden. Doch wer schreibt die Berichte und was sollte dabei beachtet werden? Diese und andere Fragen wurden im Workshop mit Ines Szuck behandelt. Für einige Teilnehmer, so zum Beispiel Mitglieder der Tanzgruppe München, war es zwar „nichts Neues, aber gut, nochmal in der bisherigen Arbeit bestätigt zu werden“. Für andere war der Unterschied zwischen „Banater Post“ und lokaler Presse bisher nicht bewusst. Um das Erlernte gleich praktisch umzusetzen, bekamen die Teilnehmer in Kleingruppen die Aufgabe, sich über einen bestimmten Teil des Seminars zu informieren oder sogar selbst  einen kurzen Bericht darüber zu schreiben.

Verköstigt und ganz nach Banater Manier verwöhnt wurden die Seminarteilnehmer von der Kochgruppe Augsburg – da gab es neben einem reichhaltigen Frühstück, Hinglspaprikasch mit Nudle un Saurem, Käsnudle un a gudi Nudlesupp. Kurz gesagt, hungern musste an diesem Wochenende niemand. Bereits am Abend der Anreise gab es einen ersten kulinarischen Vorgeschmack der Kochkünste, serviert wurden Französische Krumbire. „Es war anstrengend, aber schön. Wir haben alle super zusammengearbeitet, jeder hat jedem geholfen. Doch das A und O ist die Planung. So muss es einen Teamleiter geben, der den Überblick behält, dann sollte ein Zeitplan erstellt und auch eingehalten werden. Das Wichtigste jedoch ist die Teamarbeit und das hat bei uns richtig gut funktioniert. Ich kann nur sagen, wir haben mit Freude gekocht“, resümierte Helga Schuld aus der Kochgruppe.

Aber wer arbeitet, darf auch feiern und so ließen alle den arbeitsintensiven und lehrreichen Samstag mit Musik und Tanz ausklingen. Auf Wunsch vieler Teilnehmer erstmals dabei war das Schlagerduo „Amore Blue“, das den Jugendlichen mit stimmungsvollen Liedern ordentlich einheizte. Kein Wunder, dass niemand ins Bett wollte und bis in die frühen Morgenstunden getanzt und gefeiert wurde. Hinter dem klangvollen Namen „Amore Blue“ verbergen sich übrigens die Geschwister Bianca und Patrick Schummer, die bereits erste Fernseherfolge feiern konnten und noch viel vorhaben. Begonnen hatte alles vor einigen Jahren in der DBJT-Band. „Als ich jetzt gerade die neue DBJT-Band gehört habe, kamen Erinnerungen hoch. Vor nicht allzu langer Zeit waren wir selbst ein Teil der Gruppe, haben gesungen und gespielt“, erzählt Bianca Schummer begeistert. „Ich kenne Bianca und Patrick, da waren sie noch kleine Kinder, erinnere mich noch an ihre ersten Versuche in der DBJT-Band und jetzt stehen sie da auf der Bühne, sind erfolgreiche Musiker und spielen für uns. Da geht einem das Herz auf und man weiß, wofür man arbeitet und Zeit investiert“, fügt Günter Kaupa hinzu.

Apropos DBJT-Band, die Jugend-lichen übten unter der Leitung von Günter Kaupa fleißig neue Lieder ein, die sie als Vorgruppe des Schlagerduos „Amore Blue“ am Samstagabend präsentierten.

Der Weckruf am nächsten Morgen kam wie immer viel zu früh und riss alle aus ihren Träumen. Nach dem Frühstück gab es traditionell von  allen Gruppen eine Vorführung des Neuerlernten und Aufgefrischten. Ein Dank an dieser Stelle allen Dozenten und Referenten für die Arbeit, Mühe und Zeit, die sie in die Vorbereitungen, aber auch während des Wochenendes investiert haben. Gedankt sei aber auch allen Teilnehmern fürs Mitmachen. Ein besonderer Dank geht aber auch an die Landsmannschaft und das Haus des Deutschen Ostens München bzw. das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, die dieses Seminar gefördert und somit ermöglicht haben.

„Das Wochenende war sehr intensiv, abwechslungsreich und, wie ich finde, sehr erfolgreich“, resümierte der Bundesvorsitzende der DBJT Harald Schlapansky.