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Bunter Nachmittag mit Theater, Musik und Tanz in Spaichingen

Einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung des „Schwowische Nomittachs“, für dessen künstlerische Leitung Brigitte Polling verantwortlich zeichnete, leisteten die Kinder und Jugendlichen, die ein vielfältiges Programm auf die Bühne brachten. Fotos: KV Tuttlingen

Einen unterhaltsamen und interessanten Nachmittag erlebten die Banater Schwaben aus der Region Tuttlingen-Rottweil-Schwarzwald-Baar Mitte November in der Spaichinger Stadthalle. Der Einladung des Kreisverbandes zum zweiten „Schwowische Nomittach“ (der erste hatte 2014 stattgefunden) sind viele Landsleute gefolgt, denn auch diesmal stand ein abwechslungsreiches Programm mit Theater, Musik und Tanz im Angebot. Sämtliche Gliederungen des Kreisverbandes hatten im Vorfeld ihre Teilnahme zugesagt, was ebenfalls auf ein spannendes Programm schließen ließ. Die Veranstalter freuten sich über die vielen Gäste und Ehrengäste, darunter der Bürgermeister der Stadt Spaichingen, Hans Georg Schuhmacher, sowie Harald Schlapansky, DBJT-Vorsitzender und Mitglied des Bundesvorstands der Landsmannschaft der Banater Schwaben.

Es war die große Zeit der Wiener Operette um Franz Lehár und Emmerich Kálmán, die Emmerich Bartzer dazu inspirierte, das Bühnenstück „Grüßt mein Banat“ auf ein Libretto von Annie Schmidt-Endres musikalisch in Szene zu setzten. Mit dem Begrüßungschor „Festlichen Ganges zogen unsre Scharen her zu dir“ sorgte der Darowaer Kirchenchor für festliche Stimmung im Saal. Es folgten weitere Lieder aus der Feder von Banater Komponisten, wie „Die wahre Lieb“ (Franz Stürmer) und „Hem geh ich net“ (Emmerich Bartzer).

Mit der lustigen Szenette „Die Tratschweiwer“ lieferten fünf Mitglieder der Jugendtanzgruppe (Larissa Bender, Madlin Blum, Sandra Mahalek,  Anja Schöps und Melissa Schmidt) einen Nachweis ihres darstellerischen Könnens – in banatschwäbischer Mundart. Danach boten die Darowaer Dorfschwaben mehrere Hörgenüsse, unter anderem den „Siebensprung“, auch als „Sieben Sakramente“ bekannt, eine Folge von Ländler und Polkas, die traditionell zu später Stunde auf Darowaer Hochzeiten gespielt und getanzt wurde. Damit trafen die in verstärkter Besetzung und sehr einfühlsam musizierenden Dorfschwaben um Franz Müller voll den Nerv des Publikums, bei vielen der älteren Gäste standen Tränen der Rührung in den Augen. Auch bei Johann Pollings Vortrag „Manchmol treem ich vun drhem“ konnten sich viele Besucher an schöne Kindheitsjahre im Banat erinnern.

Einen weiteren Höhepunkt des ersten Programmteils lieferte der Sketch „Der rote Bikini“, der sehr
authentisch von Elfriede Wollmann, Julia Polling, Heinz Franzen und Johann Polling aufgeführt wurde. Die hervorragend gespielte Situationskomik entlockte den Zuschauern Begeisterung und stürmischen Applaus. Gediegene, aber auch rhythmisch und choreographisch anspruchsvolle Tänze zeigten anschließend die Kinder und Jugendlichen in ihrer Dirndl-Tracht. Sie präsentierten die „Aha-Polka“, den Walzer „Gruß aus der Heimat“ sowie die Polka „Veilchenblaue Augen“. Mit dem von sämtlichen Gruppen gemeinsam  getanzten „Dra di um“ wurde das Publikum in die Pause verabschiedet.

