zur Druckansicht

Wiedersehen feiern − Gemeinschaft erleben

Interessiert verfolgen die Gäste die Präsentation alter Orzydorfer Trachten durch die Leiterin der Donauschwäbischen Trachtengruppe Freising, Stephanie Rosenberg. Fotos: HOG Orzydorf

Wilhelmine Fuss (rechts) gewann die von Magdalena Kierer gefertigte Trachtenpuppe.

Am 24. Juni fand das 24. Orzydorfer Treffen im Markgrafensaal in Schwabach bei Nürnberg statt. Der Saal war wieder von Simona Forga (Sunshine Floristik) festlich geschmückt worden und löste gleich beim Betreten Begeisterung aus. Nach freudigen Wiedersehensszenen und ersten Gesprächen fand in der neu renovierten, gegenüber dem Markgrafensaal liegenden Kirche St. Sebald der Gottesdienst statt. Domkapitular i.R. Alois Ehrl feierte wieder die heilige Messe mit den Orzydorfern und erinnerte an die Geschichte des Ortes. Musikalisch gestaltete die Organistin Susanne Grad die Messe unter anderem mit mehreren Liedern aus der Schubertmesse mit. Bei Domkapitular Alois Ehrl, der im Juni sein 45-jähriges Priesterjubiläum feiert, bedankt sich die HOG Orzydorf sehr herzlich dafür, dass er ihr auch im Ruhestand verbunden bleibt.

Beim Verlassen der Kirche erwartete die Besucher des Treffens eine Überraschung: Mitglieder der Donauschwäbischen Trachtengruppe Freising in original Orzydorfer Trachten begrüßten die Orzydorfer. Es war ein kleiner Vorgeschmack auf einen späteren Programmpunkt. Doch erst einmal wurde das Kuchenbuffet gestürmt, das mit vielen feinen Kuchen und Torten bestückt war. Baumstamm, Dobosch und Bäckerkipfl weckten Erinnerungen an Feste in früheren Zeiten. Herzlichen Dank allen Bäckerinnen für die Köstlichkeiten. Bei Kaffee und Kuchen war endlich Zeit, Erinnerungen und Neuigkeiten auszutauschen.

Anschließend begann der offizielle Teil des Treffens. Als Vorstandsvorsitzender begrüßte Eduard Ortmann die Landsleute. Anschließend legte Hannelore Helmer den Kassenbericht vor und bedankte sich bei allen Orzydorfern für die in den letzten zwei Jahren geleisteten Beiträge und Spenden. Diese seien notwendig, damit der Vorstand seine Arbeit verrichten und auch das Orzydorfer Treffen organisieren kann. Nach seiner Entlastung stellte sich der bisher amtierende Vorstand zur Wiederwahl und wurde einstimmig im Amt bestätigt.

Eduard Ortmann berichtete sodann über die Tätigkeit des Vorstandes in den vergangenen zwei Jahren. Als einen Schwerpunkt nannte er das Bestreben, den Friedhof in Orzydorf wieder in einen gepflegten Zustand zu bringen. Das Gras sei gemäht und vor allem die hohen Büsche und wildwachsenden Bäumchen seien entfernt worden. Leider sei es schwierig, zuverlässige Arbeiter vor Ort zu finden, zudem hole sich die Natur die freien Flächen schnell wieder zurück. Der zweite Schwerpunkt lag auf der Erstellung des Familienbuchs von Orzydorf mit den Gemeinden Kalatscha und Seceani. Georg Kierer habe in vielen Jahren mühevoller Kleinstarbeit die Daten aus den vorliegenden Kirchenbüchern erfasst und durch unzählige Gespräche versucht, die fehlenden Daten zu ergänzen. Auf der Basis der Kirchenbücher und der Informationen von Georg Kierer werde das Familienbuch von Dietmar Giel erstellt. Mit dessen Fertigstellung sei Ende 2017 bis März 2018 zu rechnen. Der HOG-Vorstand bedankt sich bei Georg Kierer für das bisher Geleistete und seine weitere Unterstützung bis zur Fertigstellung des Familienbuchs und bei Dietmar Giel für seine Arbeit und sein Engagement. Zum Schluss des offiziellen Teils ehrte der Vorstand die ältesten Teilnehmer zwischen 80 und 88 Jahren.

