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Dreihundert Kilometer und neun Stationen in sieben Tagen

Die Bewohner des Altenheims in Bakowa freuten sich über den Besuch der Jugendlichen aus Deutschland.

In der Wallfahrtsbasilika Maria Radna mit dem Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber und dem Vorsitzenden des Hilfswerks, Nikolaus Rennon

Riesenfreude herrschte bei allen bei der Ankunft in Temeswar nach dreihundert mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometern. Einsender der Fotos: Lukas Krispin

Als Harald Schlapansky in der Vorstandssitzung der DBJT vor etwa einem Jahr den Vorschlag unterbreitete, im Sommer 2017 eine Fahrradtour durchs Banat zu organisieren, konnten sich die meisten erst einmal nichts darunter vorstellen. Eine Woche unterwegs auf dem Fahrrad durch die Heimat unserer Eltern und Großeltern? Das klingt doch eigentlich genial, oder nicht? Der Vorstand stimmte dem Vorschlag zu und in den folgenden Monaten wurden die notwendigen Vorbereitungen getroffen, galt es doch, die Route zu planen, Mitradler zu finden und Übernachtungs- sowie Transportmöglichkeiten zu organisieren. Irgendwann stand dann auch die Teilnehmerliste fest: Es hatten sich nur zehn Jugendliche gemeldet, die sich die Zeit für diese Reise nehmen konnten und wollten. Die mutigen Radler waren Lukas und Johannes Krispin, Anna Lehmann, Ann-Katrin Kobsa und Elisa Schöffler von der Tanzgruppe Esslingen, Patrick Stanek von der Tanzgruppe Würzburg, Leonhard Hutter und Fabian Dölger von der Tanzgruppe München, Dennis Schmidt vom Vorstand der DBJT sowie ich selbst, Patrick Polling, von der Tanzgruppe Spaichingen. Nicht zu vergessen natürlich der Chef der DBJT, Harald Schlapansky, von der Tanzgruppe München. Begleitet wurden wir von Gerhard Hellner und
Elvine Schöffler, die uns im Banat unterstützten und das Gepäck jeweils zum nächsten Ziel beförderten.

Nachdem das Organisatorische geklärt war, musste noch jeder einzelne sein Fahrrad auf Fahrtüchtigkeit prüfen, Helm und Ersatzschläuche einpacken und sein Gepäck schnüren. Wir wussten nicht, was uns erwartete, freuten uns jedoch alle riesig darauf, die Heimat unserer Eltern und Großeltern zu besuchen, sie zu erkunden und auf eine neue Weise kennenzulernen.

Tag 1: Sonntag, 30. Juli - Abfahrt von Deutschland Richtung Rumänien

Sonntag, 30. Juli: Nun sollte sie also starten, unsere Fahrradtour durchs Banat. Acht Tage unterwegs durch das Land der Ahnen, über Feldwege, Schotterpisten und kleine Ortschaften bis hin zu den großen Städten Temeswar und Arad. Riesig war die Freude, als sich ein Teil von uns am Wendlinger Busbahnhof traf, um die Reise mit einem Bus der Firma Pletl anzutreten. Wir beluden den Anhänger mit Hilfe von Gerhard und der beiden rumänischen Busfahrer. 15 Sitze hatte der Bus, 13 Personen sollten wir sein. Damit war uns klar: Das würde eine kuschlige Fahrt werden. In Oberschleißheim stießen unsere drei Münchner dazu und wir machten uns um 20 Uhr auf von München in Richtung Rumänien. Von den DBJT- Veranstaltungen kannten wir uns bereits alle, sodass ein Vorstellen überhaupt nicht nötig war. Elisa und Lukas hatten orangene Leibchen mit einem Aufdruck unserer Tour anfertigen lassen, die wir auf den Fahrten tragen sollten. Wir unterhielten uns noch eine Weile, spielten Karten oder hörten Musik, bis uns der Schlaf einholte. Morgen würde es dann soweit sein. Die Fahrradtour startet endlich…

Tag 2: Montag, 31. Juli - Ankunft in Busiasch, Besuch in Bakowa

Nach einer zwanzigstündigen Busfahrt kamen wir in Busiasch bei unserer ersten Pension (Pension „Paradis“) an. Wir bezogen unsere Zimmer und bekamen dann ein spätes, jedoch wirklich leckeres Frühstück. Von der Pension waren wir alle begeistert, denn es gab saubere Zimmer, tolle Aufenthaltsräume und einen schönen kleinen Pool im Garten. Sofort war uns klar: Da müssen wir heute noch rein!

