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Banater Brauchtum: eine großartige Bereicherung

Als Schirmherrin hielt die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, die Festrede zu den 19. Kultur- und Heimattagen der Banater Schwaben in Würzburg.

Der Festgottesdienst zu den Kultur- und Heimattagen der Banater Schwaben in Bayern im Würzburger Neumünster wurde von Pfarrer Peter Zillich zusammen mit Pfarrer Adam Possmayer, Monsignore Otto Barth und Diakon Johann Loch-Karl zelebriert.

Eindrucksvolles Gruppenbild der Trachtenträger und Fahnenabordnungen mit den Ehrengästen der 19. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern auf den Stufen des Würzburger Kiliansdoms. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

19. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern in Würzburg - Trachtenumzüge der Banater Schwaben in Großstädten Süddeutschlands wie auch die Teilnahme von Banater Trachtengruppen an den traditionsreichen Volksfestumzügen in München, Bad Cannstatt, Würzburg, Wendlingen am Neckar, Fürth usw. sind mittlerweile keine Seltenheit mehr, und doch sind die banatschwäbischen Trachten in ihrer Buntheit und Vielfalt, die Volkstänze und die Blasmusik der Banater Schwaben immer wieder eine Attraktion für die lokale Öffentlichkeit, Hingucker und Ohrenschmaus in einem. So geschehen auch in Würzburg am 29. Juli dieses Jahres, anlässlich der 19. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern. Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hatte die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, übernommen.

Bei sommerlichen Temperaturen setzte sich am frühen Nachmittag ein schier endloser Trachtenfestzug gegenüber der Würzburger Residenz in Bewegung. In den langen Zug hatten sich die Trachtengruppen der Kreisverbände Augsburg, Ingolstadt, München, Nürnberg und Würzburg sowie der Heimatortsgemeinschaft Sanktmartin eingereiht, darüber hinaus zahlreiche Trachtenträger, die nicht in den Tanzgruppen mitwirken. Kinder, Jugendliche, Vertreter der mittleren und älteren Generation trugen mit Stolz die Tracht der Ahnen und boten ein farbenprächtiges Bild. Die Kreisverbände Ingolstadt, München, Waldkraiburg und Würzburg sowie die Heimatortsgemeinschaften Ebendorf, Glogowatz, Neuarad, Nitzkydorf, Sanktanna und Sanktmartin waren mit Fahnenabordnungen vertreten. Zu den Klängen der Original Banater Dorfmusikanten München unter der Leitung von Helmut Baumgärtner und der Blaskapelle der Banater Schwaben aus Waldkraiburg unter der Leitung von Stefan Munding zogen die Trachtenträger und Fahnenabordnungen durch die belebten Straßen der Innenstadt Richtung Neumünster. Im Festzug mitmarschiert sind auch der CSU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Paul Lehrieder, der Landtagsabgeordnete und Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Heimatvertriebene und Aussiedler, Volkmar Halbleib, die Würzburger Stadträtin Christiane Kerner, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, mit Gattin, Mitglieder des Bundesvorstands und des Landesvorstands Bayern, Vorsitzende von Kreisverbänden und Heimatortsgemeinschaften. Tausende Schaulustige bewunderten entlang der Umzugsroute den Trachtenfestzug, winkten, spendeten Beifall oder machten Fotos mit der Handy-Kamera.

Festgottesdienst im Neumünster

Im Neumünster fand der Festgottesdienst statt. Hauptzelebrant war Pfarrer Peter Zillich, Bischöflicher Beauftragter für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge in der Diözese Regensburg, assistiert von Pfarrer Adam Possmayer, Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorger der Diözese Würzburg, Monsignore Otto Barth und Diakon Johann Loch-Karl. Nach dem feierlichen Einzug begrüßte Pfarrer Possmayer die Ehrengäste, die Trachtenträger und Fahnenabordnungen, die Landsleute von nah und fern. Neben den bereits genannten Ehrengästen wohnte auch die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, dem Gottesdienst bei.

In Hinführung auf seine Predigt sang Pfarrer Peter Zillich mit Akkordeonbegleitung ein Lied zur Geschichte der Donauschwaben, zumal die Predigt auf die 300-jährige Geschichte der Banater Schwaben ausgerichtet war. Der Geistliche rief das wechselvolle Schicksal unserer Gemeinschaft in Erinnerung, indem er einen tiefen Blick in die Banater Seele warf und jene historischen Prozesse und Ereignisse, Erfahrungen und Traditionen hervorhob, die das kollektive Gedächtnis unserer Gruppe prägen. Pfarrer Zillich verdeutlichte, was Heimat uns Banater Schwaben bedeutet. Durch unsere Herkunft lasse sich unsere Eigenart erklären, die sich unter anderem in unserer Mundart, unserem Brauchtum, unseren Trachten ausdrücke. Die Kultur- und Heimattage böten die Möglichkeit, heimatliche Traditionen zu pflegen und in die neue Heimat einzubringen.

