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Eine gelebte und fruchtbare Patenschaft

Auf dem Rathausplatz in Göppingen, vor zahlreichen Zuschauern, präsentierten die Banater Trachtengruppen aus Crailsheim, Esslingen, Frankenthal und Karlsruhe Volkstänze.

Als Schirmherr des Landestrachtenfestes und „Patenonkel“ der Banater Schwaben in Baden-Württemberg begrüßte der Oberbürgermeister der Stadt Göppingen, Guido Till, bei einem Empfang im Rathaus die Vertreter der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

51. Landestrachtenfest mit Großem Schwabenball in Göppingen (Teil 1) - Seit 1959 ist die Stauferstadt Göppingen Austragungsort des Landestrachtenfestes mit Großem Schwabenball der Banater Schwaben aus Baden-Württemberg. Diese groß angelegten, bis Mitte der 1990er Jahre alljährlich stattfindenden Brauchtumsveranstaltungen, aber auch die Tatsache, dass sich die in Göppingen lebenden Banater Schwaben von Anfang an aktiv in das Gemeinwesen eingebracht und ein reges Vereins-leben entfaltet haben, dürfte ausschlaggebend für die Übernahme der Patenschaft über die in Baden-Württemberg lebenden Banater Schwaben durch die Stadt Göppingen im Jahr 1988 gewesen sein.

In diesen knapp sechs Jahrzehnten hat sich vieles verändert, auch unsere Landsmannschaft blieb davon nicht verschont. Auch wenn das Landestrachtenfest mit Schwabenball etwas von seinem früheren Glanz eingebüßt, an Zugkraft und Zustimmung verloren hat, bleibt es die traditionsreichste Veranstaltung unserer Landsmannschaft überhaupt und das größte Ereignis im Landesverband Baden-Württemberg. An Bedeutung und Relevanz hat das Landestrachtenfest hingegen nicht verloren, bietet es doch alle zwei Jahre Gelegenheit, die Patenschaft mit Leben zu füllen, das Bekenntnis zu Herkunft, Brauchtum und Traditionen immer wieder zu erneuern, unsere Trachten und Volkstänze öffentlichkeitswirksam zu präsentieren, die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Am 20. Mai fand das 51. Landestrachtenfest mit Großem Schwabenball und Volkstanzfestival in der
Patenstadt Göppingen statt. Deren Oberbürgermeister Guido Till hatte auch diesmal die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen. An diesem Samstag präsentierte sich das Wetter von seiner besten Seite und so tummelten sich auf dem geräumigen Rathausplatz viele Menschen. Sie flanierten gemächlich über den Platz, bevölkerten die Straßencafés und genossen die Sonnenstrahlen. Die Menschen staunten nicht schlecht, als sie zunächst Blasmusikklänge vernahmen, um dann einen stattlichen Trachtenzug auf den Rathausplatz marschieren zu sehen. Die Trachtenpaare kamen aus Göppingen, aus den Kreisverbänden Crailsheim, Esslingen, Frankenthal und Karlsruhe, für die musikalische Begleitung sorgte die Original Banater Schwabenkapelle unter der Leitung von Horst Stromer. Während sich eine Abordnung der Banater Schwaben ins Rathaus begab, führten die Trachtengruppen auf dem Platz – vor großem Publikum – Volkstänze vor. Die Darbietungen wurden mit Interesse verfolgt und immer wieder mit Applaus bedacht.

Der Empfang im Rathaus durch den Oberbürgermeister der Stadt gehört schon von Anfang an zum festen Ritual dieser Veranstaltung. Er zeugt von gegenseitiger Wertschätzung und ist von Herzlichkeit und auch Dankbarkeit geprägt. Dem Empfang wohnten neben Vertretern der Veranstalter – Landesverband Baden-Württemberg und Kreisverband Göppingen – und Trachtenträgern unter anderem der Verwaltungsleiter der Stadt Göppingen, Willi Schwaak, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, mit Gattin sowie die Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, bei.