Erstmal hieß es jedoch aufsatteln und los Richtung Bakowa, dem Heimatort von Elvine und Harald. Nur etwa 6 Kilometer waren es von der Pension bis nach Bakowa. Hier zeigte uns Harald sein Elternhaus, die Kirche, das Kriegerdenkmal sowie die Schule, in die er bis zur siebten Klasse ging. Was uns jedoch eigentlich nach Bakowa geführt hatte, war das dortige Altenheim, in dem noch einige Deutsche leben und wo wir von Helmut Weinschrott zum Mittagessen eingeladen waren. Wir selbst konnten uns nicht vorstellen, welch eine Freude wir den Bewohnern des Seniorenheims mit unserem Besuch bereiten würden. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch, natürlich nur „uf Schwowisch“, und hörten uns ihre Geschichten an. Sie hatten Tränen in den Augen und allen wurde warm ums Herz, als wir zum Abschied noch die Polka „Veilchenblaue Augen“ sowie den „Donauschwabenwalzer“ tanzten. Einerseits glücklich, den Menschen eine Freude gemacht zu haben, andererseits betrübt darüber, wie einsam sich manche von ihnen fühlten, machten wir uns auf den Weg zurück nach Busiasch.

Es ging jedoch nicht direkt zur Pension, sondern hoch auf den Silascher Weinberg mit seiner schmucken Kapelle, wo uns eine fantastische Aussicht begrüßte und Harald uns noch einiges über den Weinbau früher erzählte. Zurück in der Pen-sion, sprangen wir alle nach einem heißen Tag in den erfrischenden Pool. Der Abend klang aus bei einem Essen in Busiasch und einem Wein direkt aus der Region.

Tag 3: Dienstag, 1. August - Von Busiasch nach Maria Radna

Von Busiasch aus machten wir uns nach einem stärkenden Frühstück auf nach Maria Radna. Die längste Tour unserer Reise stand uns nun bevor. Bereits am Vortag hatten Harald und Gerhard den Kleinbus besorgt, mit welchem uns die drei Begleitfahrer die ganze Zeit über folgten. Dieser wurde dann morgens beladen und wir brachen auf in Richtung Norden, nicht bevor wir unsere Trinkflaschen mit Busiascher Mineralwasser befüllt hatten.

Anfangs kamen wir zügig voran bis Hitiaş, wo wir die Temesch überquerten. Bei unglaublichen 37 Grad im Schatten und stechender Sonne mussten wir viele Trinkpausen ein-legen. In einer geschlossenen Truppe mit unseren auffälligen orangenen Leibchen unterwegs zu sein, fühlte sich unglaublich gut an. Man gehörte zusammen, erlebte zusammen die Fahrt und das schöne Banat, von dem wir noch viel zu sehen bekommen sollten. Die zunächst leicht befahrbaren Straßen verwandelten sich recht schnell in Schotterwege und Kopfsteinpflaster, was uns den Weg über 40 Kilometer, die zum Großteil bergauf gingen, um einiges erschwerte. Das war schon eine Herausforderung, zumal auch die vier Liter Wasser, die jeder von uns mitführte, schneller verbraucht waren, als wir uns gedacht hatten. Zum Glück konnten wir uns dank unseres Begleitbusses wieder mit Wasser versorgen.

In einem kleinen rumänischen Dorf inmitten der Berglandschaft beschlossen wir dann, Brotzeit zu machen. Es war eine typisch „schwowische“ Brotzeit mit „Speck, Worscht, Brindsa, Paradeis, Umorke, Brot un Rahm“, die wir an einem schattigen Platz genossen. Gut gestärkt, traten wir die letzte Etappe mit dem Ziel Lippa an.

Dort angekommen, überquerten wir mit der Marosch den zweiten Fluss an diesem Tag, denn unser Etappenziel war ein Kloster in der rumänischen Ortschaft Cladova, etwa 7 Kilometer von Lippa entfernt. Der Priester Ioan Cădărean empfing uns herzlich, wies uns die Zimmer zu und stellte uns ein köstliches Abendessen bereit. Auch Diözesanarchivar Claudiu Călin stieß dazu und wir ließen den Abend bei Akkordeonmusik, Gesang und Wein ausklingen. Irgendwann fielen wir erschöpft aber glücklich ins Bett.

