Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Banater Schwaben in Berlin feiern 60. Jubiläum

Teilnehmer der 60-Jahr-Feier am 2. Dezember 2016 in Berlin (Zweite von links: Landesvorsitzende Simona Wersching). Foto: Richard Fasching

Am 2. Dezember 2016 haben die Banater Schwaben in Berlin ihr 60-jähriges Jubiläum gefeiert. In einem Vortrag mit Bildern aus sechs Jahrzehnten berichtete der Autor dieser Zeilen über das, was er über die Geschichte herausfand. Mitglieder, die schon sehr lange dabei sind, zum Beispiel Hedwig Merle oder Richard Fasching, ergänzten den Vortrag mit ihrem Wissen.

Genau das war mit der Jubiläumsveranstaltung beabsichtigt: Wissenslücken durch Zeitzeugenberichte zu schließen. Auf ihr Wissen sind wir angewiesen, weil wir – vor allem aus den Anfangsjahren – keinerlei Unterlagen haben. Nur durch die Befragung von Wissensträgern konnten wir zum Beispiel klären, von wann bis wann unsere ersten drei Vorsitzenden – Dr. Franz Kleitsch, Josef Gimpel und Hans Steiner – amtierten. Dies zu wissen, ist sicher nicht weltbewegend. Aber es gehört zur Geschichte unseres Berliner Verbandes.

Genauso wie die Frage, wann er eigentlich gegründet wurde. Auch darüber haben wir leider keine eigenen Unterlagen. Der Berliner Landesverband der Vertriebenen (BLV) konnte uns aber weiterhelfen. In seinem Archiv fand er eine Ausgabe der Zeitung „Der Vertriebene“ vom 15. März 1956. Sie berichtet, dass die Landsmannschaft der Banater Schwaben am 29. Februar 1956 als Mitglied in den BLV aufgenommen wurde. Diesen Zeitungsbericht betrachten wir als unsere „Geburtsurkunde“.

Sicher wurde unser Verband schon früher gegründet, wahrscheinlich irgendwann zwischen dem 23. April 1955 und besagtem 29. Februar 1956. Am 23. April 1955 fand die letzte Kulturveranstaltung der „Vereinigung der Deutschen aus Rumänien“ statt. Auch darüber berichtet „Der Vertriebene“. Ursprünglich waren in Berlin alle Rumäniendeutschen in der „Vereinigung“ zusammengeschlossen. Sie war 1951 gegründet und 1956 aufgelöst worden. Aus ihr sind die drei Landsmannschaften der Banater Schwaben, der Siebenbürger Sachsen und der Buchenlanddeutschen hervorgegangen.

Im Laufe der Zeit erhielt unser Berliner Verband immer mehr Kompetenzen. War er zu Mauerzeiten nur für West-Berlin zuständig, erhielt er nach der deutschen Wiedervereinigung die Zuständigkeit erst für Gesamt-Berlin, dann für Berlin und Brandenburg, schließlich für Berlin und alle neuen Bundesländer.
Vom Berliner Verband gingen wichtige Forschungsvorhaben aus, zum Beispiel über die Auswanderung der Banater Schwaben nach Uruguay, über den französischen Aspekt unserer Geschichte, vor allem aber über den Freikauf der Rumäniendeutschen in der Zeit des Kommunismus.

Unerforschte Kapitel unserer Geschichte

So manches spannende Kapitel ist aber bis heute unerforscht geblieben. Ich denke zum Beispiel an Anwerbeversuche oder die Erpressung durch die rumänische Securitate oder die Stasi der DDR. Wegen der geografischen Lage West-Berlins mitten in der DDR waren Funktionsträger unseres Verbandes, aber auch „einfache Mitglieder“ solchen Versuchen sehr viel stärker ausgesetzt als im übrigen Bundesgebiet. Ich denke aber auch an gelungene oder gescheiterte Fluchtversuche, Haft aus politischen Gründen, sei es in Rumänien, sei es in der DDR, Schmiergeldzahlungen für die Ausreise an Leute wie den „Gärtner“ in Temeswar.

Das alles hat es gegeben. Es gehört untrennbar zu unserer Geschichte. Aber kaum jemand unter unseren Landsleuten und Wissensträgern ist bereit, über solche Erfahrungen zu sprechen, schon gar nicht, wenn darüber etwas publiziert werden soll. Das ist sehr bedauerlich.

Nichtsdestotrotz wollen wir Banater Schwaben in Berlin an solchen Themen „dran“ bleiben – auch wenn die „Mauer des Schweigens“ gegenwärtig noch höher und undurchlässiger erscheint als die frühere Berliner Mauer. Irgendwann fällt jede Mauer.