Die musikalische Gestaltung unter der Federführung von Käthe Schlapansky, die auch die Orgel spielte, und der Mitwirkung der Gruppe „Singende Banater Schwaben“ sowie der Bläser der Original Banater Dorfmusikanten verlieh der heiligen Messe einen besonders feierlichen Rahmen. Gesungen wurden Teile der Deutschen Messe von Franz Schubert, bekannte Kirchen- und Marienlieder, zum Teil a cappella („Herr, Deine Güte reicht so weit“, „Ave Maria – Wenn ich ein Glöcklein wär“, „Ich bete an die Macht der Liebe“, „Glorwürdige Königin“) und zum Auszug der Hymnus „Großer Gott, wir loben dich“.

Nach dem Gottesdienst zog der Trachtenfestzug vom Neumünster bis vor den Kiliansdom, wo ein Gruppenfoto gemacht wurde, und dann weiter zum Marktplatz. Während dort die mitwirkenden Trachtengruppen einen Beweis ihres tänzerischen Könnens ablegten und in Begleitung der abwechselnd spielenden Blaskapellen dem interessierten Publikum sowohl eigene Choreographien als auch die Gemeinschaftstänze der DBJT präsentierten, fanden sich im Rathaus die Ehrengäste, Funktionsträger der Landsmannschaft, Vertreterpaare der teilnehmenden Trachtengruppen und Fahnenträger zu einem Empfang ein, zu dem die Stadt Würzburg eingeladen hatte. Empfangen wurden die Gäste im Großen Ratssaal mit seinem imposanten Wandgemälde, das die 1300-jährige Geschichte der Stadt verbildlicht, durch die Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake.

Empfang im Großen Ratssaal der Stadt Würzburg

Die Banater Schwaben hätten es sich zur Aufgabe gemacht, an ihre Geschichte zu erinnern und ihr Brauchtum lebendig zu halten, sagte die Gastgeberin. Diesem Zweck diene auch ihr Brauchtums- und Trachtenpuppenmuseum, das inzwischen ein Kleinod im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld sei. Schäfer-Blake gratulierte zum 30-jährigen Jubiläum des Banater Heimathauses und lobte den Würzburger Kreisverband der Banater Schwaben, der regelmäßig Veranstaltungen der Stadt mitgestalte. Die Beschäftigung und vor allem die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte seien wichtig, denn: „In einer multikulturellen, vielfältigen Gesellschaft ist es für uns alle unabdingbar, unsere Identität im Spannungsfeld zwischen der Tradition und der Erinnerung an die eigenen Wurzeln einerseits und den Herausforderungen einer globalisierten Welt andererseits immer wieder neu zu verorten.“

In seiner Ansprache dankte Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber der Stadt Würzburg für den Empfang und betonte: „Für uns Banater Schwaben war es in den Jahren unserer Ankunft hier in Deutschland, in Bayern ganz wichtig, zum einen Städte wie Würzburg zu haben, zu denen wir ein intensiveres, näheres Verhältnis aufbauen konnten, und zum anderen Politiker wie Sie, liebe Frau Stamm, zu finden, die uns begleitet haben auf dem Weg des Ankommens und diesen auch ein Stück weit mitgegangen sind“. An den Appell der Vorrednerin anknüpfend sagte Leber, dass sich auch die Landsmannschaft der Banater Schwaben zur Aufgabe gemacht habe, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und die Verbindungen zum Banat aufrechtzuerhalten. In diesem Zusammenhang erwähnte er die bevorstehende Fahrradtour einer Gruppe Jugendlicher durch das Banat, die guten Beziehungen zu den Gemeinden im Banat und die Teilnahme der Banater Trachtengruppe Würzburg an der 250-Jahr-Feier in Lenauheim in diesem Sommer. „Es sind viele Brücken neu errichtet worden, es ist ein ganzes Netzwerk entstanden, und wir sind froh, hier mitwirken zu können“, betonte Leber.

Nach dem Empfang im Rathaus und den Tanzvorführungen auf dem Marktplatz formierte sich der Trachtenzug neu, um sich anschließend, nach dem Passieren der Alten Mainbrücke, aufzulösen.

