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Drei Bürgermeister und ein Ortsvorsteher zu Gast

In der Kirche St. Judas Thaddäus feierte Pfarrer Robert Dürbach die heilige Messe mit den Billedern und ihren Gästen. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

Zum 90-jährigen Jubiläum der Billeder Freiwilligen Feuerwehr präsentierte Hans Rothgerber eine sehenswerte dokumentarische Ausstellung.

Banater Brauchtum mitten in Karlsruhe-Neureut: Die Trachtenträger tanzen ein „Kerweihstickl“.

Das 22. Billeder Heimattreffen am 3. Juni in der Badnerlandhalle Karlsruhe-Neureut war ein Festtag der besonderen Art durch die mitfeiernden Ehrengäste, durch das Auftreten des Tanzensembles „Heiderose“ aus Billed und nicht zuletzt durch die dokumentarisch-fotografische Leistung von Hans Rothgerber, der eine Ausstellung anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Billeder Freiwilligen Feuerwehr konzipiert und realisiert hatte.

Als Auftakt des Heimattages kann der Empfang der Billeder Tanzgruppe mit Tanzlehrer Hansi Müller und der organisatorischen Leiterin Edith Barta gewertet werden, die vom Billeder Bürgermeister Cristian David, Vizebürgermeister und Feuerwehrkommandant Gheorghe Baba und dem Vorsitzenden des Billeder Deutschen Forums Adam Csonti, gleichzeitig auch Gemeinderatsmitglied, begleitet wurde. Empfangen wurden die Gäste im Bürgersaal Karlsruhe von Bürgermeister Michael Obert, der seinen Gästen nach herzlicher Begrüßung die Schokoladenseiten seiner Stadt präsentierte, die auch in dem anschließend gezeigten Film zu sehen waren. Er vergaß nicht, auf die Partnerschaft mit Temeswar hinzuweisen und auf die Tatsache, dass dann, wenn Menschen sich kennen, Gutes getan und Schlimmes vermieden werden könne. Ein kleiner Imbiss bot Gelegenheit zu weiteren Diskussionen, die in angenehmer Atmosphäre verliefen und mit dem Versprechen des Bürgermeisters endeten, beim Umzug der Trachtenträger dabei zu sein und selbst einmal Billed zu besuchen.

Diesmal musste der Pfingstsamstag recht vollgepackt werden, da den Billedern diesmal nur dieser eine Tag zur Verfügung stand. Den Anfang machte die beeindruckende Feier am Billeder Gedenkstein mit einer Ansprache des HOG-Vorsitzenden Werner Gilde, der auf den besonderen Anlass hinwies: die Renovierung des Gedenksteins. Dieser 30 Jahre alte Stein, dessen Szenen den historischen Werdegang der Billeder veranschaulichen, war durch die Jahre unansehnlich geworden und die Schrift kaum noch lesbar. Jetzt erstrahlt er wieder in seinem ursprünglichen Glanz. Gilde wies auf die Symbolik des Gedenksteins hin und betonte, dass das friedliche Zusammenleben der Völker durch Verständigung eine Garantie auch für den Begriff Heimat sei, der so vieles umfasst und den meisten Menschen heilig ist. Jeder trage die Heimat in sich selbst, sie verbinde über Grenzen hinweg und lasse auf das gemeinsame Haus Europa hoffen, an dem auch die Billeder als Brückenbauer mitwirken können.

Feierlich stimmten auch die um den Gedenkstein versammelten Bläser unter der Leitung von Jakob Groß und Adam Tobias sowie der Banater Chor Karlsruhe unter der Leitung von Ortwin Meinhardt (organisatorischer Leiter: Dietmar Giel), die die Gedenkstunde musikalisch umrahmten, ebenso die Heimatglocken, die beim Verlesen der Liste der seit 2015 verstorbenen Billeder durch Josef Herbst erklangen. Die Fürbitten, vorgetragen von Elisabeth Luckhaub, sowie der Gedichtvortrag von Heidi Müller gaben dieser Gedenkfeier ein zusätzliches festliches Gepräge. Werner Gilde erinnerte auch daran, dass 1987 zum Errichten des Gedenksteins 340 Billeder 32000 DM gespendet hatten und fragte sich, wie viele Billeder sich diesmal an den Renovierungskosten wohl beteiligen würden.

In der Halle hatte inzwischen Hans Rothgerber mit Helfern die der 90-Jahr-Feier der Billeder Freiwilligen Feuerwehr gewidmete Ausstellung mit einzigartigen Großaufnahmen fertiggestellt. Stolz erkannten sich viele auf diesen Fotos. Diese gehen auf den Anfang der Billeder Freiwilligen Feuerwehr ein, auf ihr Werden und Wirken im Laufe der 90 Jahre, auf ihre großartigen Leistungen und Erfolge, auch auf kulturell-unterhaltsame Tätigkeiten. Nach der feierlichen Eröffnung der Ausstellung, vor der eine Feuerwehrattrappe in original Billeder Paradeuniform stand und eine Feuerwehrhupe Alarm gab, kamen viele Neugierige vorbei. Auch Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Bürgermeister Michael Obert fanden die Ausstellung lobenswert und beglückwünschten Hans Rothgerber, den kreativen Kopf. Zurzeit ist sie bereits in Billed und wird dort bei der Feier im August zu sehen sein.

