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Zeichen der Verbundenheit sind nach wie vor wichtig

Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber und Kreisvorsitzender Johann Metzger überreichten Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel ein Buch- geschenk.

Die Donauschwäbische Singgruppe aus Landshut unter der Leitung von Reinhard Scherer bestritt den musikalischen Teil der Patenschaftsfeier mit einem vielfältigen Programm. Fotos: Rudolf Ellmauer

„Sie haben sich nie abgeschottet, Sie haben stets Hand in Hand mit den alteingesessenen Ingolstädtern zusammengearbeitet und sind heute noch ein Vorbild für unsere Neubürger.“ Dies sagte der Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt, Dr. Christian Lösel, beim Festakt am 18. November anlässlich des 30. Jahrestages der Übernahme der Patenschaft der Stadt Ingolstadt über die Banater Schwaben in Bayern. Zuvor waren die Hymne der Banater Schwaben und die Bayern-Hymne erklungen, erstere für den Beginn unserer Geschichte und unser Selbstverständnis, letztere für unser Sein heute in Bayern. Diese Verbindung schlug auch Oberbürgermeister Lösel. Er erinnerte an den Neubeginn nach dem Krieg, als Banater Schwaben als Flüchtlinge tatkräftig beim Wiederaufbau geholfen haben, aber auch an die Aus- und Spätaussiedler, die sich stets in „unserer Stadt eingebracht haben“. In den 30 Jahren seit dem Bestehen der Patenschaft wuchs die Einwohnerschaft der Stadt von unter 100000 auf 135000 an. Ein aktives und harmonisches Miteinander sei notwendig, Ausgleich, Respekt und Offenheit in gegenseitiger Verbundenheit ermöglichten eine gute Nachbarschaft und führten zum nötigen Zusammenhalt der Bürgerschaft, so der Oberbürgermeister im Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Abstammung.

„Die Banater Schwaben sind mittlerweile ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Gesellschaft, sie beteiligen sich rege am sozialen und kulturellen Leben in Ingolstadt“, bescheinigte Lösel. Namentlich erwähnte er den Kreisverband Ingolstadt unserer Landsmannschaft mit seinem Vorsitzenden Johann Metzger, die Seniorengemeinschaft unter Franziska Graf, mit 225 Mitgliedern eine der größten Gemeinschaften der Stadt, sowie die Volkstanzgruppe. Mit der Gründung des Banater Seniorenzentrums „Josef Nischbach“ seien die Beziehungen noch einmal intensiviert worden, denn „damit übernehmen die Banater wertvolle soziale Verantwortung für alle älteren Ingolstädterinnen und Ingolstädter“, sagte der Oberbürgermeister. Ingolstadt wolle auch in Zukunft den 5000 Banater Schwaben in der Stadt und den mehr als 100000 Banater Schwaben in Bayern „eine schöne Heimat und jederzeit ein guter Gastgeber sein“. Als Zeichen der Verbundenheit mit den Banater Schwaben sei deshalb das Straßenschild „Banater Weg“ im Klenzepark aufgestellt worden, welches immer an die gemeinsame Geschichte erinnere. Mit viel Beifall wurde die Rede des Ingolstädter Stadtoberhaupts von den 140 Gästen im Rudolf-Koller-Saal der Volkshochschule Ingolstadt aufgenommen, vom Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber gab es neben Dankesworten  ein Buchpräsent.

Leber konnte eingangs Ehrengäste begrüßen, die diese Patenschaft initiiert, begleitet und unterstützt haben. Unter ihnen waren die Stadträte Brigitte Fuchs und Simona Rottenkolber, Staatssekretär a.D. Hermann Regensburger, Alt-OB Dr. Alfred Lehmann. Alt-OB Peter Schnell hatte sich wegen einer Auslandsreise entschuldigt. Er war es, der bei einer Vorsprache des damaligen Landesvorsitzenden Peter Krier am 11. Juni 1986 Zustimmung zu einer Patenschaft signalisierte. Einen Monat später stellte der Landesvorstand Bayern formal den Antrag auf die Übernahme der Patenschaft, am 23. Juli 1987 fasste der Stadtrat den entsprechenden Beschluss. Da vor 30 Jahren nicht nur die Patenschaft der Stadt Ingolstadt über die Banater Schwaben in Bayern übernommen wurde, sondern auch jene des Trachtenvereins Enzian Ingolstadt über den Kreisverband Ingolstadt unserer Landsmannschaft und da an 30 Jahre Fahnenweihe unseres Kreisverbandes Ingolstadt erinnert wurde, war der Enzian-Vorstand mit der Vorsitzenden Petra Rupp ebenso zugegen wie die Fahnenabordnungen des Kreisverbandes Ingolstadt, der HOG Neuarad und der HOG Sanktanna – kleine, aber schöne Zeichen der Verbundenheit. Die Siebenbürger Sachsen in Ingolstadt waren durch ihren Vorsitzenden Manfred Binder vertreten, die Egerländer Gmoi durch ihren Vorsitzenden Helmut Kindl. Seitens des Hilfswerkes der Banater Schwaben waren dessen Vorsitzender Nikolaus Ren-non und die Ehrenvorsitzenden Peter Krier und Helmut Schneider zugegen, vom Seniorenzentrum „Josef Nischbach“ Geschäftsführerin Elisabeth Klein und Mitarbeiter.