Landtagspräsidentin Stamm hielt Festansprache

Am frühen Abend wurde die Veranstaltung im Gemeindezentrum Heiligkreuz fortgesetzt. Hier hatten sich neben den mitwirkenden Gruppen und Paaren sowie zahlreichen Besuchern als Ehrengäste die Schirmherrin der 19. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Würzburger Stadträtin Christiane Kerner, der Ehrenbundesvorsitzende Bernhard Krastl, der Ehrenvorsitzende des Landesverbandes Bayern, Peter Krier, der Vorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben, Nikolaus Rennon, der stellvertretende Vorsitzende des St. Gerhards-Werks, Josef Lutz, Pfarrer Adam Possmayer und Pfarrer Peter Zillich eingefunden. Zugegen waren auch die Bundesvorstandsmitglieder Jürgen Griebel, Georg Ledig, Harald Schlapansky, Werner Gilde und Franz Schlechter, Mitglieder des Landesvorstands Bayern, Vorsitzende der landsmannschaftlichen Gliederungen.

Nach dem Einmarsch der Vertreterpaare der teilnehmenden Gruppen und der Fahnenträger in den Saal  zu den Klängen der Original Banater Dorfmusikanten begrüßte Bundes- und Landesvorsitzender Peter-Dietmar Leber die Gäste von nah und fern, die Trachtenpaare, die Fahnenabordnungen und die Musikanten und bedankte sich bei allen, die an dieser Großveranstaltung mitgewirkt haben. Einen herzlichen Willkommensgruß richtete er an Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Sie sei auch vor 30 Jahren dabei gewesen, als das Banater Heimathaus in Würzburg seine Tore geöffnet hat, und sie habe seither an unzähligen Veranstaltungen unserer Landsmannschaft teilgenommen, erinnerte Leber. Barbara Stamm habe im Banat Zeichen gesetzt, sie habe dort und in anderen Landesteilen Rumäniens viele Projekte angestoßen, durch deren Verwirklichung Großes geleistet worden sei. Dafür dankte ihr Leber.

Zu Beginn ihrer von Herzenswärme geprägten Festansprache bekannte Landtagspräsidentin Barbara Stamm: „Über die Jahre hat sich zwischen der Landsmannschaft der Banater Schwaben und mir eine enge freundschaft-liche Bindung entwickelt. Wir haben uns bei vielen verschiedenen Anlässen getroffen, haben an wichtigen Gedenktagen gemeinsam innegehalten, aber auch bei freudigen Ereignissen zusammen gefeiert. Darum ist es mir ein echtes Herzensanliegen, heute hier bei Ihnen zu sein und sehr gerne habe ich die Schirmherrschaft über die 19. Kultur- und Heimattage übernommen.“

„In Würzburg und ganz Bayern haben viele Banater Schwaben eine neue Heimat gefunden“, führte die Festrednerin weiter aus. „Sie sind bestens integriert und bringen sich in vielfältiger Weise in das öffentliche Leben ein. Mit der Pflege ihres großartigen Brauchtums sind sie seit vielen Jahren eine wunderbare Bereicherung für unsere Stadt und unser Land.“ Dass die Kultur- und Heimattage von jungen Menschen geprägt seien, welche die Tracht tragen, dass auch Kinder die Tracht anlegten, erfülle sie am heutigen Tag mit großer Freude und Dankbarkeit. Dies bestätige, dass es der Erlebnisgeneration gelungen sei, die Kinder und Enkel für die überlieferten Traditionen zu begeistern.

Sie bewundere die Banater Schwaben, weil sie immer den Kontakt zu ihrer alten Heimat aufrechterhalten haben, sagte Barbara Stamm. Doch so bedeutungsvoll die ursprüngliche Heimat auch sei, könne man auch woanders einen Ort zum Verankern finden. Denn, so ein von ihr zitierter Spruch: „Heimat ist, wo wir unseren Lebensfaden festgemacht haben“. Den Banater Schwaben sei es gelungen, ihren Lebensfaden festzumachen, sie seien hier verwurzelt. Verwurzelung gebe Halt und Geborgenheit, was in der heutigen globalisierten Welt mehr denn je vonnöten sei. Landtagspräsidentin Stamm schloss ihre Ansprache mit der Zusicherung: „Solange mir der liebe Gott die Möglichkeit gibt, mit Ihnen unterwegs zu sein, werde ich das tun. Und ich tue das, weil ich Sie liebe.“

Mit einer Tanzunterhaltung, zu der zunächst die Original Banater Dorfmusikanten München, später dann „Amore Blue“ aufspielten, endeten die Kultur- und Heimattage. Für deren Organisation gebührt vor allem dem Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes Würzburg, Günter Kaupa, ein großes Lob.