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30 Jahre DBJT: Mit Pop und Polka in die Zukunft

Vertreter aus sämtlichen Jugend- und Trachtengruppen der DBJT führten die DBJT-Gemeinschaftstänze vor. Das Publikum war von ihren Darbietungen wie auch von der Vielfalt der banatschwäbischen Trachten begeistert.

Das Erinnerungsfoto der an dem Festakt „30 Jahre DBJT“ mitwirkenden Kinder und Trachtenträger entstand vor dem „Treffpunkt Stadtmitte“ in Wendlingen am Neckar. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

„Ich bin ein Kind der DBJT“, gestand Lukas Krispin, Jugendgruppenleiter der Brauchtums- und Volkstanzgruppe des Kreisverbandes Esslingen und Mitglied im DBJT-Bundesvorstand, als er die Gäste zum Festakt „30 Jahre DBJT“ mit anschließendem Jugendball im „Treffpunkt Stadtmitte“ in Wendlingen am Neckar begrüßte. Der Ball wird in jährlichem Wechsel von einem anderen Kreisverband ausgerichtet, der dann Gastgeber der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen ist. In diesem Jahr war es der Kreisverband Esslingen, der am 6. Mai ein besonderes Fest veranstaltete. Ein Geburtstagsfest mit mehr als 350 Gästen, die schon bei der Begrüßung durch Lukas Krispin zunächst erstaunte und schließlich erfreute Gesichter machten. Dem ersten Redner des Abends ist es nämlich gelungen, nicht nur das Eis im Saal schnell zu brechen, sondern vor allem mit Charme und jugendlichem Enthusiasmus sein und das Anliegen der jungen Erwachsenen in der DBJT zu artikulieren.

Mit wohlüberlegten Formulierungen erzählte Lukas Krispin zunächst von seiner Biografie in der DBJT, um dann erfreulich reflektiert darzustellen, dass viele Jugendliche in der Banater Jugend erfahren haben, dass der Verein kein Ort sei, wo man nur hingehe, weil dies die Eltern erwarteten, sondern, dass auch die jungen Menschen schon durchaus selbst entschieden, mittun zu wollen. Hier räumte er dann auch ein, dass sich dieser Prozess zwar leicht anhöre, aber für Jugendliche nicht leicht sei. Vor allem, wenn man sich zu einem Brauchtums- und Trachtenverein bekenne – und mit einem Augenzwinkern fügte er dann noch hinzu: „Ich weiß, wovon ich spreche“. Dabei würden aber alle inzwischen auch auf die Erfahrung zurückblicken können, wie wertvoll eine Gemeinschaft ist und was es bedeutet, sich mit der Kultur und Geschichte der eigenen Herkunft zu beschäftigen. Den eigenen Verein schloss Lukas Krispin dann in seine Überlegungen gleich mit ein und warf gleich mal einen Blick in die Zukunft. Er forderte Anpassung an die neuen Herausforderungen, verweigerte sich aber gleichzeitig dem Trend, „jedem Hype hinterherzurennen“. Als Vertreter der DBJT definierte Krispin Aufgaben für die Zukunft, die wegweisend sein könnten. Dazu gehöre, dass die Mitglieder der DBJT sich permanent austauschen, Veranstaltungen diskutieren und reflektieren und sich auch mit anderen Vereinen vernetzen.