Tag 4: Mittwoch, 2. August - Deutsche Wallfahrt in Maria Radna

Nach einer kurzen Nacht ging es zur Deutschen Wahlfahrt nach Maria Radna. Mit dem Kleinbus brachte uns Gerhard zur Kirche. Hier waren auch große Busse aus Deutschland eingetroffen, unter anderem mit der Original Donauschwäbischen Blaskapelle Reutlingen. Man sah den Menschen an, welche Emotionen sie mit diesem heiligen Ort verbinden, besonders, als die feierliche Messe in der imposanten Kirche zelebriert wurde. Da wurde uns klar, wie viel die Wallfahrt den Menschen früher bedeutet hatte und welche Wirkung sie auch heute noch entfalten kann. Nach der Messe waren wir von Domkapitular Andreas Reinholz zu einem köstlichen Mittagessen ins ehemalige Franziskanerkloster eingeladen, zusammen mit Geistlichen und weiteren Ehrengästen, darunter der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, und der Vorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben, Nikolaus Rennon. Da sowohl die Landsmannschaft als auch das Hilfswerk diese Fahrradtour in finanzieller Hinsicht kräftig unterstützt hatten, bedankten wir uns herzlich bei den beiden Vorsitzenden.

Anschließend nahmen wir am Kreuzweg teil und am Nachmittag besuchten wird noch das Orgelkonzert von Dr. Franz Metz in der Wallfahrtsbasilika. Wir waren froh um dieses ruhigere Kontrastprogramm, da uns der anstrengende Trip des Vortages noch in den Knochen steckte. Erneut ließen wir einen schönen Tag im Kloster Cladova gemütlich ausklingen, bevor wir am nächsten Tag unsere Fahrradtour fortsetzten.

Tag 5: Donnerstag, 3. August - In Guttenbrunn, Schöndorf und Neuarad

Nach dem Aufenthalt in Cladova, wo wir uns alle sehr wohl gefühlt haben, ging es für uns Radler wieder auf die Banater Seite der Marosch nach Neudorf, dem Heimatort von Gerhard. Dort führte uns Frau Tietz durch die katholische Kirche. In Guttenbrunn besichtigten wir anschließend das Adam Müller-Guttenbrunn-Museum, das uns einen Einblick in das Leben und Schaffen des berühmten Schriftstellers vermittelte. Sogar auf der Kirchenorgel durften wir hier spielen, als wir die Kirche besuchten.

Weiter ging es nach Schöndorf, wo wir äußerst herzlich von Anni Denk und weiteren aus Deutschland angereisten Banater Schwaben empfangen wurden. Das Besondere dabei war, dass sie für uns die Glocken der katholischen Kirche läuten ließen, was bei uns allen für ein Gänsehaut-Moment sorgte. Wir wurden mit Getränken, frischen Früchten und Eugenia beköstigt und konnten uns für die Weiterfahrt stärken.

Von Schöndorf führte der letzte Abschnitt über Engelsbrunn, wo wir im Park eine Pause zum Tanzen einlegten, nach Neuarad, wo wir von Adelheid Simon und Michael Szellner in der Pension „Larissa“ begrüßt und abends vom Deutschen Ortsforum zu einem Essen eingeladen wurden. Daran nahmen auch Mitglieder der Tanzgruppe Banat-Ja aus Arad teil, die ein ausgesprochen gutes Deutsch sprachen, was für uns eine große Hilfe war, zumal die meisten von uns kein Rumänisch sprechen. Nach dem guten Essen machten wir zusammen mit den Jugendlichen aus Arad noch einen Bummel durch die Stadt. So ging ein erlebnisreicher Tag zu Ende, an dem wir neue Freunde gefunden haben, die wir glücklicherweise bereits am Samstag in Warjasch wiedersehen sollten.

Tag 6: Freitag, 4. August - Von Neuarad nach Deutschsanktpeter

Am Freitag ließen wir Neuarad hinter uns und wir machten uns auf den Weg nach Deutschsanktpeter. Dabei wurden wir von Familie Winter begleitet, die als DBJTler für kurze Zeit dazustießen und uns bis zu einer kleinen Oase mitten im Wald führten, wo wir zum Mittagessen eingeladen wurden. Uns allen war schnell klar: Dieses Gulasch mit dem frischen Brot, das hier für uns zubereitet worden war, war das beste, das wir je gegessen haben. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch von der großen Hitze und der Anstrengung, die uns praktisch ausgehungert in Deutschsanktpeter ankommen ließen. Anschließend haben wir mit großem Genuss frische Melonen verzehrt, Fußball gespielt und uns etwas ausgeruht.