Oberbürgermeister Guido Till richtete warmherzige Grußworte an die Banater Schwaben und hieß sie in der Patenstadt Göppingen willkommen. „Ich spüre die Herzlichkeit, die von Ihnen kommt, und hoffe aber auch umgekehrt, dass Sie spüren, dass die Banater Schwaben hier gut aufgehoben sind“, sagte Till. Da die Hälfte der Bevölkerung von Göppingen erst nach dem Krieg hierher gekommen ist und diese Neubürger, darunter auch Banater Schwaben, die Stadt mit aufgebaut haben, sei es logisch gewesen, dass Göppingen vor fast dreißig Jahren die Patenschaft über die Banater Schwaben übernommen habe. Diese Patenschaft, die er in den letzten zwölf Jahren begleiten durfte, werde gelebt – „da müssen wir uns auch nicht verstecken“, sagte Oberbürgermeister Guido Till. Die Banater Schwaben seien Teil der pluralen Gesellschaft dieser Stadt, ihre Kultur ist „ein unverzichtbarer Teil unserer Kultur, auch unserer Gegenwartskultur“. „Deswegen werden wir auch zukünftig zu Ihnen stehen und Sie auch in den nächsten Jahren immer wieder hier im Rathaus und in unserer Stadt gerne begrüßen“, versicherte Till. Den Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg, Josef Prunkl, der an diesem Tag Geburtstag feierte, überraschte er zum Schluss mit einem herzlichen Glückwunsch und einem Geburtstagsgeschenk.

In seiner Erwiderung dankte Josef Prunkl für die Glückwünsche, für den Empfang und für die Unterstützung des Landestrachtenfestes seitens der Stadt Göppingen. All dies sei Ausdruck einer „wunderbaren Patenschaft“, die im Laufe ihres 29-jährigen Bestehens dazu beigetragen habe, dass die Banater Schwaben in der  deutschen Gesellschaft angekommen sind, dass sie angenommen und „als Gleiche unter Gleichen“ anerkannt sind, dass sie ihr Brauchtum und ihre Traditionen pflegen, kundtun und in der Öffentlichkeit zeigen können. „Wir sind hier bestens aufgehoben, wir können uns hier entfalten und deshalb sind wir für diese Patenschaft sehr dankbar“, sagte der Landesvorsitzende.
Oberbürgermeister Till hatte in seiner Begrüßungsansprache den in der Landsmannschaft der Banater Schwaben feststellbaren Generationswechsel als begrüßenswerte Entwicklung hervorgehoben. Darauf eingehend, sagte Prunkl: „Wenn wir auch zahlenmäßig in den letzten Jahren weniger geworden sind, so hat sich einiges zum Positiven entwickelt: Es ist ein Wir-Gefühl da, es herrscht Aufbruchstimmung unter den Jugendlichen, die sich zu ihrer Herkunft, zur Heimat, zu den Traditionen ihrer Eltern und Großeltern bekennen, die bereit sind, das heimatliche Brauchtum, auch unsere schwowischi Mottersproch zu pflegen und zu erhalten.“ Dieser Aufbruch mache sich positiv bemerkbar und zeige sich in einer stärkeren Präsenz unserer Gruppe in der Gesellschaft, in den Medien, in den Gemeinden.

Dadurch habe man das erreicht, was man schon immer wollte: als Gruppe in ihrer Eigenart wahrgenommen zu werden, sich besser bekannt zu machen und anerkannt zu werden. „Wir sind zurückgekommen in unser Mutterland, um als Deutsche unter Deutschen in einem freiheitlichen und demokratischen Staat leben, um unsere Eigenart bewahren und unser Brauchtum pflegen und auch demonstrieren zu können. Und das können wir auch dank dieser Patenschaft und Ihrer Hilfe. Dafür herzlichen Dank“, beschloss Prunkl seine Rede.

Nach dem Empfang setzte sich der Trachtenzug in Begleitung der Blaskapelle Richtung Stadthalle in Bewegung, wo nach dem offiziellen Teil das Volkstanzfestival über die Bühne ging und das Fest mit dem Schwabenball seinen Abschluss fand.