Nun folgte ein Höhepunkt des Tages: Stephanie Rosenberg, die Enkelin der aus Orzydorf stammenden Annemarie Baer (geb. Prunkl) stellte alte Trachten aus Orzydorf vor. Ihre Großmutter kam 1942 von Temeswar in eine Schule nach München. Nach Kriegsende konnte sie nicht mehr ins Banat zurückkehren. Ihre Heimatverbundenheit und die Begeisterung für das donauschwäbische Kulturgut waren so groß, dass sie schon 1949 anfing, Interessierten donauschwäbische Volkstänze beizubringen und die Sitten und Gebräuche der Vorfahren hier vorzustellen und weiterzugeben. Auch sammelte sie Trachten der Banater Schwaben aus unterschiedlichen Ortschaften. Als sie 1997 unerwartet starb, hinterließ sie weit mehr als 200 Trachten und mehrere Tanzgruppen. Zuerst übernahm ihre Tochter das Erbe und nun führt es die Enkelin weiter. Stephanie Rosenberg fühlt sich der Kultur des Banats und jener Orzydorfs sehr verbunden. Aus ihrem Bericht waren die Begeisterung und Freude an den schönen Trachten und Tänzen herauszuhören. Sie bot aber nicht nur Informationen, sondern auch etwas für das Auge. So präsentierte Wilhelmine Fuss eine städtische Tracht aus Orzydorf vom Anfang des 20. Jahrhunderts, während eine Tänzerin der Freisinger Trachtengruppe eine Festtagstracht zeigte. Aber auch die Männer waren festlich gekleidet: Drei geschmückte Hüte konnten bewundert werden, darunter ein wunderschöner Hochzeitshut mit hohem weißen Schmuck. Anschließend führte Stephanie Rosenberg zusammen mit ihrem Mann einen Tanz vor, wonach alle bei einem Kreistanz mitmachen durften, was den Beteiligten großen Spaß bereitete. Nach dem Tanz konnten noch weitere Kleidungsstücke und Gegenstände betrachtet werden, unter anderem das Kleid eines Marienmädchens aus Radna mit einer Wachskrone sowie ein Schultertuch aus dem 18. Jahrhundert.

Nach dieser Brauchtumseinlage spielte die Musik wieder auf und die Landsleute konnten das Tanzbein schwingen. In diesem Jahr sorgten Hans Ortmann und das Duo „Amore Blue“ für beste Stimmung bis spät in die Nacht. Mit Musik und Unterhaltung verging die Zeit wie im Flug. Magdalena Kierer hatte auch diesmal eine schöne Trachtenpuppe gefertigt, die versteigert wurde. Die glückliche Gewinnerin war Wilhelmine Fuss.

Die Stimmung war sehr gut beim 24. Orzydorfer Treffen. Rund 150 Landsleute fanden den Weg nach Schwabach. Wir erhielten viele positive Rückmeldungen, die uns darin bestärken, weiterzumachen. Herzlichen Dank an alle Landsleute, die mit ihrem persönlichen Einsatz  zum Gelingen dieses schönen Festes beigetragen haben, insbesondere Karin und Eduard Ortmann, die das Fest organisiert und für einen reibungs-losen Ablauf gesorgt haben. Eduard Ortmann hat bereits Fotos vom Treffen auf der Facebook-Seite  www.facebook.com/Orzydorf/ eingestellt. So freuen wir uns schon jetzt auf das nächste Treffen in zwei Jahren und hoffen, dann viele alte und auch neue Gesichter zu sehen.