Über das Ingolstädter Ortsschild an der Einfahrt in die Stadt, auf dem die Patenschaft über die Banater Schwaben vermerkt ist, hatten sich die Vertreter unserer landsmannschaftlichen Gliederungen aus Bayern gefreut, die dem Festakt beiwohnten: die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Georg Ledig aus Waldkraiburg und Harald Schlapansky aus München; die stellvertretenden Landesvorsitzenden Pfarrer Peter Zillich aus Regensburg, Bernhard Fackelmann aus München und Hans Noll aus dem Kreisverband Altötting; die Kreisvorsitzenden Hans Szeghedi aus Landshut und Barbara Hehn aus Erlangen, die Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften von Sanktanna, Johann Kerner aus Neumarkt, von Schöndorf, Anita Maurer aus Roßtal, von Neuarad, Franz-Anton Bellinger aus Ingolstadt, von Bruckenau, Manfred Loris aus Nürnberg. Über ihr Kommen freuten sich die Gastgeber, Landesverband Bayern und Kreisverband Ingolstadt, ist es doch gelungen, diese Patenschaft über den gesamten Zeitraum lebendig zu halten.

Darauf verwies Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber in seiner Ansprache und erinnerte gleichzeitig daran, wie wichtig öffentliche und für alle sichtbare Zeichen der Verbundenheit gerade in der ersten Zeit des Suchens nach Heimat waren und heute noch sind. Ingolstadt stehe heute für viele Städte und Gemeinden in Bayern, wo Banater Schwaben leben. Trotzdem habe nur dieser Stadtrat seinerzeit den Beschluss gefasst, eine Patenschaft zu übernehmen. „Dafür sagen wir Danke, den vielen Arbeitgebern der Stadt, bei denen unsere Landsleute Arbeit, ihr Einkommen und damit ein Auskommen fanden, den städtischen Einrichtungen, den Kirchengemeinden, den Vereinen, den Nachbarn, die uns offen begegneten. Wir haben in Bayern als Banater Schwaben einen Platz und meistens auch Heimat gefunden und vielerorts ist aus der Annahme bald Teilhabe geworden“, sagte Leber.

Bezüglich der nächsten 30 Jahre umriss der Bundesvorsitzende eine Perspektive als bayerische Banater Schwaben, in einer Verantwortung für unser Gemeinwesen. „Uns einzubringen, Verantwortung zu übernehmen, dieses Gemeinwesen mitzugestalten, das uns braucht. Mit unseren Erfahrungen, mit unseren Werten, mit unserer Tatkraft. Die Patenkinder können und sollen auch für den Paten da sein. Wir haben in verschiedenen politischen Systemen gelebt, mit verschiedenen Völkern. Wir haben gelernt, mit Minderheiten und Mehrheiten zu leben, wir haben internationale Erfahrung, wir wissen, wie wichtig Respekt und Toleranz sind, aber auch, dass es einer einzigen und verbindlichen Ordnung für alle bedarf, damit das gesellschaftliche Gleichgewicht erhalten bleibe“, schloss der Bundesvorsitzende.

Den musikalischen Teil des Abends bestritt die Donauschwäbische Singgruppe Landshut unter der Leitung von Reinhard Scherer. Sie hatte ein vielfältiges Programm vorbereitet, das gut zu dem Motto der Veranstaltung „Gelungene Integration – gelebte Tradition“ passte. Dargeboten wurden mehrstimmige Lieder aus dem reichhaltigen Liedgut der Banater Schwaben, aber auch moderne, für den Chorgesang adaptierte Stücke. Natürlich hörten die Gäste die beliebten und auch erwarteten „Dort driwe in de Kleenheislergass“, „Schwabenliesl“ und „Wenn mei Diandl am Abend um Wasser geht“. Aber „Fein sein, beinander bleiben“ oder „Weit, weit weg“ wurden so gefühlvoll vorgetragen, dass der Beifall von Lied zu Lied anschwoll. Eigene Höhepunkte setzten die Solistinnen des Abends: Alexandra Scherer, Geige und Gesang, und Beatrix Erndt, Klavier und Gesang, die beiden Töchter des Dirigenten. Roland Frick führte gekonnt durch das abwechslungsreiche Programm.

Als bei „Wenn der Wein blüht“ ein Akkordeon miteinsetzte und der Dirigent leicht fragend zum Tanzen aufforderte, waren die Sanktannaer die ersten, die sich zu dem Stimmungslied im Tanz drehten, sie blieben nicht alleine. Gedichte trugen Heidi Hillebrand, Irmgard Bergmann und Heiko Scherer vor. Einen tollen Auftritt legten auch die Bläser von „Jung’s Blech“ aus Geisenhausen neben Landshut hin, die mit dem Chor angereist sind und Teil dieses schönen Programms waren. Es fand seinen Abschluss mit einem Empfang, zu dem Landesvorstand und Kreisvorstand eingeladen hatten. Das vorzügliche Catering wurde von der Banater Volkstanzgruppe Ingolstadt mit Chefkoch Ewald Buschinger zubereitet. Eine der Gäste hatte an diesem 18. November Geburtstag: „Es war mein schönstes Geschenk“, sagte sie. Es sei hiermit an alle weitergegeben, die dazu beigetragen haben.