Danach marschierte der Festzug der Trachtenträger, begleitet von Bürgermeister Michael Obert, dem Ehrenvorsitzenden der HOG Billed Peter Krier, dem Vorsitzenden Werner Gilde, Josef Herbst und der Abordnung der Menzinger Freiwilligen Feuerwehr mit ihrem Kommandanten Thomas Mikisek, zum Neureuter Feuerwehrhaus. Hier wurde die Festgemeinde vom Ortsvorsteher Jürgen Stober und dem Kommandanten der Neureuter Feuerwehr Harald Nagel empfangen. Es erfolgte die Einladung zum Fest, die dankend angenommen wurde. Als Neuheit bot die Gattin des Feuerwehrkommandanten den Gästen einen Kirchweihkuchen an.

Der Rückmarsch der von der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen begleiteten Trachtenträger, der Tanzgruppe aus Billed und der Tanzgruppen der Banater Schwaben aus Karlsruhe, begeisterte viele Zuschauer, die das sich ihnen bietende farbenprächtige Bild der mustergültig getragenen banatschwäbischen Trachten bewunderten, klatschten und winkten.

Politik kann auch Heimattage manchmal negativ beeinflussen. Bedingt durch die beiden Karlsruher Demonstrationen waren viele Straßen gesperrt und Heimatpfarrer Robert Dürbach konnte nur mit Verspätung den Festgottesdienst in der Kirche St. Judas Thaddäus zelebrieren. Trotzdem verlief alles relativ gut, vor allem, weil der Banater Chor unter der Leitung von Sonja Salman wunderschön sang, natürlich auch wegen der Solistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel, deren Stimmen jedes Mal tief berühren.

Zur Eröffnung der Feierlichkeiten in der Badnerlandhalle begrüßte Werner Gilde die Ehrengäste: Bürgermeister Michael Obert, Ortsvorsteher Jürgen Stober, Herwig Stefan mit Gattin (HOG Alexanderhausen), Dietmar Giel mit Gattin (HOG Kleinjetscha), Anton Enderle (HOG Perjamosch), die Billeder aus allen Gassen und auch die Nicht-Billeder von überall.

In seinem Grußwort erwähnte Bürgermeister Obert, dass er nun schon zum fünften Mal beim Billeder Heimattag dabei sei und es als etwas Besonderes empfinde, dass auch Billeds Bürgermeister Cristian David zugegen sei. Auch dadurch erfolge der Brückenschlag zwischen der alten und der neuen Heimat. Man sei eigentlich dort heimisch, wo man Erinnerungen hat, betonte Obert.

Der Neureuter Ortsvorsteher Jürgen Stober lobte das Treffen mit seinem einmaligen Umzug, wodurch auch die Weitergabe der Tradition gesichert werde, sowie die Bereitschaft, etwas für andere zu tun, sich für sie einzusetzen. Die fast 500 Karlsruher Familien mit Billeder Ursprung hätten dadurch, dass sie sich hier ein neues Leben aufgebaut haben, auch Anteil an allen Errungenschaften dieser Stadt. Deshalb wünschte er nicht nur vergnügte Stunden, sondern auch alles Gute für die Zukunft.

In seiner Rede hob der Billeder Bürgermeister Cristian David hervor, dass er sich geehrt fühle, an diesem Heimattag teilzunehmen. Er bedauere die Auswanderung der Deutschen, verstehe aber deren Gründe, wo er doch gegenwärtig auch mit der Abwanderung der rumänischen Bevölkerung aus Billed zu tun habe. Die Deutschen hätten unauslöschliche Spuren hinterlassen, gab der Redner unumwunden zu. Er zeigte sich beeindruckt von dem Empfang im Karlsruher Rathaus und der großartigen Ausstellung zum Feuerwehrjubiläum und lud alle zur Feier dieses Jubiläums am 26. und 27. August nach Billed ein. Werner Gilde schenkte dem Gast ein Buch über die Geschichte der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, damit die Billeder Schüler mehr darüber erfahren.

Zwischen den einzelnen Redebeiträgen tanzte die Billeder Tanzgruppe „Heiderose“ mal langsam, mal beschwingt, aber immer auf hohem Niveau – ein Augenschmaus. Für ihre Darbietungen erntete die Gruppe tosenden Beifall. Auch die Karlsruher Tanzgruppen der Banater Schwaben zeigten ihr tänzerisches Können und wurden begeistert gefeiert. Zuletzt tanzten alle Gruppen zusammen „Veilchenblaue Augen“ – nur schade, dass dazu der Platz nicht ausreichte.

Nachdem der HOG-Vorsitzende allen Ehrengästen, aber auch allen am Fest Beteiligten gedankt hatte, kam noch die große Überraschung: Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup fand trotz Demonstrationen und sonstiger Verpflichtungen noch ein Zeitfenster, um die Billeder mit seinem Besuch zu beehren. Zumal er Billed durch seine Besuche schon kenne, wisse er, wie es um den Spagat zwischen alter und neuer Heimat stehe, sagte Dr. Mentrup. Er wisse aber auch, dass der kulturelle Reichtum der Stadt Karlsruhe zum Teil auch auf die frühen oder späten Aussiedler zurückzuführen sei. Karlsruhe habe eine Bevölkerungsfluktuation von 25000 Personen pro Jahr, so dass Heimat jedem ein Gefühl von Sicherheit und Wurzeln gebe.

Wir alle wissen, dass wir nur gemeinsam stark sind, etwas bewegen oder auf die Beine stellen können. Dabei steht uns unser Motto zur Seite: „Nur der ist seiner Ahnen wert, der ihre Sitten treu verehrt“.
Das „Verzähle“ wie auch das Tanzen zu den Klängen der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen und später auf die Musik von DJ Gerry dauerten bis nach Mitternacht, als die Besucher zufrieden und auch müde nach einem so langen Tag den Heimweg antraten, mit Dank an die, die das alles möglich gemacht haben, und dem Wunsch, immer wieder dabei zu sein.