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Resolution der Hauptversammlung der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben würdigt den Beschluss des Deutschen Bundestages, ehemaligen deutschen Zwangsarbeitern eine Entschädigung zukommen zu lassen. Die Mehrheit der als Folge des Zweiten Weltkrieges aufgrund ihrer deutschen Volkszugehörigkeit zur Zwangsarbeit herangezogenen Betroffenen lebt nicht mehr. Nur wenige befinden sich in einem fortgeschrittenen Alter noch unter uns und sollen schnellstens in den Genuss dieser Entschädigung kommen. Unser Verband ruft die zuständigen Stellen dazu auf, die Anträge von Betroffenen zügig zu bearbeiten und eine Auszahlung rasch zu bewilligen.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben stellt fest, dass mittels mehrerer Restitutionsgesetze seit der politischen Wende in Rumänien versucht worden ist, Unrecht aufzuheben. Wir fordern eine einheitliche Anwendung geltenden Rechts im Sinne der Zielsetzung und des Inhalts der Restitutionsgesetze, damit die betroffenen Antragsteller in den Genuss ihrer Rechte kommen. Den mit der rumänischen Regierung und den Leitern der zuständigen Behörden darüber in Gang gesetzten Dialog wollen wir fortsetzen.

Unser Verband verurteilt die Bemühungen der neuen rumänischen Regierung, mittels Dringlichkeitsverordnungen, am Parlament vorbei und Grundsätze des Rechtsstaates verletzend, Strafen für Korruption und Amtsmissbrauch zu begrenzen, um Straftätern den Weg in höchste Staatsämter zu ebnen. Gerade weil in den letzten Jahren im Bereich der Korruptionsbekämpfung Erfolge erzielt worden sind, muss diesen Versuchen entschieden entgegengetreten werden.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben stellt mit Genugtuung fest, dass die Bundesrepublik Deutschland die Deutschen und deren Institutionen im Banat materiell und ideell unterstützt. Sie setzt damit ein klares Zeichen der Solidarität nach innen und nach außen. Die deutsche Minderheit im Banat in Rumänien und die aus dem Banat stammenden Deutschen in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und in der ganzen Welt bilden eine natürliche Brücke zwischen den jeweiligen Staaten, in denen sie leben, und zum Banat in Rumänien. Mit dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat sowie mit allen anderen Institutionen mit ähnlicher Zielsetzung soll die Zusammenarbeit vertieft und erweitert werden. Im Mittelpunkt soll dabei das Bemühen um die Pflege und die Vermittlung des kulturellen Erbes der Banater Schwaben stehen. Hierzu sollen die Beziehungen zu den deutschen Medien und den Kulturinstitutionen im Banat ausgebaut werden. In der guten Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, den diplomatischen Vertretungen in Temeswar und Rumänien sowie mit den kommunalen Vertretern unserer Heimatgemeinden sehen wir eine Möglichkeit die Brücke zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien zu stärken.