Wieder bei Kräften ging es dann in unsere Unterkunft, ein altes serbisch-orthodoxes Kloster (Kloster Bezdin). Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, konnten wir es kaum erwarten, zur Erfrischung in die Marosch zu springen. Obwohl das Wasser so warm war, als würde man duschen, genossen wir das wohltuende Gefühl im strömenden Fluss. Die knurrenden Bäuche wurden bei einem Abendessen gestillt und nach unserer ersten und einzigen Fahrradfahrt über den Maroschdamm im Dunkeln ließen wir uns müde ins Bett fallen.

Tag 7: Samstag, 5. August - Beim Kirchweihfest in Warjasch

Am Samstagmorgen stand uns die nächste Etappe bevor. Doch zunächst gab es noch ein kräftiges Frühstück, das uns die Freunde aus Deutschsanktpeter extra ins Kloster liefern ließen, sowie eine Führung durch das fast 500 Jahre alte Kloster, in dem die Reliquien des heiligen Kyrill aufbewahrt werden. Danke an dieser Stelle an Familie Winter für die Verpflegung und die gemeinsame Zeit! Danach starteten wir Richtung Warjasch, wo an diesem Tag Kerweih gefeiert wurde. An Traktoren und Pferdekutschen vorbei, mit unseren treuen Begleitern im Kleinbus, die übrigens die ganze Reise ohne Klimaanlage überstehen mussten, kamen wir in Warjasch an. Wir zogen uns schnellstens um und frischten uns auf, um rechtzeitig zum Gottesdienst erscheinen zu können.

Tolle Trachten und „scheeni Madle“ bekamen wir auf der Warjascher Kerweih zu sehen, zu der uns Monica Lazea und Hansi Müller begrüßten. Nach der heiligen Messe in deutscher Sprache zog der stattliche Trachtenzug zur Blasmusik durch die Dorfstraßen. Beim „Kehrweihstickl“ mussten wir uns etwas beherrschen, denn es juckte uns schon mitzutanzen. Doch hier waren wir selbst nur Zuschauer, eine Rolle, die wir, angesichts der hohen Temperaturen, sehr genossen. Am Nachmittag blieb uns ein wenig Zeit, die wir im kühlen Pool unserer Behausung verbrachten.

Pünktlich zur Versteigerung des Kirchweihstraußes waren wir zurück. Die mitwirkenden Tanzgruppen aus Warjasch, Detta und Billed führten einige Tänze vor. Bei den Gemeinschaftstänzen wurden auch wir aufgefordert mitzutanzen. Die Einladung nahmen wir gerne an. Den Abend verbrachten wir mit den Trachtentänzern aus dem Banat. Wir trafen hier viele alte Freunde und knüpften neue Freundschaften. Die Hitze hielt uns selbstverständlich vom Tanzen nicht ab; schweißgebadet und fröhlich machten wir uns schließlich auf den Heimweg zur Pension.

Ein atemberaubender Tag ging zu Ende, den wir so schnell nicht vergessen werden. In Warjasch konnten wir ein Stück banatschwäbischer Tradition erleben, deren Pflege und Erhalt auch uns ein Anliegen ist. Danke an alle, die uns hier so liebevoll umsorgt und bewirtet haben!

Tag 8: Sonntag, 6. August - Von Warjasch über Knees nach Billed

Nach einer durchzechten Nacht ging es am Sonntagmorgen nach Knees. Der HOG-Vorsitzende Nikolaus Kutschera empfing uns direkt am Dorfeingang und lieferte uns interessante Informationen zur Ortsgeschichte. Zu Mittag wurden hier eigens für uns von den Banater Schwaben im Dorf Mici gegrillt. Dazu gab es frisches Brot und Senf, und, wer Appetit darauf hatte, konnte auch „Lewerworscht“ und „Griewe“ probieren. Derart gestärkt halfen wir unseren Landsleuten dann noch bei Aufräumarbeiten im Friedhof – zwar eine schweißtreibende Angelegenheit, vor allem aber eine Aufgabe, die uns alle befriedigt hat in der Überzeugung, eine gute Tat vollbracht zu haben.

Unser nächstes Ziel an diesem Tag war Billed, wo wir von Roswitha und Adam Csonti empfangen wurden. Nachdem wir die dortige Pension bezogen hatten, gab es ein Abendessen, zu dem wir extra abgeholt wurden. Wir verbrachten den Abend, der uns den langersehnten kühlenden Regen bescherte, mit der Tanzgruppe „Billeder Heiderose“ im Haus des Deutschen Forums. Nach ausgiebiger Tanzunterhaltung fielen wir ein weiteres Mal kaputt ins Bett.