Die DBJT wird 30 Jahre alt, ob sie dann noch zur Jugend gehört, bleibt den Soziologen überlassen. Sicher ist aber, dass sich an diesem Samstagabend ein Verband unter dem Dach der Landsmannschaft der Banater Schwaben präsentierte, der – sich seiner Geschichte bewusst – mit großem Selbstbewusstsein und dem nötigen Respekt vor den Aufgaben, die ihn erwarten, in die Zukunft geht.
Herzliche und bewegende Worte fanden dann auch die weiteren Redner des Abends. Neben den beiden Gastgebern – Herbert Volk, Vorsitzender des Kreisverbandes der Banater Schwaben Esslingen, und Steffen Weigel, Bürgermeister der Stadt Wendlingen – beeindruckten vor allem die Reden des ehemaligen Jugendreferenten der Landsmannschaft, Peter Krier, und des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber. Während Krier an die Anfänge der Deutschen Banater Jugend erinnerte und Generationen von ehemaligen Mitgliedern für ihr Mitwirken und ihren Einsatz dankte, fand Leber vor allem zukunftsweisende Worte. Mit Stolz anerkenne die Landsmannschaft das Engagement der Banater Jugend- und Trachtengruppen, insbesondere ihr ungebrochenes Interesse an der Herkunft, Geschichte und Kultur der Banater Schwaben, an der Pflege und Weitergabe von Tradition und Brauchtum.

Bereits 2010 stellte die Shell Jugendstudie bei den Jugendlichen eine weiterhin pragmatische Grundhaltung mit einem ausgeprägten Sinn für soziale Beziehungen fest. Von diesem Trend profitieren offensichtlich auch die in der DBJT zusammengeschlossenen Jugend- und Trachtengruppen vor allem in den letzten Jahren. Laut der neuesten Shell Jugendstudie 2015 scheint sich diese Entwicklung noch einmal verstärkt zu haben. Mehr als die Jahre zuvor zeichnet sich die junge Generation durch die Bereitschaft aus, sich im persönlichen Umfeld für die Belange von anderen oder für das Gemeinwesen zu engagieren. Gleichzeitig sei die junge Generation experimentierfreudig: Ihre Haltung geht über eine nüchterne Erfolgsorientierung hinaus. Eher folgt sie idealistischen Vorstellungen. Sie will zupacken, umkrempeln, neue Horizonte erschließen und ist bereit, dabei auch ein Risiko einzugehen. Auch dies könnte in Zukunft bedeutend für das Geburtstagskind sein.

Darüber hinaus werden zwei weitere Determinanten zu berücksichtigen sein. Während der Kalte Krieg und das Leben im Banat prägende Elemente beim Aufwachsen vorangegangener Generationen waren, kennt die junge Generation diese heute nur aus Erzählungen und von gelegentlichen Besuchen. Für die Banater Jugend bedeutet dies einen Spagat. Die Feststellung von Peter-Dietmar Leber, nichts sei so beständig gewesen wie die Unbeständigkeit, wird auch in Zukunft die DBJT begleiten. Das liegt in der Natur der jungen Generation, die stärker als andere dem Wandel unterworfen ist und damit auch jene Gruppen, die vorrangig von dieser Altersgruppe geprägt und getragen werden. Die Aufgabe aller Verantwortlichen ist in diesem Zusammenhang, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, das Banat, seine Kultur und Geschichte weiter lebendig zu halten und so weit wie möglich erlebbar zu machen.

Neben den vielen optimistisch stimmenden Eindrücken des Abends in Wendlingen ist besonders positiv zu verzeichnen, dass alle ehemaligen Vorsitzenden der Banater Jugend und zahlreiche Verantwortliche anwesend waren. Harald Schlapansky, wohl einer der Vorsitzenden, die den Verband über einen langen Zeitraum in besonderer Weise prägten, fand dann auch anerkennende Worte insbesondere für die vielen Engagierten und zeichnete stellvertretend für diese, aber auch in besonderer Würdigung eines jahrzehntelangen Engagements die Leiterin der Brauchtums- und Volkstanzgruppe des Kreisverbandes Esslingen, Renate Krispin, im Namen der DBJT aus.

Ich wünsche dem Verband eine weiterhin so erfolgreiche Arbeit wie bisher, immer die notwendige „Unbeständigkeit“, um Veränderungen zulassen zu können, aber auch so viel Beständigkeit, damit jene Dinge, die sich bewährt haben, weiter getragen werden können.