Die Berufung Temeswars zur Europäischen Kulturhauptstadt 2021 ist ein Ereignis mit großer Tragweite. Sowohl die Stadt Temeswar als auch das Banat werden im Mittelpunkt der europäischen Öffentlichkeit stehen. Die Landsmannschaft ist mit allen Verbandsgliederungen dazu aufgerufen, zeitgemäße Bezüge unserer Gemeinschaft zum Banat herzustellen, um im Rahmen dieses Ereignisses adäquate Beiträge zu liefern. Die Entwicklung Temeswars ist in großem Maße auch durch das Wirken unserer Vorfahren geprägt.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben begrüßt, dass in vielen Gemeinden im Banat eine Rückbesinnung auf die Geschichte der Deutschen im Ort stattfindet. Diese äußert sich in der Errichtung von Heimatstuben, dem Anbringen von Gedenktafeln zur Erinnerung an Persönlichkeiten aus den Reihen der Banater Schwaben im öffentlichen Raum, der Veröffentlichung von lokalhistorischen Arbeiten, der Rückbesinnung auf das deutsche Brauchtum. Sie ruft die Gliederungen, vor allem die Heimatortsgemeinschaften, dazu auf, konstruktiv bei der Wahrung des kulturellen Erbes der Deutschen im jeweiligen Heimatort mitzuarbeiten. Bereits bestehende Einrichtungen in Guttenbrunn (Adam Müller-Guttenbrunn Museum), Hatzfeld (Stefan Jäger-Museum), Lenauheim (Museum Nikolaus Lenau und Trachtenpuppenmuseum) und Temeswar (Adam Müller-Guttenbrunn Haus) sollen als wichtige Standorte im Banat gewürdigt werden, die über unsere Geschichte und Kultur Auskunft erteilen. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben würdigt die großen Bemühungen der römisch-katholischen Diözese Temeswar zur Schaffung eines Museums und einer Begegnungsstätte im ehemaligen Kloster in Maria Radna. Mit der grundlegenden Renovierung der Basilika in Maria Radna ist es der Diözese Temeswar gelungen, der zentralen Pilgerstätte der Katholiken im Banat neuen Glanz zu verleihen. Die Heimatortsgemeinschaften bleiben aufgerufen, Maria Radna als Wallfahrtsort ihrer Vorfahren im Bewusstsein der Gemeinschaft zu bewahren, um ihren Glauben zu stärken und sich der eigenen Wurzeln vergewissern zu können. Die Deutsche Wallfahrt 2017 findet wieder am 2. August statt.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben begrüßt die Arbeit der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin, die an das Unrecht von Flucht und Vertreibung erinnern soll. Sie fordert eine angemessene Berücksichtigung unserer Gemeinschaft in der Dauerausstellung und den Begleitprogrammen der Stiftung. Sie ruft die Angehörigen unseres Verbandes dazu auf, entsprechende Exponate wie Dokumente, Ton- und Bildträger zur Verfügung zu stellen.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben befürwortet die Arbeit des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm, des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen in Südosteuropa in München, des Hauses der Heimat in Stuttgart sowie des Hauses des Deutschen Ostens in München. Sie fordert alle Verbandsgliederungen auf, dieses Wirken zu unterstützen, damit Geschichte und Kultur der Banater Schwaben Thema wissenschaftlicher Forschung und Lehre sowie musealer Vermittlung bleiben. Der Bundesrepublik Deutschland, dem Patenland Baden-Württemberg und der Patenstadt Ulm sowie dem Freistaat Bayern dankt sie für die materielle Förderung dieser Arbeit, die auch als Ausdruck besonderer Empathie und Wertschätzung betrachtet wird. Der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien über die Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm, der djo-Deutsche Jugend in Europa und dem Haus des Deutschen Ostens in München wird für die Förderung unserer Kultur- und Jugendarbeit ebenfalls herzlich gedankt.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben dankt allen Mitgliedern weltweit, allen Mitarbeitern der landsmannschaftlichen Verbände, den Orts- und Kreisvorständen, den Landesvorständen, den Vorständen der Heimatortsgemeinschaften, den Vorständen der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen, des Hilfswerks der Banater Schwaben, für ihren Beitrag zur Wahrung der Gemeinschaft, zur Pflege und Vermittlung unseres Brauchtums, zur Vermittlung unserer Kultur, für ihren sozialen und karitativen Einsatz entlang von mittlerweile fast siebzig Jahren.

Sie ruft alle Gliederungen zur Stärkung ihrer organisatorischen Basis auf, zur Beachtung aller Regularien wie die Abhaltung von Wahlen, das Protokollieren von Sitzungen, um die Jugend und junge Erwachsene gezielt an die landsmannschaftliche Arbeit heranzuführen und verantwortungsvoll in die Vorstandsarbeit einzubinden. Nur so kann Kontinuität gewahrt werden. Die thematische Ausrichtung der Arbeit soll durch die Berufung von Fachreferenten in den Vorständen ausgeweitet und vertieft werden. Wir sind eine Gemeinschaft, deren Wurzeln im Banat liegen, die jedoch weit darüber hinaus gewachsen ist und sich weiterentwickelt.

Ulm, 4. Februar 2017