Tag 9: Montag, 7. August - Letzte Etappe: Von Billed nach Temeswar

Am 7. August stand uns bereits die letzte Etappe unserer Tour bevor. Nach einem frischen, leckeren Frühstück in Billed – trotz Ausfalls von Strom und Wasser aufgrund des Sturms in der Nacht – und einer Führung durch das volkskundliche Museum im Billeder Heimathaus ließen wir die letzten 30 Kilometer bis Temeswar beinahe mühelos hinter uns. Untergebracht waren wir hier im Internat der Lenauschule.
Von dort machten wir uns auf direktem Weg zu einer Begegnung mit anderen Jugendlichen aus den Donauländern, die in Temeswar an einem einwöchigen Donau-Kreativcamp unter dem Motto „Licht und Klang“ teilnahmen. Im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus wurden wir von der Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, begrüßt, die diese Jugendveranstaltung ausgerichtet hatte. Durch die Teilnahme an einem Workshop, den wir als äußerst interessant empfanden, bot sich uns Gelegenheit, in diese Veranstaltung mit dramaturgisch-musikalischem Schwerpunkt reinzuschnuppern. Danach wurden wir zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Die Mitglieder der Billeder Tanzgruppe, mit denen wir am Vortag noch gefeiert hatten, kamen ebenfalls nach Temeswar, um mit uns den Abend über den Dächern der wunderschönen „Hauptstadt der rumänischen Jugend“ zu verbringen.

Tag 9: Dienstag, 8. August - Aufenthalt in Temeswar und Abreise

Als wir am Morgen aufwachten und uns bewusst wurde, dass dies unser letzter Tag ist, war die Stimmung zum ersten Mal auf dieser Reise ziemlich bedrückt. Andererseits freuten wir uns jedoch auch, die Stadt noch einmal besichtigen und erleben zu dürfen. Zum Frühstück gab es eine leckere Kleinigkeit namens Merdenele an einem der vielen Verkaufsstände.
Am Domplatz trafen wir dann Claudiu Călin, mit dem wir bereits in Cladova Bekanntschaft gemacht hatten. Nun starteten wir mit ihm zu einer Führung durch Temeswar. Zunächst bekamen wir das Bischöfliche Ordinariat mit dem Diözesanmuseum sowie die Domkirche zu sehen. Claudiu erzählte uns viele interessante Geschichten, gespickt mit so viel Detailwissen, dass wir uns keinen besseren Stadtführer hätten wünschen können. Von den Gebäuden und Plätzen im Stadtzentrum und von dem, was wir zu hören bekamen, waren wir regelrecht fasziniert.

Nach einem kräftigen Mittagessen verluden wir ein letztes Mal unsere Koffer in den großen Bus. Anschließend besuchten wir noch einmal das Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus, durch das Harald Schlapansky führte. Die angetroffenen Seniorinnen und Senioren freuten sich sehr, mit uns in Gespräch zu kommen. Am Ende unseres Besuchs waren wir uns wieder schnell einig: Dieses Haus ist ein Glücksfall für die im Banat verbliebenen alten Menschen, die wir niemals vergessen dürfen.

Nach einem letzten Essen in der Banater Metropole bestiegen wir zu später Stunde nach sieben Tagen, neun Stationen und 300 Kilometern etwas wehmütig den Bus, der uns zurück nach Deutschland brachte. Am Mittwochnachmittag, nach zwanzigstündiger Busfahrt, kamen wir zu Hause an. Unsere Wege trennten sich erneut, doch eines war klar: Während unserer Tour durch das Banat sind wir als Team zusammengewachsen. Gemeinsam das Land unserer Eltern und Großeltern zu erleben, dazu auch noch mit dem Fahrrad, bleibt ein Erlebnis für die Ewigkeit. Dieses Gefühl, Dinge zu erleben und zu sehen, von denen bisher nur Geschichten erzählt wurden, wird unser Leben prägen. Wir dürfen unsere Vergangenheit nicht vergessen, genauso wenig wie die wenigen Deutschen, die noch in der alten Heimat leben.

Im Namen des Teams will ich mich hier bei Harald bedanken für die gesamte Planung und seinen Einsatz für diese Tour, ebenso bei Gerhard Hellner und Elvine Schöffler, die uns eine große Stütze waren. Ein besonderer Dank geht an die Landsmannschaft und das Hilfswerk der Banater Schwaben für die großzügige finanzielle Unterstützung des Projekts, an Helmut Weinschrott für die Bereitstellung des VW-Kleinbusses sowie an alle helfenden Hände. Ihr alle habt dazu beigetragen, diese Reise zu
einem einzigartigen, unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen.

Wir freuen uns schon auf die nächste Fahrradtour durchs Banat, und wir sind sicher alle wieder dabei.