Im zweiten Teil des Kulturprogramms betrat das bestens gelaunte „Original Banater Echo“ unter der Leitung von Manfred Ehmann die Bühne. Mit seinen zwanzig jungen und junggebliebenen Musikanten hat der charismatische Kapellmeister in den letzten zwölf Jahren schon viele konzertante Aufführungen bestritten. Schon mit den ersten Takten bringt er Spannung in den Saal und sichert der Kapelle die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Dies auch dann, wenn die Kapelle die musikalische Begleitung der Kinder- und Jugendtanzgruppe übernimmt, wie zum Beispiel bei den von ihm komponierten Stücken „Gruß an das Banat“ oder „Heimatstern“.

Auch in der zweiten Hälfte des Programms gab es viel zu lachen. In dem lustigen Dialog „Aller Anfang ist schwer“ möchte der Lehrer (Timo Nagel) einen Sprechstundentermin mit den Eltern einer Schülerin vereinbaren, bekommt aber nur deren kleine Schwester (Evelyn Reisbeck) ans Telefon. Dieser Versuch ist aber – trotz vieler Hilfestellungen des Lehrers - zum Scheitern verurteilt. Die witzige und gekonnte Darstellung der Kinder kam sehr gut beim Publikum an. Ein ähnliches Flair zauberten die Darsteller Gerlinde Aicher, Brigitte Polling und Horst Neidenbach in dem Sketch „Krawatte kaufen“ auf die Bühne. Ein Krawattenkauf erweist sich deshalb als schwierig, weil man auch noch den Geschmack der Ehefrau treffen muss. Ein schier unmögliches Unterfangen, das sehr anschaulich inszeniert wurde und viel Gelächter hervorrief.

Und wer kennt ihn nicht, den Witz von den „Billeder Weiwer“, die nach Temeswar zum „Fratschle“ gefahren sind? Im Dialog mit dem Schaffner (Franz Rothas) liefern die „Fratschlerinnen“ (Rita Mahalek,
Elfriede Wollmann, Gerlinde Aicher und Maria Bernhardt) eine Kostprobe ihrer Rumänischkenntnisse – eine Anspielung auf die Tatsache, dass viele Banater Schwaben der rumänischen Sprache nicht mächtig waren. Jedenfalls ließen die Billeder Weiwer sich nicht über die Sprache „verkaufen“ und ernteten für ihre humorvolle Darbietung riesigen Applaus.  

Ein schwäbischer Nachmittag – in der Hauptsache von Jugendlichen gestaltet – wäre kein schwäbischer Nachmittag, wenn nicht auch moderne Tänze und Klänge vorgeführt bzw. zu Gehör gebracht worden wären. Die Jugendlichen haben gezeigt, dass sie nicht nur beide Genres – Volkstanz und moderner Tanz – gut beherrschen, sondern diese auch sehr authentisch vermitteln können. Dies gelang auch dem Duo Tobias & Patrick (Keyboard, Gitarre und Akkordeon) durch einen perfekt abgestimmten Gesang und flotte Rhythmen.

Zum Abschluss der Veranstaltung, die witzig und gekonnt in banatschwäbischem Dialekt von den Jugendlichen Jasmin Kirchgässner und Julia Polling moderiert wurde, sang die Kindertanzgruppe das Lied „Leben ist mehr“ von Rolf Zuckowski und gab den Besuchern eine lebensbejahende Botschaft mit auf den Nachhauseweg.

Die künstlerische Leitung dieser Veranstaltung lag in den Händen von Brigitte Polling. Sie hat viel Zeit in die Planung und Vorbereitung bzw. das Einstudieren der Tänze und Sketche investiert. Dafür bedankten sich Vorstand und Publikum sehr herzlich. Ein besonderer Dank galt auch den Gruppenleitern Käthe und Hansi Winze, Erich Meixner, Franz Müller, Manfred Ehmann sowie Brigitte Polling und Christine Wollanka. Durch ihren Einsatz tragen sie in hohem Maße zum Zusammenhalt unserer Gemeinschaft bei.